Erinnern Sie sich noch an Bernie Madoff? Der Mann verkaufte einen Fonds, den es im Grunde gar nicht gab. Weil aber die Rendite im Rückspiegel so verlockend aussah, sammelte er Milliarden Dollar ein. Wirklich bemerkenswert ist es, wie wenige sich von der vollkommen unrealistischen ausgewiesenen Ertragsentwicklung des Vehikels abschrecken ließen. Vor lauter Gier glaubte man mal wieder das, was man glauben wollte.

Nach jedem Finanzdebakel hört man einen der beliebtesten Sätze der Branche. Das konnte keiner ahnen. Begleitet wird diese überaus dämliche Ausrede von dem Hinweis, es habe schließlich niemand gewarnt. Das ist meistens glatt gelogen. Diese beiden Aussagen kombinieren Selbstgerechtigkeit und Frechheit. Sie dienen einzig und allein dem Ziel, sich der Verantwortung für eigene Fehler zu entziehen.

Das gilt nicht nur für Fälle wie Madoff. Es gilt in gleichem Maße für den Fall Enron, für viele Debakel der Tech-Blase zur Jahrtausendwende, sowie für die Immobilienblase in den Staaten und Südeuropa vor einigen Jahren.

Man kann es in wenigen Sätzen zusammenfassen. Wenn jemand Aktien verkauft, ohne ein Geschäftsmodell zu haben und Menschen erklären, Umsätze und Gewinne seien lediglich ein Relikt der Vergangenheit, hat man es mit Deppen, Scharlatanen oder einer Kombination aus beidem zu tun. Wenn jemand es für einen dauerhaft stabilen Zustand hält, wenn Menschen Immobilien bereits vor der Fertigstellung mehrmals mit Gewinn verkaufen können, diese Immobilien dann, wenn sie fertig sind, nicht vermietet werden, weil Mieter nur Arbeit verursachen und die Mieteinnahmen ohnehin irrelevant sind, dann hat man es mit Deppen, Scharlatanen oder einer Kombination aus beidem zu tun. Wenn jemand Ihnen erklären sollte es sei möglich, mit einem Hedge Funds jährlich zweistellige positive Renditen ohne nennenswerte Schwankungen zu erwirtschaften, dann haben Sie es mit einem Deppen zu tun.

Ein Blick auf die angebliche Performance des Fonds von Bernie Madoff verdeutlicht diese Aussagen.

Wenn Sie so einen Verlauf sehen und jemand versucht Ihnen die rote Kurve schmackhaft zu machen, dann halten Sie Ihr Geld fest und nehmen Sie die Beine in die Hand.

Wie der Chart zeigt, ist es durchaus möglich sehr ordentliche Renditen zu erwirtschaften. Die beiden Ansätze mit denen dies langfristig funktionieren kann sind Trendfolge und Value, wenn sie konsistent umgesetzt werden. Genau hier liegt aber das Problem vieler Anleger. Beide Ansätze weisen langfristig sehr hohe Renditen aus, erfordern aber vom Anleger Geduld. Diese kann nur jemand aufbringen, der einen Ansatz im Kern verstanden hat und auch dessen Schwächen akzeptiert. Viele Anleger springen jedoch zwischen verschiedenen Ideen hin und her, ein langfristig sehr teures und absehbar erfolgloses Vorgehen.

Man stelle sich vor, langfristig orientierte Value Anleger wie die Baupost Group oder auch Buffet hätten 1999 gesagt „ach der ganze Bewertungskram spielt keine Rolle. Ich liege schon wieder hinter dem S&P 500 Index, ich kaufe mal ein paar überteuerte Firmen ohne Geschäftsmodell.“ Das wäre böse ausgegangen. Bei langfristig ausgerichteten Trendfolgern sieht es ähnlich aus. Zweistellige Renditen sind auch in diesem Segment zu erzielen. Manchmal passiert aber drei Jahre nichts oder die Entwicklung ist sogar negativ. Wer das nicht durchhält, weil er dem Ansatz im Kern doch nicht traut, der bekommt über kurz oder lang ein finanzielles Problem.

Welchen Ansatz Sie für Ihre Geldanlage auch wählen, achten Sie immer darauf ob etwas zu gut ausschaut um wahr zu sein. In der Regel ist es in diesem Falle leider nicht wahr. Falls Ihnen jemand erzählen will, niemand habe Madoffs Betrug erkennen können, schütteln Sie entschlossen mit dem Kopf. Jeder hätte das erkennen können. Viele haben es erkannt und schon Jahre vor dem Kollaps gewarnt. Da am Finanzmarkt derartige Warnungen aber nicht immer zu einer sofortigen Reaktion führen, werden sie oft ins Lächerliche gezogen. Es wie mit den Hinweisen auf die Bewertung des  Aktienmarktes. Nur weil sie heute etwa in den Staaten absurd hoch ist, fällt nicht gleich der Markt. Langfristig sind die Aussichten aber trübe. Leider, auf diesen Hinweis darf man sich schon heute freuen, wird es auch diesbezüglich wieder heißen, es habe schlichtweg niemand kommen sehen.

Jeder gute Investmentansatz erfordert von seinem Anwender Geduld, Disziplin und ein gutes Gefühl dafür, wieviel Risiko wirklich erträglich ist. Wer seine Risikoneigung eher deutlich unterschätzt und dazu noch nicht jeden Tag auf seine Depotauszüge schaut, der beugt der Gefahr von Schnellschüssen vor und hat schon viel erreicht.

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