Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1405 (07:36 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1382 im US-Geschäftmarkiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.46. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.70. EUR-CHF oszilliert bei 1.1273.
Das britische Parlament votierte mit 432 gegen 202 Stimmen gegen die Annahme des von Premierministerin May ausgehandelten Ausstiegsvertrags mit der EU. Die Ablehnung war im Vorwege erwartet worden. Dieses als historisch zu bezeichnende Resultat wurde jedoch nicht unterstellt.
Labour kündigte als Konsequenz ein Misstrauensvotum an. So brachial die Niederlage Mays auch war, so unwahrscheinlich ist es, dass Labour sich durchsetzen wird. Damit ist die Wahrscheinlichkeit eines Regierungswechsels trotz der massiven Ablehnung des Brexit-Deals als unwahrscheinlich zu klassifizieren. Auch dieser Kontext darf als historische Anomalie interpretiert werden.
Beide historische Anomalien unterstreichen den prekären Zustand der politischen Eliten im UK. Man weiß anscheinend, was man nicht will, ohne zu wissen, was man will und entscheidender was der Begriff politische Verantwortung bedeutet.
Das Parlament will also nicht den May-Deal, man will auch nicht den ungeordneten Brexit. Diesbezüglich wurde die Regierung durch ein parlamentarisches Votum verpflichtet. Ob das Votum belastbar ist, bleibt abzuwarten.
Fakt ist, dass die politischen Eliten im UK nicht bereit sind, die Konsequenzen eines Brexits anzunehmen. Es gibt kein "Free Lunch". Man kann nicht die Vorteile des Clubs der EU genießen, ohne die Regeln des Clubs anzuerkennen. Das gilt auch für das Irlandproblem. Die Vorstellung, neue Extrawürste neben den erhaltenen Extrawürsten der Vergangenheit zu Lasten der europäischen Solidargemeinschaft der EU zu erhalten, setzten ein masochistisches und selbstzerstörerisches Selbstverständnis der 27 Mitgliedsländer voraus, das nicht (weiter) existent ist.
Die Stellungnahmen aus Brüssel sind klar. Der verhandelte Deal mit Frau May wird nicht wieder aufgemacht.
Die sich daraus ergebenden theoretischen Optionen sehen wie folgt aus:
- Exit des UK Ende März auf ungeordneter Basis. Die Notfallmaßnahmen der EU sind ausgeprägter als die Vorbereitungen im UK.
- Regierung unter May hält an ihrem Deal fest, erhöht den Druck, indem sie über den Deal zeitnah vor Ablauf der Frist Ende März noch einmal abstimmen lässt.
- Rücktritt vom Brexit, was laut Europäischem Gerichtshof einseitig möglich ist.
- Erfolg des Labour-Misstrauensvotums, Neuwahlen, Verlängerung der "Deadline" im Austrittsprozess bis Mai, Chance auf ein 2. Referendum.
- Rücktritt der aktuellen Regierung (Neuformierung unter Tories/DUP), Verlängerung der "Deadline" im Austrittsprozess bis Mai, Chance auf ein 2. Referendum.
Die dargestellten Optionen werden voraussichtlich von dem Bemühen jedweder britischen Regierung begleitet sein, fortgesetzte Sonderbehandlungen zu verhandeln. Das mag bei weichen Absichtserklärungen erfolgreich sein, mehr aber auch nicht.
Die Reaktion am Devisenmarkt (höhere Bewertung des GBP) als auch an den europäischen Aktienmärkten (stabile bis freundliche Tendenz) impliziert die Sichtweise, dass ein Exit vom Brexit wahrscheinlicher geworden ist. Diese Diskontierung erscheint derzeit rational.
Es gab gute Daten (mindestens Tendenz) bei den Indices (Reuters/IPSOS), die die Verbraucherstimmung per Januar 2019 abbilden:
- Deutschland: 58,29 nach 56,42 Punkten
- Frankreich: 41,07 nach 36,57 Punkten
- Italien: 44,46 nach 44,09 Punkten
- China: 71,13 nach 65,69 Punkten
- Indien: 64,33 nach 61,59 Punkten
- Korea: 40,92 nach 39,12 Punkten
- USA: 61,58 nach 61,32 Punkten
- Kanada: 54,17 nach 52,43 Punkten
- Brasilien: 54,93 nach 49,48 Punkten
- Mexiko: 59,87 nach 56,28 Punkten
Die weiteren Wirtschaftsdaten von Relevanz in Kurzform:
Die Handelsbilanz der Eurozone reüssierte per November mit einem Überschuss in Höhe von 19 nach zuvor 14 Mrd. Euro.
