Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0545 (05:58 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0527 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 149,76. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,93. EUR-CHF oszilliert bei 0,9565.
 

Märkte: Korrekturen – China mit starken Daten – US-Kreditkartendaten sehr schwach

An den Finanzmärkten kam gestern Katerstimmung auf. US-Verbraucherpreise sanken nicht erwartungsgemäß um 0,1% auf 3,6% im Jahresvergleich, sondern verharrten bei 3,7%. Gut, die Kernrate sank um 0,2% auf 4,1% im Jahresvergleich, dem niedrigsten Stand seit September 2021, aber das reichte dem Markt nicht. Zinsängste forcierten Risikoaversion.

Auch heute früh konnten unterstützende sehr geringe und geringer als erwartete Inflationsdaten aus China, der größten Ökonomie der Welt auf Basis Kaufkraftparität (circa 20% des Welt-BIP, USA circa 15% des Welt-BIP), die Märkte nicht beflügeln. Zusätzlich gab es aus Peking eine starke Handelsbilanz und einen Konsum-Einkaufsmanagerindex auf extravagant hohem Niveau (fünfthöchster Wert seit 2010), der zulegte und die Divergenz zu dem maladen Deutschland extrem offensichtlich macht.

In das Bild der Katerstimmung passten Entwicklungen im Kreditkartengeschäft der USA. Diese von der Citibank veröffentlichten Daten stehen nicht im Fokus der Analysten bezüglich des Datenkalenders, sie sind aber aussagefähig und interessant. Konsum ist in den USA eng mit der Wirtschaftsleistung korreliert, mehr als in Europa. Kreditkartennutzung spielt in den USA bezüglich des Konsums eine gewichtige Rolle.

Seit Januar 2023 kommt es bei der Kreditkartennutzung zu in der Tendenz steigendem rückläufigen Geschäft (9 Monate durchgehend). Im Januar lag das minus bei -5,7%, per September bei -10,8%. In der Phase 2019 – 2022 (vier Jahre) gab es nur vier Monate mit Rückgängen. Auch dieser Aspekt spricht dafür, dass bei der US-Notenbank das Thema fortgesetzter Zinserhöhungen weniger Anziehungskraft haben wird.

Aktienmärkte standen unter Druck. Das gilt für Europa, es gilt für die USA und es gilt heute früh für Fernost.

Rentenmärkte standen unter Druck. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,78% (Vortag 2,72%), die 10-jährige US-Staatsanleihe bei 4,66% (Vortag 4,57%).

Der USD gewann gegenüber dem EUR an Boden (+0,8%). Auch gegenüber Gold (+0,2%) und Silber (+0,7%) konnte der USD Zugewinne verbuchen.

Deutschland: Subventionshilfen mehr als verdoppelt

Die Finanzhilfen des Bundes haben sich laut einer Studie des IfW in Kiel in diesem Jahr wegen der Energiekrise mehr als verdoppelt. Sie dürften sich auf rund 208 Mrd. EUR stellen. Per 2022 waren es „nur“ 98 Mrd. EUR, 2021 circa 77 Mrd. EUR. Die Finanzhilfen des Bundes seien zum gewichtigsten Posten geworden. Von einem Euro, den der Bund ausgebe, würden mehr als 30 Cent dafür verwendet. Die Sozialausgaben lägen mit knapp 30 Cent darunter. Nur knapp 20 Cent würden in gegenwärtige oder zukunftsgerichtete staatliche Leistungen wie Infrastruktur oder Forschung und Bildung fließen.

Kommentar: Diese Haushaltkonstellation ist nicht dauerhaft zukunftsfähig. Der investive Haushalt müsste dominant sein, denn der ist korreliert mit dem Begriff Zukunftsfähigkeit des Standorts. Das gilt um so mehr, als dass sich die aufgebauten Defizite in den Sektoren Bildung, Infrastruktur und IT-Struktur mittlerweile zu einer Hypothek für den Investitionsstandort entwickelt haben.

Ein großer Teil des Subventionshaushalts basiert auf diskretionärer Außenpolitik der Regierung. Kann man sich die dauerhaft leisten? Leisten sich Japan und die USA diese Extravaganz oder betreiben diese Länder eine interessenorientierte Politik für ihr Land, ihre Unternehmen und Bürger in Energiefragen? Wo stehen Japan und die USA ökonomisch, vor oder hinter Deutschland? Der IWF beantwortete diese Fragen in dem aktuellen World Economic Outlook. Deutschland fiel und fällt dramatisch zurück. Wenige warnten zur rechten Zeit (auch schon unter Merkel).

EZB: Milde aktuelle Töne und konziliantes EZB-Protokoll

Frankreichs Notenbankchef Villeroy sagte, die Dauer der Straffung sei wichtiger als das Zinsniveau. Geldpolitische Geduld sei wichtiger als Aktivismus. Die EZB solle eine sanfte Landung der Wirtschaft der Eurozone anstreben. Österreichs Notenbankchef Holzmann konstatierte, dass Unternehmensgewinne zurückgingen und der Arbeitsmarkt angespannt sei.

