Die höheren Zinsen der EZB beginnen also zu wirken. Die Wirtschaft schwächelt. Gratulation! War es nicht die Absicht der Notenbank, die Nachfrage abzuschwächen, um die Inflation zu dämpfen? Man hätte auch dafür sorgen können, dass das Angebot an Waren steigt.

Aber auch die politischen Entscheidungen sorgen für zusätzliche Unwuchten. Vielleicht setzt sich an den Finanzmärkten langsam doch die Erkenntnis durch, dass politische Börsen doch nicht so kurze Beine haben. Im Grunde sind es politisierte Börsen ohne Aussicht, dass sich daran etwas ändern wird.

Zunächst aber ein kleines Gebet für die Weck-Gläser. Schon unsere Großmütter wussten sie zu schätzen. Nun ist Weck insolvent. Amen. War das nötig? Auch der Hersteller der Römertöpfe ist insolvent. Wer ist der Nächste? Unser aller Robert würde meinen, dass die Firmen nicht insolvent seien, sondern nur aufgehört haben zu produzieren. Weck hat übrigens zwei Weltkriege überlebt, nicht aber die Energiewende.

Der hohe Strompreis wird uns die nächsten Jahre begleiten. Das Wirtschaftsministerium geht davon aus, dass Strom in 20 Jahren genauso teuer bleibt wie jetzt. Aktuell kostet eine Kilowattstunde knapp 42 Cents. Wenn die Experten dort etwas orakeln, kommt es meistens anders. Strom könnte auch noch viel teurer werden. Darauf eine Wärmepumpe! Man sah ja im Wirtschaftsministerium unlängst auch keine Rezession. In dem Moment muss sie wohl begonnen haben. Im nächsten Jahr soll es dann besser werden. Wenn nichts dazwischenkommt.

Läuft die Wirtschaft bei bald vielleicht noch höheren Zinsen nicht, wird wohl auch die Inflation in sich zusammensacken. Laut einer Allianz-Studie lag im Mai die gefühlte Inflationsrate hierzulande bei 18 Prozent - und damit fast dreimal so hoch wie die offizielle von 6,1 Prozent. Irren sich die Leute? Sie gehen ja einkaufen.

Nicht nur in den Regalen und in der Geldbörse tobt der Preisteufel. Wer mit solch stark gestiegenen Preisen umgehen muss, der wird auf zwei Überlegungen kommen: Zum einen, sorgsam mit dem Geld umzugehen, den Konsum einschränken und sich mit allem zurückhalten, was nicht nötig ist. Zum anderen, die verbliebene Kaufkraft zu bewahren.

Oder lohnt es sich, sich mehr anzustrengen, um mehr zu bekommen? Je mehr man arbeitet, desto mehr muss man an den Staat Abgaben bezahlen. Je weniger man arbeitet, desto mehr bezahlt der Staat dafür. Ist komisch? Ist aber so.

Manchmal staunt man wirklich Bauklötze. Neulich hat EZB-Chefin Christine Lagarde einen in die Runde geworfen. Sie wirft den Unternehmen Gier vor. Sie würden die Preise und damit die Inflation treiben. Dann müssten ja deren Gewinne explodieren. Tun sie aber nicht.

Es mag sein, dass "Gierflationisten" ihre Chance nutzen und zulangen, doch maßgeblich hat die EZB für das Überschwappen der Inflationswelle gesorgt. Während ihr verbaler Zeigefinger auf die vermeintlich Schuldigen deutete, zeigten die anderen vier Finger der Hand auf die wahre Mitverursacherin.

Wie geht es weiter? Schwer zu sagen. An den Börsen haben zuletzt nur noch wenige Werte die Indizes oben gehalten. Nicht nur dem Chemiesektor geht es nicht gut, schaut man auf die Charts des Sektors. In der Baubranche herrscht Krisenstimmung. Vier Prozent Bauzinsen schrecken ab. Die Gewinnwarnungen von Lanxess, Sartorius, Steico und Siemens Energy aus der letzten Woche, aber auch die schlechter werdenden Wirtschaftsdaten mahnen, dass es zunehmend rumpelt. Auch an den Börsen?

Die Finanzmärkte sind ja im Grunde nichts anderes als Supermärkte. Wenn man dort für das gleiche Geld eines Tages viel mehr Wert bekommt, sollte man einkaufen, wenn selbst Susi Sorglos ihre gebotoxte Stirn in Falten legt, trotz künstlicher Intelligenz. Für den Fall der Fälle legen Sie schon mal etwas Geld zur Seite, das Sie loswerden wollen, sofern überhaupt noch etwas vorhanden ist.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"