Hier geht es zum ersten Teil: Ich und mein Balkon-Kraftwerk

In dieser Zeit hat es tatsächlich beeindruckende 256 Kilowattstunden Strom erzeugt, ohne auch nur einen Moment Ärger zu machen. 52 Prozent des dort erzeugten Stroms konnte selbst verbraucht werden. Der Rest ging kostenlos an den Versorger. Hätte ich aber einen alten Zähler, also einen, der sich dreht, wäre er an den sonnigen Tagen in den letzten Wochen mangels Verbrauch sogar rückwärts gelaufen. Seit 2017 ist dieser Zähler (leider) digital. Deshalb werden nur die wirklich verbrauchten Kilowattstunden gespart. Der überschüssige Strom wandert kostenlos zum Versorger, auf dessen Dankschreiben ich wohl umsonst warten dürfte.

Bei einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde, dank der „Strompreisbremse“, bleibt der Preis in diesem Bereich gedeckelt, ergibt sich eine Gesamtausbeute von rund 102,40 Euro, von denen ich tatsächlich 53,25 Euro gespart habe. Nach drei Monaten ist das nicht die Welt, sondern rund 18 Euro im Monat, aber Kleinvieh macht auch Mist. Und es ist ein spannendes Experiment. Der Versorger meines Misstrauens konnte den von mir produzierten Strom für 49,15 Euro an andere Kunden verkaufen. Wird das auf meinem Karma-Konto gutgeschrieben? Ich hoffe doch!

Das erste Fazit nach einem Vierteljahr überrascht, denn selbst bei bedecktem Himmel hat die Anlage ordentlich Strom produziert. Je dichter die Wolken aber, desto weniger. An ganz trüben Tagen waren es nur 0,6 Kilowattstunden am Tag. An sonnigen Tagen lieferte mein Balkonkraftwerk dagegen 4,3 Kilowattstunden und mehr, als ich verbrauchen konnte. Ich muss ergänzen, dass die Sonne erst kurz vor dem Mittagessen voll auf die Solarfläche einstrahlen konnte, und ab 17 Uhr von dem Schatten einiger Bäume verdeckt wurde, wofür sie nichts können.

Was wäre klug?

Wenn man alle stromintensiven Geräte, wie Wasch- und Spülmaschine sowie das tägliche Kochen in die Zeit von 12 bis 17 Uhr verlegt, nutzt man den Höhepunkt der Sonneneinstrahlung am besten. Wenn es keine schmutzige Wäsche oder Geschirr gibt, kann man auch das E-Bike, die Powerbanks und das Notebook (kostenlos) aufladen. Wer die verfügbare Strommenge so konsequent nutzt, hat die meisten Vorteile. Das macht die ganze Sache zu einem Management für anliegenden Strom.

Am Nachmittag fällt viel überschüssiger Strom an, auch wenn dann die Kaffeemaschine mal für zehn Minuten 2.000 Watt zieht, das Kraftwerk dann aber nur 700 Watt liefert. Zu dieser Zeit werden auf beiden Paneelen 600 bis 700 Watt erzeugt. Was macht man mit dem Rest? Man kann beispielsweise mit einem 500-Watt-Wasserkocher (25 Euro) zwei Liter Wasser in 24 Minuten zum Sieden bringen, die direkt vom Dach kommen. Aber wofür? Man könnte es auch vor die Tür kippen und damit Ameisen vertreiben. Was weg ist, ist weg. Das muss man gelassen sehen.

Für die Übergangszeiten im Frühjahr oder Herbst lohnt sich der Einsatz einer 500-Watt-Steckdosenheizung (25 Euro), also eines kleinen Heizgebläses, um einen Raum zu wärmen, beispielsweise das Bad. Überschüssiger Strom wird so zu häuslicher Wärme. Man kann auch einen  Wärmestrahler einsetzen, der 400 Watt verbraucht und so den Großteil des auf dem Dach anfallenden Stroms in Wärme umwandelt.

Wenn, wie in diesen Tagen, der Strom zwischen 7 und 20 Uhr fließt, werden die Grundlasten eines Haushalts fast komplett gedeckt, also Kühlschrank, Ladegeräte, Fernseher, PC, Drucker, FritzBox und auch die eine oder andere Beleuchtung. Kaffeemaschine, Föhn oder Staubsauger ziehen mehr Strom, als die Anlage liefert. Doch sie verbrauchen damit so weniger, als wenn der Strom nur aus dem Netz kommt.

Im Sommer ist die Menge des "weggeworfenen" Stroms größer als in der dunkleren Jahreszeit, in der dann vom Dach fast alles verbraucht wird und entsprechend die Kosten sinken.

Wie überall im Leben haben wir es mit einer Mischkalkulation zu tun. Sobald die Sonne auf die Paneele scheint, liegt eine hohe Leistung an. Drei Monate vor und nach der Sommersonnenwende ist der Ertrag erstaunlich gut. Sie könnte noch besser sein, wäre die Ausrichtung eines Panels in Richtung Südosten für den Morgenstrom - und die des anderen Panels in Richtung Südwesten zeigt. Doch auch, wenn so ein Duo nur am Balkon hängt, produziert es Strom, was letztlich die Endabrechnung reduziert.

Ein Blick nach vorn

Nach meiner Rechnung werde ich wohl auch in den nächsten drei Monaten etwa 250 Kilowattstunden ernten, was die Gesamtausbeute auf 500 Kilowattstunden erhöht. Gespannt bin ich, was zwischen September und März passiert. Vielleicht kommen nochmal 250 Kilowattstunden hinzu, also 750 Watt im Jahr. Entscheidend wird sein, wie viel des selbst produzierten Stroms selbst verbraucht werden kann.

Nach meiner Rechnung können 750 Kilowattstunden produziert werden im Gegenwert von 300 Euro, wovon zwei Drittel (200 Euro) effektiv genutzt werden können. So ist das Balkonkraftwerk nach drei Jahren abgezahlt und liefert für die nächsten zwei Jahrzehnte Strom. So gerechnet, produziert ein solches Kraftwerk in 20 Jahren etwa 15.000 Kilowattstunden, wobei ein Drittel verschenkt werden. Das entspräche immer noch einer Einsparung von 4.000 Euro in dieser Zeit und wäre das Fünffache dessen, was so ein Kraftwerk gekostet hat. Die Speicherung des überschüssigen Stroms in einem Stromspeicher ist noch extrem teuer.

Sie haben einen alten Zähler? Gratulation! Dann dreht er sich rückwärts, wenn das Angebot vom Dach größer ist als der Verbrauch. Aber man muss das Kraftwerk ja beim Netzbetreiber und bei der Netzagentur anmelden. Ansonsten nutzt man das „Netz als Speicher“. Vielleicht sind damit nur die "Kobolde" gemeint, von denen manche grüne Gestalt so oft faselt. Doch so nutzt man mit einem alten Zähler 100 Prozent des auf dem Dach selbst produzierten Stroms. Doch dann kommt wahrscheinlich schnell jemand vorbei, um den analogen Zähler durch einen digitalen Zähler zu ersetzen.

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