Die Indizes, beispielsweise der S&P 500 und der Nasdaq 100, stiegen über den Monat - mitunter von kleineren Konsolidierungen unterbrochen - stetig an. Die Volatilität verharrt auf historisch niedrigem Niveau. Insbesondere die Tech-Mega-Caps konnten von der anhaltenden KI-Euphorie weiterhin profitieren. Auch wenn die Bewertungen vereinzelt atemberaubende Niveaus erreichen und viele Marktbeobachter von einer KI-Blase sprechen, ist der Trend aktuell noch ununterbrochen und intakt.
Um das starke Übergewicht (über 50 %) der sieben Tech-Mega-Caps (Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon, Meta, Alphabet und Tesla) etwas einzuschränken, kam es am 24.7. zu einem „Special Rebalancing“ (Neugewichtung) im Nasdaq 100. Ein Ereignis, dass es in der Geschichte des Nasdaq 100 bisher nur zweimal gegeben hat. Eine daraus resultierende negative Kursbewegung im Rahmen der Neugewichtung in diesen Titeln und somit im Gesamtmarkt, wie sie einige Investoren erhofft hatten, blieben aus.
Die Anleger zeigen sich auch im Hinblick auf die aktuelle Berichtssaison zuversichtlich. Die letzte Woche im Juli, der Höhepunkt der Berichtssaison, war geprägt von Unternehmenszahlen, die zum größten Teil besser ausgefallen sind als erwartet. Es scheint, als konnte die Mehrzahl der Unternehmen die hohe Inflation nutzen, um höhere Preise an den Verbraucher weiterzugeben und damit die Unternehmensgewinne zu steigern.
Auffallend war jedoch diesmal, dass jene Unternehmen, die die Erwartungen geschlagen haben, nur moderate Kursanstiege realisieren konnten. Unternehmen, die die Erwartungen verfehlten, wurden aber mit deutlichen Kursverlusten abgestraft. Die Luft wird merklich dünner.
Vermehrt fanden Treffen zwischen hochrangigen Regierungsmitglieder der USA und China statt (zuletzt der Außenminister), was die Märkte auf eine zarte Annäherung beider Länder hoffen lässt. Zudem hat die chinesische Regierung weitere Stimulierungsmaßnahmen für die Wirtschaft beschlossen, um den Konsum zu unterstützen und das Vertrauen in den Markt zu stärken. Angesichts der weiterhin erschreckenden Lage im so wichtigen Immobiliensektor und des einbrechenden Außenhandels ist das auch dringend vonnöten.
Wie erwartet, hat die FED Ende Juli die Zinsen um 25 Basispunkte auf 5,50 % angehoben und eine weitere Zinsanhebung über 25 Basispunkten für 2023 könnte im September nochmals folgen. Trotz der starken Zinsanhebung in den letzten Monaten scheint die US-Wirtschaft widerstandsfähiger als angenommen. Die offiziellen Arbeitsmarktzahlen sind weiterhin solide und deuten für sich alleine genommen nicht auf einen schweren Einbruch der Wirtschaft hin.
Die Prognose für das reale Wirtschaftswachstum wurde zuletzt durch die Notenbank auf 1 % (YoY) erhöht. Optimistische Marktteilnehmer wie Goldman Sachs gehen davon aus, dass diese Zahl noch zu niedrig ist. Aufgrund von Basiseffekten sehen wir eine Entspannung bei der Gesamt-Inflationsrate, die bereits über die letzten Monate merklich gesunken ist. Die wichtigere Kernrate sinkt jedoch nicht so stark wie erwartet.
Viele Marktteilnehmer hoffen weiterhin, dass eine US-Rezession vermieden werden kann oder nur moderat ausfällt, obwohl die weiterhin inverse Zinskurve das Gegenteil erwarten lässt und somit gute Argumente für die skeptischen Marktteilnehmer liefert. Aktuell hat das Lager der Optimisten die Oberhand an den Märkten.
Bei all den positiven Entwicklungen gibt es aber auch starke Indizien für eine Abschwächung der Wirtschaft. Die Kreditnachfrage bei privaten Haushalten und Unternehmen ist weiterhin rückläufig, ein Signal für Zurückhaltung bei Investitionen und damit zukünftige niedrigere Wachstumsraten.
