Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1307 (07:27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1282 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126.57. EUR-CHF oszilliert bei 1.1328.

Die letzten BIP-Prognoseanpassungen als auch das IWF-Treffen in Washington haben offensichtlich zur Folge, dass rationale Gesichtspunkte zunehmend in den Fokus geraten.

Die Erkenntnis, dass es keine autarken Wirtschaftsräume mehr gibt, scheint zu greifen.

Der internationale Kapitalstock ist global aufgestellt mit "just in time" Lieferketten.

Wer den Ansprüchen dieser Struktur den Rücken kehrt, wird diesen Kapitalstock perspektivisch verlieren. Das bedeutete für diese Länder, dass das Potentialwachstum fiele, dass damit die Prosperität sänke und ultimativ die politische Stabilität litte.

So ist das halt, wenn laute Populisten glauben, mit dem Prinzip der Nationalstaatlichkeit gegen den multilateral verankerten Kapitalstock agieren zu können. Der Brexit liefert eine Steilvorlage. In der britischen Wirtschaft wachsen laut einer Umfrage (Deloitte) die Sorgen vor dem Brexit. 81% der Finanzchefs von größeren Unternehmen erwarteten, dass sich das Geschäftsumfeld im Zuge des Austritts des UK aus der EU für lange Zeit verschlechtern würde.

Aber auch der Politikansatz der USA, das multilaterale Organigramm zu schwächen, um dann in bilateralen Verhandlungen alle den USA zur Verfügung stehenden Daumenschrauben gegen einzelne Länder (Mexiko und Kanada können ein Lied davon singen ...) anzulegen, stößt an Grenzen. In der Zollpolitik haben die USA die eigenen "Terms of Trade" verschlechtert und damit dem Investitionsstandort USA Schaden zugefügt. Mit China läuft es nicht so, wie zuvor mit Kanada und Mexiko.

Der Ton aus Washington wird zunehmend konzilianter. Man mag in Washington die Kraft des normativ Faktischen begreifen, nachdem alle US-Unternehmerverbände die mit dieser US-Politik verbundenen Standortnachteile der USA kritisch begleiteten. Die Verbände drohten mindestens implizit an, Investitionen in den USA zu verweigern oder in das Ausland zu verlagern, um selbst international konkurrenzfähig zu bleiben.

Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Wendungen in der US-Verbalakrobatik keine Überraschung. Die USA sind jetzt angeblich bereit, Forderungen bezüglich des Subventionsabbaus in China abzuschwächen. Man fokussiere sich auf andere Ziele (Ende des erzwungenen Technologie-Transfers, verbesserter Schutz geistigen Eigentums, weitere Öffnung des chinesischen Marktes).

O-Ton aus dem US-Team: "Jeder Deal, den wir bekommen, wird besser sein, als das, was wir haben." Finanzminister Mnuchin sagte, die Zielgerade sei langsam in Sicht. Diese Äußerungen erlauben keine Euphorie, aber sehr wohl Zuversicht.

Das Thema Zuversicht nahm EZB-Präsident Mario Draghi auf. Er hält eine Erholung der Wirtschaft in der Eurozone im zweiten Halbjahr für möglich. Es sehe so aus, als würden viele der bremsenden globalen Faktoren nachlassen, sagte er auf dem Frühjahrstreffen von Internationalem Währungsfonds und Weltbank in Washington. Aspekte, die die Zuversicht untergraben würden, wie das Risiko eines harten Brexit oder die Gefahr eines globalen Handelskriegs, spielten aber weiterhin eine große Rolle, warnte Draghi.

Ja, die Chancen wären ausgeprägt, wenn Politik rationales Verhalten annähme. Die Mahnung steht im Raum.

Es geht in dieser Welt um Strukturen, wenn man Zukunft gewinnen oder verlieren will. Es geht in der Politik eines jedweden nationalen Raumes um Strukturen.

Wie werden Haushalte gestaltet? Sind sie konsumtiv oder investiv geprägt? Verfolgt man klare Ziele oder entspricht der Ansatz der Mittelverwendung Gießkannen- und Bauchnabelpolitik oder ist die Mittelverwendung zumindest partiell stimmungs- und situationsgebunden? Die deutsche Industrie meldet sich zu Wort:

Die deutsche Industrie wirft der Bundesregierung eine mangelhafte Haushaltspolitik vor. O-Ton BDI-Chef Kempf: "Hier ein paar kleine Forschungsprogramme, dort etwas Geld für die Förderung der künstlichen Intelligenz - das reicht einfach nicht.Wir sehen zu wenig Investitionen, zu viel Umverteilung, zu wenig Ideen für kluge Steuer- und Energiekosten-Senkungen. Es sei höchste Zeit, die Grundlagen für künftigen Wohlstand in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen zu stellen. Es müsse etwa über größere Spielräume für Investitionen diskutiert werden. Nach zehn Jahren Aufschwung stehen der deutschen Wirtschaft unruhigere Zeiten bevor."

So ist das, wenn Deutschland von anderen Reformen zurecht einfordert und selbst primär konsumtive und situationsbezogene Politik umsetzt! "Food for thought!"

Aber noch geht es uns gut: Trotz der aktuell schwächeren Wachstumsaussichten hat S&P das AAA-Rating bestätigt. Der Ausblick sei stabil. Die Konjunkturschwäche in der Weltwirtschaft sei nur vorübergehend.

Von der Zinsseite droht der Real- und Finanzwirtschaft keine Zinswende hin zu höheren Zinsen. Sowohl die US-Notenbank als auch die EZB lieferten viele Tauben und keine Falken. Auch die Schweizer Nationalbank stimmte in den Chor der Tauben ein. Man gehe seitens der SNB von einer schwächeren Inflation aus. Es bestünde keine Gefahr, dass die Wirtschaft des Landes überhitze.

O-Ton des SNB-Chefs Jordan: "Wir haben noch Luft, um die Zinsen noch weiter zu drücken. Auch gebe die Bilanz der Notenbank weitere Interventionen am Devisenmarkt her."

Der Diskontierungsfaktor für Anlageklassen impliziert kein Potential für Verwerfungen. Das Thema Anlagenotstand wird vor diesem Hintergrund prominenter.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Die Industrieproduktion sank per Februar im Monatsvergleich um nur 0,2% (Prognose -0,6%) nach zuvor +1,4%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 0,3% (Prognose -1,0%).

USA: Importpreise stiegen per März im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 0,4%) und Exportpreise legten um 0,7%zu (Prognose 0,2%). Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan sank laut vorläufigem Wert von zuvor 98,4 auf 96,9 Punkte (Prognose 98,0).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100-1.1410 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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