Der Ausblick auf iranisches Rohöl, dass nach einer Aufhebung der einst verabschiedeten US-Sanktionen die Angebotslage an den Weltrohölmärkten zusätzlich verschärfen wird, mag im heutigen Handel dazu beigetragen haben, den Preis für Rohöl der Sorte Brent um mehr als 4% auf ein neues 12-Jahres-Tief abstürzen zu lassen. Auch WTI erwischte es einmal mehr äußerst hart, nachdem der Preis unter die Schwelle von $30 pro Fass rutschte. An den internationalen Aktienmärkten blieb diese Entwicklung nicht ungehört.

Schon in den kommenden Tagen könnte es zu einer Aufhebung der einst durch die US-Regierung verabschiedeten Sanktionen gegen den Iran kommen, wie Analysten erklärten. Auf die heutige Preisentwicklung an den internationalen Rohölmärkten mag dieser Ausblick eine Rolle gespielt haben.

Sowohl Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) als auch Brent bekamen einmal mehr richtig auf die Mütze. Im Fall von Brent erreichte der Preisrückgang in der Spitze mehr als 4%. Damit werden die Rohölpreise ihre dritte Handelswoche beenden, in denen es herbe Preisrückgänge hagelte. Allein seit Beginn des neuen Jahres haben sich die Ölpreise um rund 20% reduziert.

Am heutigen Tage kommt es zu einem Treffen in Wien, in dessen Rahmen die Internationale Atomenergiebehörde einen Bericht publizieren könnte, aus dem hervorgeht, inwiefern die iranische Staatsführung sich an das einst getroffene Abkommen im Hinblick auf die eigene Urananreicherung mit der so genannten Sechsergruppe hält.

Sollte der Bericht zufriedenstellend ausfallen, dürfte es bereits in der kommenden Woche zu einer Aufhebung der einst gegen den Iran beschlossenen Sanktionen durch den Westen kommen. Folge ist, dass die amerikanischen Futures-Preise für Rohöl der Sorte WTI im heutigen Handel abermals richtig abstürzten – und zwar unter die Marke von $30 pro Fass.

Diese Entwicklung blieb auch nicht unvernommen an den Aktienmärkten. Nachdem schon die europäischen Börsen den ganzen Tag tief im roten Bereich gehandelt wurden, wiesen die Futures-Märkte auf einen desaströsen Handelsstart in den Vereinigten Staaten hin. Teilweise indizierten die Dow-Futures einen Handelsstart von –400 Punkten.

Wegweisend mag die Preisentwicklung im Hinblick auf einen Rohölkorb der OPEC sein, der im heutigen Handel auf $25 pro Fass absackte. Klar scheint zu sein, dass die auf unzähligen Tankerschiffen gelagerten Ölvorräte des Iran die allgemeine Lage an den Weltrohölmärkten deutlich verschärfen werden, wenn diese Vorräte erst einmal an die Märkte strömen werden.

Wie tief die Ölpreise im Angesicht der aktuellen Entwicklungen noch fallen können, steht in den Sternen. Neben Goldman Sachs warnte auch Morgan Stanley in dieser Woche vor einem Abrutschen der Ölpreise auf ein Niveau von $20 pro Fass. Manche Beobachter und Analysten sehen gar schon $10 pro Barrel als ein veritables Preisziel an.

Bei Goldman Sachs wurde darauf hingewiesen, dass es an den Weltrohölmärkten erst einmal zu schmerzhaften Anpassungsprozessen – was immer damit gemeint sein mag – kommen müsse, um das Fundament für einen neuen Bullenmarkt zu legen. Davon scheint zurzeit weit und breit nichts in Sicht.

Saudi-Arabien: Sparprogramme für die Bevölkerung

Im Gegenteil führt Saudi-Arabien, die federführende Nation innerhalb der OPEC – die einst eingeschlagene Strategie fort. Eine Förderkürzung der OPEC scheint nicht in Aussicht, da die Saudis wiederholt erklärten, Marktanteile halten zu wollen. Dies hat im vergangenen Jahr zu einem astronomischen Budget- und Finanzloch von umgerechnet 90 Milliarden Euro geführt.

Folge ist, dass die saudische Regierung vor Kurzem bekannt gab, der eigenen Bevölkerung einschlägige Subventionen zu kürzen. Der Staatsfonds der Saudis, der die Ölexportersparnisse des Landes verwaltet, hatte im vergangenen Jahr um 13% an Volumen eingebüßt, um das Budgetloch der Regierung auszugleichen.

