Was ist der Euro/USD Kurs?
Grundsätzlich betrachtet gibt der Wechselkurs Euro/USD an, in welchem Verhältnis die Währung des Euroraums gegenüber der des US-Dollar-Raums getauscht werden kann. Diese Wechselkurse werden am Devisenmarkt gebildet, welcher mit einem Volumen von über 3,2 Billionen US-Dollar den weltweit größten Markt darstellt. Der US-Dollar gilt weltweit als Leitwährung, während der Euro als wichtigste Ersatzwährung zum US-Dollar auf dem Planeten gehandelt wird.
Analyse:
Inflation ist für die deutsche Bevölkerung eines der absoluten Schreckenswörter und wird politisch immer wieder aufgeladen diskutiert. Wenn man jedoch die deutsche Brille ablegt und sich verschiedene internationale Brillen aufsetzt, so wird man verblüfft sein, wie unterschiedlich die einzelnen Gesellschaften auf dieses Wort reagieren.
Dieser Umstand lässt sich durch die Geschichte begründen. Während Deutschland besonders mit der Hyperinflation der 20er Jahre geschichtlich vorbelastet ist, besteht für die US-Amerikaner das Gegenteil. Sie setzten Inflation in größten Teilen mit Wachstum gleich und haben mit dem Wort Deflation in den 20er Jahren ihre genauso einschneidenden Erlebnisse gemacht. Unter anderem dieses geschichtliche Ereignis veranlasste die US-Amerikaner dazu, nach der Finanzkrise die Folgen der wirtschaftlichen Anpassung mit einer ultralockeren Geldpolitik auszugleichen. Damit gelang es der Notenbank in den USA die Volkswirtschaft wieder in ein Gleichgewicht zu bringen und Wachstum zu generieren, während wir Europäer mit einer weiter anhaltenden Sparpolitik und Reformen der Volkswirtschaften das Problem zu lösen versuchten.
Dies ist den europäischen Staaten bisher noch nicht überzeugend gelungen. Während die südländischen Staaten aufgrund politischen und wirtschaftlichen Drucks ihre Volkswirtschaften und Gesellschaften angepasst haben und die ersten Erfolge sichtbar werden, haben die schwächelnden Industriestaaten Frankreich und Italien ihre Hausaufgaben nicht erledigt. Grundsätzlich können beide Ansätze, der amerikanische und der deutsch-europäische Ansatz, funktionieren, jedoch nur wenn die Politik entsprechend handelt. Das hat in Europa schlichtweg nicht funktioniert, was heute bedeutet, dass Inflation aktuell kein Thema ist, sondern wir trotz sehr lockerer Geldpolitik drohen bestenfalls in die Stagnation schlimmstenfalls in die Deflation abzurutschen.
Die langfristigen Inflationserwartungen der Kapitalmarktakteure sind in den letzten Monaten deutlich gesunken, was besorgniserregend ist, denn es bedeutet ein Misstrauensvotum gegenüber den Frankfurter Währungshütern, die sich als Ziel gesetzt haben eine Inflation stabil bei 2 Prozent zu halten.
Die EZB hat damit zum zweiten Mal binnen weniger Jahre keinen Handlungsspielraum. Nachdem sie wegen fehlender politischer Lösungen die Krisenländer retten musste, muss die Zentralbank heute aufgrund mangelnden Reformwillens eine Deflationsspirale verhindern. Diese Tatsache ist ein Armutszeugnis europäischer pragmatischer Politik. Jetzt stehen die Zentralbank und die Politik in Europa vor einem Drahtseilakt. Auf der einen Seite müssen die Deflationssorgen mit aller Schärfe bekämpft werden, auf der anderen Seite müssen trotz der dadurch entstehenden Entlastung die europäischen Gesellschaften ihre mitunter einschneidenden Reformen durchsetzen und sich nicht hinter der Deflationsbekämpfung der EZB verstecken.
