Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0902 (06:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0894 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106,64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 116,26. EUR-CHF oszilliert bei 1,0529.

Wir haben uns gestern mit dem Narrativ aus den USA zur Corona-Krise intensiv beschäftigt. Wir haben einen Bogen geschlagen zu den disruptiven Maßnahmen, die die USA in den letzten knapp drei Jahren gegen China verfügt haben.

Dabei ist die Rolle des Aggressors klar definiert, da immer der Aggressor zuerst Regeln verletzt (Aktion/Reaktion). China agierte gemäß WTO-Regeln immer unterproportional zur Aggression. Damit war China ein berechenbarer Partner, was für Unternehmen von hoher Bedeutung ist.

Gestern verlautete aus Washington, auf was man ökonomisch abziele. Dahinter kann aber weit mehr stehen, denn eine globalisierte Welt ist wegen der darin innewohnenden Abhängigkeiten und Lieferketten zu Frieden gezwungen. Handelspolitik ist eben Friedenspolitik. Derjenige, der Handelspolitik hintertreibt, verfolgt unter Umständen Ziele in der Politik, die mit Frieden wenig zu tun haben.

Da es zwischen den USA und China primär um eine Machtauseinandersetzung geht, kann die von den USA initiierte Entglobalisierung Ausdruck nicht nur wirtschaftlicher Interessen sein, sondern eben Ausdruck militärischer Interessen in Zielrichtung einer Autarkie in vielen Sektoren.

Die US-Regierung arbeite intensiv daran, industrielle Lieferketten aus China zu entfernen, heißt es in US-Regierungskreisen. Damit soll China angeblich für den Ausbruch der Pandemie bestraft werden, schallt uns aus Washington entgegen.

Welches Recht haben die USA sich als Richter mit Urteilsspruch vor der Untersuchung und Verhandlung aufzuspielen, wo noch nicht einmal geklärt ist, ob es einen Verhandlungsgegenstand gibt.

Diese Position untergräbt jedwede Glaubwürdigkeit der US-Position. Sie ist faktisch totalitär. Daneben ist es auch eine Respektlosigkeit gegenüber dem Rest der Welt, sofern der sich nicht auch von dem Postulat der Gewaltenteilung verabschiedet hat, die für eine Demokratie unentbehrlich ist.

Jeder Demokrat dieser Welt muss an dieser Stelle wachsam sein!

Die USA wollen Produktion aus Übersee zurückholen. Der Unterstaatsekretär Keith Krach im US-Außenministerium sagte, man hätte in den letzten Jahren daran gearbeitet, aber jetzt würden diese Initiative aufgeladen. Weiter äußerte er, dass es wichtig zu verstehen sei, wo sich die kritischen Bereiche befänden und wo kritische Engpässe bestünden. Die Senkung der Abhängigkeit von Lieferketten in China sei ein wichtiger Beitrag zur US-Sicherheit.

Schon bald könne die US-Regierung entsprechende Maßnahmen ankündigen. Geprüft werde, welche Güter als wichtig angesehen werden und außerhalb Chinas hergestellt werden sollten. Das US-Handelsministerium sucht nach Möglichkeiten, wie Unternehmen dazu bewegt werden könnten, ihre Fertigung aus China heraus zu verlagern, sagen mehrere Regierungsmitglieder. Es gäbe eine ganze Regierung, die dies vorantreibe.

Der Ansatz ist in einem globalen Wettbewerb im Rahmen der geltenden Regeln grundsätzlich fair. Dann muss man Angebote machen, die von den Unternehmen wahrgenommen werden. So eine Politik über Sanktionen zu forcieren, stünde im Widerspruch zu allen Lehren der Freiheit, für die der Westen angeblich steht.

Zwischen diesen Zeilen (nationale Sicherheit) können Sie bereits den militärischen Charakter der US-Interessen ansatzweise erkennen.