Kommentar: Das Lager der „Tauben“ beginnt sich vor dem Hintergrund zunehmender Konjunkturschwäche im EZB-Rat zu füllen. Auch der IWF wies bei der Veröffentlichung des World Economic Outlook auf die zeitversetzte Wirkung der vollzogenen Zinserhöhungen hin. Die Argumentationsketten haben sachliches Fundament.

Das EZB-Protokoll der letzten Notenbanksitzung fiel konziliant aus. Man stellte fest, dass die Inflation noch zu lange zu hoch bleiben dürfte. Es gab eine solide Mehrheit für die Zinsanhebung um 0,25%. Einige Mitglieder wollten die Zinsen nicht weiter erhöhen, weil die Zinswirkungen erst mit Zeitverzug voll wirkten. Simulationen deuteten an, dass ein Einlagensatz von 3,75% - 4,00% mit einer Rückkehr auf das Zielniveau von 2,00% Inflation innerhalb des Projektionszeitraums bis Ende 2025 vereinbar sei.

Kommentar: Die "solide Mehrheit" im EZB-Rat wackelt. Das Thema Ende des Zinserhöhungszyklus wird prominenter.

Habeck erteilt wirtschaftliche Abkoppelung von China klare Absage

Bundeswirtschaftsminister Habeck hat einer Abkopplung von China eine klare Absage erteilt. Er sagte, man müsse gleichzeitig diversifizieren. Zu starke Abhängigkeiten wie etwa von China müssten abgebaut werden. Wichtig seien daher intensivere Handelspartnerschaften beispielsweise mit Kanada, Kenia, Australien, oder Chile und anderen südamerikanischen Staaten. Auch bei strategisch wichtigen Rohstoffen sei die Abhängigkeit von China viel zu groß. Deutschland werde zusammen mit Frankreich und Italien sein Vorgehen in diesem Bereich abstimmen und neue Partnerschaften fördern.

Kommentar: Das klingt nach Pragmatismus, der in diesem Format eingefordert wurde.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

China: Deflationsrisiken – Starker Konsum PMI

Die Verbraucherpreise waren per September im Jahresvergleich unverändert (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,1%. Die Erzeugerpreise sanken per September im Jahresvergleich um 2,5% (Prognose -2,4%) nach zuvor -3,0%. Die Handelsbilanz wies per September einen Überschuss in Höhe von 77,71 Mrd. USD aus (Prognose 70,0 Mrd. USD, Vormonat 68,36 Mrd. USD). Exporte sanken im Jahresvergleich um 6,2% (Prognose -7,6%), während Importe um 6,2% fielen (Prognose -6,0%).

Der von LSEG IPSOS ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors stellte sich per Oktober auf 78,01 nach zuvor 72,38 Zählern (Unterschied zu Deutschland, siehe unten).

Eurozone: Deutscher Konsum-PMI etwas schwächer

Der von Refinitiv IPSOS ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors sank per Oktober von zuvor 44,98 auf 44,86 Punkte.

UK: BIP wie erwartet, Industrieproduktion schwächer

Das BIP verzeichnete per August einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%) nach zuvor -0,6% (revidiert von -0,5%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 0,5% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,3% (revidiert von 0,0%).

Die Industrieproduktion sank per August im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose -0,2%) nach zuvor -1,1% (revidiert von -0,7%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 1,3% (Prognose 1,7%) nach zuvor 1,0% (revidiert von 0,4%) ein. Die Handelsbilanz wies per August ein Defizit in Höhe von 15,95 Mrd. GBP (Prognose -14,7 Mrd. GBP) nach zuvor -13,9 Mrd. GBP (revidiert von 14,06 Mrd. GBP) aus.

USA: Verbraucherpreise marginal höher

Die Verbraucherpreise nahmen per September im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,6% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 3,7% (Prognose 3,6%) nach zuvor 3,7%. Die Kernrate legte im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,3%, Vormonat 0,3%) und im Jahresvergleich um 4,1% (Prognose 4,1%, Vormonat 4,3%) zu.

Die Arbeitslosenerstanträge verzeichneten per 7. Oktober 2023 mit 209.000 keine Veränderung zur Vorwoche (Prognose 210.000, Vorwoche revidiert von 207.000 auf 209.000).

Indien: Inflation fällt stärker, Industrieproduktion steigt stärker

Die Verbraucherpreise stiegen per September im Jahresvergleich mit 5,02% (Prognose 5,50%) nach zuvor 6,83% weniger stark als erwartet. Die Industrieproduktion nahm per August im Jahresvergleich um 10,3% (Prognose 9,0%) nach zuvor 5,7% zu.

Russland: Handelsbilanz stark, Reserven sinken

Die Handelsbilanz wies per August einen Überschuss in Höhe von 10,997 Mrd. USD aus. Der Vormonatswert wurde von 5,489 Mrd. USD auf 6,096 Mrd. USD revidiert. Die Devisenreserven stellten sich per 6. Oktober 2023 auf 562,8 nach zuvor 568.4 Mrd. USD.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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