Der New York Fed Manufacturing Index sank per Januar von zuvor 11,50 auf 3,90 Punkte (Prognose 10,75) und markierte den geringsten Wert seit Mai 2017. Die US-Erzeugerpreise legten per Dezember im Jahresvergleich um 2,5% nach zuvor 2,5% zu. Im Monatsvergleich ergab sich ein Rückgang um 0,2%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1250-80 neutralisiert diese Bewertung.
Viel Erfolg!
Kommentare
ich bewundere Ihren Zweckoptimismus!
Zu Einen ist das Versagen der politischen Eliten nicht auf UK begrenzt.
Zum Anderen ist außer Meiner Sicht klar zu erkennen, dass längst nicht mehr um das Große und Ganze geht.
Ihr Credo, es wird schon alles gut ist doch Einzig und allein auf die Notenbanken zurückzuführen.
Was für ein Trauerspiel.
Sie als Kapitalist, was nicht despektierlich gemeint ist, müssten doch für eine Bereinigung des Marktes sein, weil in der Marktwirtschaft „faule Eier“ aussortiert werden sollten....
Leider gib es diese Marktwirtschaft nicht mehr und ein bereinigender Crash wird durch die Notenbanken verhindert und dadurch kommt das System immer mehr in eine Schieflage, was im schlimmsten Fall in einen Bürgerkrieg endet!
Liebe Grüße
Ein Realist
Nun hat jeder seine Meinung. "Null problemo" damit.
Aber Herrn Hellmeyer, nicht Hellneyer, als Kapitalist zu bezeichnen lässt mich regelrecht schmunzeln.
Einen uns bestens bekannten Analysten und Kommentator der Vorgänge an den Weltmärkten als wvg zu bezeichnen, zeigt mir eine "tiefe Kenntnis" über die Autoren auf Cashkurs.
Für die ich im weiteste Sinnen immer wieder gern bedanke, da hier eine tolle Mischung wirtschaftlicher, wirtschaftspolitischer und Lebenserfahrungen auch von den weltweiten Börsenparketts vermittelt wird ist schon bemerkenswert. Ach was ich nicht lassen kann zu bemerken.....abhebend vom Mainstream...
Und dann der "Kapitalist Hellneyer"...
vielen Dank für Ihre Darstellung der Situation wie sie zur Zeit ist und nicht wie sie sein sollte.
Ich bin mir leider nicht sicher welche Variante (Brexit or no Brexit) ich bevorzugen soll aber die theoretischen Optionen, die Sie aufgelistet haben, erscheinen mir als das größte Versagen von politischen Eliten, die ich jemals für möglich gehalten habe.
So ratlos war ich in meiner Meinungsbildung schon sehr lange nicht mehr!
Insofern halte ich Ihre Einschätzung und die Aufzählung von Wirtschafts- bzw. Finanzdaten für interessant und hilfreich bzgl. der Einschätzung eines "Welt- bzw. Europa-Untergangs"--> wird sie/es nicht!
Mit bestem Gruß cashius
Ich glaube sie haben meine Intention nicht verstanden....
Was ist an nicht despektierlich nicht zu verstehen?!
Kapitalismus ist für mich Marktwirtschaft, die wir nicht mehr haben...
Wenn jeder Unsinn System relevant ist und am Leben gehalten wird, was hat das mit Marktwirtschaft zu tun? Nein das nennt man Planwirtschaft!
Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt, komme was wolle und der Preis muss irgendwann bezahlt werden.
Und was Herrn Hellmeyer betrifft, es ist kein persönlicher Angiff, ich habe nur eine andere Meinung und das sollte in einer „Demokratie“ erlaubt sein!
OK, war nur Spass ;-)
Wo sind denn nur dessen Werte und Demokratieverständnis hin???
Man weiß anscheinend, was man nicht will, ohne zu wissen, was man will und entscheidender was der Begriff politische Verantwortung bedeutet.
Doch, man will raus aus dem Verein.
Sie schreiben in Ihrem Bericht: "Man kann nicht die Vorteile des Clubs der EU genießen, ohne die Regeln des Clubs anzuerkennen."
