Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1605 (07:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1585 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.73. EUR-CHF oszilliert bei 1.1257.

Derzeit schlagen die Wellen an den Finanzmärkten hoch, da der US-Präsident und die US-Administration einmal mehr beweisen, dass Vereinbarungen mit den USA bestenfalls temporäre Geräusche, aber definitiv keine Grundlagen für belastbare Politik darstellen.

Kommen wir zu den Fakten. Die EU nahm die Idee Trumps auf, auf Zölle im Automobilsektor vollständig zu verzichten, um den Handelsstreit zu beenden und mit US-Forderungen konstruktiv umzugehen. Daraufhin lehnte Trump seinen eigenen Vorschlag ab.

Daran wird erkennbar, dass der von den USA initiierte Handelsstreit mit der EU nur ein Mittel ist, sich selbst neu aufzustellen. Es geht also nicht primär um Handels-, sondern um geopolitische Fragen.

Die EU ist aus Sicht der US-Administration definitiv unter der Kategorie "kritischer Partner" anzusiedeln, um den bereits aus den USA genannten Begriff Feind nicht zu wählen. Es geht den USA darum, die EU zu schwächen und zu destabilisieren. Das erfordert harte und klare Antworten der EU. Die Reaktion Junckers auf die ausgesprochene US-Unzuverlässigkeit im internationalen Verkehr, "in kind" zu reagieren, ist richtig.

Noch richtiger ist es, sich zügig institutionell so weit wie möglich von den USA zu emanzipieren, um Selbstbestimmung nicht zur Worthülse zu degradieren. Beitritt zur New Development Bank und zur AIIB, Beitritt zu CIPS, Aufnahme intensiverer Beziehungen zu Moskau wären erste Schritte, denn die Zukunft der wirtschaftlichen Expansion (Skaleneffekte) liegt ohnehin im Osten, nicht in den USA.

Die Primärreaktion der Märkte auf die US-Eskalation lag und liegt darin, sich in US-Märkte zu flüchten. Das mag früher auch unter fundamentalen Gesichtspunkten richtig gewesen sein, heute ist es bestenfalls bezüglich der verankerten Psychologie an den Märkten verständlich.

Kommen wir zu Fakten:

  • Bei Umsetzung belastet die US-Zollpolitik in den USA agierende Unternehmen (z.B. China Importe 200 Mrd. USD Zollerhöhung von 10% auf 25% = 30 Mrd. USD Kosten). Die US-Unternehmen, ob klein oder groß, warnten bereits vor den zum Teil existentiellen Folgen, die die erhöhte Kostenbelastung mit sich brächte.

  • Bei Umsetzung belastet die US-Zollpolitik in den USA den historisch hoch verschuldeten privaten Verbraucher durch Preiserhöhungen (Inflation über Kostendruck). Lohnerhöhungen zum Ausgleich würden die Attraktivität des US-Standorts belasten (siehe erster Punkt).

  • Die US-Ignoranz gegenüber der Tatsache, dass die global agierenden Unternehmen längst nationalwirtschaftlichen Systemen entwachsen sind, kann den US-Standort nur belasten (siehe auch Brexitfolgen; u.a. Panasonic ).

  • Die US-Attacke auf das internationale Organigramm (u.a. WTO) isoliert die USA politisch und wirtschaftlich. Dabei ist dem russischen Wirtschaftsminister zuzustimmen: US-Wirtschaft wird leiden, wenn sich die USA nicht an internationale Regeln halten.

  • Die heftigen US-Unberechenbarkeiten widersprechen dem Erfordernis politischer Stabilität der Rahmenbedingungen für nachhaltiges Investieren.

  • Ist ein festerer USD im Interesse Trumps und der Exportwirtschaft der USA?


Ergo: Unter fundamentalen Gesichtspunkten führt diese US-Politik zu einer politischen und wirtschaftlichen Selbstisolierung, die dem Anspruch des USD als Weltleitwährung nicht dienlich sein kann.

Ist die aktuelle US-Politik Ausdruck endogener Wirtschaftsstärke?

  • Unter quantitativen Gesichtspunkten könnte man zu diesem Schluss kommen (BIP, Einkaufsmanagerindices, Verbrauchervertrauen).

  • Unter qualitativen Gesichtspunkten fällt das Urteil vollständig anders aus, da die selbsttragenden Elemente der wirtschaftlichen Expansion unausgeprägt sind. Von Januar bis August stellte sich die US-Staatsverschuldung auf 950 Mrd. USD. Die Konsumverschuldung nahm in diesem Zeitraum um 76,7 Mrd. USD zu.

  • Die strukturell bedingten US-Außenhandelsdefizite belegen, dass die USA importabhängig sind und mangels Produktionsstätten auf mittelfristige Sicht nicht in der Lage sind, diese Importe zu ersetzen (ergo Kostendruck durch US-Politik).

Die von den Märkten implizierte Stärke der US-Position darf als eine Reflexion der Vergangenheit interpretiert werden, mehr nicht.

Wichtige Datenveröffentlichungen der letzten 24 Handelsstunden:


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1270 - 1.1300 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

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