Sollten die Ölpreise auf absehbare Zeit nicht wieder steigen, könnten die Saudis in einem Zeitraum der nächsten fünf Jahre bankrott gehen, wie es in einem jüngsten Bericht des Internationalen Währungsfonds hieß. Viel schlimmer sieht es im Hinblick auf andere Staaten aus, die dem OPEC-Kartell angehören.

Venezuela: An der Schwelle zur Hyperinflation

An vorderster Front ließe sich hier Venezuela nennen, das nach dem astronomischen Absturz des venezolanischen Bolivar in der Hyperinflation zu versinken droht. Venezuelas Regierung benötigt einen Ölpreis von über $100 pro Fass, um die durch den mittlerweile verstorbenen Ex-Präsidenten Hugo Chavez verabschiedeten Sozialprogramme aufrecht zu erhalten.

Venezuelas Supermärkte werden schon seit einiger Zeit durch Militär bewacht. Primär geht es darum, Hamsterkäufe unter der Bevölkerung zu vereiteln, die eine berechtigte Furcht vor einer Implosion des Bolivar hat. Es heißt also, lieber zu den aktuellen Preisen Güter des alltäglichen Bedarfs zu erwerben als in der kommenden Woche vor leeren Regalen zu stehen.

Es ist jene Entwicklung, die sich in den 2000er Jahren in Simbabwe beobachten ließ. Eine Re-Dollarisierung des Landes nach dem Absturz des Simbabwe-Dollars hat bis dato nicht die erwünschten Erfolge gezeitigt. Im Gegenteil sind weite Teile der simbabwischen Bevölkerung im Zuge der Hyperinflation verarmt und kriegen kein Bein mehr auf den Boden.

Ölpreisprognosen werden weiter abgesenkt

Ebenso könnte es nun einigen Staaten in Süd- und Mittelamerika ergehen. Allen voran Venezuela, Argentinien und Brasilien. Um auf die Ölmärkte zurückzukommen, so senkten sowohl die Commerzbank als auch die BNP Paribas am heutigen Tage ihre Prognosen für die Ölpreisentwicklung für das laufende Jahr.

Bei der Commerzbank rechnet man im Hinblick auf Brent bis Jahresende nur noch mit einem durchschnittlichen Preis von $50 pro Fass. Die zu Ende des vergangenen Jahres angestellten Prognosen sahen hingegen noch ein durchschnittliches Preisniveau von $63 pro Fass vor. Bei BNP Paribas geben sich die Analysten noch pessimistischer.

Die französische Großbank erwartet, dass Brent-Öl im Angesicht der aktuellen Ereignisse im in der Welt im laufenden Jahr bei durchschnittlich nur noch $37 pro Fass liegen wird. Dies ist ein Abschlag von fast $20 pro Fass gegenüber der Prognose im vergangenen Jahr. Der dramatische Ölpreisverfall hat sich katastrophal auf die meisten Währungen der Rohstoffe produzierenden Länder ausgewirkt (ich berichtete).

Gleichzeitig führte diese Entwicklung zu wachsenden Bedenken einer sich signifikant abschwächenden Weltwirtschaft, die wir mit Blick auf die Währungsmärkte und die Ereignisse in den Schwellenländern bereits vor etwa eineinhalb Jahren angekündigt hatten. Liebe Leser, es ist ja nicht so, dass ich meine Information rein aus irgendwelchen Quellen der Finanzmedien beziehe.

Ich bin selbst teils mehr als sechs oder sieben Monate pro Jahr in Schwellenländer unterwegs und bekomme recht gut mit, wie sich die Dinge in Staaten wie Südafrika, Kenia, Katar, Dubai oder Brasilien entwickeln. Dies gilt vor allem für die Entwicklungen an den Devisenmärkten. Unfassbar, auf welche Weise beispielsweise der südafrikanische Rand gegenüber dem US-Dollar in den letzten Monaten eingebrochen ist.

Im heutigen Handel kam es darüber hinaus zum größten Wocheneinbruch der Aktienkurse in Nigeria (siehe obigen Chart). Auch aus Russland gab es Neuigkeiten. Energieminister Novak versuchte Investoren zu beruhigen, darauf hinweisend, dass die kritische Marke für die heimische Ölproduktion zwischen $5 und $15 pro Fass angesiedelt sei. Es ist jenes Preisniveau, bei dem die Produktionskosten der meisten russischen Ölförderer liegen.

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