Auch in anderen Zeitungsberichten wird die EU als eine Art Verein gesehen, z.B. hier von der Welt:
https://www.welt.de/finanzen/article163305449/Die-Briten-wollen-vor-dem-Brexit-ihren-Anteil-am-EU-Vermoegen.html
Hier steht u. a. "So komplex und kompliziert die anstehenden Brexit-Verhandlungen auch sind, am Ende verengt sich doch viel auf eine entscheidende Frage: Ist die Europäische Union mit einem Sportverein zu vergleichen? Oder doch eher mit einer Ehegemeinschaft?"
Wenn ich in Wikipedia schaue, dann wird die EU als Staatenverbund gesehen und der Staatenverbund wird definiert als. "Ein Staatenverbund ist somit eine supranationale Institution, die in bestimmten Bereichen Hoheitsakte durchführen kann (also z. B. Gesetze erlassen oder Recht sprechen), jedoch nicht die Kompetenz-Kompetenz besitzt, diese Bereiche selbst festzulegen. In der Europäischen Union (EU) ist dies durch das Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung verwirklicht, nach dem die Organe der EU nur dann Rechtsnormen erlassen dürfen, wenn sie durch die EU-Verträge, das sogenannte primäre Europarecht, dazu explizit ermächtigt sind. Die EU-Verträge wiederum können nur durch die souveränen EU-Mitgliedstaaten geschlossen und verändert werden, wobei jeweils eine Ratifizierung nach den Modalitäten notwendig ist, die im nationalen Verfassungsrecht vorgesehen sind."
Dies verstehe ich so, dass die EU aus vielen Einzelverträgen besteht, die souveräne Staaten miteinander geschlossen haben. Das Problem besteht jetzt darin, dass in den einzelnen Verträgen anscheinend keine Ausstiegsklauseln vereinbart wurden und deswegen jetzt über Jahrzehnte geschlossene Verträge aufgeschnürt werden müssen. Welche Verträge bleiben bestehen, welche Verträge werden wie aufgelöst?
Bei einem Club oder Verein gibt es nach meinem Verständnis klar geregelte Verfahren, wie ein Mitglied ausscheidet. Es gibt eine Satzung wo diese Dinge geregelt sind, ansonsten wird dies vermutlich über (nationale) Gesetze geregelt.
Worauf will ich hinaus?
Mir fällt auf, dass viel über den Brexit geredet wird, aber es wird kaum die konkrete rechtliche Situation beschrieben. Was genau ist die EU, welche Regeln für den Austritt gibt es, wer entscheidet am Ende bei Streitfragen, wieviele Regeln/Verordnungen/Gesetze gibt es die jetzt für Großbritannien wegfallen...?
Die Gefahr besteht, dass zwar alle über den Brexit reden, aber jeder ein eigenes Bild hat, was es damit genau auf sich hat.
Nur um Missverständnisse zu vermeiden, ich erwarte in keinster Weise, dass Sie diese rechtlichen Fragen für uns klären. Es ging mir nur darum, darauf hinzuweisen, dass eine Beurteilung des Brexits schwierig wird, wenn man nicht alle oder zumindest viele Details kennt. Ich könnte nicht abschätzen ob Großbritannien in 5 Jahren, nach einem Brexit, wirtschaftlich am Boden oder gut erholt dasteht.
Das ist genau der Punkt...
Wer maßt sich in unsere schnelllebigen Zeit an, was gut oder schlecht ist.
Vielleicht sollten wir durch das Tal der Tränen gehen, um zu verstehen was wirklich wichtig ist.
Und Bravo, es könnte doch sein das UK in fünf Jahren über uns lacht, weil sie das Desaster EU hinter sich gelassen haben!?
Menschen wie Herr Hellmeyer, wie gesagt nicht persönlich oder abwertend gemeint, haben etwas zu verlieren, aus diesen Grund ist es auch verständlich, dass Argumente gesucht werden, dieses Konstrukt aufrecht zu halten.
Aber das muss ich nicht gut bzw. Vernünftig empfinden...
Wir Deutschen können aus dem Brexit nur lernen - laßt euch von den Eliten nicht in die Irre führen und fangt an zu denken.
Nun soll das keine Diskussion über das Missverstehen sein...Der Autor ist Analyst der den/die Märkte beobachtet, beurteilt und damit uns und vielen anderen beratend zur Seite steht.
Kapitalismus ist nicht gleich Marktwirtschaft....bitte informieren sie sich über die Begriffe was sie beinhalten und bedeuten....ich will dem Autor nicht gut sprechen oder wie auch immer....er wird was verlieren??
