Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0588 (05:20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0566 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,33. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,36. EUR-CHF oszilliert bei 0,9960.

Finanzmärkte: Chinas PMIs setzen positiven Akzent

Bis zur Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindices Chinas dominierte an den Finanzmärkten eine verhaltene Tendenz. Das lag wesentlich an den veröffentlichten Wirtschaftsdaten.

Die gestern veröffentlichten Daten aus der Eurozone und den USA setzten überwiegend negative Akzente. Die Veröffentlichung von diversen Inflationsdaten der Eurozone (Deutschland, Spanien, Frankreich) enttäuschte die Erwartungen. Das hohe Preisniveau zeigt sich nicht nur in den USA, sondern auch in der Eurozone hartnäckiger als im Mainstream erwartet. Die US-Daten waren durch die Bank enttäuschend, ob abgesacktes US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des Conference Board, ob die Einkaufsmanagerindices aus Chicago und Richmond oder die Immobilienpreisentwicklung gemäß Case/Shiller Report (geringster Anstieg seit 07/2020). Hinsichtlich der Daten verweisen wir auf das Datenpotpourri am Ende des Reports.

Der Anstieg der Aktienmärkte vom Monat Februar wurde in Teilen abverkauft. Erneut zeigten sich die europäischen Märkte widerstandsfähiger als die US-Märkte. So verlor der S&P 500 gestern 0,56%, während der DAX nur ein Minus von 0,33% auswies (Basis DAX-Späthandel, um zeitliche Kongruenz zu gewährleisten).

Am Rentenmarkt wirkten sich die Veröffentlichungen der enttäuschenden Inflationsdaten der Eurozone aus. So legte die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe auf aktuell 2,64% zu (Vortag 2,58%). In der Spitze wurde im Tageshandel ein Renditetop bei 2,70% markiert, das höchste Renditeniveau seit September 2011. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe stellt sich heute früh auf 3,95% (Vortag 3,94%).

Der USD verlor bei dieser Gemengelage an Boden. Der EUR erholte sich in der Spitze gegenüber dem USD bis auf 1,0645 im US-Handel, um dann wieder Boden zu verlieren. Die edlen Metalle Gold und Silber konnten Boden gegenüber dem USD wettmachen.

Heute früh setzte die Veröffentlichung insbesondere der Einkaufsmanagerindices Chinas markante positive Akzente (siehe unten). Der Hangseng Index legte knapp 4% zu, der CSI 300 stieg um circa 1,3%, auch Vietnams Börse profitierte (circa +1,5%).

China überrascht mit starkem Wachstum

Nach dem Ende der Corona-Maßnahmen nimmt das Wachstum in China laut Einkaufsmanagerindices an Fahrt auf. Die heutige Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindices setzte unerwartete positive Akzente für sowohl den Sektor des Verarbeitenden Gewerbes als auch den Dienstleistungssektor und die Gesamtwirtschaft.

Der Einkaufsmanagerindex der Industrie (PMI) stieg per Februar auf 52,6 von 50,1 laut nationalem Statistikamt NBS. Das war der höchste Wert seit April 2012. Der vom privatwirtschaftlichen Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe spiegelte diese Entwicklung mit einer Zunahme von 49,2 auf 51,6 Zähler.

Der NBS-Index des Dienstleistungssektors sprang auf 56,3 nach zuvor 54,4 Punkten. Das war der höchste Wert seit März 2021.

Für die Gesamtwirtschaft (NBS-Composite Index) wurde mit 56,4 Punkten ein neuer Rekordwert in dieser Datenreihe (Beginn 01/2017) markiert.

Kommentar: Einkaufsmanagerindices sind Sentiment-Indikatoren. Gefühle sind immer relativ. Ergo gehört an diese Stelle ein Schluck Wasser in den Wein. Sie eignen sich aber ohne wenn und aber als Tendenzindikatoren. Nun waren nicht nur Chinas Daten überzeugend. Auch Indiens PMI, Vietnams PMI und Russlands PMI für das Verarbeitende Gewerbe reüssierten. Dagegen ist das Bild in Japan (47,7) enttäuschend. In einer Gesamtbetrachtung implizieren die verfügbaren Daten, dass Fernost deutlich an Konjunkturdynamik gewinnt. Festzustellen ist, dass die weit überwiegenden Zahl der fernöstlichen Länder sich nicht an den Sanktionen beteiligt (Ausnahme Japan, Südkorea).

US-Außenminister drohte China Sanktionen an

US-Außenminister Blinken drohte Peking für den Fall von Waffenlieferungen an Russland Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen an. Hintergrund ist, dass Washington von Peking erwartet, sich den von den USA unilateral verhängten Sanktionen zu unterwerfen.

