Venezuela in den Fußstapfen von Weimar

Zentralbanken haben sich rund um den Globus in eine Falle manövriert, denn aus aktueller Sicht heißt es, auf immer und ewig elektronisch Geld erzeugen zu müssen, um einem Deflationscrash nach Vorbild der 1930iger Jahre zu entgehen. Am Beispiel Venezuelas zeigt sich, dass die sich hieraus ableitende Alternative den Weg in die Geldzerstörung ebnet.

Im Zuge einer sechsjährigen Hyperinflation hat die venezolanische Papierwährung Bolivar inzwischen zu einem Grad von 99,999 Prozent an intrinsischem Wert eingebüßt, heißt, die Kaufkraft einer offiziell durch die Zentralbank emittierten Banknote hat sich nahezu in Luft aufgelöst.

Die Entwicklung ist in dem südamerikanischen Land längst schon in die Fußstapfen von Weimar-Deutschland getreten, da inzwischen neue Banknoten mit einem immer höheren Nominalwert durch die Zentralbank emittiert werden müssen, die gemessen an anderen Fiat-Währungen wie dem US-Dollar oder dem Euro, ganz zu schweigen von Gold, allerdings nur den Gegenwert eines Kaugummis aufweisen.

Am vergangenen Freitag kündigte die venezolanische Zentralbank Pläne an, in Kürze eine neue Banknote mit dem Nominalwert von einer Million Bolivares zu emittieren. Unter anderem hieß es in einer offiziellen Twitter-Meldung, dass es bereits in der laufenden Woche zur Einführung von Banknoten mit den folgenden Nominalwerten kommen soll:

  • 200.000 Bolivares

  • 500.000 Bolivares und

  • 1.000.000 Bolivares

Die Emission des nominal bislang größten Scheins in Höhe von einer Million Bolivares hat am US-Dollar gemessen jedoch gerade einmal eine reale Kaufkraft von fünfzig Cents.  

Tickets für öffentliche Verkehrsbetriebe eine der Haupteinsatzmöglichkeiten

Bei Ecoanalitica heißt es zu dieser Entwicklung, dass sich die neue Banknote mit einem Nominalwert von einer Million Bolivares gerade einmal zu Zahlungen von Tickets im öffentlichen Verkehrssektor einsetzen ließe.

Im Fall der öffentlichen Verkehrsbetriebe handele es sich um einen der wenigen verbliebenen Bereiche, die Zahlungen auf Basis von papiernen Bolivares noch akzeptierten. Die aktuell zu beobachtende Geldentwertung wird in Venezuela beispielsweise anhand des durch Bloomberg berechneten Cafe Con Leche Index sichtbar.

Preisanstieg einer Tasse Kaffee im Jahresvergleich bei 3000 Prozent – hohe Papierimporte zum Gelddrucken

Dieser speziell berechnete Index misst die Preisentwicklung für eine heiße Tasse Kaffee mit Milch im östlichen Distrikt der Hauptstadt Caracas. Wer eine solche Tasse bestellt, wird nun mit 2,7975 Millionen Bolivares zur Kasse gebeten, was einem Preisanstieg in Höhe von 3.000 Prozent im Vergleich mit derselben Periode des Vorjahres entspricht.

In der akuten Phase der Hyperinflation hat die venezolanische Regierung immer mehr Papier aus dem Ausland importiert, um mehr neue Banknoten zu emittieren. Darunter befand sich auch eine Lieferung der italienischen Firma Fedrigioni (im Mehrheitsbesitz von Bain Capital), die sich im zweiten Halbjahr 2020 auf insgesamt 71 Tonnen belaufen hatte.

Die venezolanische Zentralbank sieht sich dazu veranlasst, immer mehr frische Banknoten mit steigenden Nominalwerten in Umlauf zu bringen, um der anhaltenden Entwertung des heimischen Geldes Rechnung zu tragen. Im Januar kletterte die Inflation in Venezuela im Vergleich mit dem Vorjahresmonat um 2.665 Prozent.

