Nach Lesart des statistischen Bundesamtes sind die vorläufigen Konsumentenpreise in Deutschland im Juni 2023 gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent gestiegen. Für die gesamte Eurozone beträgt der Anstieg der Verbraucherpreise 5,5 Prozent. Die Kerninflationsrate beträgt 5,4 Prozent.

 

Die aus Swaps abgeleiteten Inflationserwartungen liegen bei 2,5 Prozent (zwei Jahre).

 

Die Veränderungsraten der Import- und Produzentenpreise zum Vorjahr gehen sehr deutlich zurück.

 

 

Wahrscheinlich werden geringere Inflationsraten zeitnah als Indikator für eine schwächere wirtschaftliche Dynamik ausgelegt. Gleichzeitig könnten die Kerninflationsraten aufgrund von Zweitrundeneffekten und strukturell engen Arbeitsmärkten (Demographie) oberhalb der breiten Inflation liegen. Dies würde die Europäische Zentralbank (EZB) in eine schwierige Lage bringen und die Diskussion über einen erneuten Fehler seitens der Geldpolitik anheizen.

Auf der Anlegerseite werden die gestiegenen Zinsen positiv aufgenommen. Schließlich sind kurzfristige Anlagen wie Tagesgeldkonten und Geldmarktfonds perfekt für die Phase steigender Zinsen. Allerdings ist die Dauer der Zinssicherheit sehr begrenzt und es besteht ein Wiederanlagerisiko bei fallenden Geldmarktzinsen. Die Frage der Laufzeit bei Festgeldern bzw. der Duration im Anleiheportfolio ist daher genau im Auge zu behalten. Vor dem Hintergrund einer inversen Zinsstrukturkurve ist die Antwort definitiv nicht einfach.

 

Setzt man die aktuelle Inflation in Relation zu den aktuell verfügbaren Zinsen und Renditen, dann ist mit den gängigen Anleihesegmenten kein Kaufkrafterhalt möglich.

 

Unterstellt man allerdings die erwartete Inflationsrate (siehe Grafik Swaps) dann wäre mit den heutigen Renditen ausgewählter festverzinslicher Wertpapiere ein realer Kaufkrafterhalt rechnerisch möglich. Das klingt sehr theoretisch, aber in den USA liegen die aktuellen Renditen kurzlaufender Anleihen über der aktuellen Inflationsrate und sehr deutlich über den kapitalmarktbasierten Inflationserwartungen.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Aktuell spricht in der Eurozone einiges für vorerst steigende bzw. konstante Leitzinsen. Man sollte sich davon jedoch nicht in trügerischer Sicherheit wiegen lassen. Schließlich kann sich die Zinswelt auch schneller wieder ändern, als es einem Anleger lieb sein kann. Die Entwicklung ist daher im Blick zu halten, um den in der Zukunft liegenden Punkt der Sicherung eines attraktiven Zinsniveaus nicht komplett zu verpassen.

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