Liebe Leserinnen und Leser,

 

ich freue mich, nach einer mehrwöchigen Abwesenheit wieder mit Ihnen über die Zinsmärkte reden zu dürfen.

 

Das Timing könnte kaum besser sein: Aktienindizes in Deutschland und den USA auf oder nahe Allzeithochs, seit einigen Wochen laufende Börsenrallye in China.

Und die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin mit Tiefst-Leitzinsen. Im Rahmen seiner heutigen Zinssitzung beließ der EZB-Rat wie erwartet die Zinsen unverändert.

Es wurde ausgeführt, dass bereits begonnen wurde, Covered Bonds und Asset Backed Securities (ABS) zu kaufen. Die EZB-Bilanz soll – wie bereits im letzten RMK besprochen – auf das Niveau von Anfang 2012 erhöht werden. Damals lag diese bei rund 3.000 Milliarden € gegenüber zuletzt ca. 2.000 Milliarden €.

Das mittel- bis langfristige Inflationsziel liegt weiter unverändert bei rund 2%. Bedingt durch die niedrigen Ölpreise ist man immer noch weit von diesem Ziel entfernt.

Es sollen weitere Maßnahmen getroffen werden, wenn dies nötig werden sollte.

 

Zwickmühle Rentenmarkt

Der Rentenmarkt stellt eine echte Zwickmühle für Banken, (Dauer-)Anleger, Lebensversicherer und Pensions- und Investmentfonds etc. dar:

Auf der einen Seite müssen Erträge erwirtschaftet werden. Die seit nun schon mehreren Jahren andauernde Niedrigstzinsphase bewirkt aber, dass für die Bedienung der Rentenversprechen immer weniger Zinserträge angesammelt werden können. In der Praxis kann das zur Folge haben, dass solche Lebens-/Rentenversicherungsverträge aus der Substanz bezahlt werden müssen. Und dies bei immer mehr gestiegener Lebenserwartung. Es ist die Frage, wie lange das durchgehalten werden kann.

Auf der anderen Seite könnte ein eines Tages (wann auch immer) beginnender plötzlicher, starker Zinsanstieg zu großen Kursverlusten bei langfristigen Anleihen führen. Beispiel: Steigt der Zehnjahreszins um einen Prozentpunkt von 0,80% auf 1,80%, fällt eine solche Anleihe im Kurs um rund 7%. Dann könnte zwar bei Neuanlagen wieder ein höherer Zins für die Bedienung von Rentenverspechen erwirtschaftet werden, aber die Anleihen, die sich im Bestand befinden, werden entsprechend weniger wert.

 

Man erkennt also recht deutlich:

Die EZB peilt das Inflationsziel von 2% nicht ohne Grund an. Risikofreie Rendite definiert sich ja bekanntlich aus der Summe von Inflation plus Kreditrisikoaufschlag. Würde bedeuten: Wenn die Inflation bei 2% läge, müßten die Rentenmärkte eine Rendite von 2% + X abwerfen. Aber ein allzu steiler Anstieg der Zinsen läge auch wieder nicht im Interesse aller Beteiligten, weil das Abschreibungsrisiko auf Anleihenbestände stark ansteigen würde. Dies wäre dann übrigens auch ein Risiko für die EZB, die ja bekanntlich beabsichtigt, ihre Bilanzsumme um rund 1.000 Milliarden auszuweiten.

 

Ach so, dann nur zur Überschrift. Die Frage lautete:  „Ist das Zinssystem am Ende?

Einfache Antwort: Wenn die Zinsen auf lange Zeit bei oder nahe null Prozent liegen, dann ein klares „Ja.“ Dazu noch wird ja das Schuldnerrisiko derzeit fast nicht mehr bezahlt.

Einerseits existieren große Interessen -  oben kurz ausgeführt -  daran, hohe Zinsen einzunehmen. Anlegerinteressen.

Andererseits können sich viele Staaten aufgrund von deren hoher Gesamtverschuldung kaum die aktuellen niedrigen Zinsen leisten. Steigende Zinsen wären für sie  eine Katastrophe. Schuldnerinteressen.

Bedeutet: Mit immer höher steigender Verschuldung (Anmerkung: Die Schulden des einen sind eins zu eins die Guthaben/Forderungen des anderen) kollidieren die Interessen der beiden Seiten immer stärker. In allen Lebensbereichen ist es so: Je stärker die Interessen kollidieren, desto größer wird der Knall… Die Frage ist also, wann die Grenzen des Systems erreicht oder gar überschritten werden.

 

Staatsanleihen-Renditen in Euroland nähern sich immer mehr einander an

Interessant manchmal, wenn man die Dinge mit etwas mehr Abstand betrachtet. Seit dem letzten RMK vor einem Monat gingen die langfristigen Zinsen gerade der schwächeren Euroland-Bonitäten stark zurück. Die Spirale an den Zinsmärkten dreht sich immer tiefer, egal, wie hoch das Kreditausfallrisiko ist.

Die Zinssätze und Kurse sind unverbindliche Indikationen zum Zeitpunkt der Erstellung des

Rentenmarktkommentars für Staatsanleihen mit 10 Jahren Restlaufzeit

 

Bund-Future: Zuletzt leichter Rücksetzer – auf 38-Tage-Linie achten

Der Bund-Future, das deutsche Langfrist-Zinsbarometer, erlebte in den letzten vier Wochen neue Allzeit-Hochs. Bei 153,01% liegt nun das Top aller Zeiten. Nach dem starken Anstieg in der zweiten Hälfte des November ist allerdings zuletzt eine Korrektur eingetreten. Unterstützung kommt in der Region 151,80/152,00. Der Abstand zu den 38- und 90-Tages-Durchschnitten ist noch recht hoch. Ein eventueller Bruch der 38-Tage-Linie nach unten muss genau beobachtet werden. Bitte checken Sie täglich, wo diese verläuft, da sie bedingt durch die hohen Kurse der letzten Wochen weiter ansteigt.

Nicht vergessen: Viele Großanleger haben ihre Dispositionen für´s laufende Jahr weitgehend abgeschlossen. Für sie heißt es: 2015 neues Spiel, neues Glück.

Quelle: www.onvista.de

 

Bund-Emissionen – nix mehr los in 2014

Nachdem der Bund im November seine fünfjährige Bundesobligation mit einer Rekordtief-Rendite von 0,12% platzieren konnte, waren es letzte Woche 0,14%...

Auch die Aufstockung der zehnjährigen Bundesanleihe feierte Ende November mit gerade noch 0,74% neue Allzeit-Renditetiefs. Der Bund hat für dieses Jahr seine Bücher in diesen beiden Benchmarks geschlossen. Im Januar gibt´s dann wieder neues Material für die Anleger.

 

Die US-Notenbank FED hat am 17. Dezember ihre nächste Zinssitzung. Der Markt erwartet derzeit keine besonderen Aktionen mehr seitens der FED in diesem Jahr. Spannend wird es „Mitte“ nächsten Jahres, denn dann soll ja bekanntlich an der Zinsschraube gedreht werden. Warten wir´s ab.

Der EZB-Rat darf sich auch schon auf Weihnachten freuen. Er trifft sich erst wieder turnusmäßig in 2015.

 

Eine glückliche Woche wünscht Ihnen

Steffen Scholz

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