Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1912 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1885 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,42. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131,53. EUR-CHF oszilliert bei 1,0948.

Nach einer beachtlichen Portion Risikoaversion zum Wochenschluss kam es gestern zu einer nennenswerten Gegenbewegung im Rahmen von Risikobereitschaft. Aktienmärkte gewannen merklich an Boden, Der USD verlor leicht an Terrain gegenüber EUR und edlen Metallen. Zinsen am Kapitalmarkt zogen sachte an. Krypto-Anlagen standen unter markantem Druck, da China gegen die Nutzung Verbote aussprach (siehe unten).

Vollkasko von Powell und Lagarde

Entscheidend waren sicherlich die Einlassungen von Fed-Chef Powell und EZB-Chefin Lagarde, die Charaktermerkmale einer Vollkaskoversicherung aufweisen. Laut Powell ergäbe sich eine deutliche Wirtschaftserholung. Die Teuerungsrate dürfte lediglich vorübergehend höher ausfallen. Er sei besorgt, dass die Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt am stärksten den Niedriglohnsektor, Afroamerikaner und Hispanics träfen.

Er rechne insgesamt mit der Schaffung weiterer Stellen. Die Pandemie stelle fortgesetzt Risiken für die Konjunktur dar. Die Fed würde entsprechend alles unternehmen, um die Wirtschaft so lange zu unterstützen, bis die Erholung abgeschlossen sei. Frau Lagarde warnte, dass trotz des Aufschwungs für die EZB noch keine Entwarnung angesagt sei. Es seien wegen der Mutationen weiter Risiken gegeben. Es gelte, die Krücken für die Wirtschaft nicht zu früh wegzunehmen. Der mediale und inhaltliche Gleichschritt der Fed und EZB ist bemerkenswert und aus meiner Sichtweise nicht notwendig unabsichtlich.

Bundesbank: Positiver Monatsbericht

Im aktuellen Monatsbericht sendet die Bundesbank positive Signale. Sinkende Infektionen und Impffortschritte verliehen der Konjunktur nach Ansicht der Bundesbank derzeit merklich Anschub. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland dürfte im Frühjahr 2021 nach dem Rückschlag im ersten Quartal 2021 kräftig zulegen. Von Lockerungen des Lockdowns profitierten vor allem Dienstleister. Andererseits bremsten Lieferengpässe (Halbleiter, Holz, Stahl, Dämmstoffe) die Produktion und die Bauwirtschaft. Gemäß Einschätzung der Bundesbank dürften sich die Belastungen durch die Lieferengpässe für die Industrie gleichwohl in Grenzen halten.

Ich teile die positive Einschätzung der Bundesbank voll und ganz. Mehr noch sei darauf verwiesen, dass die Produktion, die mangels Kapazität heute nicht stattfindet, dann morgen/übermorgen abgearbeitet wird. Hier gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

China: Jetzt Verbote gegen Krypto-Anlagen

Die Regierung Chinas verschärfte gestern ihre Gangart gegen Spekulationen mit Krypto-Anlagen wie Bitcoin. Die Zentralbank verbot Geldhäusern und Zahlungsdienstleistern Geschäfte rund um Krypto-Anlagen. Die Verbote betreffen die Eröffnung von Konten und die Abwicklung von Transaktionen. Die Firmen sollten die Zahlungsmöglichkeiten für Krypto-Analgen umgehend unterbinden. Zuvor hatten chinesische Behörden bereits die Schließung von Serverfarmen angeordnet, die für Verschlüsselung und Validierung von Transaktionen genutzt werden.

In diesem Report haben wir mehrfach auf genau dieses regulative Risiko bei Krypto-Anlagen aus der Privatwirtschaft verwiesen.

Die Regierung Chinas befürchtet Gefahren für das Weltfinanzsystem, weil bei privaten Krypto-Anlagen allein Angebot und Nachfrage den Kurs bestimmen. Damit verminderte sich antizyklische administrative Potenz, in Krisen gegensteuern zu können, je stärker die Rolle der Krypto-Anlagen im Anlageuniversum ausfällt.

Vor diesem Hintergrund fiel der Bitcoin-Kurs gestern in der Spitze um knapp zehn Prozent. Andere Krypto-Anlagen, z.B. Ethereum oder Ripple, verzeichneten in der Spitze gleichfalls zweistellige prozentuale Kursverluste.

China prescht vor. Aber auch in den USA wird das Thema der Krypto-Anlagen kritisch gesehen. Dort wurde kürzlich die Regulierung dieses Sektors angekündigt.

Nach meiner Einschätzung geht es den Zentralbanken und Regierungen um das Thema systemischer Relevanz. Der dynamische Bedeutungszuwachs der Krypto-Anlagen erfordert offenbar "politische Sensibilitäten".

Faktisch seit 9/11, offensichtlicher seit der Lehman-Pleite verlieren wir sukzessive die freien Märkte (Edelmetalle, Zinsen, Devisen, Aktien). Was lasen uns die USA arrogant die Leviten über freie Märkte und Deregulierung (Folge Big Bang in London 1986) bis in die späten 90er Jahre. Warum schweifen Gedanken zum Begriff „Opportunismus“ ab? Auch die 180 Grad-Kehre der USA in der Handelspolitik ist Ausdruck zunehmender Unfreiheit der Märkte, denn die wachsende Unfreiheit betrifft doch mittlerweile nicht nur die Finanzmärkte, sondern längst auch Warenmärkte. Notwendigkeiten, Freiheiten zu unterdrücken, sind nicht notwendig Ausdruck von systemischer Stärke.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Verbraucher positiv gestimmt

Der Index des belgischen Verbrauchervertrauens legte per Juni von zuvor vier auf acht Punkte zu und markierte den höchsten Stand seit Februar 2001.

Der Index des Verbrauchervertrauens Irlands nahm per Juni von zuvor 85,8 auf 87,2 Zähler zu und erreichte den höchsten Wert seit Juni 2019.

In den Niederlanden verzeichnete der Index des Verbrauchervertrauens per Berichtsmonat Juni einen Anstieg von zuvor -9 auf -3 Punkte und markierte den Höchststand seit Februar 2020 (-2).

Das Volumen der Konsumausgaben der Niederlande legte per Berichtsmonat April im Jahresvergleich um 9,4 % nach zuvor -0,4 % zu.

Die Arbeitslosenrate Finnlands verharrte per Berichtsmonat Mai unverändert bei 7,6 %.

USA: Durchwachsen

Der von der Chicago Federal Reserve ermittelte National Activity Index (Sammelindex aus 85 Einzelindikatoren) stieg per Mai von zuvor -0,09 (revidiert von 0,24) auf +0,29 Punkte.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2120 - 1.2150 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

 

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