Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2223 (06:01 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2212 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,62. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133,98. EUR-CHF oszilliert bei 1,0965.

Gestern kam es mit 15.685,40 Punkten zu einem neuen DAX-Rekordstand im Kontext einer positiven Grundstimmung an den internationalen Aktienmärkten. Im Tagesverlauf konnten die Gewinne nicht gehalten werden.

Auf dem aktuellen Niveau fällt auf, dass es immer wieder eine Bereitschaft gibt, zügig Gewinne auf dem erhöhten Niveau abzusichern. Entsprechend baut sich keine Euphorie am Aktienmarkt auf, die mittel- und langfristig bezüglich des Aufwärtstrends schädlich wäre.

Hintergrund der aktuell freundlichen Verfassung des Aktienmarkts sind weitgehend positive Wirtschaftsdaten und Wirtschaftsprognosen. Es ist aber auch die abnehmende Corona-Dynamik in Europa (RKI Krisen-Herabstufung). Auch von geopolitischer Seite ist zartes Entspannungspotenzial in dem Verhältnis USA/China (Beginn Wirtschaftsdiplomatie) als auch USA/Russland (Gipfel in Genf) erkennbar.

Am Devisenmarkt tut sich wenig. Der USD mäandert auf den etablierten Niveaus ohne starkes Momentum. Der gestrige Anstieg der Edelmetalle gegenüber dem USD wurde im Tagesverlauf weitgehend (wie so häufig) konterkariert.

An der Zinsfront tut sich weiter wenig. Sowohl Vertreter der EZB als auch der Fed haben in der jüngeren Vergangenheit laut und unmissverständlich ihre Positionen klar gemacht. Nicht nur der Geldmarkt ist Ausdruck politischer Preise, nein auch der Kapitalmarkt hat nur bedingte Freiheiten in der Preisbestimmung.

Wirtschaftsdiplomatie: Virtuelles Treffen Yellen mit Liu He

US-Finanzministerin Yellen und der chinesische Vize-Ministerpräsident Liu He haben sich zur Verbesserung der angespannten Beziehung zwischen den beiden Staaten erstmals zu einem virtuellen Gespräch getroffen.

Damit tritt das Thema Wirtschaftsdiplomatie in den Vordergrund. Das begrüße ich ausdrücklich, denn das eröffnet Spielräume für Deeskalation zugunsten der gesamten Weltwirtschaft.

Laut US-Finanzministerium erörterte Ministerin Yellen mit Liu He die Pläne der US-Regierung zur Unterstützung einer anhaltend starken wirtschaftlichen Erholung und die Bedeutung der Zusammenarbeit in Bereichen, die im Interesse der USA liegen.

In der Tat hatten die bisherigen konsumtiven US-Wirtschaftsprogramme eine global belebende Wirkung im Rahmen eines Nachfragesogs, was auch an den mittlerweile historisch hohen US-Handelsbilanzdefiziten ablesbar ist. Das wird sich bei dem geplanten US-Investitionsprogramm auch nicht ändern, sondern eher verstärken. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, dass die US-Regierung das Gespräch mit einem der größten US-Gläubiger sucht. Ja, das liegt im Interesse der USA.

Laut Xinhua hätten sich beide Seiten vor dem Hintergrund der Bedeutung der Wirtschaftsbeziehung bereit gezeigt, die Kommunikation aufrechtzuerhalten.

Das ist gut, der Anfang ist gemacht, Fortsetzungen und Annäherungen müssen folgen.

Yellen und Liu hätten laut Xinhua über die makroökonomische Situation sowie die bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit gesprochen.

Die beiden größten Wirtschaftsnationen tragen gemeinsam ein hohes Maß an Verantwortung in dieser komplexen Welt nicht nur für sich selbst. Unter Umständen ist beiden Seiten mittlerweile bewusst, dass Frieden ernährt und Unfrieden verzehrt.