Heute geht es weniger darum neue Wachstumsperspektiven zu entwickeln als knallhart die einzelnen Volkswirtschaften wieder wettbewerbsfähig zu machen, wie Deutschland Anfang des Jahrtausends. Das macht ein Konjunkturvergleich der letzten Jahre deutlich. Während Italien im Jahr 2002 noch fast das gleiche Pro-Kopf-Einkommen wie ein Bürger der Bundesrepublik Deutschland aufwies, fiel es auf heute noch 76 Prozent des deutschen Niveaus. Dies verdeutlicht die schwache wirtschaftliche Entwicklung eines der Hauptländer der EU. Diese Wachstumslücke von ca. 27 Prozent ist ein desaströses Zeugnis für die italienische Wirtschaft/Gesellschaft.
Ein ähnliches Bild ergibt der Vergleich mit den USA. Hieraus zu schlussfolgern, dass Deutschland aufgrund der Reformen einen wesentlichen Beitrag zur schwachen Performance in Italien beigetragen hat, ist jedoch ein Trugschluss. Die angebotenen Warenkörbe der beiden Volkswirtschaften sind zu unterschiedlich und stehen international in keinem sehr starken Wettbewerb. Dies bedeutet, dass Deutschland gegenüber seiner Peergroup besser abgeschnitten hat, als Italien gegenüber seiner Peergroup.
Bei der Rechnung, in der das Wachstum sämtlicher Euro-Länder mit der Entwicklung vergleichbarer Ökonomien ins Verhältnis gesetzt wird und auf diese Art und Weise unabhängig von globalen Konjunkturzyklen die Performance einzelner Nationen verglichen werden kann, schneidet auch Frankreich desaströs ab. Mit einer Wachstumslücke von 18 Prozent ist die Grand Nation weit von ihrem aus dem Namen abgleitenden Anspruch entfernt. Während für diese Volkswirtschaften eine weitere Lockerung der Geldpolitik sinnvoll und bitter nötig erscheint, würde bei Deutschland ein Leitzins von um die 4 Prozent als gerechtfertigt erscheinen. Dieses übermäßig große „Sonderkonjunkturprogramm“ schwächt jedoch auch die deutsche Volkswirtschaft langfristig. Zum einen wird durch das aktuelle Wachstum notwendiger Reformbedarf übersehen und aufgrund des fehlenden Drucks politisch nicht umgesetzt. Zum anderen schleppt die Volkswirtschaft dadurch tausende von quasi scheintoten Firmen mit durch, was die Innovationsfähigkeit bremst. Die hierdurch nötigen Bereinigungen einer Volkswirtschaft werden so kurzfristig übergangen und sich langfristig durch einen dann stärkeren Transformationsprozess entladen. Zusammen mit der weiter schwindenden Zahl an Arbeitskräften in Europa ergibt sich hieraus ein gefährlicher Cocktail, welcher stark an die Anfänge der Stagnation in Japan erinnert.
Schlussendlich sind diese niedrigen Zinsen nicht nur für Sparer eine schleichende Entwertung ihres Barvermögens sondern auch gesellschaftlich ein Problem. Während sich Sparer alternative Investments aussuchen können, um den niedrigen Zinsen zu entgehen, ist es für die Gesellschaft nicht möglich sich diesem Trend alleine zu entziehen. Dies macht noch einmal deutlich wie wichtig ein Durchsetzen der Reformen in Frankreich und Italien ist.
So bleibt Merkel dann am Ende auch nichts übrig als noch einmal für selbstverständlich festzuhalten, dass Regeln eingehalten werden müssen. Wirklich handeln kann sie jedoch nicht. Es bleibt abzuwarten, ob die europäischen Institutionen bereits soweit sind, sich von national geprägtem Denken vollständig zu verabschieden und Frankreich, Italien und Co. zur Haushaltsdisziplin zu nötigen. Nur diese aufgezwungene Haushaltsdisziplin würde den Druck auf die nationalen Politiker auslösen, um zwingend notwendige Reformen und darüber hinausgehende Bemühungen, die schmerzhaft für die Gesellschaft werden, umzusetzen. Diese zu treffenden Reformen werden in keiner Nation populär werden, sie sind jedoch der einzige Weg, um Europa wieder auf Kurs zu bringen und auch die deutsche Gesellschaft nicht zu überlasten.
