Kaum ein Thema treibt die europäische - und inzwischen auch die weltweite - Gesellschaft so sehr um wie das Thema Umwelt- und vor allem Klimaschutz. Dass es dabei zu den exotischsten Stilblüten kommt, zeigt die emotionale Aufladung der Angelegenheit. Völlig gleich wie man zu den einzelnen Elementen dieser Diskussion stehen mag, so kann sich doch kaum jemand der Sinnhaftigkeit eines sorgsameren Umgangs mit Umwelt und Natur verschließen.
Welche Hintergründe und Absichten zudem mit der Diskussion verfolgt werden, steht dazu auf einem anderen Blatt. Wir sind gut beraten anzunehmen, dass nicht jeder der sich lautstark und publikumswirksam für Klima- und Umweltschutz ausspricht ein bekehrter Umweltaktivist ist.
Ganz besonders sollte das für die großen Energiekonzerne gelten, denen das Thema Umweltschutz seit Jahrzehnten so fern liegt wie dem Teufel das Weihwasser. Wenn sich also Schell und Co. plötzlich für grünen Wasserstoff – also die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien - stark macht, dann dürfte es auch hier noch eine zweite Wahrheit geben.
Den großen Fördergesellschaften fossiler Brennstoffe ist vollkommen klar, dass das Ölzeitalter aus unterschiedlichen Gründe dem Ende entgegengeht. Noch sitzen sie aber auf unvorstellbar großen Erdgasfeldern im Wert von mehreren Billionen US-Dollar. Zudem erforschen und erschließen sie permanent weitere.
Es wäre doch sehr naiv anzunehmen, dass diese Konzerne ihr ökologisches Gewissen entdeckt haben, sich mit vollem Gewicht auf die Erzeugung regenerativer Energien konzentrieren und ihre Billionen-Werte in der Erdkruste mal eben abschreiben. Die wollen sie gerne noch kapitalisieren. Doch wie kriegt man das überein mit einer Öffentlichkeit, die doch so dringend von der Verbrennung der Kohlenstoffe wegwill?
Über einen kleinen Umweg. Erdgas verbrennen ist in der öffentlichen Wahrnehmung nicht viel besser als Erdöl verbrennen. Aber erneuerbare Energien wie Wind und Sonne sind super. Ungeschickt, dass man Wind und Sonne so schwer speichern kann, was doch dringend notwendig ist, um auf diese Weise Dinge wie Grundlast, Transportierbarkeit, Flexibilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Aber da gibt es doch diesen wunderbaren Wasserstoff. Der lässt sich aus Sonnen- und Windstrom herstellen, inzwischen herrlich speichern und an jene Orte transportieren, wo die Energie für Fortbewegung, Industrie oder Heizen benötigt wird.
Das wäre es doch. Die ideale neue Technologie, um erneuerbare Energie zu speichern und flexibel zu nutzen. Dazu braucht man natürlich eine entsprechende Infrastruktur. Das bedeutet Autos, die mit Wasserstoff oder zumindest Brennstoffzellen (die ihrerseits Wasserstoff in Strom umwandeln) betrieben werden, Tankstellen- und Pipelinenetze, Brennstoffzellenheizungen in jedem Einfamilienhaus und Industrieanlagen, die sich mit Wasserstoff betreiben lassen. Da das alles ja dem Umwelt- und Klimaschutz dient, dem uns derzeit nichts zu teuer ist, sind alle nur zu bereit diesen zunächst kostspieligen Weg zu gehen, um mit dem Windstrom sinnvoll die fossilen Brennstoffe abzulösen. Aber wo ist da jetzt der Vorteil für die alten Energiesaurier?
Zunächst einmal stünde auf Jahrzehnte nicht ansatzweise genug „grüner Wasserstoff“ aus Windrädern und Solarzellen zur Verfügung um die entstehende Nachfrage zu decken. Zum anderen ist dieser „grüne Wasserstoff“ noch auf viele Jahre um ein mehrfaches teurer als „grauer Wasserstoff“. Grauer Wasserstoff!? Ja, Wasserstoff wird bislang weitgehend aus…Erdgas(!) hergestellt. Durch sogenannte Erdgasreduktion. Das ist einfach und wesentlich billiger als Windstrom.
Wenn also die Gesellschaft auf Wasserstoffwirtschaft umgestellt ist – wegen des Umweltschutzes und um den überflüssigen Windstrom in Form von grünem Wasserstoff auch verbrauchen zu können, wird man „wohl oder übel“ den Löwenanteil des nun benötigten Wasserstoffs noch über Jahrzehnte aus Erdgas reduzieren. Und da Öl ja inzwischen ausgefallen ist, wird die Nachfrage nach Erdgas zur Erzeugung von „grauem Wasserstoff“ in diesem System massiv anziehen und somit auch die Preise.
Im Windschatten des Feigenblattes „grüner Wasserstoff“ vergolden sich die Energiekonzerne auf diese Weise ihre Erdgasressourcen und sichern sich einen wahren Geldsegen für die kommenden Jahrzehnte. Kritikern wird man beschwichtigend sagen, dass das eben nur eine „Brückentechnologie“ ist, die dann ja irgendwann endet, wenn es genug erneuerbare Energien gibt. Wann immer das sein wird. Solange freut man sich schon einmal auf die riesigen Gasvorkommen, die das klimawandelgeschmolzene Eis auf der Nordhalbkugel in den nächsten Jahrzehnten freisetzt.
