Im großen Börsencasino zeichnet sich Ungemach ab und die entsprechenden Indizien finden sich im Protokoll von Fed-Chefin Janet Yellens Pressekonferenz. Im Rahmen dieser Pressekonferenz im Anschluss an die jüngste Zinsentscheidung der Fed bediente sich Yellen nicht auch nur eines Wortes, das der Realität auch nur im Entferntesten nahe gekommen wäre. Vielmehr drehte sich alles einmal mehr um die hypothetische Welt, in die das Spielzeug- und Bastelkastenmodell der Federal Reserve zur Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft eingebunden ist. Ja, Bastelkästen sind etwas, mit denen Kinder in den 1950iger und 1960iger Jahren zu spielen pflegten. Und es handelt sich dabei um eben jene Epoche, in der Janet sich das Schulmädchenmodell über unsere nationale Wirtschaft zu eigen machte.

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Da wir im Erdölsektor, Ölsandsektor, unter Eisenerzminen, unter Aluminiumschmelzen und an den Massenfrachtgütermärkten auf massive Überinvestitionen blicken, erweckt es den Eindruck, als ob das Angebot noch immer über einen Zeitraum von mehreren Jahren zulegen könnte, nachdem auf Basis von billigem Kredit lancierte Projekte demnächst ihre Produktion aufnehmen werden.

Zur selben Zeit bricht die globale Nachfrage weiter ein, was zu kollabierenden Einkommen und Lohnentwicklungen in den Bereichen Primärmaterialien, produzierten Gütern sowie den Sektoren des Transportwesens und des Vertriebs dieser Güter führt. Es könnte also noch Jahre dauern, bis Yellens mechanische Faktoren sich in den Inflationsindizes bemerkbar machen werden.

Und an diesem Punkt stoßen wir mit der Nase auf das große Gesamtbild und die Wahrheit. Das ganze Brimborium um das Inflationsziel der Fed 2,00% ist hinfällig. Und dies nicht nur, weil es keinerlei wissenschaftliche Beweise dafür gibt, dass ein Inflationsziel von 2,00% für das Wachstum der Wirtschaft besser ist als ein Inflationsziel von 1,20% oder 0,02%. Fakt ist, dass die Fed nichts tun kann im Hinblick auf die aktuelle Inflationsentwicklung. Dies wird durch einen Blick auf die primitiven Verbraucherpreisindizes für die heimische Wirtschaft untermauert.

Beispiel Inflation: Valide Messung oder eher willkürliche Schätzung?

Es gibt vier relevante Komponenten, um eine ehrliche Messung der Inflation anzustreben. Dazu gehören Rohstoffe, handelbare Güter und Dienstleistungen, die Entwicklung der Mietpreise und heimische Dienstleistungsangebote. Keine dieser Komponenten spielt im Mikro-Management oder der präferierten Inflationserzeugung durch die Fed eine tragende Rolle. Die Mietpreise, die fast gänzlich durch privatwirtschaftliche Indizes abgebildet und gemessen werden, legen jährlich um 3% bis 5% zu. Ein Mangel an Inflation lässt sich also nicht feststellen.

Gleichfalls erweisen sich die Schätzungen des BLS zu den rein heimischen Dienstleistungsangeboten als Vetter eines lauten Getöses. Glaubt auch nur irgendjemand, dass die Kosten für ärztliche Versorgungsleistungen lediglich mit einer annualisierten Rate von 2,9% geklettert sind, seitdem Obamacare im Jahr 2011 eingeführt wurde? Oder dass die Kosten im Ausbildungssektor lediglich mit einer jährlichen Rate von 3,5% in den letzten drei Jahren gestiegen sind?

Und auf welche Weise lassen sich Preisänderungen für Dienstleistungen messen, die durch Yoga Studios, Gärtner, Auslieferer und Zusteller, Hundeausführern, Reinigern von privaten Heimstätten, Tutoren und Trainern, etc. angeboten werden, wenn es keinerlei standardisierte Einheiten für diese Angebote gibt? Die Zahlen des BLS basieren auf nichts anderem als einer willkürlichen Schätzung. Ohnehin müsste die so genannte „Inflationsrate“ im rein heimischen Dienstleistungssektor unter die Fittiche der Fed gestellt werden.