Kommentar: Es gibt unterschiedliche Formen von Sanktionen. Um diesem Thema gerecht zu werden, biete ich Ihnen heute einen Link zu einem Papier der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags aus dem Jahr 2019 an. Fakt ist, dass dieses US-Sanktionsregime in die Souveränität Chinas eingreift und faktisch Unterwerfung unter US-Recht einfordert. Wird das gutgehen? Was ist das für ein US-Verständnis von Völkerrecht?

Airbus kritisiert US-Subventionspaket IRA

Hintergrund: Mit dem nicht WTO konformen IRA Subventionspaket im Volumen von 370 Mrd. USD werden US-Unternehmen Konkurrenzvorteile gewährleistet. In der EU hat das zu Recht Sorgen wegen Verlagerung von Produktionsstätten und Jobs forciert. Deswegen hatte die EU beschlossen, mehr "gezielte, zeitlich begrenzte und verhältnismäßige" staatliche Subventionen für Unternehmen zu erlauben, um im Wettbewerb mit den USA bestehen zu können.

Der europäische Flugzeugbauer EADS kritisierte das Subventionspaket IRA. Der Airbus Chef Guillaume Faury sagte gestern bei seiner Rede vor dem Aero Club in Washington, das Programm dürfte es der EU erschweren, ihre eigenen Bemühungen zur Dekarbonisierung zu beschleunigen. Das US-Gesetz destabilisiere die Chancengleichheit zwischen amerikanischen und europäischen Unternehmen, da mit Subventionen Firmen in die USA gelockt werden könnten. Es sei aber absolut wichtig, dass ein fairer Wettbewerb erhalten bleibe.

Kommentar: Ich begrüße die Einlassung seitens des EADS Chefs. Sie stellt eine bittere Mahnung dar. Wer greift unsere Produktionsstandort an?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China: Einkaufsmanagerindices (PMIs) per Februar stark

• NBS (staatlich) PMI Verarbeitendes Gewerbe: 52,6 (Prognose 50,5) nach 50,1
• Caixin (privat) PMI Verarbeitendes Gewerbe: 51,6 (Prognose 50,2) nach 49,2
• NBS (staatlich) PMI Dienstleistungssektor: 56,3 nach 54,4
• NBS (staatlich) PMI Composite Index: 56,4 nach 52,9 (historischer Höchstwert)

Eurozone: Inflationsdaten höher als erwartet in Deutschland, Frankreich und Spanien

Deutschland: Die Importpreise sanken per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 1,2% (Prognose -1,5%) nach zuvor -1,6%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 6,6% (Prognose 6,3%) nach zuvor 12,6%.

Frankreich: Das BIP legte per 4. Quartal (finale Berechnung) um 0,1% (Prognose und vorläufiger Wert 0,1%) und im Jahresvergleich um 0,5% (Prognose und vorläufiger Wert 0,5%) zu.

Frankreich: Die Verbraucherpreise stiegen gemäß vorläufiger Berechnung per Februar im Monatsvergleich um 1,0% (Prognose 1,0%, Vormonat 0,4%) und im Jahresvergleich um 7,2% (Prognose und Vormonatswert 7,0%).

Frankreich: Die Erzeugerpreise legten per Januar im Monatsvergleich um 2,7% (Vormonat 1,2%) und im Jahresvergleich um 17,9% nach zuvor 20,5% zu.

Frankreich: Die Konsumausgaben nahmen per Januar im Monatsvergleich um 1,5% (Prognose 0,4%) nach zuvor -1,6% (revidiert von -1,5%) zu.

Spanien: Die Verbraucherpreise stiegen per Februar laut Erstschätzung um 6,1% (Prognose 5,5%) nach zuvor 5,9%.

Italien: Der Absatz der Industrie nahm per Dezember im Monatsvergleich um 0,7% nach zuvor 0,9% zu. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 14,9% nach zuvor 11,4% ein.

USA: Durch die Bank schwächere Daten als erwartet

Der Case/Shiller Hauspreisindex im 20 Städtevergleich sank im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,5%) nach zuvor -0,5%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,6% (Prognose 5,8%) nach 6,8%. Das war der geringste Anstieg im Jahresvergleich seit 07/2020. Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago fiel per Februar von zuvor 44,3 auf 43,6 Punkte (Prognose 45,0).

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board sackte per Februar von 106,0 (revidiert von 107,1) auf 102,9 Punkte. Der Richmond Fed Composite Index ging per Februar von -11 auf -16 Zähler zurück.

Diverse Länder: PMIs Verarbeitendes Gewerbe per Februar

• Japan: 47,7 nach 48,9 (Tiefstwert seit 09/2020)
• Indien: 55,3 (Prognose 54,3) nach 55,4
• Indonesien: 51,2 nach 51,3
• Vietnam: 51,2 nach 47,4 (Höchstwert seit 09/2022)
• Russland: 53,6 nach 52,6 (Höchststand seit 03/2020)

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden der bisherigen Höchstkurse bei 1,1000 - 1.1020 negiert das Szenario.

Viel Erfolg!

 

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