Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0847 (06:31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0814 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,63. In der Folge notiert EUR-JPY bei 116,76. EUR-CHF oszilliert bei 1,0526.

Die Turbulenzen an den Ölmärkten haben die Aktienmärkte belastet. Grundsätzlich gilt, dass fallende Ölpreise ein Krisenindikator darstellen. Von daher ist das Verhalten zunächst verständlich. Auch die Algorithmen sind genau auf diese Konstellation programmiert. Algorithmen sind aber nicht zwingend intelligent.

Der aktuell fallende Ölpreis ist nicht nur Ausdruck der administrierten Rezession, die schon längst diskontiert ist, sondern die Konsequenz zweier exogener Effekte. Erstens hat es mit der Auseinandersetzung Saudi-Arabiens mit Russland und den USA um potentielle Marktanteile zu tun. Der Burgfrieden wurde vom Markt nur kurz goutiert.

Zweitens hat der aktuelle Verfall mit spezifischen Konditionen der effektiven Belieferung von US-WTI-Futures mit Auslaufdatum Mai zu tun. Da es keine Lagerkapazitäten im ausreichenden Maße gibt und die Kontrakte, die fällig werden beliefert werden, müssen die Finanzakteure, die sich in dem Markt spielerisch tummelten ihre Kontrakte verkaufen. Da die Nachfrage nach fossilen Brennstoffträgern unausgeprägt ist, kommt es zu dem Verfall der Preise.

Aus dieser technischen Malaise der Konstruktion des WTI-Futures nun Konjunkturlagen abzuleiten, ist ambitioniert oder vielleicht sogar tollkühn.

Denn es stellen sich positive Konsequenzen für die Weltwirtschaft ex Öl-Business ein. Alle Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken zielen darauf ab, Unternehmen und Haushalte finanziell zu entlasten. Genau das passiert auch am Energiemarkt. Die Preise rauschen in den Keller und setzen damit diskretionäre Einkommen bei Unternehmen und Haushalten frei. Ja, da muss man dann so richtig risikoavers werden wie die Aktienmärkte gestern. "Chapeau!"

In der Gesundungs- und Totenstatistik bei Johns Hopkins gibt es Ungereimtheiten, die für die Wahrnehmung der Krise kritisch sind. Nach circa 14 Tagen sollte die COVID-19 Erkrankung grundsätzlich ausgestanden sein. In diversen Ländern passt die Statistik. In einigen Ländern gibt es jedoch zum Teil massive Abweichungen, die es zu klären gilt.

© Daten Johns Hopkins University, Darstellung SOLVECON-INVEST GmbH

 

Anzumerken ist, dass die Zahl der Todesfälle mangels entsprechender pathologischer Untersuchung überzeichnet ist. Das wirkt in der Wahrnehmung bedrohlicher. Fakt ist, dass die Anzahl der Genesenden Deutschlands, der Schweiz, Chinas und des Iran hinsichtlich der 14-Tage-Frist tendenziell passen, die anderen oben angeführten Daten aber auf ersten Blick nicht.

Die Daten dieser anderen Länder werfen Fragen auf. Das kann an der unprofessionellen Erhebung der Genesungsfälle liegen oder aber an der Qualität der Gesundheitssysteme Nachfolgende Tabelle stellt den Dreiwochenhorizont dar.

© Daten Johns Hopkins University, Darstellung SOLVECON-INVEST GmbH

 

 

Es treten in den USA, in Italien, dem UK und den Niederlanden immer noch Überzeichnungen auf, was „Soll“ und „Ist“ anbetrifft. An diesen Daten lässt sich der Erfolg der nationalen Gesundheitssysteme festmachen. Dort, wo im Dreiwochenvergleich noch rote Vorzeichen vorherrschen ist die Zahl der bis heute Verstorbenen im Verhältnis zu den Infizierten am 30. März hoch (USA, 29,6%, UK 83,6%, Italien 24,6%, Niederlande 34,4%).

Als weiteres Fazit lässt sich ziehen, dass die Genesungen grundsätzlich zwei bis drei Wochen bedürfen, tendenziell je nach Qualität des Gesundheitssystems. Erkennbar ist zudem, dass man bei den Sterbefällen exakte Daten erhält, die mangels pathologischer Untersuchungen in Breite und Tiefe grundsätzlich überzeichnet sind, während bei den Genesungszahlen tendenziell unterzeichnet wird. Das gilt übrigens auch für Schweden (1.765 Tote, 550 Genesende bei 15.322 Infizierten) und Norwegen (32 Gesundete bei 192 Sterbefällen und 7.241 Infizierten), deren Gesundheitssysteme sich angeblich auf einem hohen Niveau bewegen. Lesen sie an dieser Stelle zwischen den Zeilen!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: ZEW-Indices mit zwei Erkenntnissen

Der deutsche ZEW-Sentiment-Index legte per April unerwartet stark von zuvor -49,5 auf +28,2 Punkte (Prognose -42,3) zu und markierte damit den höchsten Wert seit Juli 2015. Dagegen sackte der ZEW-Lageindex von zuvor -49,5 auf -91,5 Zähler ab (Prognose -77,5) und markierte den tiefsten Wert seit Mai 2009. Auch der ZEW-Sentiment-Index für die Eurozone spiegelt die Haltung in Deutschland. Hier legte der Index von zuvor -49,5 auf +25,2 Punkte zu. Die Befragten bewerten die administrativ verfügte Rezession sachlich. Gleichzeitig erkennen sie die temporäre Natur dieser ökonomischen Verwerfung an und zeigen sich für die Zukunft zuversichtlich.

In den Niederlanden legten die Verbraucherausgaben per Februar im Jahresvergleich um 1,1% nach zuvor 0,9% zu. Das Verbrauchervertrauen sank per April von -2 auf -22 Punkte und markierte den tiefsten Stand seit Oktober 2013.

UK: Arbeitsmarkt noch resilient

Die Arbeitslosenquote stieg per Berichtsmonat Februar von zuvor 3,9% auf 4,0% (Prognose 3,9%). Das ist erst der zarte Anfang.

USA: Noch nur zarte Schwäche am Wohnimmobilienmarkt

Der Absatz zuvor genutzter Wohnimmobilien sank per Berichtsmonat März in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung von zuvor 5,76 auf 5,27 Millionen Objekte (Prognose 5,30 Mio.). Das Tempo des Rückgangs wird sich per April deutlich verschärfen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0750 - 1.0780 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"