Vielleicht war die Rally im Aktienmarkt auch zu heiß gelaufen. Die Stimmungsindikatoren standen neulich weit über dem Schallpegel einer nach Mitternacht außer Rand und Band geratenen Party. Was aber bedeutet der Kursrückgang für den Rest des Jahres? Nichts! Normalerweise kommt der Großteil der Händler erst in der zweiten Handelswoche an ihre Daddelmaschinen zurück.

Am Jahresende wird der DAX im Schnitt bei 17.232 Punkten erwartet. Und wenn nicht? Das erinnert an die üblichen Spektakel mit den Kurszielen um diese Zeit. Niemand weiß, ob die Getränke zu reichlich oder schon zu schlecht gewesen sind. Anders gefragt: Wie hoch wird in diesem Jahr die Inflation ausfallen? Nach Expertenmeinung mit 2,6 Prozent. Mit welchem Kaufkraftschwund muss man wirklich rechnen? Um diesen Prozentsatz müsste man seine Ausgaben reduzieren und zusätzlich den entsprechenden Gewinn bei Anlagen einfachen - und zwar netto. Man kann auch eine Streichliste für private Ausgaben führen, doch machen das viele Menschen seit Jahren schon.

Kurzlaufende deutsche Anleihen bringen 3,5 Prozent. Brutto. Tagesgeld auch. Brutto. Besser als nix. Dividendenpapiere? Die 40 DAX-Unternehmen schütten für das abgelaufene Jahr 54,6 Milliarden Euro an die Aktionäre aus. Derzeit beträgt die Dividendenrendite 3,4 Prozent. Ein Top-Welt-Dividenden-ETF bringt fünf Prozent. In schlechten Zeiten zahlen Unternehmen Dividenden oft sogar aus der Substanz. Schauen Sie sich mal um. Fünf, besser sechs Prozent, müssten es brutto schon sein. Es gibt keinen Königsweg, außer auch die Kursschwankungen auszuhalten oder mitzunehmen. Und Schwankungen wird es geben…

2024 wird ein politisches Jahr. Obwohl politische Börsen meist kurze Beine haben, sind politisierte Börsen kaum zu fassen. Hält die Ampel durch? Die Börse würde sich über ein Ende freuen und der überwiegende Teil der Deutschen wahrscheinlich auch. Auf der anderen Seite könnte Donald Trump in den USA wieder das Ruder übernehmen und die Europäer gewaltig nerven. Und wer weiß, welche schwarzen Schwäne gerade als Küken unterwegs sind, um dann als unerwartetes Ereignis Schlagzeilen zu machen?

Mit einer Inflation von 5,9 Prozent war 2023 ein teures Jahr, nachdem die Preise schon ein Jahr zuvor um 6,9 Prozent geklettert waren. Letztlich sind die meisten Menschen ärmer geworden, ohne es zu merken. Die Inflation plagt den Tüchtigen in diesem Jahr weiter, wenn sich Leistung nicht mehr lohnt, und das, was auf der hohen Kante liegt, sich wieder von selbst entwertet - trotz gestiegener Zinsen. Vermutlich wird dieses Jahr wie alle Jahre ein schwieriges Börsenjahr, obwohl in den Büros zur Deutung der Lage viel Optimismus produziert wird.

Laut DZ-Bank haben die Deutschen im letzten Jahr 11,2 Prozent ihres verfügbaren Einkommens gespart. Die meisten der inzwischen 7,9 Billionen an Geldvermögen liegen oft wenig verzinst auf den Konten herum oder stecken in Versicherungen. Nur 9,2 Prozent sind in Aktien und 14 Prozent in Investmentfonds angelegt. Dagegen schlummern 3,2 Billionen Euro nur auf den Konten und unterm Kopfkissen. Um auf diese Weise der Inflation Paroli bieten zu können, muss man auch dieses Jahr weiter gegen sie ansparen oder arbeiten gehen. Es bleibt dabei: Wer sich für später etwas zur Seite legen will, wird auch 2024 nicht an der Börse vorbeikommen, wobei die meisten Deutschen schaffen das immer noch.

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