Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1667 (07:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1627 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.88. EUR-CHF oszilliert bei 1.1574.

Mehr als 40 bedeutende US-Handelspartner haben bei der WTO die US-Zollpläne für den Import von Autos/Autoteilen kritisiert. Sie warnten vor einer Störung des Weltmarkts und einer Bedrohung des Systems der WTO.

Wir freuen uns, dass sich bedeutende US-Handelspartner gemeinsam für die WTO stark machen. Nur die Solidarität des Rests der Welt (=85% der Weltwirtschaft) in diesen für die Funktionsweise der Weltwirtschaft elementaren Handelsfragen kann die Antwort auf die Versuche der USA sein, die Wirtschaftswelt in bilaterale Grundstrukturen zurück zu werfen. Diese Entwicklung darf als erstes Indiz einer Isolierung der USA interpretiert werden, mehr aber auch nicht.

Premierministerin May wird ihrem Kabinett laut Berichten des Fernsehsenders ITV den "sanftmöglichsten Brexit" vorschlagen.

Der Plan sehe vor, dass das UK nach einem EU-Austritt die Importzölle für die EU einnimmt. Damit würde verhindert, dass es zu Grenzkontrollen zwischen der Republik Irland und Nordirland komme. May werde Vorrechte für EU-Bürger anbieten, die im UK leben und arbeiten wollten. Im Gegenzug solle dem UK der Zugang zum Dienstleistungsmarkt der EU erleichtert werden. Am Freitag will May ihr Vorhaben in einer Kabinettsklausur den Ministern präsentieren.

Offensichtlich erkennt man im UK, dass der martialische Ton der Vergangenheit mit der Negation der Realität keine sinnstiftende Politik darstellte. Die EU ist gut beraten, einen regelbasierten Brexit weiterzuverfolgen. "Zucker", also eine weitere Extrawurst nach den Extrawürsten seit 1984, ist mehr als unangebracht.

Von Seiten der EZB erreichten uns Einlassungen zu zwei relevanten Themen:

Frankreichs Notenbankchef mahnt zur Eile bei Reformen zur Stärkung der Eurozone.

O-Ton: "Jetzt oder nie müssen wir unsere Eurozone gemeinsam stärken. Warten wir nicht auf das Ende des aktuellen wirtschaftlichen Aufschwungs!"

In der Tat ist die Politik gefordert, in dieser starken Konjunkturphase unzureichende oder fehlerhafte Strukturen zu bereinigen und neue Strukturen zu etablieren, um Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsraums der Eurozone zu generieren.

Die Sorge, dass die Geldpolitik der EZB im Falle eines neuen Abschwungs in der Eurozone als alleinige Antwort überfordert wäre, werde von ihm geteilt.

Die Vorschläge von Kanzlerin Merkel und Staatspräsident Macron seien eine gute Antwort darauf. Das ins Spiel gebrachte eigene Budget der Eurozone, dessen Mittel für Investitionen verwendet werden sollen, um die wirtschaftliche Annäherung der Eurostaaten zu fördern, sei Ziel führend.

Hier erfolgt von unserer Seite volle Zustimmung. Gerade der Handelskonflikt mit den USA macht deutlich, dass die Eurozone mehr politische Integration braucht, um als vollwertiger Vertreter der ureigenen Interessen und nicht als zerschlissenes heterogenes Modell eines vieltönigen wenig harmonischen Orchesters in der Welt wahrgenommen zu werden und agieren zu können.

Zu den Konjunkturaussichten sagte Galhau: "Teil der einvernehmlichen Analyse im EZB-Rat ist es, dass wir noch ein robustes Wachstum erwarten, obwohl Protektionismus eine Bedrohung wäre." - So ist es!

Bezüglich des Inflationsthemas meldete sich der Chefvolkswirt der EZB zu Wort. Laut Peter Praet hat die EZB erhebliche Fortschritte erzielt, die Inflation in Richtung der Zielmarke bei knapp 2% zu bewegen. Er erkennt eine nachhaltige Entwicklung des Preisgefüges.

Wir nehmen die Einlassungen zur Kenntnis und betonen, dass dieses 2% Ziel wissenschaftlich nicht unterlegt ist.

Preisstabilität liegt bei 0% Preisinflation, nicht bei 2%. Mit diesem Narrativ des 2% Ziels im Rahmen realer Negativzins-, Null- oder Niedrigzinspolitik wird faktisch eine "Steuer" auf Geldvermögen, das nichts anderes als gesparte Arbeit ist, erhoben. Es handelt sich um eine Umverteilung, mehr nicht, weniger auch nicht.

Das mag in existentiellen Notlagen angemessen sein. Die aktuelle Konjunkturlage und auch die Strukturlage (öffentliche Haushalte) der Eurozone liefern nicht mehr die Grundlagen, um von einer existentiellen Notlage zu sprechen.

Die Anpassung der Zins- und der Geldpolitik der EZB ist überfällig. Der Grenznutzen dieser Politik ist längst erreicht.

Konjunkturdaten:

Eurozone: Die Erzeugerpreise legten per Mai im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose 0,4%) und im Jahresvergleich um 3,0% (Prognose 2,7%) nach zuvor 1,9% zu. Wir verweisen auf unsere Einlassungen zu Inflation zuvor. Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone waren per Mai im Monatsvergleich unverändert (Prognose +0,1%). Das war enttäuschend. Per Juni sank die Arbeitslosenrate in Irland von 5,8% auf 5,1%. Damit wurde die niedrigste Quote seit Oktober 2007 markiert. Das sieht sehr gut aus! Per Juni sank die Arbeitslosenzahl um 90.000 auf 3,16 Millionen. Damit markiert die Arbeitslosigkeit den tiefsten Stand seit Juni 2008. Die Tendenz sieht gut aus!

Fernost: Per Berichtsmonat Juni legte der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor Chinas deutlich von 52,9 auf 53,9 Zähler zu. Im Juni stieg der Einkaufsmanagerindex Indiens von zuvor 49,6 auf 52,6 Zähler und markierte das höchste Niveau seit Juli 2017. Per Berichtsmonat Juni verzeichnete der Einkaufsmanagerindex Japans für den Dienstleistungssektor einen Anstieg von 51,0 auf 51,4 Punkte.

USA: Der ISM New York Business Conditions Index sank per Juni von zuvor 56,4 auf 55,0 Punkte. Schwächer, aber nicht ansatzweise prekär! Der Auftragseingang der US-Industrie legte im Monatsvergleich um 0,4% zu (Prognose 0,0%). Mehr noch wurde der Vormonatswert markant von -0,8% auf -0,4% revidiert. Das war damit deutlich besser als erwartet! Der Kfz-Absatz stellte sich in den USA in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung per Juni auf 17,47 Mio. Fahrzeuge (Prognose 17,0 Mio.) nach zuvor 16,91 Mio. Kfz.

In der Gesamtbetrachtung liefern die aktuellen Daten ein solides Bild der Weltkonjunktur!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert, sofern das Unterstützungsniveau bei 1.1490 - 1.1520 nicht unterschritten wird.

Viel Erfolg!

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