Jeder hat was zu verlieren wenn etwas schief läuft...das hat aber mit Autor nicht zu tun...der Mann sucht doch keine Argumente, er er versucht zu beurteilen was läuft und denkt sich seinen Reim darauf...nichts mehr und nichts weniger....
wobei ich der Meinung bin das die EU so schnell nicht das zeitliche segnet...wenn die richtigen Leute endlich mal an der Spitze stehen und nicht abgehalfterte und geschasste Politiker wie ein oftmals besoffener EU K Chef oder eine Regierung in der BRD die nicht endlos das Geld nach Brüssel schaufelt....wenn diese Regierung 15 Milliarden Euro mehr nach Brüssel schaufelt nur weil die Briten gehen und den Überschuss an unseren Haushaltseinnahmen von 12 Milliarden in die Flüchtlingsrücklage stellt statt der deutschen Bevölkerung und Investitionen zu gute kommen zu lassen ...dann ja dann kommt mir so richtig die Suppe hoch...nicht wenn ein Autor versucht Vorgänge zu beurteilen und sie mit seinen langjährigen Kenntnissen versucht uns nahezu bringen....Reden hin wie her..hat nichts mit sog. Demokratie zu tun...von dem jeder Politiker schwafelt solange es um seinen Job und seinen Einnahmen geht und diese gewährleistet....also nicht für ungut ...aber ich denke Sie verstanden zu haben... nur zu einem Autor Hellmeyer fehl am Platze...
Warum treten wir nicht aus dem „Sportverein“ aus!?
Die arbeitende Bevölkerung (ich rede von Wertschöpfung ) ist durch den Euro nicht fair bezahlt...
Im Gegenteil, unsere Kaufkraft ist dramatisch gesunken, dazu kommt, dass die Nullzinspolitik für eine Enteignung sorgt.
Das zur schönen heilen Welt von Herrn Hellmeyer....
Eine Antwort kann ich nur dem Schreiben, der einen Beitrag publiziert. Das muss er aushalten...
Und der Unterschied zwischen dem philosophischen Begriff Kapitalismus bzw. dem Begriff Martwirtschaft, ist auf dieser Seite jedem bewusst.
Wir (Sie) sollten keine haarspalterei betreiben, weil Sie genau wissen was ich meine!
Wir reden über ein absurdes Konstrukt, wo es wenige Gewinner und viele Verlierer gibt....
Aber lassen wir es darauf beruhen, ich wünsche Ihnen eine gute Zeit...
Stimme Ihnen zu! Wenn die Deutschen schon zu feige und desinteressiert sind endlich auf die Straße zu gehen um zu demonstrieren, wäre mein Vorschlag, dass jeder mit einer Gelbweste arbeiten, einkaufen, spazieren geht etc.!
Keine Versammlung - nur eine Gelbweste um einfach endlich ein bisserl aufzuzeigen!
Ich wette mit Ihnen, dass in D nicht einmal das möglich sein wird!
Es gab da ein Lied -"........ich hab´mich so an Dich gewöhnt....", diese verlogenen "heile Welt" Schnulze aus der Vergangenheit ist die Volkshymne der Gegenwart in diesem Land geworden. Nicht nur in D, sondern in ganz Europa! Schaut mal nach Indien, hier gehen Hunderttausende auf die Strasse - wird aber bei uns nicht erwähnt.
— Josef Stalin – Politiker/Diktator/Massenmörder – 1878 – 1953
Sie haben recht. Man hat eine große, vom System völlig abhängige, Kaste geschaffen welche die Illusion aufrecht erhalten wollen - aus Eigeninteresse, teilweise auch durch Naivität und kognitiven Schwächen.
In den USA spricht man beim Moloch vom "Process".
Ein Klassiker vor gut 1 Jahr war ja Farkas welche sich dabei verplapperte "I am speaking on behalf of process…
https://www.youtube.com/watch?v=5NO-rxIhh9g
Evelyn Farkas Thinks Russians Behind Her Leaking of Trump Surveillance Program
Noch eine kleine Korrektur zu Ihrem Beitrag:
Da es sich bei der EU um einen Verein handelt, handelt es sich nicht um Gesetze.
Es sind vereinsinterne Regeln nach welchen sich die Staaten (teilw. mit Gesetzen in den einzelnen Ländern) zu richten haben. Dito mit dem UN Migrationspakt.