Allianz der Willigen gesucht! Bei der angestrebten Verlagerung von Lieferketten aus China heraus suchen die USA einen Pakt mit internationalen Partnern, der als „Economic Prosperity Network" bezeichnet wird. Der Name klingt nett. Das war auch vor dem Irakfeldzug mit der „Allianz der Willigen“ nicht anders. Die Folgen dieser Irak-Allianz haben bis heute negative Wirkungen für die globale Sicherheitslage und damit implizit auch für die globale Wirtschaftslage.

Man arbeite bereits mit Australien, Indien, Japan, Neuseeland, Südkorea und Vietnam zusammen, um die Weltwirtschaft voranzutreiben, sagte Mike Pompeo. Diese Diskussionen beinhalten, wie man Lieferketten umstrukturieren könne, um zu verhindern, dass so etwas jemals wieder passiert. Wir fragen, was mit „so etwas“ gemeint ist. Will man China als größte Wirtschaftsnation (mehr als 19 % am Welt-BIP Basis KKP) aus dem Spiel nehmen? Wahrscheinlich bezog sich „so etwas“ genau darauf.

Das Verhalten der US-Regierung steht nicht im Einklang mit den Regeln der globalen politischen Ordnung (UN Statuten), der diplomatischen Ordnung, den Regeln supranationaler Organisationen und der internationalen Vertragstreue. Hier tun sich seitens Washingtons, nicht seitens Pekings Abgründe auf! Historische Nostalgie hilft nicht!

Ein Blick auf Corona „global“ gemäß Johns Hopkins Universität:

Coronavirus global: Die Zahl der nachgewiesenen Infizierten legte seit gestern um 77.065 auf 3.584.118 zu. Die Zahl der Genesungen stieg um 42.575 auf 1.167.883, während die Zahl der Todesfälle um 4.087 auf 251.562 zunahm. Damit liegt die Zahl der akuten nachgewiesenen Fälle bei 2.164.673 (Vortag 2.134.270).

In den größten Teilen der Welt setzt sich Entspannung bezüglich der Corona-Lage fort. In der Folge kommt es in immer mehr Ländern zu klar ausformulierten Ausstiegsplänen aus den zuvor verordneten Zwangsmaßnahmen für Gesellschaft und Wirtschaft.

Allen voran ist die Entspannung im asiatischen Raum ausgeprägt. In Südkorea gibt es nur noch 1.267 akute Fälle. In Hongkong sind es noch 136. Die Johns-Hopkins-Universität liefert jetzt nur noch Genesungsdaten der Regionen Chinas. Demnach liegt die Zahl der akuten Fälle in Gesamtchina bei 537.

Auch im anfangs stark betroffenen Iran hat sich die Lage massiv entspannt. Es gibt 98.467 nachgewiesene Fälle, von denen noch 12.991 akut sind.

In Kontinentaleuropa hellt sich die Lage weiter auf. Die Zahl akuter Fälle fällt in Deutschland weiter und liegt jetzt nur noch bei 24.059. Über 135.000 Menschen sind mittlerweile wieder gesund. Österreich reüssiert mit nur noch 1.705 Fällen. Die Schweiz weist derzeit lediglich 2.997 Fälle auf. In Spanien fiel die Zahl auf jetzt 71.240 akute Fälle. In Italien ging die Zahl auf 99.980 zurück.

Epizentren der akuten Infektionen liegen weiter in den USA (924.520), im UK (162.113) und in Russland (125.817).

Zuversicht ist angebracht.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Stimmung weiter schwach

Der finale Wert des Markit PMI für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per April auf 33,4 (Prognose 33,6) nach zuvor 33,6 Punkten (vorläufiger Wert). Der Sentix-Index erholte sich unwesentlich per Mai von zuvor -42,9 auf -41,8 Zähler (Prognose -33,5).

 

USA: Schwach

Der New York Business Conditions Index sackte per April weiter von zuvor 12,9 auf 4,3 Punkte ab und markierte ein neues Allzeittief in der hier verfügbaren Historie bis 1993. Der Auftragseingang der US-Industrie brach per März im Monatsvergleich um 10,3 % (Prognose -9,7 %) ein. Der Vormonatswert wurde von 0,0 % auf -0,1 % revidiert.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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