Fed-Vize: Inflation nur temporär

Fed-Vize Randal Quarles stuft den Inflationsanstieg in den USA als vorübergehend ein. Er sagte in einem Interview mit Politico, dass eine hohe Inflationszahl in einem einzelnen Monat nicht notwendig zu einer anhaltend hohen Teuerung führe.

In der Tat ist das richtig. Die temporäre Quantität losgelöst von der dahinter liegenden Qualität als ultimative Messgröße zu nutzen, verbietet sich förmlich. Hier bietet sich eine Analogie zum Thema Wetter und Klima an. Das Wetter (kalter verregneter Mai = aktuelle Quantität) hat keine bedeutende Relevanz für die Klimaprognose.

Quarles betonte, dass die Inflation nach ähnlichen Anstiegen im Anschluss an den Wirtschaftseinbruch 2007 bis 2009 eine Dekade lang unter dem Ziel der Notenbank von zwei Prozent geblieben sei.

Diese anekdotische Evidenz lässt sich nicht wegdiskutieren. Dieser Erfahrungshorizont der westlichen Zentralbanken ist für das aktuelle Verhalten dominierend.

Mit Blick auf die Corona-Krise sagte Quarles, nach so einem Ereignis sei mit Inflationsdruck zu rechnen. Und man würde erwarten, dass das vorübergehend sei. Dabei hebt er auf das Thema Basiseffekte ab, ohne es explizit zu nennen.

Fazit: Es wird seitens der westlichen Zentralbanken zu keinen hektischen Verschärfungen in der Zins- und Geldpolitik kommen.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Überwiegend positive Datensätze

Laut finaler Berechnung stellte sich der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe per Mai auf 63,1 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert 62,8). Die Arbeitslosenrate der Eurozone sank per April von zuvor 8,1 % auf 8,0 % (Prognose 8,1 %). Das war die niedrigste Quote seit Juli 2020.

Die Verbraucherpreise nahmen per Mai gemäß Erstschätzung im Jahresvergleich um 2,0 % (Prognose 1,9 %) nach zuvor 1,6 % zu. Die Kernrate stellte sich auf 0,9 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor 0,7 %.

Italiens BIP legte per erstem Quartal unerwartet um 0,1 % im Quartalsvergleich zu (Prognose -0,4 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,8 % (Prognose -1,4 %) nach zuvor -1,4 %.

Die saisonal bereinigte Arbeitslosenquote Deutschlands lag per Berichtsmonat Mai erwartungsgemäß unverändert bei 6,0 %. Die Zahl der Arbeitslosen nahm um 15.000 ab (Prognose -9.000).

Die Einzelhandelsumsätze Deutschlands verzeichneten per April einen Rückgang um 5,5 % (Prognose -2,0 %) als Reaktion auf den vorherigen Anstieg um 7,7 %. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 4,4 % (Prognose 10,1 %) nach zuvor 11,0 %.

USA: Überwiegend positive Datensätze

Laut finaler Berechnung stellte sich der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe per Mai auf 62,1 Punkte (vorläufiger Wert 61,5). Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte per Mai von zuvor 60,7 auf 61,2 Zähler zu (Prognose 60,9). Die Bauausgaben stiegen per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 0,2 % (Prognose 0,5 %) nach zuvor 1,0 % (revidiert von 0,2 %). Damit fiel das Ergebnis in der Zweimonatsperiode um 0,5 % besser als erwartet aus. Der Dallas Fed Manufacturing Business Index sank per Mai von zuvor 37,3 auf 34,9 Punkte (dennoch historisch hohes Niveau).

Australien: BIP setzt positiven Akzent

Das BIP stieg per erstem Quartal 2021 im Quartalsvergleich um 1,8 % (Prognose 1,6 %) nach zuvor 3,1 %. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 1,1 % (Prognose 0,7 %) nach zuvor -1,0 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.1690 - 1.1720 neutralisiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!

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