Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1717 (07:27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1629 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.57. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.37. EUR-CHF oszilliert bei 1.1557.

Die Traktion der Imperfektion der Politik wirkt sich zunehmend an den Finanzmärkten aus.

Gestern kam es in der Folge zum zweitgrößten Tagesverlust im DAX. Gesucht sind vor diesem Hintergrund Staatsanleihen als vermeintlich sichere Anlagen. Die Renditen gehen zurück.

Beides passt zu zunehmender Risikoaversion an den Märkten im Rahmen pawlowscher Reflexe.

Nur Gold als Krisenbarometer darf unverändert nicht funktionieren (mittlerweile seit 2011!), obwohl die smarten Zentralbanken der aufstrebenden Länder weiter fleißig Gold akkumulieren.

Aber warum sollte prägnante Nachfrage nach dem realen Gut auch eine Preisfunktion haben, denn es gibt ja „Papiergold“?

Bezüglich Gold findet die Preisfindung an der Comex (Papiergold) bei den Futures in einem recht monopolitischen Oligopol statt, das von US-Interessen dominiert wird. Hinsichtlich der Handlungsweisen der US-Politik und der Nähe des US-Bankenapparats zu Washington (u.a. Working Group on Financial Markets oder umgangssprachlich „Plunge Protection Team“ dazu auch „Endlich Klartext“, Seiten 58 ff.) stellt sich die Frage, wie lange man diese Konstellation seitens 85% der Weltwirtschaft weiter still und leise akzeptieren will, denn es geht nicht nur um Gold, sondern es gilt bei vielen Assets, die von Relevanz und Bedeutung sind.

Gestern lieferte die US-Administration einmal mehr Gründe, sich von den USA zu emanzipieren.

Laut Peter Navarro, Handelsberater des US-Präsidenten zielen die Investorenbeschränkungen nur auf China. Andere Länder seien nicht im Visier. Zuvor hatte Finanzminister Mnuchin betont, dass die Investorenbeschränkungen für alle Länder gelten sollen, China sei nicht speziell im Visier.

Was denn nun? Hat Herr Navarro als Handelsberater oder hat Herr Mnuchin als Finanzminister die Hosen an? Was ist ein Vertrag mit, ein Abkommen mit, ein Wort aus den USA heute noch wert?

Die Abkehr der USA von freien Märkten und von freiem Kapitalverkehr als Halter der Weltleitwährung steht als Elefant im Raum.

Diese 180 Grad Kehre (wie wurden wir noch in den 90er Jahren aus den USA belehrt bezüglich freier Märkte!), die uns von den USA Stück für Stück offenbart wird, stellt die Authentizität der Machtagenda der USA in Frage, sie stellt ultimativ auch den Leitwährungsstatus in Frage.

Wir haben gestern thematisiert, dass Investitionen auf Vertrauen basieren. Investitionen erhalten oder erweitern den Kapitalstock, den Lebensnerv der Wirtschaft, die Grundlage für Prosperität in Gesellschaften.

Vertrauen ist das entscheidende Gut, das die Basis für Nachhaltigkeit, für Stabilität und ultimativ für Erfolg ist.

Wo finden wir das denn noch in den USA?

Ein gewisser und sehr wohl begründeter Unwille seitens der EU gegenüber den USA ist erkennbar und mehr als wohlverdient.

Frankreichs Finanzminister Le Maire hat Gegenreaktionen der EU bei Umsetzung der angedrohten US-Zölle auf Autos angekündigt. O-Ton: „Wir wollen keine Eskalation, aber wir sind die, die angegriffen werden.“ So ist es.

Da die USA eher in Richtung des Reaktionsmusters des Alten Testaments in eskalierender Form vorgehen (Zahn), ist die solitäre Reaktionsweise im Rahmen des Reaktionsmusters des Neuen Testaments (Wange) für die EU nicht anwendbar. Wenn vermeintliche Freunde einen lautstark und in unfairer Manier verlassen, sucht man sich eben neue Partner, denn das Leben geht ja weiter.

Der stellvertretende EU-Kommissionspräsident Katainen erkennt Fortschritte beim Investitionsabkommen zwischen China und EU. Da sind wir lange nicht am Ziel, aber auf dem richtigen Weg. Es macht Sinn, dort am Ball zu bleiben, da die wirtschaftliche Zukunft (Skaleneffekte) im Osten liegt.

Das inkludiert übrigens mehr Länder als nur China. „Food for thought!“

Der IFO-Geschäftsklimaindex sank per Juni von zuvor 102,3 (revidiert von 102,2) auf 101,8 Punkte. Die Prognose lag bei 101,7 Zählern. Während der Lageindex von 106,1 auf 105,1 Punkte sank, legte der Erwartungsindex von 98,5 auf 98,6 Zähler zu. Fakt ist, dass das Geschäftsklima unter den aktuellen Konflikten ausgehend von den USA, aber auch innerhalb der EU leidet.

Aus den USA erreichte uns die Veröffentlichung des Sammelindex der Fed aus Chicago, der Auskunft über die wirtschaftliche Aktivität in den USA gibt. Per Mai kam es zu einem Rückgang von +0,42 auf -0,15 Punkte.

Offensichtlich hat die US-Politik auch Folgen für die US-Wirtschaft. Herr Trump war gestern nicht begeistert, dass Harley Davidson Produktion aus den USA wegen des Zollstreits mit der EU verlagern will.

Der Absatz neuer Wohnimmobilien legte per Mai sportlich um 6,7% im Monatsvergleich zu. Das lag deutlich oberhalb des Konsensuswerts, der bei 0,7% angesiedelt war. Der Vormonatswert wurde von -1,5% auf -3,7% revidiert.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert, sofern das Unterstützungsniveau bei 1.1490 - 1.1520 nicht unterschritten wird.

Viel Erfolg!

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