Die Indizes, hier der S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100, konsolidierten auf hohem Niveau. Die Wirtschaftsdaten waren weiterhin stark widersprüchlich. Die Ausfälle bei US-Kreditkarten gehen steil nach oben und sind auf dem höchsten Stand seit 2009, die Lagerbestände der Industrie steigen auf den höchsten Stand seit 25 Jahren. Der Einkaufsmanagerindex der Industrieunternehmen fiel auf 46,9 gegenüber 56,10 ein Jahr zuvor. Eigentlich ein klares Zeichen für einen Konjunktureinbruch in der Entstehung.

Die vermeintlich stabilen Arbeitsmarktzahlen verlieren ihre Stabilität, wenn man in die Tiefe schaut, hier ist viel Statistikschönung am Werk. Aber es gibt auch auf den ersten Blick verblüffend positive Signale, wie ein Anziehen der Neubaubeginne oder ein Anstieg der Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter, wobei die Rüstungsindustrie hier eine gewichtige Rolle spielt. Die US-Notenbank signalisiert weiter steigende und für längere Zeit auf hohem Niveau verharrende Zinsen.

Geopolitisch herrscht weiterhin große Unsicherheit. Nicht nur der China-Taiwan Konflikt könnte für Turbulenzen sorgen, sondern insbesondere auch der Konflikt in der Ukraine zunehmende Volatilität an den Märkten auslösen. Ein Beispiel für die instabile und undurchsichtige Lage gab es Ende Juni, als plötzlich die „Wagner-Gruppe“ mit ihrem Anführer Prigoschin Richtung Moskau marschierte. In letzter Minute kam es zu einer Einigung und es wurde Schlimmeres verhindert. Die wahren Hintergründe sind schwer auszumachen, wir leben in einer Zeit, in der geopolitisch 4-D-Schach gespielt wird. Nichts ist wie es auf den ersten Blick scheint.

Nachdem die einzelnen Unternehmen ihre Zahlen abgeliefert hatten, die Analysten ihre ersten Kommentare abgaben und die Marktteilnehmer sich positionierten, wurde es ruhig um die Anteilsscheine der Gesellschaften. Manche dümpelten auf tieferem Niveau, andere schlossen zu neuen Höchstständen. Dass der Gesamtmarkt von wenigen Aktien getrieben wird, hatten wir im letzten Bericht schon erwähnt. Es ist also Vorsicht geboten in den nächsten Wochen. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass in den warmen Sommermonaten das Volumen der gehandelten Aktien eher unterdurchschnittlich ist.

Um Ihnen einen tieferen Einblick in unsere Gedankenwelt zu geben, haben wir einzelne ausgewählte Aktien aus unserem Portfolio hier näher erläutert:

Applied Materials

Mit dem steigenden Interesse an künstlicher Intelligenz bleiben Halbleiterunternehmen im Fokus der Anleger. Applied Materials entwickelt, produziert und vertreibt Equipment zur Herstellung von Halbleiterscheiben. Der Gesamtumsatz im zweiten Quartal 2023 (endete 30.04.2023) lag bei 6,63 Mrd. USD oder rund 6 % über dem Vergleichswert aus Q2 2022. Der Bruttogewinn wurde mit 3,1 Mrd. USD beziffert. Dies entsprach einer Marge von 46,7 %, nach noch 46,9 % im Vergleichszeitraum. Der operative Gewinn nach GAAP betrug 2,14 Mrd. USD, was einer Marge von 32,3 % entsprach. Netto wurden rund 1,58 Mrd. USD bei einer Marge von 23,8 % verdient. Der Free Cashflow lag bei rund zwei Mrd. USD.

Das Management ist mehr als zuversichtlich und sieht sich im Markt sehr gut positioniert für die nächsten Jahre. Diesen Vorsprung möchte man weiter ausbauen und plant Investitionen in neue Infrastruktur, ohne jedoch die finanzielle Stabilität zu verschlechtern.

NVIDIA

Im abgelaufenen ersten Quartal 2024 (endete 30.04.2023) hat NVIDIA 7,2 Mrd. USD umgesetzt, ein Minus von 13 % im Vergleich zum ersten Quartal 2023. Brutto verdiente man 4,65 Mrd. USD nach noch 5,43 Mrd. USD, die Marge betrug 64,6 %. Der operative Ertrag stieg auf 2,14 Mrd. USD. Die operativen Ausgaben reduzierten sich um 30 % von 3,56 Mrd. auf 2,51 Mrd. USD. Netto verdiente der Chiphersteller 2,04 Mrd. USD, was einer Marge von 28,4 % entsprach. NVIDIA bleibt der Marktführer in seinem Segment. Das Zukunftsthema AI treibt den Kurs in neue Höhen. Über die Bewertung muss man bei NVIDIA nicht sprechen, die Aktie ist einfach teuer, aber das war sie schon immer.

