Aber nicht nur die Herabstufung der Kreditwürdigkeit sorgte für Gewinnmitnahmen am Aktienmarkt. Immer bedrohlichere Konjunktursignale bei dennoch weiter hoher Inflation, die zu einem spürbaren Renditeanstieg bei US-Anleihen führte, drückten auf die Stimmung. Das Thema Stagflation wird wieder dominanter.

Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen erreichte mit 4,32 % den höchsten Stand seit 2007. Die realen Renditen von knapp 2 % notierten so hoch wie zuletzt 2009. Von weiteren US-Leitzinserhöhungen in diesem Jahr ist auszugehen. Die zumeist erhoffte Zinssenkung scheint erstmal vom Tisch und die Wahrscheinlichkeit längerfristig hoher Zentralbankzinsen steigt weiter an. Am Markt werden die erwarteten Zinssenkungen für die USA zunehmend nach hinten verschoben.

Die OPEC+ reagiert auf die konjunkturbedingt sinkende Ölnachfrage mit Förderkürzungen, was wiederum zu steigenden Ölpreisen und somit weiter hoher Inflation führt. War man lange davon ausgegangen, dass die FED „spätestens im Sommer 2023“ die Zinsen deutlich senken würde, hofft man heute, dass die FED die Zinsen in zumindest irgendwann im Verlauf des Jahres 2024 etwas lockern wird. Der Abstand zwischen der Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen und der Unternehmensrendite im S&P 500 ist fast auf null geschrumpft. Das bedeutet, dass die risikolose Rendite für Staatsanleihen genauso hoch ist wie die risikobehaftete Renditeerwartung am Aktienmarkt.

Da jeder Anleger Risiko grundsätzlich gerne bezahlt bekommt (je höher das Risiko, desto höher muss die Chance sein), bedeutet nur eines: Aktien sind unter dieser klassischen Betrachtungsweise massiv zu teuer. Die Aktienmärkte beginnen das in Kursbewegungen umzusetzen. Es scheint, als habe sich das Sentiment am Markt verschoben. „In die Schwäche kaufen“ wurde durch „in die Stärke geben“ abgelöst.

Die steigenden Zinsen in Kombination mit schwachen Wirtschaftsdaten belasten besonders stark den US-Finanzsektor. Die zunehmende Gefahr für Kreditausfälle sowie die Tatsache, dass die Nachfrage nach Hypotheken sich auf einem 28-Jahrestief befinden, veranlassten Moody’s und S&P den Sektor herabzustufen. US-Immobilienzinsen zogen bis auf 7,23 % an, das höchste Niveau seit Mai 2001.

Auch die Q2 Berichtssaison ist wieder stärker in den Fokus der Marktteilnehmer gerückt. Die S&P 500-Unternehmen übertrafen zumeist sowohl die Umsatz- als auch die Gewinnschätzungen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Schätzungen im Vorfeld um ca. 17 % nach unten korrigiert wurden. Ob geklatscht wird, entscheidet sich aktuell daran, wie tief man die Latte vor dem Sprung gelegt hat.

Trotz der zuletzt leichten Konsolidierung sind die Bewertungen im S&P weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Zunehmendes Enttäuschungspotential bei Unternehmensgewinnen birgt Gefahr für einen größeren Rücksetzer. Mit Spannung wurden die Zahlen von Nvidia erwartet, diese schlugen die Erwartungen und katapultierten die Aktie auf ein Neues All Time High. Dennoch konnten die sehr guten Zahlen und der Ausblick nicht für ein Kursfeuerwerk bei den übrigen KI-sensitiven Aktien sorgen.

Die schlechte konjunkturelle Lage in China sowie die dortige Immobilienkrise bereiten zunehmend Sorge. Das Kreditwachstum in China ist deutlich zurückgegangen, es wurden so wenig Kredite vergeben, wie seit 2009 nicht mehr. Ein Zeichen für mangelnde Investitionsbereitschaft und damit verbunden geringes Wachstum.

Der chinesische Immobiliengigant China Evergrande beantragte in den USA Insolvenzschutz. Auch Immobilienriese Country Garden und der Finanzdienstleister Zhongzhi Enterprise stecken in Zahlungsschwierigkeiten. Dies ist ein weiteres Indiz für die Verwerfungen am dortigen Immobilienmarkt. Immerhin senkte die chinesische Notenbank ein weiteres Mal die Zinsen, um die Konjunktur zu stützen und die Anleger etwas zu beruhigen. Dennoch, mit der unerwarteten Senkung der Leitzinsen scheinen sich Parallelen zu vergangenen amerikanischen Subprime-Crises-Zeiten aufzutun. Die Gefahr wächst, dass es zu einem Flächenbrand kommt und die Krise auch den Rest der Weltwirtschaft ansteckt.

Im Fonds bleiben wir unserem System treu und werden unsere Absicherungsquote weiterhin durch einen streng regelbasierten Prozess stetig und schnell an die Marktgegebenheiten anpassen, um an einem steigenden Markt zu partizipieren und zugleich die Risiken zu minimieren.

Marktentwicklung im August 2023

Der S&P 500 ist im Berichtszeitraum (01.08. bis 31.08.23) um 1,77 % gefallen. Der technologielastige Nasdaq 100 verbuchte ein Minus von 1,62 %.

Der Dirk Müller Premium Aktien Fonds fiel 0,53 % und handelte per Ende August 2023 bei 85,10 Euro, der offensive Fonds ohne Absicherungskomponente sank 1,44 % von 110,83 auf 109,23. Der Vergleichsindex MSCI World Value (Euro) sank 1,22 % von 155,84 auf 153,94.

 

Mit den besten Wünschen für eine glückliche Zeit

Ihr

Dirk Müller & Fonds Team

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