Überkapazitäten auf Basis einer 185-Billionen-Dollar-Kreditblase

Im selben Maßstab erweisen sich auch Preismessungen im Sektor für handelbare Güter und Dienstleistungen als unhaltbar. Zumal diese Preise über einen wahrscheinlich langen Zeitraum durch die hohen Überkapazitäten im produzierenden Gewerbe und dem Transportwesen belastet werden dürften. Diese Überkapazitäten resultieren aus einer globalen und $185 Billionen großen Kreditblase, die in den vergangenen zwei Dekaden aufgepumpt wurde.

Dazu trug auch eine Flut von billigen Arbeitskräften im überseeischen Ausland bei, die durch einen durch Zentralbanken hofierten Wirtschaftsboom, dem auf globaler Ebene massive Fehlinvestitionen zugrunde liegen, noch angekurbelt wurde. Es lässt sich nicht beantworten, wie lange es dauern wird, um all diese Kapital- und Arbeitskraftexzesse zu absorbieren oder wann die Preise für produzierte Güter aus ihrem deflationären Trend ausbrechen werden.

Das Fundament für die heutige Preisentwicklung im Güter- und Rohstoffbereich ist durch die massive CAPEX-Orgie und die damit in der globalen Wirtschaft einhergehende Kreditblase seit den 1990iger Jahren erst gelegt worden. Was auch immer die Fed im Rahmen ihrer nächsten Monatssitzungen oder über einen Zeitraum der nächsten Jahre entscheiden wird, ist vollkommen unerheblich.

Kreditgetriebene Weltökonomie vs. "Inflationssteuerung"

In einer einzig und allein durch Kredit getriebenen Weltökonomie in unserer aktuellen Epoche, erweist sich der Versuch, die heimische Inflationsentwicklung bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma zu bestimmen als ebenso unnütz wie der Versuch, sich zu Fuß auf einen Marsch zum Mond zu begeben. Die Wahrscheinlichkeit in Bezug auf das Erreichen des eigens durch die Federal Reserve gesetzten Inflationsziels von 2,00% ist ebenso hoch wie das Tippen der Unabhängigkeitserklärung durch eine Horde von Affen.

Das Einzigste, was im Rahmen von Yellens Pressekonferenz noch weniger Sinn machte, war ihre fortwährende Bezugnahme auf eine „Flaute“ am heimischen Arbeitsmarkt und die darauf folgende Rückversicherung, dass sich dieser Zustand mit ein wenig mehr „Expertenhilfe“ aus dem Eccles Building beheben lassen werde. Doch Yellens Aussagen liegt nicht mehr als ein 50 Jahre altes Modell des „potenziellen BIP-Wachstums“ zugrunde. Gleiches gilt für das Ziel der Vollbeschäftigung, die auf dem alten Konstrukt der Zensuszählung basiert, in welcher die aktuelle Anzahl der Arbeitnehmer etwas gegenüber gestellt wird, was damals einmal eine hauptsächlich durch Männer dominierte Erwerbsbevölkerung gewesen ist.

Im Gegensatz dazu erweist sich die Phrase „der Vollbeschäftigung“ in unserer heutigen Welt des globalen Arbeitskräfte- und Güterwettbewerbs, der Produktionsauslagerung ins überseeische Ausland, des Zeitarbeitszeitalters und des Wal-Mart artigen Einsatzes von Arbeitskräften als Urrelikt einer vergangenen Epoche. Der einzige gemeinsame Nenner, der noch übrig bleibt, wird durch die Erwachsenenbevölkerung bestimmt, die sich aus insgesamt 255 Millionen Menschen und 510 Milliarden Jahresarbeitsstunden zusammensetzt. 

250 Milliarden ungenutzte und potenzielle Arbeitsstunden

Demgegenüber macht sich die US-Wirtschaft zurzeit ein wenig über 250 Milliarden Jahresarbeitsstunden zu Nutze, wie das BLS jüngst berichtete. Nein, dies bedeutet nicht, dass wir über eine Arbeitslosenquote von 50% verfügen. Doch es wird die Tatsache unterstrichen, dass es in unserer heutigen Welt keine natürlichen oder strukturell bedingten Koeffizienten in Bezug auf einen Rückgang der zur Verfügung stehenden Erwerbsbevölkerungsarbeitsstunden aufgrund des Renteneintritts, der Arbeitsunfähigkeitsquote, dem selbst gewählten Ausstieg aus dem Arbeitsleben, dem Studentenstatus oder anderer Lebenspräferenzen gibt.