Eines steht jedoch bereits jetzt unbestritten fest, die Volkswirtschaft der Eurozone hängt der der US-amerikanischen Volkswirtschaft deutlich hinterher. Während die US-Amerikaner langsam die extrem lockere Geldpolitik zurück drehen und wieder Zinserhöhungen perspektivisch möglich erscheinen, zeichnet sich in Europa ein gegenteiliges Bild ab. Das gleiche gilt neben den Zinsen auch für die Inflationserwartung, das Wirtschaftswachstum, die Wohlstandsgewinne sowie die Wettbewerbsfähigkeit. Diese Dysbalance hat die EZB in den letzten Wochen so deutlich wie noch nie zuvor angesprochen und damit international die Kapitalmarktakteure aufgeschreckt. Daraufhin fiel der Euro zum US-Dollar um ganze 12 Prozent, ohne dass ein Boden geschweige denn eine Trendwende sichtbar wäre. Das Potenzial der europäischen Volkswirtschaften ohne die nötigen Reformen in den Nationalstaaten liegt daher, auch bei vorsichtigen Berechnungen, maximal bei 1,10. Sollte es Europa jedoch gelingen mit kurzfristigen Aktionen der EZB die Kreditvergabe zu steigern und die Inflation durch die Schwächung des Euros zu erhöhen sowie für die Langfristigkeit die Reformen durchzusetzen, ist Europa auch in Zukunft ein Global-Player, welcher den US-Amerikanern überlegen sein kann. Aktuell sind Anleger gut damit beraten bei Aktieninvestments in den USA keine Absicherungsinstrumente einzusetzen oder aktiv auf eine steigende US-Währung zu setzen.
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Kommentare
an diesem Punkt habe ich aufgehört zu lesen:
"....die einzelnen Volkswirtschaften wieder wettbewerbsfähig zu machen...."
Ich möchte Ihnen auch begründen warum und damit Ihre Sichtweise schärfen.
1. Sie haben gut begonnen und die unterschiedlichen Sichtweisen von Europa/Deutschland und USA aufgeworfen. Haben dann aber die selben Ansätze für völlig unterschiedlichen Volkswirtschaften zur Grunde gelegt. Sowohl für Europa mit ihrer Industriegesellschaft/-wirtschaft/-volkswirtschaft als auch für die USA mit ihrer Dienstleistungs-/Konsumgesellschaft/-wirtschaft/-volkswirtschaft. Das kommt daher, weil die meisten heutigen als Grundlage gelehrten Wirtschaftsmodelle von amerikanischen Volkswirtschaftlern geprägt sind und von diesen propagiert werden.
2. Mit wem sollen wir im ständigen Wettbewerb stehen? Dem Ami, dem Chinesen, dem Japaner...? Durch Konkurrenz entstehen Reibungsversluste, die größer sind als die erreichten Wachstumseffekte. Es ist ein ständiges gegeneinander, anstatt und der Aufgaben der Welt anzunehmen und miteinander zu arbeiten. Aber das würde im Beitrag zu weit führen.
3. Sie sollten eine dritte Komponente in Ihrer Rechnung aufnehmen. Den von den Amis in gewisser Weise kontrollierten/protegierten/manipulierten Japaner. Im USDX ist der Yen auch stark gewichtet und wenn sie den Markt genug damit fluten (Abenomics) können sie sicherlich ausreichend Druck auf Rohstoffpreise erzeugen. In beide Richtungen. So kommen sie bei dem einem zur Inflation und beim anderen zur Deflation.
Nur einige Punkte zur allgemeinen Diskussion damit wir uns nicht ständig im Kreise "alter Volkswissenschaften" drehen.
Gruß
JB
Ihr monetaristischer Ansatz stellt die EZB als den Wächter der Inflation dar. Wie aktuell zu sehen ist, geht dieser Ansatz bisher nicht auf. Trotz Null Zinsen keine Inflation!
Was die Amerikaner anders als die Europäer machen, geht aus Ihrem Artikel leider nicht hervor. Hat der Staat dort etwa in die amerikanische Wirtschaft investiert und sich so weiter verschuldet? Das würde doch bedeuten, dass das Geld besser in der Wirtschaft investiert ist als bei den Banken? Das riecht ja fast schon nach Keynesianismus.
Aber diesen Eindruck verwischen Sie schnell, indem Sie auf Hausaufgaben verweisen, die Frankreich und Italien nicht gemacht hätten. Auch hier gehen Sie leider nicht näher darauf ein, welche Hausaufgaben da zu erledigen wären. Zwischen den Zeilen lese ich aber doch Hinweise heraus, die mich an ein Reformprogramm wie die Agenda 2010 denken lassen.