Ebenso scheint es keine signifikante Entspannung am Immobilienmarkt zu geben, Preise von Neumietverträgen sind erstmals seit der Finanzkrise rückläufig. Die Kombination aus hohen Zinsen und rückläufigen Mietpreisen könnten zu einer Gefahr für Banken werden, da mit zusätzlichen Kreditausfällen zu rechnen ist. Insbesondere Regionalbanken wären davon betroffen, wie wir in den letzten Monaten bereits erleben durften.
Im Fonds bleiben wir unserem System treu und werden unsere Absicherungsquote weiterhin durch einen automatisierten Prozess stetig und schnell an die Marktgegebenheiten anpassen, um an einem steigenden Markt zu partizipieren und zugleich die Risiken zu minimieren.
Marktentwicklung im Juli 2023
Der S&P 500 ist im Berichtszeitraum (01.07. bis 31.07.23) um 3,11 % gestiegen. Der technologielastige Nasdaq 100 verbuchte ein Plus von 3,81 %.
Der Dirk Müller Premium Aktien Fonds stieg 0,38 % und handelte per Ende Juli 2023 bei 85,55 Euro, der offensive Fonds ohne Absicherungskomponente kletterte 1,56 % von 109,13 auf 110,83. Der Vergleichsindex MSCI World Value (Euro) stieg 2,76 % von 151,66 auf 155,84.
Mit den besten Wünschen für eine glückliche Zeit
Ihr
Dirk Müller & Fonds Team
Kommentare
Ich kann Ihre Kritik absolut nachvollziehen und ich stehe dazu, dass es zwischen Frühjahr 2020 und Herbst 2022 bei weitem nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt hatte. Hier hätte ich anders vorgehen müssen. In der Zeit davor hat der Fonds immer wieder seine Stärke zeigen können, wie 2018 als wir als bester deutsche Fonds mit internationaler Ausrichtung ausgezeichnet wurden oder auch im Frühjahr 2020, als wir im Crash nicht nur nichts verloren haben, sondern sogar zulegen konnten. Daher betrachte ich den Fonds in seiner Gesamtheit etwas differenzierter. Wir konnten in den gefährlichsten Marktphasen sehr gute Ergebnisse zeigen, aber ich habe durch zu viel Sorge um das Geld der Anleger in der starken Phase ab Frühjahr 2020 zu vorsichtig agiert und die Absicherungen haben uns obendrein – in dieser Phase – zu viel Geld und somit Performance gekostet. Das Ergebnis in dieser Zeitspanne – und daraus resultierend auch für die Gesamtzeit des Fonds – entspricht absolut nicht meiner und Ihrer Erwartung. Dazu stehe ich und dafür kann ich mich nur entschuldigen. Ich habe mit meinem Team intensiv daran gearbeitet das zu ändern. Daher haben wir das System weiterentwickelt, um nicht erneut in die Falle der eigenen Markterwartung zu laufen, sondern uns automatisch den faktischen Entwicklungen des Marktes anzupassen. Diese Veränderung zeigt inzwischen gute Ergebnisse und wir sehen, dass der Fonds sich auch wieder - Risiko-kontrolliert- aufwärts bewegt. Aber das geht weder mit der Brechstange („Volles Risiko, wird schon gut gehen“), noch von jetzt auf gleich, sondern ist eine kontinuierliche Entwicklung, deren Ergebnis sukzessive erfolgt. Ich kann Ihnen versichern, dass niemand im Team das auf die leichte Schulter nimmt oder vernachlässigt, das Gegenteil ist der Fall. Die vergangenen 3 Jahre waren in diesem Zusammenhang die intensivsten meines Lebens. An der Börse hat man das Ergebnis – egal wie hart man arbeitet – nie vollständig im Griff. Jeder versucht sein Bestes zu geben. In manchen Phasen führt das zum Erfolg, in anderen Phasen zum Misserfolg, egal wie hart man gekämpft hat. Wir werden weiterhin alles tun um mit dem Fonds Ihren und unseren Erwartungen gerecht zu werden. Glauben Sie bitte nicht, dass mich die Fondssituation der letzten 3 Jahre unberührt lässt…das Gegenteil ist der Fall und diese Erfahrung und Belastung hat mich persönlich auch sehr geprägt und verändert. Ich hoffe, dass ich diese Veränderung auch in Ihrem Sinne werde nutzen können.
