Wie sehr die Einschätzungen zum Wirtschaftsverlauf in den Vereinigten Staaten zwischen der offiziellen Lesart der Regierung und einer wachsenden Anzahl von Finanzmarktakteuren inzwischen auseinanderklaffen, zeigt das Beispiel von Bridgewater-Gründer Ray Dalio.

Dalio misstraut den Fähigkeiten der Regierungen und Notenbanken, den Crash weiter abwenden zu können

Es ist mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass die ökonomischen Entwicklungen bei Bridgewater, dem seit einiger Zeit größten Hedgefonds der Welt, mit einer großen Portion Skepsis und Misstrauen beobachtet werden. Misstrauen? Ja ganz Recht – und zwar in Regierungen und Zentralbanken.

Nicht erst seit gestern zweifeln Dalio und dessen Analysten die Fähigkeit unter Regierungen und Notenbanken, sich auch weiterhin gegen einen dringend notwendigen Systembereinigungscrash zu stemmen, offen an.

Letztes Stadium des Schuldenzyklus erreicht

In einem  auf LinkedIn publizierten Essay skizziert Dalio die aktuelle Lage an den globalen Finanzmärkten, die er mit jenen Zeiten der 1930iger Jahre vergleicht. Danach vermindere sich die Fähigkeit unter Noten- und Zentralbanken zur Bekämpfung und Verhinderung einer Rezession gerade dramatisch.

Grund hierfür sei laut Dalio unter anderem auch, dass die globale Wirtschaft in das letzte Stadium eines langfristigen Superschuldenzyklus´ eingetreten ist. Und aus diesem Grund fühlt sich Dalio an exakt jene Bedingungen, die sich im Depressionszeitalter des letzten Jahrhunderts und vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beobachten ließen, erinnert.

Niedrigzins: Notenbanken zunehmend ineffizient - dazu exorbitante Schulden & Handelskrieg

Neben einer sich immer offensichtlicher abzeichnenden Ineffizienz der Notenbanken macht Dalio im Hinblick auf die drohenden Gefahren unter anderem auch auf astronomisch hohe Schuldenstände in aller Welt und den eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China aufmerksam.

Die Zinsen befänden sich in aller Welt bereits auf derart niedrigen Niveaus, dass eine zusätzliche Senkung durch die Zentralbanken nicht mehr den erwünschten Beitrag zum Wirtschaftswachstum beisteuern werden, wie Milliardär Dalio befindet.

Alternativlosigkeit der Geldpolitik & Vergleich mit den 30iger Jahren

Zu jenem Zeitpunkt, zu dem sich der ökonomische Abschwung intensivieren werde, drohe in der ganzen Welt ein Ausbruch von äußerst ernsthaften Problemen, die sich aufgrund der zuvor genannten Analogien mit den Jahren 1935 bis 1945 vergleichen ließen.

Aus diesem Grund empfiehlt Dalio allen Finanzmarktakteuren, sich spätestens ab dem jetzigen Zeitpunkt mit den damals zu beobachtenden Dynamiken zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Aus Dalios Sicht haben sich insbesondere Zentralbanken in eine Falle hineinbugsiert.

Denn es bestünde aus deren Perspektive keine gangbare Alternative zum Beibehalt von extrem niedrigen Zinsen und einer elektronischen Erzeugung von Geld zum Ankauf von Vermögenswerten mehr. Einerseits bestünde die Hoffnung, die internationalen Finanzmärkte auf diese Weise stabil zu halten.

Sehr starke Deflationskräfte: Überkapazitäten drücken die Preise

Andererseits müssten massive Fiskal- und Budgetdefizite unter Regierungen monetisiert werden. Laut Dalio bestünde zudem keinerlei Zweifel mehr daran, dass die Welt trotz dieser geldpolitischen Maßnahmen unter Zentralbanken enorm starken Deflationskräften ausgesetzt sei.

Diese sich forcierende Entwicklung basiere nicht zuletzt auf den noch immer zunehmenden und wachsenden Überkapazitäten, die auf den Preisen lasteten. Trotz allem warnt Dalio Noten- und Zentralbanken davor, dass deren elektronische Gelderzeugung zum Aufkauf von Vermögenswerten auch nicht mehr allzu lang funktionieren werde.

Crash an den Bondmärkten ist absehbar

Denn auf diese Weise würden keine ausreichenden Kredite in der Realwirtschaft vergeben, was im Umkehrschluss wiederum zu einer Ausweitung der Fiskal- und Budgetdefizite unter Regierungen führe. Diese Budget- und Fiskaldefizite müssten in der Folge dann wieder durch Zentralbanken monetisiert werden.

Diese zunehmenden Monetisierungsaktivitäten bildeten die Basis für einen absehbaren Crash an den Bondmärkten. Ähnlich wie in den 1930iger Jahren sei es, so Dalio, inzwischen zu einem Paradigmenwechsel an den Finanzmärkten gekommen.

Und weil dieselben Dynamiken und Mechanismen zwischen damals und heute derart deutlich zutage träten, sei es wichtig, sich damit intensiv auseinanderzusetzen, um seine eigenen Ersparnisse und Portfolios adäquat gegen hieraus resultierende Risiken und Gefahren abzusichern.

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