Eine wahre Schuldenorgie

Selbstverständlich haben viele Privathaushalte die teils deutlich gestiegenen Preisteuerungen im Energie- und Lebensmittelbereich am eigenen Leib zu spüren bekommen. Anstatt die eigenen Ausgaben – und frei verfügbaren Einkommen – an diese sich verändernde Situation entsprechend anzupassen, haben sich viele Privathaushalte – gleichsam der Regierung des Landes – in eine wahre Schuldenorgie gestürzt.

Dass eine solche Vorgehensweise irgendwann durch die Realität eingeholt werden würde, erwies sich unter kritisch veranlagten Analysten und Beobachtern bereits seit geraumer Zeit als ausgemachte Sache.

Vergleichbar mit der Situation eines durch äußere Umstände Getriebenen, kletterten die revolvierenden Kredite in den Vereinigten Staaten im Februar auf ein neues Allzeithoch von 1,339 Billionen US-Dollar.

In diesem Zuge wurde nicht nur die Steigungskurve in der Zeit vor Ausbruch der Covid-Krise übertrumpft, sondern im gleichen Atemzug sank die landesweite Sparquote auf ein Niveau nahe ihrer Allzeittiefs.

Dass zu Jahresbeginn auch ein neues Rekordhoch von 3,712 Billionen US-Dollar im Bereich der nicht-revolvierenden Darlehen erreicht wurde, passt ins Bild und reiht sich in die aktuell an den Kreditmärkten der USA zu beobachten Entwicklungen nahtlos ein.

Es wird immer schmerzhafter, die Kreditkarte zu zücken

Wie kaum anders zu erwarten, machen die Amerikaner zu einem überaus hohen Grad von ihren Kreditkarten Gebrauch, um sich finanziell über Wasser zu halten. Und dies trotz der Tatsache, dass die durch Kreditgeber durchschnittlich berechneten Kreditkartenzinsen laut Federal Reserve Bank im ersten Quartal dieses Jahres auf ein neues Allzeithoch 21,59 Prozent gestiegen sind.

Wie verzweifelt müssen Menschen in der Zwischenzeit sein, um sich in noch höhere Schulden zu solch misslichen Konditionen zu stürzen?!! Selbstverständlich haben die seit März 2022 signifikant gestiegenen Zinsen diese Situation noch zusätzlich verschlimmert.

Während Banken und Kreditgeber die ihren Kunden für Dienstleistungen berechneten Zinsen sukzessive anheben, zeigen sie sich im gleichen Atemzug weit weniger generös, die höheren Zinsen an ihre Konteninhaber weiter zu reichen.

Resultat ist, dass der Abzug von Konten- und Anlagegeldern aus dem Bankensystem in Richtung von Geldmarktfonds in den Vereinigten Staaten anhält. Wie bereits zuvor erwähnt, ist die Sparquote in den USA nach deren künstlichen Aufblähung durch den Abwurf von Regierungsschecks in Covid-Zeiten mittlerweile wieder auf mickrige 3,6 Prozent gesunken.

Am Limit?

Im März sah es unter Bezugnahme auf die durch die Federal Reserve Bank veröffentlichten Verbraucherkreditdaten so aus, als hätten die amerikanischen Konsumenten ihr Limit im Bereich der Neuverschuldung erreicht.

So kletterte die allgemeine Neuverschuldung im letzten Monat des ersten Quartals gerade noch um 6,247 Milliarden US-Dollar. An den internationalen Finanzmärkten lagen die Konsensschätzungen unter Volkswirten und Analysten hingegen bei 15 Milliarden US-Dollar.

Aus einem direkten Vergleich zur letzten Dekade lässt sich der Schluss ziehen, dass die Neuverschuldung im Bereich der nicht-revolvierenden Kredite in den Vereinigten Staaten momentan nur noch so halb so stark wächst wie in der Vergangenheit.

Insbesondere im Bereich der vergebenen Fahrzeugdarlehen wächst die Neuverschuldung in den USA zurzeit fast überhaupt nicht mehr. Wen wundert es, wenn immer mehr Amerikaner nach deutlichen Preisrückgängen an den Gebrauchtwagenmärkten mittlerweile auf negative Vermögenswerte blicken?!

Heißt im Umkehrschluss also, dass die insbesondere in Covid-Zeiten für einen Autokauf aufgenommenen Kredite inzwischen höher liegen als die aktuellen Fahrzeugwerte – und das bei monatlichen Fahrzeugkreditraten, die in vielen Fällen bei 1.000 US-Dollar und mehr liegen.

Wenn sie zurzeit auch noch so sehr ausgeblendet wird, so lässt sich die Realität langfristig nicht ignorieren. Denn es genügt ein Blick in manche Bilanzen von Banken und Kreditgebern, um sich über teils deutlich steigende Kreditausfallrückstellungen ins Bild zu setzen.

Im Kreditkartensektor sind allen voran Discover und Capital One von dieser Entwicklung betroffen. Angesichts der aktuell zu beobachtenden Situation – und Kreditkartenzinsen auf neuen Allzeithochs – fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, dass dieser Trend in den nächsten Quartalen anhalten wird.

Resultat werden stark in die Höhe schießende Zahlungsausfälle unter den amerikanischen Verbrauchern sein, die das Bankensystem einmal mehr in seinen Grundfesten erschüttern werden.

Ein weiteres Anzeichen hierfür geht aus den jüngst veröffentlichten Verbraucherkreditdaten der Federal Reserve Bank hervor. Im Bereich der revolvierenden Kredite, wozu unter anderem Kreditkartendarlehen gehören, kam es im März nahezu zu einem Stillstand des Neuverschuldungswachstums.

Kletterten die ausstehenden Darlehen im Kreditkartensektor im Februar noch um knapp 10,7 Milliarden US-Dollar, so ist es im März in diesem Bereich zu einem Einbruch auf gerade noch 152 Millionen US-Dollar gekommen.

Turbulenzen an den Kreditmärkten zeichnen sich ab

Und nun stelle man sich einfach mal vor, dass die Zinsen in den Vereinigten Staaten entgegen allen Erwartungen von ihren aktuell hohen Niveaus vielleicht noch weiter angehoben – anstatt gesenkt – werden könnten.

Mittlerweile ist unter anderem auch Goldman Sachs ins Lager der Bären, die mit ernst zu nehmenden Turbulenzen und Verwerfungen an den amerikanischen Kreditmärkten rechnen, gewechselt.

Die Vereinigten Staaten befinden sich in einem Präsidentschaftswahljahr, weshalb das Weiße Haus und die Biden-Administration die momentan von den Kreditmärkten eingehenden Daten – und Warnzeichen! – unter aller Voraussicht so lange wie möglich ignorieren wird.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht der Federal Reserve Bank.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Für gewöhnlich kommt es in einem Präsidentschaftswahljahr nicht zu schwerwiegenden ökonomischen Schwierigkeiten oder Turbulenzen. Bis November ist es auch nicht mehr allzu lange hin.

Allerdings ist das hauptsächlich mittels ungeahnter Staatsausgaben angekurbelte Wachstum der amerikanischen Wirtschaft im ersten Quartal bereits empfindlich zurückgegangen. Oder um es anders auszudrücken: Was lässt sich heute noch als gewöhnlich in einem sich allseits ausbreitenden Chaos bezeichnen?!

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