Danke für Ihr ehrliches Statement, Glaubwürdigkeit ist sehr wichtig !!
Auch für mich als Erstzeichner des Fonds ist die Performance natürlich enttäuschend. Ich war davon ausgegangen, dass vor Auflegung des Fonds die Modelle für die angekündigten stürmische Zeiten entwickelt und geprüft wurden. Aber klar, die Praxis ist der Prüfstein der Wahrheit wie wir alle feststellen konnten. Schauen wir nach den Korrekturen einfach optimistisch nach vorn.
Ich bin noch in Ihrem Fonds investiert und werde die Positionen auch nicht verkaufen. Mir selbst habe ich mittlerweile den Fonds als Versicherung gegen den Crash verkauft und Versicherungen kosten ja bekanntlich immer etwas Geld :). Somit habe ich aus der Zitrone eine Limonade gemacht.
Herzliche Grüße
dto!
Ich bleibe auch investiert und glaube weiter an die Fähigkeiten und Erfahrung von Dirk und seinem Team.
Abgesehen davon, sind wir alle nur Menschen.
Als Ausgleich hatte ich einmal auf ein Buch von Dirk in 2008 in physisches Gold investiert.
Was soll ich sagen, danke Dirk, dass hat sich bis heute wirklich bezahlt gemacht.
Als erwachsener Mensch weiß ich aber auch, dass ich dennoch selbst dafür verantwortlich bin, in welche Anlagen ich investiere und in welchem Umfang. Man kann es sich einfach machen und den schwarzen Peter dem Herrn Müller alleine zuschieben und eine nicht oder schlecht erbrachte Serviceleistung bemängeln. Man könnte / sollte sich aber auch selbst in die Verantwortung nehmen, denn dass dieser Fonds (zumindest bisher) ein Crash-Fonds ist (Stichwort Arche), war jedem von Anfang an klar. Ob und in welchem Umfang man sich gegen einen solchen Crash versichern möchte, muss dann jeder für sich selbst entscheiden.
Die spannende Frage, die sich die meisten im Moment vermutlichen stellen (ich zumindest), ist doch die, ob es jetzt an der Zeit ist, die Arche zu verlassen, da die seit Jahren erwartete Sintflut einfach nicht eintreten will oder müssen sich erst alle in Sicherheit wiegen, bevor es dann doch zum Showdown kommt?
Aber auch dies muss dann wieder jeder für sich selbst entscheiden.
@ritteroblong : Tatsächlich hatten wir keine zeitweise Untergewichtung der Tech-Aktien, eher im Gegenteil. Das Problem bei der Gewichtung der Techaktien ist, dass wenige dieser Aktien (7 Aktien wie Apple, Micrososft ec,) ein so hohes Gewicht in den Indices haben (Sie hatten zeitweise 50% der Gewichtung des Nasdaq) , wie wir es im Fonds aus rechtlichen Gründen gar nicht haben dürfen. Zudem wäre es auch unverantwortlich einzelnen Aktien so eine hohe Gewichtung zu geben.
Unser (mein) Fehler bestand im Kern darin, zu vorsichtig mit den Kundengeldern gewesen zu sein und der Sicherheit zu viel Gewicht zu geben. Die Balance zwischen Sicherheit und Risiko hatte ich durch den (vielleicht zu) großen Respekt vor dem Geld der Anleger zu sehr auf den Bereich Sicherheit gelegt und dabei die Risiken, aber auch die Chancen zu weit reduziert, wobei die Sicherheit uns zu teuer gekommen ist. Darauf lässt es sich zusammenfassen. Hier bestand die Lösung darin, die Anlagestrategie zu automatisieren und von individuellen (meinen) psychologischen Einflussfaktoren zu entkoppeln. Das haben wir mittlerweile so umgesetzt.