Weltweit haben Zentralbanken in den letzten Jahren Konzepte für digitale Zentralbankwährungen (englisch: Central Bank Digital Currencies, kurz CBDCs) vorgestellt. Diese von Zentralbanken herausgegebenen digitalen Währungen könnten praktische Vorteile bieten, zum Beispiel in Form einer schnelleren und günstigeren Abwicklung von Transaktionen oder einem effizienteren Zahlungsverkehr. Gleichzeitig aber bergen sie erhebliche Risiken für die individuelle Freiheit.

Social Scoring und Kontosperren – Digitale Zentralbankwährungen können die Grundfeste der Demokratie erschüttern

Im Wesentlichen liegen die Risiken der CDBCs in jederzeit durchsetzbaren Restriktionen der Nutzung, die sich gegen einzelne Anwender oder Gruppen von Anwendern richten. Eine Abwehrmöglichkeit gegen derartige Eingriffe gibt es nicht. Es gibt zahlreiche naheliegende Beispiele für mögliche Einschränkungen.

Eines davon ist die Implementierung von „Social Scoring Modellen“. Digitale Zentralbankwährungen ermöglichen eine ständige automatisierte Überwachung des finanziellen Status, der Einnahmen samt ihrem Ursprung sowie des Ausgabeverhaltens eines Bürgers oder eines Unternehmens. Darunter fallen sämtliche Transaktionen, sodass sowohl der Ort als auch die Art jeglichen Konsums erfasst und bewertet werden können.

Aus den aggregierten Daten können - basierend auf dem jeweils verordneten Zielsystem - „Bewertungen sozialen Wohlverhaltens“ (social scores) abgeleitet werden, die mit anderen Daten kombiniert werden können. Ein solches System ermöglicht es, Bürger nach ihrem wirtschaftlichen Verhalten, ihrer Kreditwürdigkeit oder anderen Kriterien zu bewerten, und den Zugang zu bestimmten Gütern und Dienstleistungen beliebig zu beschränken oder ganz zu verhindern.
 
Ein einfaches Beispiel für einen solchen Eingriff ist die Einschränkung der Möglichkeiten, bestimmte Güter zu kaufen. So ist es beispielsweise ein Leichtes, den Umfang des Kaufes von Flugtickets, Fleisch oder Benzin festzulegen. Abgesehen von der Einschränkung der Freiheit ergäben sich aus einer solchen Vorgehensweise einschneidende Folgen für den freien Markt und den Einfluss der echten Nachfrage auf die Preisbildung. Eine Ausbildung paralleler Marktstrukturen zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage wäre die erwartbare Folge.

Der finale Schritt in einem digitalen Zahlungssystem ist die von einer zentralen Entität kontrollierte und angewiesene Kontensperrung. Schon jetzt werden Konten aus verschiedenen Gründen gesperrt, allerdings gibt es auf Grund der Vielzahl globaler Zahlungsdienstleister meist Alternativen. Im Fall digitaler Zentralbankwährungen würde eine Sperrung umfassend erfolgen, da sie direkt auf das Zahlungssystem und nicht auf einzelne Konten einwirkt.

Bitcoin als Gegenentwurf

Bitcoin, der hier als Synonym für freie dezentrale Kryptowährungen genutzt wird, wurde unter anderem als Reaktion auf das zentralisierte Finanzsystem entwickelt und stellt in vielerlei Hinsicht einen Gegenentwurf zu den oben beschriebenen Risiken dar. Die wesentlichen Punkte sind die Dezentralität, die Transparenz, die Unveränderlichkeit sowie die Zensurresistenz.

Dezentralität: Bitcoin basiert auf einer dezentralen Struktur, was bedeutet, dass keine Einzelperson oder Institution die Kontrolle über das Netzwerk hat. Dies schützt es vor Manipulationen durch zentrale Akteure.

