Nach dem in Reaktion auf die Bombardierung der iranischen Botschaft in Syrien am Wochenende durch Teheran ausgeführten Gegenschlag gegen Israel bleibt es nicht aus, sich die Frage zu stellen, wie die Dinge im Nahen und Mittleren Osten jetzt weitergehen werden.

Wie wird Israel nun reagieren?

Auch wenn die Teheraner Regierung verlautbarte, die eigene Aktion als abgeschlossen zu betrachten, falls Israel sich hierauf zurückhalten sollte, so glauben wohl nur die Wenigsten daran, dass das Hardliner-Kabinett von Benjamin Netanjahu einen solchen Gesichtsverlust hinnehmen wird.

In israelischen und westlichen Medien wird die unter Beweis gestellte Funktionsfähigkeit des Raketenabwehrsystems Iron Dome nach dem iranischen Angriff zwar bejubelt, doch als wie aussagekräftig erweist sich hierfür der durch den Iran hauptsächlich mit Kamikaze-Drohnen und Marschflugkörpern ausgeführte Gegenschlag?!

Aus Sicht des Irans wird es womöglich auch darum gegangen sein, das Abwehrsystem Iron Dome einem Test zu unterziehen. Ferner geht aus verschiedenen Berichten hervor, dass die Abwehraktion Israel mehr als eine Milliarde US-Dollar gekostet hat, während der Abschuss von iranischen Kamikaze-Drohnen und Marschflugkörpern aus Sicht des Irans nur einen Bruchteil dieser Kosten verursacht habe.

Selbst das amerikanische Sendernetzwerk CNN spricht in diesem Zusammenhang von einer eher verhaltenen Reaktion des Irans, die wohl als Warnung, jedoch nicht als Einladung zum Ausbruch eines vollumfänglichen Krieges zwischen Israel und dem eigenen Land gedacht gewesen sei.

Nachdem sich der erste Staub gelegt hat, beginnt sich erwartungsgemäß abzuzeichnen, dass die israelische Regierung wohl dennoch mittels einer harten Reaktion auf den iranischen Gegenschlag reagieren wird.

Mit einer massiven Eskalation des militärischen Konfliktes im Nahen und Mittleren Osten muss somit, wie in vorherigen Ausführungen zu diesem Thema bereits in Aussicht gestellt, jederzeit gerechnet werden.

Neue Gefahren für die Sicherheit der internationalen Seewege

Einmal mehr leben die einstigen Warnungen von Peter Scholl-Latour auf, der zu seinen Lebzeiten wiederholt vor dem Ausbruch des Dritten Weltkrieges warnte, falls der Iran in einen militärischen Konflikt in der Region hinein gezogen werden oder sich in einen solchen Konflikt hinein ziehen lassen sollte.

Was den internationalen See- und Erdölhandel anbelangt, so sah die Lage bereits vor dem iranischen Gegenschlag gegen Israel schon nicht sonderlich rosig aus. Stichwort ist hier die seit mehreren Monaten anhaltende Situation rund um die Wasserstraße des Bab el Mandeb und den Golf von Aden.

Es ist damit zu rechnen, dass die jementischen Huthis ihren Beschuss von internationalen – und hauptsächlich mit Israel in Verbindung zu bringenden – Frachtschiffen nochmals ausweiten werden.

Schlimmstenfalls droht gar eine Sperrung oder eine Verminung des Bab el Mandeb, womit eine Durchquerung des Suez-Kanals verunmöglicht würde. Übersetzt würde dies bedeuten, dass an einer alternativen und langfristig anhaltenden Umschiffung des Kaps der guten Hoffnung an der Südspitze Südafrikas nichts mehr vorbei gehen würde.

Dass sich die Seetransportzeiten hierdurch um bis zu zwei bis drei Wochen verlängern, wurde in vorherigen Ausführungen zu diesem Thema bereits analysiert, was ebenfalls für die hieraus resultierenden Konsequenzen gilt.