Bei dem Gedankensprung, dass sowohl der amerikanische als auch der europäische Weg funktionieren könnte, wenn nur die Politik die richtigen Entscheidungen träfe, hängen Sie mich dann vollends ab.
Da kommt plötzlich wieder die EZB zurück ins Spiel, deren Aufgabe darin besteht zwischen Deflations- und Inflations-Gefahr zu lavieren. Und flugs sind wir wieder bei der Agenda 2010 und der Pflicht, die europäische Wirtschaft wettbewerbsfähig zu machen. Das wir ein Problem mit der Wettbewerbsfähigkeit haben, hatten Sie bislang allerdings vergessen zu erwähnen.
Sie schlagen also einen Kostensenkungswettbewerb vor? Ist es eine Perspektive für Europa, dass Frankreich und Italien, die Löhne zu drücken, damit Deutschland und der Rest dann ebenfalls nachziehen? Und wann, wie und wo soll das enden?
Wenn ich einen Wettkampf für mich entscheiden will, dann muss ich trainieren, an meiner Technik arbeiten, mir ein Team organisieren, dass mich unterstützt.
Die Agenda 2010 bewirkt genau das Gegenteil. Sie spart an der Technik, am Team und am Training. Stattdessen wird nur der Druck erhöht, gleiches billiger, oder mehr mit weniger zu erreichen.
Hat nicht kürzlich erst die Bundesbank den Tarifpartnern empfohlen, in Deutschland höhere Löhne zu bezahlen? Wie erklären Sie das?
Ihren Vergleich zwischen Deutschland und Italien reden Sie selber schlecht, indem Sie die Vergleichbarkeit der Warenkörbe bereits im nächsten Satz relativieren. Na was denn nun? Und gleich darauf finden Sie einen dubiosen Weg, Frankreich in die Ecke zu stellen, indem Sie eine Wachstumslücke von 18% herbeizaubern.
Dem nicht genug, wird plötzlich wieder der Leitzins aus der Ringecke herbemüht, dem die Quadratur des Kreises, 0% für Frankreich und 4% für Deutschland, gelingen soll. Ich bitte Sie, wo sind denn da die logischen Zusammenhänge?
Machen Sie sich doch einfach frei von Ihren Scheuklappen. Die Reformprogramme müssen den europäischen Binnenmarkt stärken, damit die Nachfrage anzieht. Das heisst Geld in die Wirtschaft pumpen, Konjunkturprogramme auflegen und ein günstiges Investitionsklima schaffen. Dann steigen die Löhne und die Deflationsgefahr können Sie beerdigen. Aber ebenso die Spätzlepolitik der deutschen Bundesregierung, und das wäre gut so!
Aufgrund Ihrer neoliberalen Denkweise würde ich Sie eher bei der FAZ ansiedeln. Was hat Sie denn bewogen auf Cashkurs zu schreiben?
Mit freundlichem Gruss
C. Bernet
Von Nix kommt Nix, schon garkeine Kaufkraft. Deshalb haben wir auch keine Inflation. In den Südländern sieht es noch schlimmer aus, Wenn alle europäischen Länder ihre Hausaufgaben, also Reformen frei nach Brüning gemacht haben, wird der Kolaps nichtb mehr lange auf sich warten lassen. im übrigen muss ich mich den anderen Komentatoren anschliessen.
De facto bleibt das Hauptproblem doch, dass (anders als in den USA) verschiedene Staaten mit verschiedener Wettbewerbsfähigkeit, verschiedener Steuerpolitik, verschiedener Finanzpolitik sich EINE EINZIGE Währung teilen sollen...
Entweder man bastelt binnen der nächsten 5-10 Jahre die vereinigten Staaten von Europa oder es passiert das gleiche wie in den USA bei deren letzten Vergemeinschaftung von Schulden... ein Sezessionskrieg...
Die USA können sich frei nach dem Motto "Teile und Hersche" locker zurücklehnen, da sie ja nach den Zinserhöhungen als sicherer Hafen gelten... Mit dem dort angelegten Geld und dem frisch hinzugedrucktem lässt sich gar wundersam Sachwerte und Aktienunternehmen shoppen...