Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1443 (06:06 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1400 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,23. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,69. EUR-CHF oszilliert bei 1,0743.
Die Finanzmärkte atmen auf! Die EU-Regierungen haben sich auf ein Fiskalpaket geeinigt, das in weiten Teilen einen investiven Charakter hat. Die USA stehen vor der Verabschiedung eines neuen Corona-Hilfspakets. Dieses Paket soll laut US-Finanzminister Mnuchin ein Volumen von mindestens einer Billion USD aufweisen.
Finanzmärkte kaprizieren sich gerne auf quantitative Größen. Das ist verständlich, Zahlen dominieren die Analyse. Die jetzt im Raum stehenden Zahlen, es wird mit Billionen jongliert, sind historisch einmalig und sie beeindrucken.
Entscheidend ist immer die Verwendung der Mittel. Wie viel dieser Mittel werden einen investiven, wie viel der Mittel einer konsumtiven Verwendung zugeführt. In den USA war und ist die Mittelverwendung maßgeblich darauf abgestellt, den für die Ökonomie dominanten Konsumsektor zu alimentieren, der mit knapp 70 % des US-BIP korreliert ist. Das ist in Kontinentaleuropa plus Irland anders. Dort spielt der investive Sektor im Fiskalpaket eine tragende Rolle.
Das strukturelle US-Problem der Fokussierung auf konsumtive Verwendungen spiegelt sich in der prekären öffentlichen US-Haushaltslage. Wir wissen, dass dieses Thema nicht der „Politischen Korrektheit“ der von den USA dominierten Finanzmärkte und Ratingagenturen entspricht. Gleichwohl ist es hinsichtlich der prekären US-Situation vor dem Hintergrund notwendiger Professionalität elementar, darauf zu verweisen. Kommen wir zu den Fakten. Per 17.Juli 2020 stellte sich die US-Neuverschuldung im Jahr 2020 auf 3.331 Mrd. USD oder 15,5 % des US-BIP! Selbsttragende Kräfte sind sehr unausgeprägt. "Food for thought!"
Wir freuen uns sehr, dass der EU-Gipfel erfolgreich war. Das Projekt Kontinentaleuropa plus Irland ist fraglos nicht einfach. Der jetzt erzielte Konsens muss als Beleg für die Erkenntnis der gegenseitigen Abhängigkeit in einer zunehmend unsichereren Welt interpretiert werden.
Kleinstaatliche Extravaganzen im Sinne des Modells des UK sind mit extremen Risiken bewährt. Das wird sich in den kommenden Jahren bei der Performance des UK zeigen. Die EU ex UK ist ökonomisch eine der potentesten Regionen der Welt. Diese Wirtschaftspotenz muss durch politische Potenz geschützt werden. Diese Einigung erhöht die politische Potenz. Das ist und war überfällig.
Die EU-Staaten haben sich auf das größte Finanzpaket ihrer Geschichte vor dem Hintergrund der Corona-Krise geeinigt. Die Vereinbarung hat ein Volumen von insgesamt rund 1,8 Billionen Euro.
Der Weg zum Kompromiss war steinig. Er war deswegen steinig, weil Europa anders als die USA nicht nur den Moment retten wollen (konsumtiv), sondern Zukunftsgestaltung als Ziel haben (investiv, u.a. Klimaschutz). Dieser Aspekt ist von tragender Bedeutung für Investoren, weniger für kurzfristig orientierte Spekulanten.
In dem Fiskalpaket sind zwei Elemente enthalten. Einerseits wurde der EU-Haushaltsrahmen von 2021 bis 2027 in einem Umfang von 1.074 Mrd. EUR beschlossen. Zusätzlich einigte man sich über den Wiederaufbaufonds im Volumen von 750 Mrd. EUR. Dieser sieht vor, dass schwer von der Pandemie betroffenen EU-Staaten geholfen werden soll. Davon sind 390 Mrd. Euro Zuschüsse und 360 Mrd. Euro Kredite.
Die Maximalforderung der Achse Paris/Berlin über Zuschüsse in Höhe von 500 Mrd. Euro wich schlussendlich diesem Kompromiss, der immer noch eine historische Dimension hat. Den Sorgen der "sparsamen vier bis fünf EU-Länder" wurde damit Rechnung getragen. "Überbügeln" war und ist nicht und das ist auch gut so.
