Die zu zahlenden Prämien werden das Niveau aus dem "Corona Schock" im Frühjahr 2020 wohl zeitnah übersteigen. Der Grund ist simpel: Damals war die Geldpolitik extrem locker und hat jede Liquiditätssorge im Keim erstickt. Heute haben wir eine exakt gegensätzliche Geldpolitik. Dazu kommt in Europa noch eine unüberschaubare Kette von Problemen, die aus den Energiepreisen resultiert und deren echter Schaden noch nicht final abzusehen ist.

Eine Übersicht der Kreditausfallversicherungen finden Sie hier:

https://www.derivateverband.de/DEU/Transparenz/Credit-Default-Swaps

Dementsprechend ist es nicht überraschend, dass der Indikator zur Stressmessung der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich nach oben geschossen ist.

 

Einlagen bei Banken haben also wieder einen Wert für die Banken. Wo bis Ende Juli noch Verwahrentgelte von 0,5 Prozent p.a. fällig waren, wird nun mit Guthabenzinsen für Festgelder gelockt.

Der Grund ist allerdings nicht nur in den steigenden Kapitalmarktrenditen zu sehen, sondern auch ein Zeichen dafür, dass sich die Banken krisenresistenter aufstellen möchten. Anleger sollten den Blick hier nicht nur auf den absoluten Zins, sondern auch die relative Vergütung für das übernommene Risiko richten.

Im Liquiditätsmanagement und der Parkposition finanzieller Rücklagen sollte diesen Entwicklungen etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden als in den vergangenen Jahren.

Die Stärke des US-Dollar und die hohe Volatilität der US-Renditen machen ebenfalls deutlich, dass die globale Kehrtwende der Geldpolitik (relevante Ausnahmen sind China und Japan) und der damit verbundene Abbau von Risikopositionen und Schulden den Blick der Anleger für länger nicht relevante Themen schärfen sollte.

„Was bedeutet das konkret für mich?“

Auf der einen Seite ist das „Gegenparteienrisiko“ zurück und auf der anderen Seite hat Geld wieder einen Wert, der sich im Zins ausdrückt. Für Panikmache und übereilte Handlungen besteht kein Grund. Daher ist ein sachlicher Umgang mit der Situation anzuraten.

Nachfolgend habe ich drei exemplarische Fragen aus meiner täglichen Praxis aufgegriffen:

  • Wie gehe ich als Anleger mit der beschriebenen Situation um?

Geldmarktfonds, die kurzlaufende Wertpapiere hoher Bonität bündeln, bieten eine gute Möglichkeit, um das Gegenparteienrisiko effizient zu diversifizieren. Wertpapiere sind Sondervermögen. Beschäftigen Sie sich auf jeden Fall vor dem Kauf mit dem Mechanismus und den Risikohinweisen.

  • Sind Geldmarktfonds oder kurzlaufende Unternehmensanleihen sinnvoller als Bankguthaben?

Aus meiner Sicht ja. Während es bis vor kurzem (außer bei größerem Vermögen) kaum einen Unterschied zwischen Verwahrentgelt und kurzlaufenden Anleihen gab, hat sich dies nun geändert. Vereinfacht gesprochen wird man nun dafür bezahlt (Zins) sein Gegenparteienrisiko zu reduzieren. Die Kombination von reinen Geldmarktfonds mit ETF´s/Fonds mit der Basis kurzlaufender Anleihen mit Investmentgrade kann für die strategische Liquidität eine gute Lösung sein.

  • Warum können hybride Anleihen aufgrund der ungewissen Konjunkturperspektiven als Teilersatz für Aktienmarktinvestitionen in Frage kommen?

Der Anleihemarkt ist in der Abwärtsbewegung deutlich fortgeschrittener als der Aktienmarkt. Daher kann es sinnvoll sein, Teile des Risikobudgets aus Aktien in Anleihen umzuleiten. Da dies aber im gesamten Depotkontext zu sehen ist kann es an dieser Stelle nur ein allgemeiner Denkanstoß sein.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"