Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0869 (06:05 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0866 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,13. In der Folge notiert EUR-JPY bei 163,18. EUR-CHF oszilliert bei 0,9656.

Märkte: Heterogene Stabilität

Die Finanzmärkte zeigen grundsätzlich weiter Stabilität. Sie fällt im Tagesgeschäft jedoch nicht homogen, sondern heterogen aus. So standen Europas Aktienmärkte gestern unter leichtem Druck, während die US-Aktienmärkte an Boden gewannen. Am Tag zuvor lief es andersherum.

Die Reaktion auf die Präsidentschaftswahl in Russland spiegelte die Spaltung der Welt. Der Globale Süden gratulierte Putin, der Westen hatte Freude an der Kunst der "Undiplomatie". Die Zeichen stehen seitens der Westens auf Eskalation, auch wenn die Politik der letzten gut zwei Jahre das Gegenteil dessen bewirkte, was sich der Westen bezüglich Ökonomie und Isolierung Russlands versprach. Europas Bürger und Unternehmen leiden am stärksten.

Top-Thema des Tages ist der Abschied Japans von der Negativzinspolitik (siehe unten). Der Schritt von -0,10% auf 0,00% - 0,10% ist sehr überschaubar, aber es ist ein Schritt. Die schwache Reaktion des JPY an den Devisenmärkten darf als Ausdruck einer Enttäuschung über die Amplitude des Zinsschritts interpretiert werden.

Das Datenpotpourri war überschaubar, aber grundsätzlich positiv. Die Handelsbilanz der Eurozone reüssierte mit einem Rekordüberschuss und der US-NAHB Housing Market Index markierte den höchsten Stand seit Juli 2023.

Aktienmärkte: Der Late Dax verlor 0,38%, der EuroStoxx 50 0,41%. Dagegen stiegen der S&P 500 um 0,64%, der Dow Jones um 0,26% und der Citi US Tech 100 um 0,92%. In Fernost gewann der Nikkei (Japan) Stand 07.45 Uhr 0,66%. Der CSI 300 (China) verlor 0,55%.

10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,46% (Vortag 2,43%), 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,33% (Vortag 4,30%).Der USD ist gegenüber dem EUR wenig verändert und verlor gegenüber Gold und Silber an Boden.

Deutschland: Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen setzt sich fort

Die Talfahrt hat sich laut Statistischem Bundesamt bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen zu Jahresbeginn 2024 fortgesetzt. Ihre Zahl sank im Januar um 5.200 oder 23,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 16.800. Im Vergleich zum Januar 2022 gab es einen Einbruch von 43,4%. Im gesamten vergangenen Jahr sank die Zahl um mehr als 25% auf circa 260.000 Wohnungen. Hintergrund dieser Entwicklung sind teure Materialien und eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren kostenintensivere Finanzierung.

Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen mit 42,7% im Vergleich zum Januar 2023 auf 2800 am stärksten aus. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 19,6% auf 1100 gemeldet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, verringerte sich die Zahl der Genehmigungen um 20% auf 9200.

Kommentar: Im Hinblick auf die Nachfragelage, auch bedingt durch Migration, verschärft sich die Lage in Deutschland. Verwiesen sei auf die aktuellen "Notwasserstandsmeldungen" vom Verband der Kommunen und Gemeinden und den Wirtschaftsverbänden. Die Situation ist prekär und verschärft sich weiter. Hehre Worte der Politik helfen nicht (Scholz, Stabilität erwartet), sondern pragmatisches Agieren. Das ist kaum erkennbar.

Patentrekord in der EU

Bei dem Europäischen Patentamt wurden per 2023 199.275 Patentanmeldungen registriert (Rekord). Gegenüber 2022 ergab sich ein Plus in Höhe von 2,9%. Deutschland nimmt hinter den USA den 2. Platz mit 24.966 Anmeldungen ein. Huawei nimmt bei Patentanmeldungen das dritte Jahr in Folge den ersten Platz ein. Siemens, BASF und Bosch nehmen die Plätze sechs, acht und elf ein.

Kommentar: Diese Meldung ist auf den ersten Blick positiver als auf den zweiten Blick, da es sich zu großen Teilen um Patentanmeldungen aus Drittländern handelt. Dennoch ist diese Entwicklung grundsätzlich positiv. Es ist höchste Zeit, dass Europa die kritische und in Teilen feindliche Haltung zu Technologie ablegt (u.a. Biotech). Dort findet Zukunft statt!