Neben den quantitativen Maßnahmen wurden auch qualitative Maßnahmen beschlossen, die Europa handlungsfähiger machen und damit Möglichkeiten im Rahmen der international erforderlichen politischen Emanzipation Kontinentaleuropas eröffnen. Kontinentaleuropa plus Irland müssen sich gegen rechtlose Angriffe verteidigen können. Dazu bedarf es "Politics of Scale" (Unternehmen "Business of Scale"). Kleinheit liefert nur die Garantie der Unterordnung, was Ausdruck von Souveränitätsverlust ist.
So beschlossen die 27 EU-Regierungen, dass die EU eigene Einnahmen erhält. Am 1. Januar 2021 soll beispielsweise eine Plastiksteuer eingeführt werden. Zur Finanzierung des Aufbaufonds, soll die EU-Kommission Anleihen aufnehmen.
Nach der Einigung auf dem EU-Gipfel muss nun die Zustimmung des Europäischen Parlaments eingeholt werden. Danach müssen die nationalen Parlamente zustimmen. Ergo steht das aktuell verhandelte Fiskalpaket unter demokratischem Vorbehalt.
Wir sind zuversichtlich, dass dieses Fiskalpaket am Ende auch die Zustimmung sowohl des Europäischen Parlaments als auch der nationalen Parlamente erhalten wird.
Heute ist ein guter Tag für die EU, für Kontinentaleuropa und Irland. Es ist ein guter Tag, da die Achse Paris/Berlin emphatisch lebt, "Chapeau!"
Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns Hopkins-Universität:
Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der JHU global eine unzureichende Annäherung an die reale Lage liefert. Insbesondere das fehlende Nachhalten diverser Länder bei Genesungszahlen vermittelt eine Überzeichnung der Situation der aktiven Fälle und damit des Krisenszenarios. Transparenz sieht anders aus. Wir haben ein Recht auf Transparenz in Zeiten umfassender IT, weil Corona-Maßnahmen unsere verfassungsrechtlichen Ansprüche untergraben!
Das gilt mittlerweile auch für den Hotspot USA. Am 3. Juli waren 2.739.879 akute Fälle gemeldet. Die Genesungszeit dauert circa 2-3 Wochen, Wir unterstellen, dass das für 85 % der Infizierten gilt. Dann müsste die Zahl der Genesenden (inklusive der Todesfälle) derzeit bei circa 2.325.000 liegen. Sie steht jedoch bei lediglich 1.301.044.
In Asien ist die Lage stabil auf entspanntem Niveau. In China liegen 652 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 877. In Japan liegt sie bei 5.103. In Singapur sind es 3.637.
In Kontinentaleuropa ist die Lage stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns Hopkins, so dass wir uns hier nur auf ausgewählte Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen. In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 6.831. Österreich liegt bei 1.373 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 1.353. In Italien sind es noch 12.404. Irritierend und partiell grotesk sind u.a. die Genesungszahlen aus den Niederlanden, Belgien, Spanien, Frankreich und Schweden.
Die Problemländer sind vor allen Dingen die USA (2.528.876 aktive Fälle), Brasilien (524.226) und Indien (402.728) bezüglich Tendenz und Amplitude der Ausbreitung. In Russland beginnt sich die Situation zu beruhigen (211.160).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Corona wirkt auf Leistungsbilanz
Der Leitungsbilanzüberschuss der Eurozone stellte sich per Berichtsmonat Mai in der saisonal bereinigten Fassung auf 8,00 Mrd. Euro nach zuvor 14,40 Mrd. Euro. Damit ergab sich der geringste Überschuss seit Oktober 2012. Hintergrund sind die Verwerfungen im Rahmen der Corona-Krise. Die aktuelle Entwicklung ist bezüglich der Amplitude des Trends nicht extrapolierbar.
Japan: Preisentwicklung ohne neue Erkenntnisse
Die Verbraucherpreise stiegen in Japan per Juni im Jahresvergleich um 0,1 % (Vormonat 0,1 %). Die Kernrate war per Juni im Jahresvergleich unverändert (Prognose -0,1 %) nach zuvor -0,2 %.
