Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0107 (05:28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0008 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 138,16. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139,61. EUR-CHF oszilliert bei 0,9848.

An den Finanzmärkten kam es zum Wochenschluss und im fernöstlichen Handel zu leicht erhöhter Risikofreude. Die machte sich an freundlicheren Aktienmärkten als auch einer leichten Erholung des Euros an den Devisenmärkten fest. Der Kapitalmarkt lieferte ebenfalls keinen Gegenwind (10 Jahres Bunds 1,13 %, 10 Jahres US-Treasuries 2,92 %). Auch die edlen Metalle konnten leicht an Boden gewinnen.

Diesen Bewegungen mangelte es jedoch an fundamentaler Unterfütterung. Seitens der geopolitischen Entwicklungen ist nicht ansatzweise Entspannung erkennbar. Die Strukturdaten der Eurozone sind bei zunehmender Tendenz angeschlagen, die Konjunkturdaten der USA halten sich bisher besser als in der Eurozone bei bekanntermaßen prekären Strukturdaten.

Bidens Reise nach Saudi-Arabien – Erfolg sieht anders aus

Biden wollte mit der Reise nach Saudi-Arabien die Beziehungen verbessern. Mehr Öl war das US-Motto. Auch wollten sich die USA mit dem Besuch als gewichtiger Player zurückmelden. Es geht den USA auch darum, die Position Chinas und Russlands in der Region zu schwächen.

Kronprinz Mohammed bin Salman kündigte an, die maximal mögliche Ölförderkapazität von zwölf auf das maximale Produktionsniveau von 13 Mio. Fass erhöhen zu wollen. Zusagen gab er nicht.

Kommentar: Heute lassen wir zunächst den SZ-Kolumnisten Stefan Kornelius zu Wort kommen. Er schrieb: „Joe Biden erhält in Saudi-Arabien eine Lektion in Sachen Machtverlust. Er kam mit einer völlig überladenen Wunschliste - und erhielt wenig Konkretes am Golf. Für den US-Präsidenten kommt diese Erfahrung zu einer denkbar schlechten Zeit.“

Bei ntv findet sich folgende Einlassung des Korrespondenten Christopher Wittich. „Biden weilt derzeit in Saudi-Arabien. Der US-Präsident trifft sich dort mit Kronprinz Mohammed bin Salman. Die Reise sorgt in Bidens Heimat für Empörung. Was Medien und Beobachter stört und warum die Kritik für Biden zur Unzeit kommt.“

Ich fasse zusammen: Weder innenpolitisch, noch außenpolitisch wurden hier offensichtlich die gesetzten Ziele erreicht. Erfolg sieht anders aus. Das G-20 Finanzministertreffen auf Bali endete ohne Kommuniqué. Sind diese jüngsten Entwicklungen Ausdruck westlicher Stärke und Durchsetzungskraft oder drücken diese Entwicklungen das Gegenteil aus, eine Abwendung vom westlichen Unilateralismus hin zu einem Modell des Multilateralismus?

Dazu ist es sinnvoll, sich den Artikel von Pepe Escobar zuzuführen. Es ist fraglos nur eine faktenbasierte Meinung zu einem Aspekt dieses Themas, aber eine interessante Sichtweise. Der Titel des Artikels lautet: „In Eurasia, the War of Economic Corridors is in full swing.”

Schlussendlich fragen sich große Teile der Welt, ob die Führungsqualitäten des Westens in den letzten 25 Jahren im Rahmen von Regime-Change und nicht regelbasierten Handelns (u.a. Sanktionen nach Ausschaltung der WTO) attraktiver sind als der konstruktive Aufbau der internationalen Infrastruktur (Belt and Road Initiative) unter Beachtung der UN-Charta hinsichtlich der Souveränität von Staaten.

Scholz stimmt Deutsche auf längere Sanktionen ein

Bundeskanzler Scholz hat die Bundesbürger auf länger anhaltende Sanktionen gegen Russland und auf Entbehrungen vorbereitet. Russlands Präsident Putin müsse mit seinem Kurs gestoppt werden. Dieser Weg sei nicht leicht, auch nicht für ein so starkes, wohlhabendes Land wie unseres. Man würde einen langen Atem brauchen. Schon jetzt litten viele Bürgerinnen und Bürger unter den Auswirkungen des Krieges, vor allem unter den hohen Preisen für Benzin und Lebensmittel. Deshalb hätte die Regierung Entlastungspakete im Volumen von 30 Mrd. Euro beschlossen.