Transparenz und Pseudonymität: Jede Bitcoin-Transaktion wird in der Blockchain aufgezeichnet und ist öffentlich einsehbar. Gleichzeitig sind die Identitäten der Nutzer pseudonym. Dies schafft ein Gleichgewicht zwischen Transparenz und Datenschutz.

Unveränderlichkeit: Einmal in die Blockchain eingetragene Transaktionen können nicht mehr geändert oder gelöscht werden. Dies gibt den Nutzern Sicherheit und Vertrauen in das System.

Resistenz gegenüber Zensur: Bitcoin-Transaktionen können nicht einfach gestoppt oder zurückgezogen werden. Dies schützt die Nutzer vor willkürlichen Eingriffen und macht das System robust gegenüber Eingriffen von außen.

Während digitale Zentralbankwährungen das Potenzial haben, das Finanzsystem effizienter zu gestalten, bringen sie auch signifikante Überwachungs- und Kontrollrisiken mit sich. Bitcoin und andere freie Kryptowährungen bieten hingegen ein Modell, das den potenziellen Gefahren von CBDCs entgegensteht. Dies erklärt den harten Kampf vieler Regulier gegen die Anbieter an der Schnittstelle zwischen fiat- und Kryptowährungen, denn hier verlässt das „normale Geld“ das konventionelle System.

Die Entwicklung der CBDCs wird weiter voranschreiten. Es bleibt abzuwarten, welche Rolle Bitcoin und andere freie Kryptowährungen in einem von CBDCs dominierten Finanzsystem spielen können.

Bitcoin, oder besser gesagt das dahinterstehende Konzept freier, dezentraler Kryptowährungen präsentieren sich als durchdachtes Kontrastprogramm zu CBDCs. Sie wurden durch die intelligente Kombination verschiedener Elemente der Informatik entwickelt, ein Prozess der mehr als zwanzig Jahre dauerte und in vielen einzelnen Schritte ablief.

Der Blick auf die Historie der Entstehung des Bitcoins ist für das Verständnis ebenso wichtig wie das Verständnis der Grundzüge der zugrundeliegenden Technologie. Der Bitcoin ist nicht über Nacht in einem düsteren Keller entstanden, sondern basiert auf etablierten und nachvollziehbaren Komponenten, die über Jahrzehnte entwickelt wurden:

Der US-amerikanische Informatiker David Chaum legte 1989 mit „eCash“ den Grundstein für digitale Währungen. Sein Konzept verdeutlichte, dass ein freies, digitales Zahlungssystem dezentral konzipiert sein muss. Etwa zehn Jahre später führte der chinesische Hardware-Entwickler Wei Dai diese Ideen weiter mit „b-Money“, das Konzepte wie den Nachweis der von Computern geleisteten Arbeit (proof-of-work) und das dezentral in einem Netzwerk verteilte Register vorstellte.

Der Informatiker Nicholas Szabo entwickelte 1998 das „bit gold“-Protokoll, das bereits die wesentlichen Elemente des Bitcoin enthielt, allerdings das "double spend"-Problem nicht lösen konnte. Dabei geht es darum, zu verhindern, dass Bitcoin von einem Nutzer mehrfach ausgegeben werden können. Dieses Problem ist ohne zentrale Kontrollinstanz nicht einfach zu lösen.

Dieser entscheidende Fortschritt gelang einem lediglich unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ bekannten Entwickler im Jahr 2009. Der Bitcoin ist daher nicht urplötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Vielmehr stellt er eine Weiterentwicklung dar, die zahlreiche bereits bestehende Elemente um eine Verbesserung ergänzte, nach der viele Entwickler lange Zeit vergeblich gesucht hatten.

Obgleich er nicht ohne Makel ist, vereint er die Vorzüge von CBDCs, mit Ausnahme der Anerkennung durch die Mehrheit der Staaten, und umgeht gleichzeitig die mit CBDCs verbundenen Risiken für die individuelle Freiheit.

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