Es ist selbstredend, dass diese Verminderungen im Hinblick auf landesweite 250 Milliarden ungenutzte und potenzielle Arbeitsstunden durch Steuerabgaben und sozialpolitische Entscheidungen, akkumulierte Rentenersparnisse sowie kulturelle und psychologische Faktoren aufgewogen werden. All dies hat jedoch nichts mit auch nur irgendeinem messbaren Geschäftszyklus zu tun. Und all diese Faktoren verändern sich aufgrund von technologischen und kulturellen Entwicklungen im Laufe der Zeit auf stetiger Basis.

Diese Faktoren entziehen sich einer Veränderung des Leitzinses um 25 Basispunkte bei Weitem und lassen sich darüber nicht steuern. Um es kurz zu machen, gibt es keine „aggregierte Nachfrage“, die es auf Basis von geldpolitischen Entscheidungen der Zentralplaner im Eccles Building anzufachen gilt. Ebenso wenig gibt es eine Inflations- und Beschäftigungsnumerologie, auf deren Basis sich Vollbeschäftigung, eine Erfüllung des durch die Fed gesetzten Inflationsziels von 2,00%) und eine bestmögliche Ausnutzung der sonst zur Verfügung stehenden Wirtschaftsressourcen messen ließe.

Tatsache ist, dass sich noch nicht einmal die Kapazitätsauslastung, sagen wir, eines Automobilherstellungswerks in unserer modernen Welt messen lässt. Denn alles hängt ab von der Geschwindigkeit der Bänder, der zum Einsatz kommenden Roboterfunktionen wie auch der Fahrzeugkonfiguration und -komplexität. Und Letzteres ist im Umkehrschluss Ergebnis aus beliebigen und willkürlichen Entscheidungen, den jeweiligen Kapitalinvestitionsniveaus und des Fahrzeugdesigns.

Die Quintessenz ist simpel. Es gibt nichts nach Art eines potenziellen BIPs, doch es ist eben jener Faktor, um den sich Yellens Modell in Gänze dreht.

Während Yellen und deren Posse von Gelddruckern und deren Befürwortern den Versuch unternehmen, makroökonomische Ziele zu erreichen, die in ein Spielzeug- und Bastelkastenmodell eingebettet und unerreichbar sind, lässt sich daraus nur ein Fazit ableiten. Und diese Schlussfolgerung lautet, sich der Fallluke unter unseren Füßen zu jedem Zeitpunkt vollauf bewusst zu sein!

Alles, was Yellen & Co. tun, ist, das Wall Street Casino weiterhin zu deformieren und zu inflationieren. Wie wir in der Vergangenheit wiederholt demonstriert hatten, erweist sich der geldpolitische Transmissionskreditkanal der privaten Haushalte als erledigt, weil wir uns in einem Zustand von Peak Debt befinden. Folglich erweist sich der einmalige Griff in die Trickkiste einer Hebelung der Bilanzen unter den privaten Haushalten als erschöpft, und zwar schon lange, bevor Yellens keynesianische Vorgänger sich dieser Methode bedienten.

Die Verbraucherausgaben sind jetzt genau genommen nichts mehr anderes als eine strikte Funktion in Relation zur aktuellen Produktion und der momentanen Einkommen. Und diese erweist sich aufgrund von Washingtons erstickender und angebotsorientierter Wirtschaftspolitik samt Steuern, Regulierungen und der Einfuhr von billigen Auslandsgütern als wertlos.

Tatsache ist, dass – mit Ausnahme des Booms in den Sektoren der Studenten- und Subprime-Autokredite – die nominale Verschuldung im privaten Haushaltssektor in den Vereinigten Staaten stagniert. Diese Tatsache allein führt bereits zu allerlei Problemen. Diese Geldpolitik funktioniert nicht auf Basis von Magie und der vorherrschenden Stimmung in der Wirtschaft oder an den Märkten, sondern auf Basis von rekordniedrigen Zinsen, durch die Menschen dazu ermutigt werden, sich stärker zu verschulden als sie es andernfalls getan hätten. Sie haben es dennoch nicht getan.