Gewiss hat der Iran angesichts der zusätzlich in der Straße von Hormus erfolgten Kaperung des mit Israel assoziierten Containerfrachtschiffs MSC Aries ein weiteres Zeichen gesetzt. International anerkannten Seefahrtexperten ist diese Maßnahme vor dem medialen Getöse um den iranischen Gegenschlag keineswegs entgangen.

Denn es ist ja nicht nur die Wasserstraße des Bab el Mandeb, die momentan nur noch unter Inkaufnahme von größten Risiken und Gefahren durchfahrbar ist. Wie in der Vergangenheit berichtet, ist es neben der aktuellen Behinderung des Suez-Kanals unter anderem auch die angespannte Situation im Panama-Kanal, die der internationalen Seeschifffahrt Sorgenfalten in die Stirn treibt.

Sich verlängernde Transportzeiten, durch die Decke schießende Versicherungsprämien und wieder anziehende Seetransportpreise sind das Resultat. Angesichts der militärischen Eskalation vom vergangenen Wochenende rücken nun auch noch die Straße von Hormus und der türkische Bosporus in den Fokus.

Auch hier wachsen die Gefahren, die unter Berücksichtigung eines Worst-Case-Szenarios in einer Schließung dieser Wasserwege gipfeln könnten. Die Straße von Hormus erweist sich aus Sicht des internationalen Erdölhandels als einer der weltweit wichtigsten Wasserwege, wenn es sich nicht gar um die wichtigste Transportroute handelt.

Erdölmärkte in Wartestellung

Man mag sich kaum ausmalen, welche globalen Folgen mit einer Schließung oder Verminung der Straße von Hormus durch den Iran verbunden wären. An den Erdölmärkten würde Chaos ausbrechen, während die Erdölpreise wohl unweigerlich abheben würden.

Besonders hart würde hierdurch der europäische Kontinent getroffen, der sich angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine zudem noch größtenteils selbst von russischen Erdöl- und Gaslieferungen abgekoppelt hat.

Vorstellen ließen sich in einem solchen Fall Benzin- und Dieselrationierungen an Tankstellen, die sich über Nacht vor ernsthafte Lieferprobleme und Produktmangel gestellt sehen könnten. Abermals abhebende Erdöl- und Transportpreise würden sich zudem erneut als ein bitterer Inflationstreibstoff erweisen.

Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder einmal Diskussionen über eine potenzielle Schließung der Straße von Hormus durch den Iran nebst den daraus entstehenden Folgen. Bei Licht besehen wird eine solche Entwicklung angesichts des iranischen Gegenschlags gegen Israel nun immer vorstellbarer.

Vieles, wenn nicht alles, wird von der hierauf erfolgenden Reaktion der Israelis abhängen. Sollte die israelische Luftwaffe mit aller Härte auf die Ereignisse vom letzten Wochenende reagieren, droht eine Eskalationsspirale in Gang zu kommen, die vollkommen außer Kontrolle geraten könnte.

Auch wenn die Akteure an den Erdölmärkten bislang recht besonnen auf die Ereignisse vom vergangenen Wochenende reagiert haben, so würde eine Schließung der Straße von Hormus in Reaktion auf eine israelische Bombardierung des Irans die Erdölpreise durch die Decke treiben.

Ähnlich wird auf die aktuellen Entwicklungen auch durch eine ganze Reihe von Banken und Analysehäusern geblickt. Da sich der internationalen Seetransporthandel seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges aufgrund des anhaltenden Beschusses durch die Huthis nun schon seit gut sechs Monaten beeinträchtigt sieht, braucht es eigentlich nur noch einen Funken, um die an die Erdölmärkte angebrachte Lunte zu entfachen.

Globale Wirtschaft im Fokus

Auf 150, 200, 250 US-Dollars oder vielleicht auch mehr steigende Erdölpreise wären ein toxisches Gemisch, welches eine ohnehin bereits angeschlagene Weltwirtschaft in die Knie zwingen würde.

