Eine hoch komplexe Angelegenheit

Erst kürzlich ist ein sechsmonatiger Testlauf, an dem 38 Akteure – darunter Zentralbanken, verschiedene Abwicklungsplattformen sowie kommerzielle Geschäftsbanken – teilgenommen haben, beendet worden.

Alles in allem sprechen Beobachter und Kommentatoren von einer der größten Kooperationen, die es in diesem Bereich jemals gegeben habe. Ziel dieses Testlaufs war es herauszufinden, ob die digitalen Zentralbankwährungen unterschiedlicher Nationen zusammengeführt, gegenseitig genutzt und untereinander ausgetauscht werden können.

Grund hierfür ist, dass die Zentralbanken verschiedener Nationen sich bei der Kreation ihrer CBDCs nicht ein und derselben Technologien und/oder Protokolle bedienen. Ergebnis dieses erst kürzlich beendet Testlaufs war es, dass es möglich sein wird, technologisch voneinander variierende CBDCs im Bereich von hochkomplexen Handels- und Fremdwährungstransaktionen zu nutzen.     

Bislang stand nicht fest, ob sich die unterschiedlichen Technologien und Protokolle auf eine einfache Weise zusammenführen lassen. Die aus dem Testlauf gewonnenen Ergebnisse lassen indes darauf schließen, dass ein mancherorts befürchtetes Tohuwabohu ausbleiben wird.

Denn es werden unter aller Voraussicht keine in die Tausende gehenden Einzelverbindungen im gegenseitigen Austausch benötigt. Anstelle dessen sehen sich Geschäftsbanken vielmehr dazu in der Lage, einen weltweiten Hauptverbindungsknoten zu nutzen, um Digitalwährungen zu verwalten und untereinander austauschen, sobald die entsprechende Schnittstellenlösung vollauf funktionsfähig und im Einsatz sein wird.   

Von Interesse mag sein, welche Nationen an dem kürzlich beendeten Testlauf teilgenommen haben. Neben den EU-Mitgliedsländern Deutschland, Frankreich und der Tschechischen Republik nahmen unter anderem auch Singapur, Thailand und Australien daran teil, während andere staatliche Teilnehmer der Anonymität den Vorzug gaben.  

Unter den teilnehmenden kommerziellen Geschäftsbanken befanden sich neben der Deutsche Bank AG unter anderem auch HSBC, Citibank sowie zwei Institute aus der Volksrepublik China.

Bestehende Finanzinfrastruktur lässt sich zur Durchführung von CBDC-basierten Transaktionen nutzen

Das Bankenkommunikationsnetzwerk SWIFT kommt in mehr als zweihundert Nationen zum Einsatz. Insgesamt sind weltweit mehr als 11.500 Banken und Fonds an dieses Netzwerk angeschlossen, weshalb unter dessen Nutzung mehrere Billionen US-Dollar pro Tag um den Globus gesendet werden.
Seitens SWIFT hieß es zu dem kürzlich beendeten Testlauf, dass die daraus gewonnenen Resultate immanent wichtig seien. Denn die neuen Erkenntnisse demonstrierten, dass Banken dazu in der Lage sein werden, ihre bestehende Finanzinfrastruktur bei der Durchführung von CBDC-basierten Transaktionen zu nutzen.

Alles in allem seien die Testergebnisse derart positiv gewesen, dass die bisher experimentelle Projektphase ihre nächste Hürde auf dem Weg hin zu realen Abläufen nehmen könne. Bereits in den nächsten ein bis zwei Jahren sähen die aktuellen Pläne die Einführung eines neuen Dienstleistungsproduktes in diesem Bereich vor.

Es wächst auch der Widerstand

Was den allgemeinen Fortschritt im CBDC-Bereich angeht, so hat neben den karibischen Staaten Bahamas und Jamaica auch die afrikanische Nation Nigeria mit der Nutzung von digitalen Zentralbankwährungen begonnen.