Polen: Industrieproduktion setzt positiven Akzent
Die Industrieproduktion setzte per Berichtsmonat Juni einen unerwartet positiven Akzent. Es kam zu einem Anstieg im Jahresvergleich um 0,5 % nach zuvor -17,0 %. Die Prognose lag bei -6,9 %.
Kasachstan: Unerwartete Leitzinssenkung
Die Zentralbank Kasachstans senkte den Leitzins unerwartet von zuvor 9,50 % auf 9,00 %.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0850 - 70 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
Kommentare
Jaa...positiv für EU...wer kommt wie für diese Riesensummen auf...wieviel bleibt wieder bei BRD hängen die schon über 10 Milliarden Mehrbeiträge stemmen darf auf Grund Brexit UK...wir hohlen uns das Präkariat Resteuropas ins Haus...zerschießen unsere Bildung...Rechtstaatlichkeit geht auch zum Teufel....mal ausgenommen "Kampf gegen Rechtsextremismus" da sind wir Weltspitze da wir ja kurz vor den Untergang des Staatswesens stehen lt. Propaganda MSM, die Steuerausfälle gehen in den Olymp, und..und..und...und alles ist gut für "Europa"...für welches Europa eigentlich??? Wer sich solch EU spitze mit Korruption in Ministerien im Heimatländle leisten kann hat bei mir persönlich jeden Anflug von Vertrauen vermasselt....man verdienst sich dumm und dämlich...Schulz. lässt grüßen...Politiker bereichern sich in Zahlungen das jeden Normalbürgern normalerweise die Hutschnur platzen könnte....und was wird passieren...bei der nächsten BTW wählt man DCU/CSU/Grüne und von einem weiteren Gedeihen unsere Lande kann keine Rede mehr sein...Stuttgart und Frankfurt lassen grüßen...Köln nicht vergessen...und wir Zahlen und Zahlen ..und in Zukunft für diese ehemalige DDR Bürgerin Merkel die es geschafft hat dieses Land gesellschaftspolitisch zu zerschießen.. Millionärin mit Kanzlergehältern und dann Ruhepensionen geworden zu sein....
Pardon...aber es hat mich wider mal überwältigt mit dem was hier im Ländle passiert und wie man unser Land Deutschland kaputt macht und verkauft....
Die Katastrophe des anstehenden wirtschaftlichen und politischen Zerfalls wurde mit dem offenen Bruch von einstige heiligen Prinzipien und faulen Kompromissen abgewendet und sonst nichts lieber Herr Hellmeyer.
Ein schwarzer Tag für die Marktwirtschaft die Rechtsstaatlichkeit und den deutschen Steuerzahler.
1. Noch nie wurde der Grundsatz so offen gebrochen, dass kein Land die Schulden eines anderen Landes bezahlen muss
2.Die Verteilung der Gelder an die Länder wird nicht streng kontrolliert und es gibt weder Transparenz noch ein Überwachungssystem
3.Die Geldverteilung löst nicht ein einziges strukturelles Problem dieser Union, sie werden eher verschärft und in die Zukunft verlagert
4.Deutschland haftet für den größten Anteil der verschleuderten Unsummen
5. Mit der Tilgung soll frühestens 2017 begonnen werden, also faktisch nie und damit verantwortungslos nachfolgenden Generationen aufgebürdet.
Ich beneide die Briten, die den Absprung von dieser EUdSSR noch rechtzeitig geschafft haben.
Die Tilgung soll frühestens 2027 beginnen muss es heißen.
@guedermann
Ich denke, schon in ein paar Jahren werden den heutigen hemmungslosen Geldfälschungen neue Realitäten folgen.
Nur als kleines Beispiel, und da bin ich sicher nicht alleine, ich bin jetzt 58 Jahre alt, habe mein ganzes Leben malocht. Wenn ich bis zu meiner Rente mit 67 (genau 66J9M) weitermaloche, stehen mir nach heutigem Stand laut Rentenversicherung gingantische 750€ Rente zur Verfügung. Und dieses supertolle Paket, mit dem ich die Verschwendung der südstaatlichen Regierungen (nicht der Südländer / Völker) bezahlen muß, weiß ich, daß in 8 Jahren und 8 Monaten garantiert keine 750 € mehr übrig sind.
Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.
Danke Frau Merkel und danke an alle Merkelwähler