Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0435 (05:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0298 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 138,72. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,76. EUR-CHF oszilliert bei 0,9804.

Finanzmärkte: Weiter Stabilität und milde Risikobereitschaft

An den Aktienmärkten dominiert weiter Stabilität auf den erhöhten Niveaus. Das Protokoll des Offenmarktausschusses der US-Notenbank wurde vom Markt gestern freundlich aufgenommen (siehe unten). Angedachte Preisniveaus für russisches Öl beim G-7 Preisdeckel eröffnen Erwartungen nur kleinerer Verwerfungen an Energiemärkten (siehe unten).

Am Kapitalmarkt ergab sich in diesem Kontext eine leichte weitere Entspannung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 1,91 %, 10-jährige US-Staatsanleihen mit 3,69 %.

Im Zuge der milden Töne seitens der US-Notenbank kam der USD gegenüber dem EUR unter Druck. Gold und Silber gewannen Terrain gegenüber dem USD.

Mildes Protokoll der Fed

In der Fed mehren sich die Signale für eine weniger aggressive Zinspolitik. Eine Mehrheit der Währungshüter hält es für angebracht, zeitnah Tempo bei den Anhebungen nach vier Erhöhungen um 0,75 % zu verringern, weil unsicher sei, mit welcher Zeitverzögerung die Zinserhöhungen ihre Wirkungen auf Konjunktur und Preisgefüge entfalten. An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts um 0,50 % auf der Dezember-Sitzung auf 79 % beziffert.

Kommentar: In vorherigen Reports haben wir diverse US-Notenbanker kommentiert. Wir mögen Fakten. Die Fed hat ein duales Mandat. Inflationsrückgänge waren ausgeprägter als erwartet und jüngere Konjunkturdaten (PMIs, siehe heutiges Datenpotpourri) werfen Konjunkturschatten. Die Einschätzung des Marktes, dass die Fed kleinere Zinserhöhungsschritte umsetzen wird, macht vor diesen Hintergründen Sinn.

„Diplomatischer“ G-7 Preisdeckel für Öl?

Der von den G7 vorgeschlagene/diskutierte Preisdeckel von 65- 70 USD je Barrel für russisches Öl hätte lediglich geringe Auswirkungen auf die Einnahmen Moskaus, da dieses Preisniveau den Preisen entspreche, die asiatische Käufer aktuell für russisches Öl bezahlten.

Kommentar: Noch ist das Thema Preis nicht in trockenen Tüchern. Das angedachte Niveau implizierte, dass es den G-7 Ländern klar wird/wurde, dass es ohne fossile Brennstoffträger aus Russland nicht geht. Das stellte die Internationale Energieagentur schon vor Wochen fest. Dem Risiko, dass ein zu aggressiver Preisdeckel am Ende wie die zuvor beschlossenen Sanktionen den eigenen Wirtschaftsraum und die eigenen Bürger stärker trifft, wird hier wohl Rechnung getragen. Das angedachte Preisniveau wirkt „diplomatisch“.

Bundesbank: Aktueller Monatsbericht: Rezession auf Agenda

Deutschland steht laut Bundesbank vor einer Rezession. Das Ausmaß sei äußerst unsicher.

Kommentar: Das ist keine Neuigkeit. Das ist eine Nacherzählung der Bundesbank. IWF, Weltbank, OECD und weitere Institutionen hatten diese „Neuigkeit“ längst verbreitet.

Eine Gasmangellage könne wahrscheinlich vermieden werden.

Kommentar: Ja, weil viel Gas und Energie zu Spitzenpreisen (bis zu 100 % über dem aktuellen Niveau) an den Märkten eingekauft wurde. Die Gasmangellage findet jetzt in den ärmsten Ländern statt, die bei dem Preiswettbewerb im Sommer nicht mithalten konnten.

Die Bundesbank begründet ihre Prognose wie folgt. Im Winterhalbjahr dürfte die Wirtschaftsleistung zurückgehen, weil die Unsicherheit über die Energieversorgung und ihre Kosten Unternehmen stark belaste. Produktionspläne und Exporterwartungen seien im Verarbeitenden Gewerbe überwiegend pessimistisch trotz des hohen Auftragsbestands. Die globale Konjunkturabschwächung würde voraussichtlich die Exporte dämpfen. Auch sollen die positiven Impulse aus dem Wegfall der Corona-Beschränkungen, die im Vorquartal unterstützend wirkten, spürbar nachlassen. Pandemiebezogene staatliche Ausgaben würden sukzessive wegfallen. Auch sei mit einer weiteren Abkühlung der Baukonjunktur zu rechnen.

Kommentar: Ja, die Aufzählung passt.