Anhand der aktuellen Schiffsdurchquerungen des Suez-Kanals lässt sich ablesen, zu welchem Grad sich diese Passagen nach dem Beginn des Schiffsbeschusses durch die Huthis rund um das Bab el Mandeb und den Golf von Aden seit Ausbruch dieses Konfliktes verringert haben.

Weder durch die Vereinigten Staaten und Großbritannien initiierte Luftschläge gegen Stellungen der Huthis im Jemen noch die durch die Amerikaner hastig auf die Beine gestellte Operation Prosperity Guardian haben bisher etwas an dieser Situation geändert.

Wer von hier aus weiter nördlich und somit die Dardanellen und den türkischen Bosporus blickt, nimmt wahr, dass sich die Aktivitäten und Schiffspassagen seit dem Ausbruch des Krieges zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine auch hier teils spürbar verringert haben.

Unter anderem Japans größter Kreditgeber, die Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ (MUFG), hatte unlängst vor den wachsenden Risiken gewarnt, die von den aktuell zu beobachtenden Spannungen auf dem geopolitischen Parkett ausgehen.

So hieß es in einer eigens angestellten Studie, dass sich die im 21. Jahrhundert ausgetragenen Militärkonflikte mit wachsender Geschwindigkeit sehr negativ auf die Sicherheit der globalen Seetransportwege auswirken.

Beurteilt wurde in diesem Zuge die Lage im Suez-Kanal, im Bab el Mandeb, in der Straße von Hormus sowie einer ganzen Reihe von anderen wichtigen den Welthandel verknüpfenden Wasserwegen.

So hieß es ferner, dass die geopolitischen Risiken im Verlauf der vergangenen Monate auf eine spürbare Weise zugenommen haben, was wiederum den Prozess der De-Globalisierung vorantreiben könnte.

Nochmals sei an dieser Stelle angemerkt, dass sich Einschränkungen im Freihandel wie auch ein damit verbundener Prozess der De-Globalisierung äußerst nachteilig auf die Entwicklung der Inflation auszuwirken drohen.

Hierbei handelt es sich um Faktoren, die sich der Reichweite von Zentralbanken entziehen. Oder anders gefragt: Wie sollen Federal Reserve Bank, Europäische Zentralbank, Bank of England, Bank of Japan & Co. auf Entwicklungen dieser Art mittels Zinserhöhungen oder Zinssenkungen reagieren?

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite theconversation.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Mehr und mehr zeichnet sich ab, dass die Entwicklung weg von einer unipolaren, hin zu einer multipolaren Welt mit einer Zunahme der militärischen Konflikte verbunden sein wird. Denn schließlich geht es um Macht und globale Dominanz, welche die Vereinigten Staaten nicht so schnell bereit sein werden, einfach anderen – und somit den größten geopolitischen Rivalen – zu überlassen.

Bislang zwischen Großmächten wie den Vereinigten Staaten, der Russischen Föderation und der Volksrepublik China geführte Stellvertreterkriege drohen in einem solchen Umfeld auch ganz schnell in direkte militärische Auseinandersetzungen zu münden, die selbstverständlich stets mit atomaren Gefahren einhergehen.

Was einen möglicherweise weiter eskalierenden Konflikt zwischen Israel und dem Iran anbelangt, so könnte die Passage von einigen der wichtigsten Wasserwege der Welt hierdurch in arge Mitleidenschaft gezogen werden. Selbst eine Sperrung der Straße von Hormus lässt sich angesichts der aktuell vorherrschenden Situation keineswegs mehr ausschließen.

Folge wäre neben einer befürchteten Ausweitung des Krieges im Nahen Osten zudem auch ein globaler Inflationsschock, der einmal mehr von den Energiemärkten ausgehen dürfte. Es fällt schwer sich auszumalen, wie Zentralbanken wie die amerikanische Federal Reserve Bank auf einen solchen Inflationsschock reagieren werden, zumal deren Geldpolitik an den verursachenden Problemen überhaupt nichts ändern – oder diese vielleicht nur noch zusätzlich verschlimmern – würde.

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