Was Nigeria anbelangt, so ist der dortige Versuch einer durch die Zentralbank forcierten CBDC-Nutzung gründlich in die Hose gegangen. Trotz diverser Anreize wie auch der sich hieran anschließenden Ausübung eines massiven Drucks ließen sich die Nigerianer in übergroßer Mehrheit nicht von einer Nutzung der heimischen CBDC überzeugen.

Vielmehr kam es zu gewaltsamen Protesten, Ausschreitungen und Krawallen, in deren Zuge unter anderem auch die Gebäude von Geschäftsbanken niedergebrannt wurden, während der damalige Zentralbankvorsitzende Godwin Emefiele durch die Staatspolizei verhaftet und durch ein Gericht in Untersuchungshaft geschickt wurde.

In der Volksrepublik China scheinen die CBDC-Pläne bereits ein wenig weiter voran geschritten zu sein als im Rest der Welt. Denn dort ist es schon zu Echtzeitnutzungen des sogenannten E-Yuans gekommen.          

In Europa wird unterdessen der digitale Euro einem Test durch die Europäische Notenbank unterzogen. Das Bankenkommunikationsnetzwerk SWIFT machte vor zwei Jahren nach dem Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine Schlagzeilen.

Vereinfacht das neue System Abkopplungs- und Ausschlussambitionen?

Denn damals wurden die meisten russischen Banken nach Verabschiedung der westlichen Sanktionen von SWIFT abgekoppelt. Unterdessen geht unter kritischen Beobachtern die Frage um, ob sich solche Dinge in der Zukunft unter Nutzung des neuen CBDC-Systems wiederholen könnten.  

Wahrscheinlich würden sich derlei Maßnahmen dann nämlich noch einmal vereinfachen, was insbesondere aus Sicht von Nationen gilt, die sich nicht den Vorgaben und politischen Zielen des (noch) durch den Westen dominierten Weltfinanzsystems zu unterwerfen beabsichtigen.

Laut des Bankenkommunikationsnetzwerkes SWIFT könnte es theoretisch zu einer solchen Situation kommen, was jedoch nichts an der Erwartung ändere, dass sich die meisten Länder unserer Erde dem neuen System anschließen werden.  

SWIFT macht unterdessen auch andere zukünftige Einsatzformen für das eigene Netzwerk aus. So prognostiziert beispielsweise die Unternehmensberatungsgruppe Boston Consulting Group, dass es bis zum Jahr 2030 zu einer „Tokenisierung“ von mehr als sechzehn Billionen US-Dollar an weltweit gehaltenen Vermögenswerten kommen wird.

Im Klartext bedeutet das, dass es unter aller Voraussicht zu einer Transformation von Aktien, Anleihen und ähnlichen papiernen Vermögenswerten in digitale Tokens kommen wird, um deren Handel noch einmal deutlich zu beschleunigen.

Intermediäre werden zunehmend unwichtiger

Abhängig wird eine solche Entwicklung wohl auch davon sein, wie viele Akteure und andere Netzwerke sich weltweit zusammenschließen werden. Auszugehen ist angesichts der bereits bestehenden und sich weiter fortentwickelnden technologischen Gegebenheiten davon, dass sich ein Zusammenwachsen der verschiedensten globalen Netzwerke in der Zukunft nochmals beschleunigen wird.

Nicht nur der unter Drittparteien abgewickelte Handel wird dann wohl vermehrt unter Ausschluss von Intermediären stattfinden. Vielmehr werden sich deren Transaktionen ferner auch in Echtzeit durchführen lassen, wodurch sich die kommerziellen Handelsprozeduren noch einmal deutlich beschleunigen werden.      

Nach den letztjährigen Geschehnissen in Nigeria stellt sich hingegen auch die Frage, auf welche Weise eine potenzielle Nutzung von (programmierbaren) CBDCs Unternehmen und Bürgern schmackhaft gemacht werden kann.

