Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1975 (06:02 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1951 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,89. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130,40. EUR-CHF oszilliert bei 1,1061.

In den letzten 24 Handelsstunden dominierte weitgehend Stabilität an den Finanzmärkten. Die Ausschläge an den Aktienmärkten sind derzeit sehr überschaubar. Der Start der Berichtssaison der Unternehmen war sehr positiv. Goldman und JP Morgan legten Spitzenzahlen vor.

Am Devisenmarkt steht der USD gegenüber Hauptwährungen weiter unter leichtem Druck. An den Edelmetallmärkten tut sich dagegen wenig. Das ist hinsichtlich der leichten USD-Schwäche, aber auch der Bewertung von Krypto-Anlagen (Bitcoin gestern mit neuem Kursrekord) bemerkenswert.

An der politischen Front gibt es Neuigkeiten. Die USA und die NATO (auch Deutschland) werden sich in den kommenden Monaten nach 20 Jahren aus Afghanistan zurückziehen. US-Präsident Biden sagte gestern, dass es der längste Krieg war, den die USA je geführt hätten.

Was wurde erreicht? In welchem Zustand befindet sich Afghanistan jetzt? Hat die Koalition, die dort vor Ort aktiv war, ihre Ziele erreicht oder ist diese Koalition bezüglich der anfangs ausgegebenen Ziele umfänglich gescheitert? Wer hat die Terrorgruppe Al Qaida eigentlich groß gemacht? Wer hat sie dann bekriegt? Und wer hat in Syrien dann mit Zweigen dieser Organisation als angebliche Freiheitskämpfer kooperiert?

Die britische Regierung fordert mehr Zeit für Lösungen im Nordirland-Streit mit der EU. Was bekommt London seit dem Brexit Votum 2016 im Verhältnis zur EU hin? Verzögerungen - mehr nicht! Ist das amateurhaft?

"Beige Book" - Powell mit grundsätzlichem Fed-Fahrplan

In den USA hat sich gemäß der Berichte der regionalen Fed-Ableger, die im "Beige Book" zusammengefasst werden, die Geschäftsaktivität im Berichtszeitraum Ende Februar bis Anfang April moderat beschleunigt. Katalysator der Erholung seien die Fortschritte bei den Impfungen und die fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen. Verbraucher hätten mehr für Reisen und Güter ausgegeben. Der Beschäftigungszuwachs habe im Berichtszeitraum von Ende Februar bis Anfang April zugenommen. Die Verbraucherpreise hätten ihre Aufwärtstendenz fortgesetzt. Insgesamt blickten die Unternehmensvertreter optimistischer in die Zukunft.

Dieser Begutachtung stimme ich hinsichtlich der quantitativen Resultate voll zu.

Die Fed bleibt bei ihrer lockeren geldpolitischen Linie, wie die Protokolle der letzten Zinssitzung zeigten. Aus Sicht der US-Notenbank sei die Unterstützung der Wirtschaft weiter nötig, bis sich die Erholung stärker verankerte. Der Umfang der monatlichen Wertpapierkäufe in Höhe von 120 Mrd. USD würde beibehalten, bis substanzielle Fortschritte bezüglich der Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht würden.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass Erfolge bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie die US-Wirtschaft öffnen (Kausalität). Das massive staatliche Subventionsprogramm kann im Zuge dieser Öffnung Traktion in der Ökonomie entfalten (Funktionalität). Der Fed ist dabei bewusst, dass selbsttragende Kräfte der US-Ökonomie unausgeprägt sind. Ergo ist weitere Subvention seitens Staat und Zentralbank erforderlich.

Powell mit Gedanken zum Ausstieg aus Extremmaßnahmen

Gestern meldete sich der Chef der US-Notenbank im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung des Economic Club of Washington zu Wort. Powell machte klar, dass ein zukünftiger Ausstieg der Fed aus den Extremmaßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Reduktion der Anleiheankäufe lange vor den Zinserhöhungen begonnen würde.