Denn als primäre Quelle des Kreditwachstums im privaten Wirtschaftssektor seit Erreichen des Hochs vor dem Platzen der Immobilienblase erwies sich der Unternehmenssektor. Wir beobachten, wie die ausstehende Kreditmarktverschuldung im nicht-finanziellen Sektor von $10,6 Billionen zu Zeiten des Ausbruchs der globalen Finanzkrise auf heute $12,6 Billionen geklettert ist. Der Löwenanteil dieses Anstiegs von $2 Billionen geht zurück auf ein enormes Wachstum im Bereich der Hochzinsanleihe- und Junkbondmärkte, deren Schuldemissionen sich in derselben Periode von $1,2 Billionen auf $2,6 Billionen mehr als verdoppelt haben.

Eine Sache lässt sich im Hinblick auf dieses wahnwitzige Wachstum im Bereich der Junkschulden mit Gewissheit konstatieren. Nämlich dass der Löwenanteil dieser Emissionen zugunsten eines Financial Engineering genutzt wurde, das in Form von Aktienrückkäufen, Übernahmen und Fusionen sowie LBOs daherkam. Diese Geschäfte helfen dabei, die Preise von existierenden Finanzvermögenswerten in die Höhe zu katapultieren, tragen jedoch nichts dazu bei, die produktiven Kapazitäten und die Effizienz in der US-Wirtschaft zu erhöhen.

Im diesem Zusammenhang sagt die Entwicklung der unten abgebildeten Zinskurve im Junkbondsektor eigentlich alles. Die finanzielle Repression der Federal Reserve hat keinen heimischen Investitionsboom – wie Bernanke es dem Kongress über die Jahre immer wieder und wieder versprochen hatte – ausgelöst. Vielmehr führte diese Geldpolitik dazu, dass sowohl renditehungrige Vermögensmanager als auch Retail Investoren an die Junkmärkte drängten, ohne die in diesem Segment lauernden Risiken auch nur in irgendeiner Art und Weise zu berücksichtigen.

Somit zeigt sich, dass der weiter oben angesprochene Transmissionskreditkanal, der in den vergangenen sieben Jahren funktionierte, nicht auf die privaten Verbraucher und Haushalte fokussiert gewesen ist, sondern vor allem auf die Junkbond- und Ramschanleihemärkte. Und dieses Abenteuer, das sich aus fehlallokierten $2,6 Billionen samt Unterschätzens der damit einhergehenden Risiken, ableitet, ist seit Überwinden der Finanzkrise primärer Treiber eines $5 Billionen schweren Booms in den Bereichen der heimischen Übernahmen und Fusionen sowie Aktienrückkäufen.

Gelddruckerei als Luftpumpe für gigantische Finanzblase

Yellen und deren Kohorte haben keine Ahnung, dass all deren massives Geldgedrucke niemals die Schluchten der Wall Street verlassen, sondern anstelle dessen die Mutter aller Finanzblasen aufgepumpt hat. Diese Leute steuern nun also auf den Wasserfall zu, um das Ganze auch ein drittes Mal innerhalb dieses (noch jungen) Jahrhunderts Bust gehen zu lassen.

Dies ist spätestens seit dem Tag deutlich geworden, an dem unsere keynesianischen Märchenerzähler darauf insistierten, dass der vor rund zwei Wochen zu beobachtende Zusammenbruch des Kreditfonds Third Avenue nichts weiter als ein einmaliges Ereignis bleiben werde – ein lange vor sich hin faulender Apfel im Fass. Nun, was wir darin erkennen, ist nichts anderes als die ultimative Ahnungslosigkeit von geldpolitischen Entscheidern, die mit ihrem Latein am Ende sind.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,

David Stockman

Gastbeitrag für CK*wirtschaftsfacts / © The Daily Reckoning / Agora Publishing

Zwischen den Jahren 1977 und 1981 vertrat David Stockman den Bundesstaat Michigan als Abgeordneter im Repräsentantenhaus des US-Kongresses. Sein Mandat legte er nieder, weil er von Ex-Präsident Ronald Reagan als Leiter des Office of Management and Budget in dessen Kabinett berufen wurde. Dieses Amt bekleidete Stockman bis zum 1. August 1985. In den darauffolgenden Jahren arbeitete er in der privaten Wirtschaft. Von 1985 bis 1988 war er einer der Direktoren der in New York ansässigen Bank Salomon Brothers. Danach gehörte er dem Vorstand einiger Investmentfirmen an.

 

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