Manchmal muss es erst schlechter werden, damit es besser werden kann. Jetzt, während die einen ihre Osternester auf ihre Hüften formatieren, rufen andere die ihre Excel-Tabelle auf und staunen, wie reich sie doch geworden sind. Zu Ostern lagen etliche Rekorde im Nest.

Der DAX hat das 26. Allzeithoch in diesem Jahr geschafft. Eine Unze Gold, vor der die Experten und Fachleute immer so gewarnt haben, kostet 2.100 Euro. An der Wall Street sind die Bullen los, trotz dieses Zinsniveaus. Wo kommt das Geld her? Und die Zuversicht? Sogar manch Kleinanleger fasst wieder Vertrauen in die Börse und kommt zurück aufs Parkett, jetzt wo die Kurse so hoch stehen.

Wenn es heißt, dass die Börsen steigen, Gold teurer, und selbst Kakao fast unbezahlbar geworden ist, sollte man das Ganze mal auf den Kopf stellen. Ja, man muss das sogar, denn noch nie hat man so wenig „Material“ für sein Geld bekommen. Auch im Supermarkt. Noch nie war das Geld gegenüber so vielen Ablageklassen (und alltäglichen Dingen) so wenig wert wie heute. Und das, obwohl die wirtschaftlichen Aussichten durch das aktuelle Zinsniveau eingebremst werden. Deutschland geht unbeirrt seinen Sonderweg.

Unsere führenden Wirtschaftsforscher haben mal wieder geforscht. Und, oh Wunder, dabei flogen ihnen die im Herbst gemachten Prognosen erneut um die Ohren. Statt um 1,3 Prozent soll in diesem Jahr die heimische Wirtschaft nur noch um 0,1 Prozent wachsen. Wenn nichts dazwischenkommt. Das wird es aber.

Wir haben keine Ahnung, in welche Richtung sich unsere Wirtschaft bewegt. Unser Wirtschaftsminister auch nicht. Deshalb sieht er immer mehr Gründe zur Zuversicht. Vielleicht war es dunkel, neblig oder beides zugleich. Das neue Wachstumschancengesetz soll es reißen. Was aber, wenn sich die Wirtschaft nicht an diese Vorgaben, sondern nur an die ökonomischen Gesetze hält?

Der Börse war es recht egal, unter welchen Visionen unsere Politiker und führende Meinungsexperten leiden. Immerhin hat der DAX sein Jahresplus auf über zehn Prozent ausgebaut und dabei sämtliche Prognosen aller Experten nach nur drei Monaten pulverisiert.

Die erste Zinssenkung kommt bestimmt. Für viele aber auch zu spät, wenn man auf den Immobiliensektor schaut. Inzwischen kommt die Wirtschaftsschwäche auch auf dem Arbeitsmarkt an. Der übliche Frühjahrsaufschwung blieb diesmal aus, und das trotz Fachkräftemangels und Bevölkerungsrekorden.

Trotzdem stiegen die Börsen. Man darf nicht vergessen, dass am Ende eines Quartals die Fondsmanager dort nochmal zugegriffen haben, wo es besonders gut gelaufen ist. In den kommenden Tagen wollen sie ihren Kunden zeigen, dass sie alles richtig gemacht haben, zumindest auf dem Papier.

Der Überflieger im ersten Quartal war Rheinmetall mit einem Plus von über 80 Prozent. Die Waffenschmiede hat in dieser Woche sogar 130 Millionen Euro EU-Beihilfen zugesprochen bekommen, um mehr Granaten herstellen zu können. Diese Millionen werden bei der Geschäftslage nicht wirklich gebraucht. Man kann sie an die Aktionäre als Dividende ausschütten.

Und während die Osterfeuer im Land verloschen sind, wackelt die Heide in Heide wegen der neuen Batteriefabrik von Northvolts. 902 Millionen Euro Subventionen und Garantien aus den Taschen der Steuerzahler werden locker gemacht. Bei 3.000 neuen Jobs sind das 300.000 Euro pro Arbeitsplatz. Wow!

Subventionswettläufe sind eben teuer, wenn wir es den US-Amerikanern gleichtun. Dann wird es einige Jahrzehnte dauern, bis das Geld wieder zurück in die Steuerkassen geflossen ist. Das Geld ist ja nicht weg. Es fehlt nur an anderen wichtigen Stellen. Und sollte es wirklich zurückgezahlt werden, haben wir dann ohnehin schon eine neue Währung.

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