Kein Wunder also, dass Shell, OMV und Co. so eifrige Befürworter erneuerbarer Energien sind. Zumindest so viel, dass der Bedarf an Wasserstoffinfrastruktur entsteht, die dann in der Konsequenz weit mehr Wasserstoff benötigt als die Erneuerbaren auf lange Zeit werden liefern können. Ob sie – wenn die Welt erst einmal auf Wasserstoff umgestellt ist – noch immer ein Interesse daran haben Windkraftanlage zu fördern, ob diese dann doch eher „die Umwelt verschandeln und die Tierwelt gefährden“, bleibt abzuwarten. In jedem Fall sollte man skeptisch bleiben, wenn der Metzger sich plötzlich gegen Fleischkonsum ausspricht oder in diesem Fall die fossile Energiewirtschaft für erneuerbare Energien.
So oder so ist dieser Weg klar vorgezeichnet. Egal ob Umwelt-Optimist, der dieses Szenario nicht glauben mag oder Konzern-Skeptiker, der das durchaus für logisch hält – hier entsteht ein weiterer Milliardenmarkt, an dem sich viele die Taschen füllen und es auch schon vollkommen klar ist, wer diese Taschen füllt: Der unbedarfte Bürger und Energiekonsument, also Sie und ich.
Bleibt uns die Chance, die absehbaren Verluste durch Beteiligung an der anderen Seite der Geldströme wieder reinzuholen…sozusagen rechte Tasche – linke Tasche. Aber es liegt an uns, wie viel aus der einen Tasche raus und wie viel in die andere Tasche hineinwandert.
Dazu schauen wir uns gerne einmal gemeinsam die neueste Studie von Dr. Wenzel zu diesem ausgesprochen gewichtigen Thema an - und blicken auf die absehbaren Profiteure dieser Entwicklung.
Geben wir Gas.
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Ihr Dirk Müller
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Kommentare
Ich gebe zu, daß mich diese These im letzten Jahr beim Lesen des Buches überrascht hat. Wie richtig diese Folgerungen waren, wird täglich deutlicher.
Es muß doch möglich sein, diese vollkommen einleuchtende Gedankenfolge auch im Mainstream zu diskutieren.
Markus Lanz hat mit seiner "Bexit Dokumentation" gezeigt, daß er, wenn auch unspektakulär aber immerhin auch "unverlogen" kann.
Sollte man ihm mit der Wasserstoff-Thematik nicht eine Chance zur Wiedergutmachung für die alberne Frage nach dem Tauchgang geben?
Ob er dieses Thema wohl mit ihnen Herr Müller diskutieren dürfte?
vielleicht kommt es so, wie von Ihnen beschrieben.
Allerdings halte ich es für ziemlich verrückt, aus Erdgas mittels Erdgasreduktion Wasserstoff zu erzeugen, um diesen dann schlußendlich zu verbrennen oder in elektrischen Strom zu wandeln. Dieses ist vom Wirkungsgrad völlig GAGA! Aber so ist nun einmal der Zeitgeist--Völlig GAGA--
Zumal bei diesem Vorgang ebenfalls CO2 anfällt!
Sinnvoller wäre es, das Erdgas direkt zu nutzen, ohne den Umweg über den Wasserstoff.
Diese ganze CO2 Hysterie treibt schon recht komische Blüten.
Mir fällt neben der viel diskutierten CO2 Steuer, noch eine andere Steuer ein, die ein vielfaches dessen in die Staatskassen spülen würde, wie die genannte CO2 Steuer....
Eine Steuer für den menschlichen Wahnsinn!
Ich habe ja mit Vergnügen und Erstaunen Ihr Buch "Machtbeben" gelesen, wo ich ebenfalls Ihre
Einschätzung zum Thema Wasserstoff teile.
Meine Einschätzung ist die, dass die deutsche Automobilindustrie jahrelang erfolglos das Thema Wasserstoff-Antrieb behandelte, sich davon verabschiedete und nun verdächtig plötzlich uns die Wasserstoffwirtschaft einbläut. -Verzweiflung, die dem Tiefschlaf gegenüber der Elektromobilität geschuldet ist!
Nun läßt man die ganze Pro-paganda für Wasserstoff auf uns einprasseln und spannt Leute wie Harald Lesch vor den Medienkarren.
(Der Mann hat Astronomie studiert und ist sicher eine Kapazität in der Energiewirtschaft)
Fakt ist, dass die Wasserstoff-jünger, "wo soll denn er ganze Strom herkommen für E-Mobilität", (der nebenbei gesagt bis zu 70% des erzeugten Stroms auf die Straße bringt) während beim Wasserstoff, (der gerademal 20% vom erzeugten Strom auf die Räder bringt) dann plötzlich der benötigte Strom wie von Geisterhand "da" ist!
Man MUSS zu dem Schluss kommen, dass "dieser Hund Flöhe hat" wie Gordon Gekko sich ausdrücken würde und eben der für uns zwar unsinnige Weg des Erdgas-Wasserstoff-Umsatzes gegangen wird, der aber den maximalen Gewinn für die Finanz-Elite auf Jahrzehnte sicherstellt.
passend zu ihrem Artikel, habe ich heute bei uns in der Tageszeitung gelesen: Der Kasseler Erdgas-Konzern Wintershall DEA und das Karlsruher Institut für Technologie haben eine Forschungskooperation zur klimafreundlichen Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas vereinbart. HNA 30.10.2019