Damit lieferte der Chef der US-Notenbank Transparenz, die vom Finanzmarkt seit der Greenspan-Ära hinsichtlich des Vollkasko-Ansatzes der westlichen Zentralbankpolitik erwartet wird und verankert ist.

Eine Anhebung des Leitzinses im laufenden Jahr sei sehr unwahrscheinlich. Letztlich käme es darauf an, wann die Fed die angestrebten Ziele erreichte. Im Mittel erwarten die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Federal Reserve, dass die Fed Funds Rate (Leitzins) bis Ende 2023 in der Spanne von 0,00 %-0,25 % gehalten würde.

Powell wich mit dieser Äußerung marginal von bisherigen Statements ab. Ein Hauch weniger "Taube", ein Hauch mehr "Falke" scheint den Worten innezuwohnen.

Aber halt, wo stünde die US-Wirtschaft ohne die Wirkung des öffentlichen Defizits (Federal Budget) per März in Höhe von 660 Mrd. USD? Das entsprach in einem Monat einer Größenordnung von circa drei Prozent der US-Wirtschaftsleistung! Wo stünde die US-Wirtschaft bei einem höheren Zinsniveau hinsichtlich der massiven Verschuldung von Staat, Verbrauchern und Unternehmen? Die Abhängigkeit der US-Konjunktur von exogener Hilfe war nie ausgeprägter, "Hauch" hin oder "Hauch" her! "Food for thought!"

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Produktionsschwäche nicht Ausdruck von Konjunkturschwäche

Die Industrieproduktion der Eurozone sank im Monatsvergleich per Berichtsmonat Februar um 1,0 % (Prognose -1,1 %) nach zuvor +0,8 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,6 % (Prognose -0,9 %) nach zuvor +0,1 %.

Hintergrund der aktuellen Schwäche sind Probleme in den Lieferketten (maßgeblich Halbleiter). Diese derzeitige Schwäche ist dementsprechend nicht Ausdruck einer konjunkturellen Erlahmung. Ganz im Gegenteil impliziert die Entwicklung des Auftragseingangs nach vorne schauend starke Produktionsdaten unter der Maßgabe, dass sich die Lieferkettenprobleme nivellieren.

Der Anstieg der deutschen Verbraucherpreise stellte sich per Berichtsmonat März gemäß finaler Berechnung im Monatsvergleich auf 0,5 % (Prognose und vorläufiger Wert bei 0,5 %) und im Jahresvergleich auf 1,7 % (Prognose und vorläufiger Wert 1,7 %).

USA: Import- und Exportpreise "sportlich"

Die Importpreise nahmen per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um 1,2 % (Prognose 1,0 %) nach zuvor 1,3 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 6,9 % nach zuvor 3,1 % (revidiert von 3,0 %). Exportpreise legten per März im Monatsvergleich um 2,1 % (Prognose 1,6 %) nach zuvor 1,6 % zu. In der aktuellen Preisentwicklung spielen Basiseffekte und Rohstoffpreise eine prominente Rolle.

Australien: Positive Tendenz am Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenrate sank per Berichtsmonat März von zuvor 5,8 % auf 5,6 %. Die Prognose lag bei 5,7 %. Damit wurde die niedrigste Quote seit März 2020 (5,2 %) markiert. Die Zahl der Beschäftigten legte um 70.700 zu (Prognose 35.000).

Indonesien: Importe und Exporte springen in die Höhe

Das Importwachstum lag in Indonesien per Berichtsmonat März im Jahresvergleich bei 25,73 % (Prognose 6,00 %) nach zuvor 14,86 %. Das Exportwachstum stellte sich im Jahresvergleich auf 30,47 % (Prognose 11,74 %) nach zuvor 8,56 %. Die Handelsbilanz wies einen Aktivsaldo in Höhe von 1,56 Mrd. USD nach zuvor 2,01 Mrd. USD aus.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2090 - 1.2120 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

 

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