Qualcomm

Die Zahlen von Qualcomm für das zweite Quartal 2023 (gebrochenes Geschäftsjahr) zeigten, wie anfällig das Unternehmen für Veränderungen im Mobilfunkmarkt ist und dass es über kurz oder lang die Segmente auf breite Füße stellen muss. Um die Zahlen ins richtige Licht zu rücken, bietet sich das GAAP-Ergebnis an und nicht das Non-GAAP, wo das Unternehmen Sondereffekte adjustiert.

Mit einem Umsatz von 9,28 Mrd. USD lag der Wert 17 % unter dem Vorjahresquartal (Q2 2022). Die Bruttomarge fiel von 58,4 % auf 55,2 % und das Nettoergebnis lag mit einer Marge von 18,4 % deutlich unter den erzielten 29,2 % im Vergleichszeitraum. Statt 2,93 Mrd. USD wie noch in Q2 2022, verdiente Qualcomm nur 1,7 Mrd. USD.

Qualcomm ist ein gutes Unternehmen in einem Zukunftsmarkt, muss aber das Geschäftsfeld QCT auf breitere Füße stellen. Mehr Anwendungsmöglichkeiten, mehr Kunden und mehr Innovationen. Die Snapdragon Plattform ist gut, aber noch deutlich ausbaufähiger. Das kleine Segment Automotiv hat erneut überrascht. Hier ist in der Zukunft noch einiges zu erwarten. Wie schon mal bei einer Präsentation gesagt: das Auto der Zukunft ist ein Chip mit 4 Rädern.

UnitedHealth Group

Der US-Krankenversicherer UnitedHealth Group öffnete seine Bücher für das erste Quartal 2023. Mit 91,93 Mrd. USD wuchs der Umsatz gegenüber der Vorjahresperiode um 14,7 % und lag über den Erwartungen des Marktes. Der operative Ertrag lag bei 8,09 Mrd. USD nach noch 6,95 Mrd. USD im ersten Quartal 2022. Die Nettomarge belief sich auf 6,1 % nach zuvor 6,3 %. Das Umsatzplus verteilte sich mit Erlösen von 70,47 Mrd. USD (Q1/22: 62,6 Mrd. USD) und einer operativen Marge von 6,2 % (6,1 %) auf die Sparte UnitedHealth (Krankenversicherungsgeschäft) sowie 54,06 Mrd. (43,3 Mrd. USD) mit einer operativen Marge von 6,9 % (7,3 %) auf den Bereich Optum Health (Apothekenmanagement und Gesundheitsdienstleistungen).

Bei den einzelnen Umsatzzahlen werden die internen Querverrechnungen von rund 32,5 Mrd. USD im Gesamtumsatz wieder abgezogen. UnitedHealth Group ist ein Vorzeigeunternehmen bezüglich Planbarkeit und Ertragsstärke.

W.W. Grainger

W. W. Grainger, das führende Handelsunternehmen für Industriebedarfsgüter in den USA, berichtete zum ersten Quartal 2023. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 12,2 % auf 4,09 Mrd. USD und lag damit geringfügig über den Analystenerwartungen. Die Bruttomarge wuchs von 37,9 % auf 39,9 % und die operativen Erträge erhöhten sich von 534 Mio. auf 680 Mio. USD, was einer Marge von 16,6 % entsprach. Netto verdiente man 488 Mio. USD, was sowohl in absoluten Zahlen als auch von der Marge her besser war. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren stärker als der Markt zu wachsen. Die Historie hat bewiesen, dass dies auch gelingen kann.

Marktentwicklung im Juni 2023

Der S&P 500 ist im Berichtszeitraum (01.06. bis 30.06.23) um 6,47 % gestiegen. Der technologielastige Nasdaq 100 verbuchte ein Plus von 6,49 %.

Der Dirk Müller Premium Aktien Fonds stieg 1,43 % und handelte per Ende Juni 2023 bei 85,23 Euro, der offensive Fonds ohne Absicherungskomponente kletterte 2,81 % von 106,15 auf 109,13 Euro. Der Vergleichsindex MSCI World Value (Euro) stieg 3,54 % von 146,47 auf 151,66.

 

Mit den besten Wünschen für eine glückliche Zeit

Ihr

Dirk Müller & Fonds Team

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