Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1616 (07.41 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1553 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.08. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.05. EUR-CHF oszilliert bei 1.1430.

Jackson Hole war immer ein bedeutendes Treffen, das im Fokus der Finanzmärkte stand. Die diesjährige Gästeliste war deutlich überschaubarer, als man es gewohnt war. So fehlten EZB-Chef Mario Draghi, Bank of England Chef Carney und der Chef der Bank of Japan Kuroda. Mehr noch, kein Mitglied des EZB-Rats war vor Ort. Das ist mehr als ungewöhnlich und erlaubt Raum für Spekulationen jedweder Art.

Das Thema Selbstisolierung der USA durch egozentrische Politik hatten wir an dieser Stelle mehrmals aufgenommen. Fakt ist, dass damit aus einer bedeutenden globalen Veranstaltung ein tendenziell regionales Meeting mutierte. Gleichwohl war der Markt auf dieses Treffen fokussiert, um aus der Verbalakrobatik der Granden der Fed "Honig" bezüglich der Aufklärung über die weitere US-Zinspolitik zu saugen.

US-Notenbankchef Powell sprach sich für eine Fortsetzung des bisherigen Kurses der behutsamen Zinserhöhungen aus. Die Wirtschaft sei stark und die Inflation läge nahe beim 2%-Ziel der US-Notenbank. O-Ton: "Wenn das starke Wachstum bei Einkommen und Arbeitsplätzen anhält, werden weitere graduelle Anhebungen der Zielspanne für die Leitzinsen wahrscheinlich angemessen sein."

Der Gouverneur der Federal Reserve St. Louis Bullard warnte dagegen vor übereilten US-Zinserhöhungen.Diese könnten die Grundlagen für eine Rezession bereiten.

Fazit:

Die grundsätzliche Linie der Federal Reserve ist durch Powell definiert. Bullards Einlassungen markieren einen potentiellen Dynamikverlust in dem Tempo der Zinserhöhungen. Der Dezembertermin 2018 ist damit für eine weitere Zinserhöhung eher unwahrscheinlich.

Lang, der Hauptgeschäftsführer des BDI, warnt die deutsche Wirtschaft vor den Folgen eines harten Brexits. Der BDI habe zum Brexit eine Taskforce mit mehr als 200 Mitarbeitern eingerichtet. In der Tat ist es erforderlich, dass sich die deutschen Unternehmen umfassend mit den Konsequenzen eines Handels mit dem UK auf WTO-Basis auseinandersetzen und sich vorbereiten. Lang unterstellt, dass die Auswirkungen eines harten Brexits massiver sind, als es die britische Regierung öffentlich macht.

In der Tat ist die mediale Position der Brexit-Befürworter und der britischen Regierung zwar deutlich von ihrem rosigen Bild abgerückt, aber die reale Divergenz zu den Propagandalügen der Farages und Johnsons ist immer noch nicht geschlossen.

Der als orthodoxer und ideologischer Brexit-Befürworter bekannte Jacob Rees-Mogg, der seine Unternehmen in Steueroasen außerhalb des UK (aus purer Heimatliebe) angesiedelt hat, hatte vor kurzem eine ehrliche Viertelstunde, als er verlauten ließ, dass es bis zu zwei Generationen dauern könne, bis die Briten wirtschaftliche Vorteile aus dem Brexit spürten. O-Ton: "We won't know the full economic consequences for a very long time, we really won't. The overwhelming opportunity for Brexit is over the next 50 years (50 years? Is he having a laugh?)."

Der BDI sollte sich auch auf die positive Folgen des Brexit kaprizieren. Die Produktionsstättenverlagerung nach Kontinentaleuropa wird bei einem harten Brexit dynamisch ausfallen und wird hohe Anforderungen an die Unternehmen und an die Politik (Genehmigungsverfahren etc.) stellen.

Das UK ist damit voraussichtlich auf dem Weg dorthin, wo es vor 1973 war, denn nur Kapitastock ist eine belastbare Basis für Stabilität, Wachstum und Prosperität.

US-Auftragseingang enttäuschend:

Am Freitag stand lediglich die Veröffentlichung der US-Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter auf der Agenda. Per Juli kam es unerwartet zu einem Rückgang auf Monatsbasis um 1,7%. Die Prognose lag bei -0,5%. Mehr noch wurde der Anstieg im Vormonat von 0,8% auf 0,7% revidiert.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1270 - 1.1300 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

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