Abschied von der Negativzinspolitik der Bank of Japan

Die Bank of Japan (BoJ) erhöhte den Leitzins von bisher -0,1% auf 0,00% - 0,10%. Die BoJ legte den Tagesgeldsatz als neuen Leitzins fest. Es ist die erste Erhöhung seit 17 Jahren.

Damit gab die BoJ ihre seit 2016 geltende Negativzinspolitik auf. Die Bank of Japan zahlt mit diesem Schritt 0,1% Zinsen auf Einlagen bei der Zentralbank. Die Notenbank hatte ein kräftiges Lohnwachstum zur Bedingung für eine geordnete Abkehr von der jahrelangen ultralockeren Geldpolitik gemacht. Die Tarifverhandlungen in den Großbetrieben endeten mit einer Lohnerhöhung von 5,28%. Das ist die größte Lohnanpassung seit Anfang der 90er Jahre.

Kommentar: Da auch die Inflation seit weit über einem Jahr über dem 2%-Ziel der Zentralbank liegt, waren die Voraussetzungen für den Zinsschritt gegeben. Dieser Politikwechsel wurde gut vorbereitet. Der Schritt ist jedoch extrem überschaubar, wenn man ihn insbesondere mit der Zinserhöhungspolitik der Fed, der EZB und der Bank of England vergleicht. Der kleine Schritt ist verständlich, da die öffentliche Verschuldung in Höhe von rund 250% der Wirtschaftsleistung markant erhöhte Zinsniveaus nicht erlaubt. Der kleine Zinsschritt erklärt die Reaktion an den Devisenmärkten, wo der JPY nach dem Zinsschritt unter Verkaufsdruck kam.

Interessant ist, dass die Bank of Japan den Einlagesatz auf 0,1% setzte. Damit wird den Banken keine „Zentralbanksteuer“ nach dem Muster der EZB auferlegt (Leihesatz 0,50% über dem Anlagesatz für Banken!).

Im Gegensatz zu anderen führenden Industrienationen kämpfte Japan nicht mit einer zu hohen Inflation. In der Spitze stiegen die Verbraucherpreise um 4,3% im Jahresvergleich (aktuell 2,2%), während es in Europa mehr als 10% waren. Viel Atomstrom und russische Energiemoleküle via Sachalin sind ein Grund für diese unterschiedlichen Entwicklungen ("It is the energy, stupid!")

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Handelsbilanz mit Rekordüberschuss

Die Handelsbilanz wies in der saisonal bereinigten Fassung per Januar einen Überschuss in Höhe von 28,0 Mrd. EUR nach zuvor 14,3 Mrd. EUR aus. Es ist der höchste Überschuss in der bis 1999 zurückgehenden Historie.

 

Gemäß finaler Berechnung nahmen die Verbraucherpreise per Februar im Monatsvergleich um 0,6% und im Jahresvergleich um 2,6% zu. Die Kernrate der Verbraucherpreise legte im Monatsvergleich um 0,7% und im Jahresvergleich um 3,1% zu. Alle Daten entsprachen den Prognosen und vorläufigen Werten.

USA: NAHB Index auf höchstem Stand seit Juli 2023

Der NAHB Housing Market Index verzeichnete per Berichtsmonat März einen Anstieg von zuvor 48 auf 51 Punkte (Prognose 48) und markierte den höchsten Indexstand seit Juli 2023.

 

Kanada: Erzeugerpreise (M) steigen stärker als erwartet

Die Erzeugerpreise nahmen per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose 0,1%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,7% nach zuvor -2,9%.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

Risikohinweis
Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken, bietet keine Anlageberatung und empfiehlt nicht den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.

Hinweis
Dirk Müller sowie die Finanzethos GmbH haben sich verpflichtet den Kodex des Deutschen Presserates für Finanz- und Wirtschaftsjournalisten einzuhalten. Der Verhaltenskodex untersagt die Ausnutzung von Insiderinformationen und regelt den Umgang mit möglichen Interessenkonflikten. Die Einhaltung des Verhaltenskodex wird jährlich überprüft. Dies gilt auch für die für Dirk Müller oder für die Finanzethos GmbH tätigen freien Journalisten.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"