Kommentar: Danke für die Einstimmung, aber sollte der Kanzler nicht die Frage beantworten, ob die Sanktionen nicht stärker Deutschland, Westeuropa und Afrika (Hungerproblem) im Mark treffen und potentiell destabilisieren? Darf man von Regierungen erwarten, dass sie die Folgen ihrer Entscheidungen in sachlich unbestechlicher Manier abwägen? Wie viel langen Atem brauchen wir, wenn nur der Westen sanktioniert, sich unter Umständen selbst international isoliert und damit insbesondere Europa schwächt? Wie viel Geld will Berlin noch konsumtiv ausgeben, um die Folgen dieser Außenpolitik für die Bürger temporär zu kaschieren?

Scholz argumentierte, zur Wahrheit gehöre, dass die Weltwirtschaft vor einer seit Jahrzehnten ungekannten Herausforderung stünde. So seien Lieferketten unterbrochen, Rohstoffe knapp und es gäbe eine kriegsbedingte Unsicherheit an den Energiemärkten. Dies alles triebe weltweit die Preise.

Kommentar: Nein Herr Scholz, nicht die Weltwirtschaft in Gänze, sondern die westliche Wirtschaft, allen voran die Europas, denn die nicht sanktionierenden Länder haben eine höhere Versorgungssicherheit und in Teilen günstigere Einkaufskonditionen!

Weiterhin sagte Scholz, dass sich kein Land der Welt allein gegen eine solche Entwicklung stemmen könne. Wir müssten zusammenhalten und uns unterhaken. Dabei bezog er sich innenpolitisch auf die konzertierte Aktion der Regierung mit Gewerkschaften, Arbeitgebern und Wissenschaftlern.

Kommentar: Hier wird eine Unausweichlichkeit des eingeschlagenen Kurses impliziert. Das ist „sportlich“. Es erinnert an das Szenario, das Christopher Clark im Buch „Die Schlafwandler“ auf dem Weg in den 1. Weltkrieg beschrieb. Ich weise darauf hin, dass bei Verfügung der Sanktionen von diesen Polit-Profis ganz andere Szenarien versprochen wurden (Mutter aller Sanktionen). Die aktuellen Resultate stehen im vollständigen Widerspruch dazu und führen zu keinem Überdenken der verfügten Maßnahmen, aus was? Aus Prinzip, aus Treue zur US-Agenda (Feindstatus Russland/China) oder aus dem Unwillen, eigene Strategiefehler erkennen zu wollen?

Scholz führte aus, dass wir unsere Sanktionen womöglich lange Zeit aufrechterhalten müssten, das war uns von Beginn an klar.

Kommentar: Nein, das war nicht klar und es war auch nicht kommuniziert! Es war nicht kommuniziert, dass wir das gesamte deutsche Geschäftsmodell, das unsere Stabilität trägt, aufs Spiel setzen. Wirkt die „Mutter der Sanktionen“ sich jetzt so gegen uns aus, wie die Wirkung gegen Russland versprochen wurde?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Handelsbilanz weiter mit markantem Defizit

Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat Mai in der saisonal bereinigten Fassung ein Defizit in Höhe von 26,0 Mrd. EUR nach zuvor -31,8 Mrd. EUR (revidiert von 31,7 Mrd. EUR) aus.

Die Devisenreserven stellten sich per Juni auf 1.122,09 Mrd. EUR nach zuvor 1.108,20 Mrd. EUR.

USA: Überwiegend bessere Daten als erwartet

Der New York Fed Manufacturing Index stieg per Berichtsmonat Juli von zuvor -1,20 auf 11,10 Zähler (Prognose -2,00).

Die Importpreise legten per Juni im Monatsvergleich um 0,2 % (Prognose 0,7 %) nach zuvor 0,5 % (revidiert von 0,6 %) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 10,7 % nach zuvor 11,6 % (revidiert von 11,8 %).

Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Berichtsmonat Juni im Monatsvergleich um 1,0 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor -0,1 % (revidiert von -0,3 %) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 8,42 % nach zuvor 8,18 % (revidiert von 8,09 %). Diese Datenreihe ist nicht inflationsbereinigt (CPI 9,1 %).

Die US-Industrieproduktion sank per Juni im Monatsvergleich um 0,2 % (Prognose +0,1 %) nach zuvor 0,0 % (revidiert von +0,2 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 4,16 % nach zuvor 4,81 % (revidiert von 5,83 %).

Die Kapazitätsauslastung der US-Industrie stellte sich per Juni auf 80,0 % (Prognose 80,6 %) nach zuvor 80,3 % (revidiert von 79,0 %).

US-Lagerbestände legten per Mai im Monatsvergleich um 1,4 % (Prognose 1,3 %) nach zuvor 1,3 % (revidiert von 1,2 %) zu.

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stieg gemäß vorläufiger Berechnung von 50,0 auf 51,1 Punkte (Prognose 49,9).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0450 – 1.0480 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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