Auch wenn das Interesse der breiten Öffentlichkeit in vielen westlichen Nationen an dem Thema CBDC noch nicht recht geweckt zu sein scheint, so bestehen trotz allem bereits gesellschaftliche Strömungen, welche sich teils vehement gegen eine Nutzung von (programmierbaren) CBDCs in der Zukunft aussprechen.

In den meisten Fällen ist in diesem Zusammenhang von einem digitalen Gefängnis die Rede, aus dem es zu einem späteren Zeitpunkt kein Entrinnen mehr gibt, wenn das Bargeld erst einmal vollständig abgeschafft sein wird.

Den Willen zur Nutzung durch finanzielle Anreize befördern

Es werden nach den zu beobachtenden Ereignissen in Nigeria sehr wahrscheinlich vermehrt finanzielle Anreize sein, welche den Menschen in Form einer Karotte vor die Nase gehalten werden, um die Mehrheit der Bürger in das neu entstehende Geldsystem zu locken.   

Der kürzlich beendete und von Erfolg gekrönte Testlauf durch SWIFT lässt darauf schließen, dass CBDCs zukünftig eine zunehmend zentrale Rolle in den geldpolitischen Planungen der Zentralbanken spielen wird, ohne dabei auch nur annähernd auf den feststellbaren Grad der Ablehnung einzugehen, der CBDCs in informierten Kreisen der Gesellschaft entgegenschlägt.    

In einer Presserklärung machte die Chefin der Sparte SWIFT und CIB Payments bei der spanischen Großbank Santander, Carmen Rey, darauf aufmerksam, dass die seitens SWIFT ergriffene Initiative die zukünftige Interoperabilität im CBDC-Ökosystem trotz der unterschiedlichen bestehenden Verbindungsstrukturen garantiere.

Der jüngste Testlauf habe gezeigt, dass sich nicht nur der Zugang zu wie auch die allgemeine Nutzung von CBDCs, sondern darüber hinaus auch deren Interoperabilität in einer komplexen Welt der digitalen Zahlsysteme beschleunigen wird.

Erwähnt sei abschließend, dass neunzig Prozent aller Zentralbanken weltweit momentan auf irgendeine Weise mit Arbeiten beschäftigt sind, die eine Transformation der bestehenden Fiat-Papierwährungen in eine digitale Version vorsehen.

Kommunikationsnetzwerkdienstleister und Anbieter von Zahlungssystemen arbeiten überdies zurzeit mit Hochdruck daran, um Wege und Lösungen zu finden, wie sich auf CBDCs basierende Zahlungen und Transaktionen in der Zukunft erleichtern und zu einer neuen Norm machen lassen.  

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Presseerklärung des Bankenkommunikationsnetzwerkes SWIFT.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Kritiker geben zu bedenken, dass Regierungen weltweit danach strebten, eine bislang ungesehene Kontrolle über die Unternehmen und Bürger in deren Nationen auszuüben, was durch eine potenzielle Einführung von CBDCs bei einer sukzessiven Abschaffung des Bargeldes erreicht werden soll.

Viele Menschen hatten sich seinerzeit für den kostenlosen Verzehr einer Bratwurst in Deutschland gegen Covid impfen lassen. Angesichts der bevorstehenden Einführung des digitalen Euros werden sich gewiss auch finanzielle Anreize finden lassen, um einer Mehrheit der Herde die Nutzung des programmierbaren Zentralbankgeldes (anfänglich) schmackhaft zu machen.  

CK*Red.: Wir werden nicht müde, die Wichtigkeit von Bargeld zum Erhalt der persönlichen und gesellschaftlichen Freiheiten zu unterstreichen und darauf zu verweisen, dass sich nur mittels einer beharrlichen Nutzung von Bargeld der Salamitaktik in Richtung Totalüberwachung entgegengestellt und diese maximal verzögert werden kann.

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