Selbstverständlich ist die America-First-Doktrin des neuen US-Präsidenten Donald Trump allen anderen Wirtschaftsregionen in der Welt ein Dorn im Auge. In besonderem Maße gilt dies für die Europäische Union.

Es reicht schon, sich in Erinnerung zu rufen, dass Exportweltmeister Deutschland rund 13% seiner jährlichen Ausfuhren an die Vereinigten Staaten exportiert. Eine Abschottung der amerikanischen Wirtschaft gegenüber dem Rest der Welt hätte gewiss fatale Auswirkungen.

Denn nach wie vor halten die Vereinigten Staaten einen Anteil von rund 25% an der globalen Wirtschaft und bilden damit mit Abstand den größten Markt rund um den Globus. Nicht wenige Staaten hatten ihre Wirtschaft in den letzten beiden Jahrzehnten hauptsächlich auf den Export von Gütern in die USA fokussiert.

Hoffnung auf neue Allianzen – gegen den Protektionismus

Dass es in der Eskalationsphase eines weltweit geführten Währungskrieges irgendwann zu einem aufkommenden Protektionismus kommen würde, war keine Frage des Ob, sondern lediglich eine Frage des Wann.

Allen voran Mexiko, China als auch Deutschland befinden sich aufgrund ihrer Handelspolitik im Visier der neuen US-Regierung. Allzu viele Nettigkeiten wurden in jüngster Zeit nicht gerade ausgetauscht, während sich der Umgangston untereinander verschärft.

In der Europäischen Union scheint die Brüsseler Kommission nun darauf zu hoffen, dass die in den USA an den Tag gelegte härtere Gangart in absehbarer Zukunft zu neuen Allianzen führen wird.

Und zwar Allianzen, die eine weitere Marktöffnung zwischen der Europäischen Union, Asien, dem Mittleren Osten und Lateinamerika vorsehen. Am vergangenen Sonntag war es ein Vize-Präsident der Europäischen Kommission, Jyrki Katainen, der scharfe Kritik an den Vorhaben von Donald Trump äußerte.

Bündnis gegen die USA?

Trumps Zurückweisung von multilateralen Handelsabkommen bei gleichzeitiger Drohung, eine so genannte Border Tax in den Vereinigten Staaten einzuführen, könnte zur Folge haben, dass sich die Europäische Union mit anderen besorgten Handelspartnern „gegen“ die USA verbünden werden, so Katainen.

Wenn das Wörtchen „gegen“ doch nicht wäre. Die Aussage Katainens zeugt von Trotz und Verzweiflung. Die eigene Unfähigkeit zu erkennen, dass die Uhren in der Welt in eine andere Richtung zu ticken beginnen, ist jener Aspekt, der der EU-Kommission und deren nicht durch Wahlen legitimierten Entscheidern auch schon in der Vergangenheit gut zu Gesicht stand.

Ich halte es für schlicht lächerlich, wenn eine sowohl wirtschaftlich als auch politisch bereits mehr als angeschlagene EU, deren Fliehkräfte auseinanderstreben, sich anmaßt tatsächlich zu glauben, einen Handelskrieg „gegen“ die USA gewinnen zu können. Boy, in einem solchen Handelskrieg wird es weltweit nur Verlierer geben.

Sind die USA auf die Welt – oder ist es eher umgekehrt?

Doch die USA dürften aus meinem Blickwinkel – auch unter Bezugnahme auf Ausführungen in vorherigen Berichten zu diesem Thema – mit am besten wegkommen. Ganz einfach schon deshalb, weil die USA den Rest der Welt weit weniger brauchen als umgekehrt. Roten und nicht demokratisch legitimierten Kommissaren in Brüssel scheint es schwer zu fallen, diese einfachen Zusammenhänge zu akzeptieren.

Vielmehr führt das allzu trotzige Ego momentan in den eigenen Entscheidungen die Regie. Und wer sein Ego sprechen lässt, bewahrt oftmals keinen kühlen Kopf. Einen kühlen Kopf braucht es jedoch im Geschäftsleben, da sich andernfalls wohl nicht allzu große Erfolge erzielen lassen. Für die Diplomatie gilt dies in noch weit größerem Ausmaß. 

Selbst wenn es zu den durch Katainen angestoßenen Investitions- und Freihandelsabkommen zwischen der EU und Staaten wie Japan, China, Indien, den VAE, Saudi-Arabien, Brasilien, Mexiko oder Argentinien kommen sollte – so what? Katainen möchte ich zurufen, doch einfach mal zu machen, um zu sehen, wie weit man damit im aktuellen Umfeld kommen wird.

Protektionismus und die eigene Glaubwürdigkeit – Beispiel China

China würde Brüssel gewiss zur Auflage machen, die jüngst eingeführten Stahleinfuhrzölle wieder rückgängig zu machen. Wobei wir doch nun gar wieder beim Punkt Protektionismus angelangt wären. Und somit schließt sich der Kreis. Hatte die EU nicht Stahleinfuhrzölle „gegen“ Chinas Preisdumpingpolitik verhängt, um Zehntausende Arbeitsplätze in der Heimat zu bewahren?

Wäre Brüssel dazu bereit, diese Arbeitsplätze einem Pakt mit China „gegen“ die USA dann doch noch auf dem Altar der eigenen Hilflosigkeit zu opfern?! Ich bin gespannt darauf, wie tief die Maus die Katze letztendlich ins Mauseloch hineinlässt.

Gewaltige Schieflagen in den Handelsbilanzen

Laut Katainen sei der Rest der Welt dazu verpflichtet, sich den in den USA anvisierten Bestrebungen einschließlich Protektionismus entgegen zu stellen, um Washington zuzurufen, dass dies nicht die Art der Politik sei, „die wir wollen“. Ja, ist auch klar, wenn ganze Teile meines internationalen Handels fast gänzlich von den USA abhängig sind.

Bleibt jetzt also wohl kaum mehr etwas anderes übrig, als mit den Füßen schlotternd um internationale Bündnispartner zu ringen. Wie gewaltig die aktuellen Schieflagen im globalen Handel sind, zeigt allein ein Blick auf das gewaltige Handelsdefizit der USA in Höhe von mehr als $500 Milliarden mit dem Rest der Welt.

Aus diesem Blickwinkel sind die Forderungen der neuen US-Administration nur allzu verständlich und nachvollziehbar.

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