Vorbereitungen zur Transformation in digitale Ökonomie gehen weiter

Angesichts einer hyperinflationierenden Papierwährung unternimmt die venezolanische Regierung Schritte und Maßnahmen, um <link wirtschaftsfacts beitrag venezuela-erste-nation-weltweit-die-wandel-zur-digitalen-wirtschaft-vollzieht _blank>Vorbereitungen für eine komplette Transformation der Wirtschaft in eine digitale Ökonomie zu treffen.

Viele Beobachter scheinen sich jedoch nicht wirklich vorstellen zu können, was mit diesen Plänen tatsächlich verbunden wäre, und wie sich eine solche Entwicklung auf das Land, die Bevölkerung und die Wirtschaft auswirken könnte.

Inzwischen wird ganz offen gemunkelt, dass Venezuelas Bevölkerung sich an wie Pilze aus dem Boden sprießenden Parallelmärkten wieder dem direkten Tauschhandel zuwenden könnte.

Vor einigen Jahren hatte Venezuela aus der schieren Not heraus und unter dem Eindruck von sich massiv verschärfenden US-Sanktionen eine Kryptowährung namens Petro lanciert, deren umlaufende Einheiten laut offizieller Angaben der Regierung jeweils durch Erdölreserven des Landes besichert sein soll.

Seitdem hat sich der Petro zu einer Art digitalen Ölwährung entwickelt, in die zumindest Teile der Bevölkerung Vertrauen gefasst haben. Nichtsdestotrotz hält die Geldentwertung in Venezuela in einem massiven Ausmaß an.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Nach wie vor stellt sich die Frage, was die Einführung einer digitalen Währung an den bestehenden Schieflagen im Geldsystem ändern soll? Guthaben (die sich ohnehin größtenteils ins Ausland, heißt US-Dollars, Franken, Euros oder Gold/Silber verabschiedet haben, solange dies noch möglich war) und Schulden verschwinden auf diese Weise nicht, sondern es käme lediglich zu einer Emigration auf eine neue Plattform.

Warum sollte sich die Hyperinflation nicht auch unter dem Petro fortsetzen, denn schließlich handelt es sich hierbei lediglich um ein Fiat-Geld-Derivat. Venezuela leidet, wie so viele andere Nationen, die einen sozialistischen Kurs eingeschlagen haben, unter einem Mangel an Vertrauen der Wirtschaftsakteure in das gesamte bestehende System.

Selbst falls der Petro im Zuge einer Währungsreform zum alleinigen Zahlungsmittel erklärt würde, hieße dies noch lange nicht, dass im Land wieder mehr produziert würde, oder dass die Wirtschaftssubjekte wieder mehr Vertrauen in die heimische Wirtschaft setzen würden. Was würde geschehen, falls sich eine Mehrheit unter den Petro-Haltern für einen Tausch des Petros in das dieser Digitalwährung zugrundeliegende Erdöl entscheiden würde?

Sähe sich die Regierung in Caracas unter Berücksichtigung des katastrophalen Zustands der heimischen Ölindustrie tatsächlich auch dazu in der Lage entsprechend zu liefern? Wie dem auch sei, vorsichtig sollte jedermann stimmen, dass westliche Nationen wie die USA sich aus purer Finanznot heraus inzwischen in dieselbe Richtung wie Venezuela bewegen: MMT, Helikopter-Geld, Freibier für jeden und alles – der Weg in die komplette Geldzerstörung.

Die Geschichte wird mit den Vereinigten Staaten rückblickend nicht anders umgehen als mit den vielen Schwellen- und Entwicklungsländern, die diesen Pfad in der Vergangenheit bereits zuvor eingeschlagen hatten. Kennen Sie ein Land auf der Welt, das mittels einer permanenten Gelderzeugung jemals prosperiert hat? Ich nicht.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge.

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