Der anhaltende Inflationsschub sorgt für Belastung. Die hohe Inflation dämpfe den privaten Konsum und damit die Aktivität in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen. Die Inflationsrate könne auch über den Jahreswechsel hinaus zweistellig bleiben. Die Übernahme der Gasabschlagszahlung durch den Staat im Dezember werde Verbraucher zwar entlasten. Es sei unklar, inwieweit sie sich in der Inflationsrate niederschlage. Die zweite Stufe der Gaspreisbremse könnte die Inflationsrate möglicherweise um einen Prozentpunkt dämpfen.

Kommentar: Kein Widerspruch!

Die Bundesbank verwies darauf, dass die Gewerkschaften angesichts des Inflationsschubs hohe Lohnzuwächse forderten (u.a. Verdi 10,5 %). Das Risiko von Zweitrundeneffekten habe aus Sicht der Bundesbank zugenommen. Diese würden die Gefahr steigern, dass die Inflationsrate länger über dem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent im Euroraum bleibe.

Kommentar: Ja, was die Bundesbank im Monatsbericht liefert ist deskriptiv, es beschreibt die Situation und liefert darauf basierend eine Prognose. So weit, so gut.

Die Bundesbank geht nicht auf die Kernursache der krisenhaften Entwicklungen ein, nämlich die Ukrainekrise und vor allen Dingen für Deutschland und Europa die Folgen der von uns ins Leben gerufenen Sanktionen. Veränderungen der Krisen- und Sanktionslage haben damit den höchsten Hebel, das Konjunktur- und das Inflationsbild nachhaltig und unerwartet zu verändern. Alle von der Bundesbank thematisierten Aspekte der Konjunktur- und der Inflationsentwicklung sind damit korreliert. Daraus ergibt sich ein Dilemma. Die Charakteristika dieser Preisinflation, die Zentralbanken laut Lehrbuch bekämpfen sollen, sind zu großen Teilen exogener Natur. Mit ihren Mitteln haben Zentralbanken nur geringe Wirkungskräfte darauf. Die Lösung der maßgeblichen Probleme liegt in der Hand der Außenpolitik.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: PMIs besser als erwartet

Erstschätzung S&P PMIs per November:

Verarbeitendes Gewerbe:47,3 (Prognose 46,0) nach 46,4
Dienstleistungssektor:48,6 (Prognose 48,0) nach 48,6
Composite Index:47,8 (Prognose 47,0) nach 47,3

 

UK: PMIs stabil

Erstschätzung S&P PMIs per November:

Verarbeitendes Gewerbe:46,2 (Prognose 45,8) nach 46,2
Dienstleistungssektor:48,8 (Prognose 48,0) nach 48,8
Composite Index:48,3 (Prognose 47,5) nach 48,2

 

USA: Stimmungen bei Unternehmen schwächer, bei Konsumenten besser

Erstschätzung S&P PMIs per November:

Verarbeitendes Gewerbe:47,6 (Prognose 50,0) nach 50,4
Dienstleistungssektor:46,1 (Prognose 47,9) nach 47,8
Composite Index:46,3 nach 48,2

 

Der MBA Hypothekenmarktindex stieg in der Berichtswoche per 18.11.2022 von zuvor 205,2 auf 209,8 Punkte.

Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter verzeichneten per Oktober einen Anstieg um 1,0 % im Monatsvergleich (Prognose 0,4 %) nach zuvor 0,3 % (revidiert von 0,4 %).

Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 19.11.2022 auf 240.000 (Prognose 225.000) nach zuvor 223.000 (revidiert von 222.000)

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stellte sich laut finaler Berechnung auf 56,8 Punkte (Prognose 55,0, vorläufiger Wert 54,7).

Der Absatz neuer Wohnimmobilien in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung per Oktober zog unerwartet im Monatsvergleich um 7,5 % auf 632.000 Objekte an (Prognose 570.000, vorher 588.000, revidiert von 603.000).

Russland: Positive Datensätze, Produktion besser als erwartet, PPI bei 0,8 %

Die Industrieproduktion sank per Oktober im Jahresvergleich um 2,6 % (Prognose -3,8 %)

Die Erzeugerpreise stiegen per Oktober im Jahresvergleich 0,8 % nach zuvor 3,8 %.

Japan: Erstschätzungen der Jibun Bank PMIs per November schwach

Verarbeitendes Gewerbe:49,4 nach 50,7
Dienstleistungssektor:50,0 nach 53,2
Composite Index:48,9 nach 51,8

 

Südkorea: Leitzins steigt um 0,25 %

Der Leitzins wurde von zuvor 3,00 % auf 3,25 % erwartungsgemäß erhöht.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg


 

Risikohinweis

Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken, bietet keine Anlageberatung und empfiehlt nicht den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.

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