Im heutigen Bericht stehen aktuelle Entwicklungen an Amerikas Zins- und Bondmärkten im Zentrum der Betrachtungen. Wie decken sich beispielsweise die aktuellen Hypothekenzinsen mit jenen hier in der Vergangenheit in Aussicht gestellten Entwicklungen?

In vorherigen Beiträgen zu den amerikanischen Immobilienmärkten war zum Beispiel auch die Rede davon, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die langfristigen Hypothekenzinsen die Schwelle von sieben Prozent hinter sich lassen werden. Ein sich fortsetzender Anstieg in Richtung von acht Prozent ließ sich keineswegs ausschließen.

US-Hypothekenzinsen klettern auf 2-Dekaden-Hoch

Es verwundert in diesem Zusammenhang nicht wirklich, dass die Hypothekenzinsen mit einer Laufzeit von dreißig Jahren unter Bezugnahme auf den Hypothekenriesen Freddie Mac in der letzten Woche auf ein neues 2-Dekaden-Hoch von 7,23 Prozent gestiegen sind.

 

Hätte man die diesjährigen Erwartungen an die US-Zinsentwicklung an den Finanzmärkten ernst genommen, so würde man jetzt wahrscheinlich ziemlich dumm aus der Wäsche schauen. Denn war vielerorts nicht spätestens ab Beginn des zweiten Halbjahres von durch die Federal Reserve Bank vorzunehmenden Zinssenkungen die Rede gewesen?

Konträre Erwartungen an länger anhaltende Hochzinsphase erweisen sich als korrekt

Hiervon kann inzwischen definitiv keine Rede mehr sein. Vielmehr lagen jene Beobachter korrekt, die schon seit geraumer Zeit mit einer länger als allgemein erwartet anhaltenden Hochzinsphase in den Vereinigten Staaten gerechnet haben.

Ich selbst konnte diesen konträren Erwartungen, auf die Gründe soll hier nicht noch einmal eingegangen werden, einiges abgewinnen.

Dass die Fed ihren Leitzins nach ihrer im Monat Juli verkündeten Zinsanhebung auf 5,25 bis 5,5 Prozent auch im September noch einmal um zusätzliche 25 Basispunkte anheben könnte, steht inzwischen außer Frage.

Dass angesichts der aktuellen Lage selbst hartnäckige Bondbefürworter die Segel streichen, um von Ende eines jahrzehntelang anhaltenden Superbondbullenmarktes zu sprechen, lässt sich alleine anhand eines Blickes auf den Zinsverlauf an Amerikas Staatsanleihemärkten nachvollziehen.

Trotz allem scheinen die Aussagen und die Entschlossenheit der Federal Reserve Bank unter vielen Akteuren noch immer nicht ernst genommen zu werden. Wenn Fed-Chef Jay Powell in seiner Jackson-Hole-Rede darauf hinwies, keinen Deut an dem eigens durch seine Institution gesetzten Inflationsziel von zwei Prozent – entgegen anders lautenden Forderungen – ändern zu wollen, so spricht diese Aussage für sich.

Bundesregierung gibt Geld, das sie nicht hat, mit vollen Händen aus

Dass Jay Powell einen Fehler begeht, indem er verschweigt, dass seine Zinspolitik im aktuellen Umfeld nicht von Erfolg gekrönt sein kann, steht wiederum auf einem anderen Blatt.

Denn die Washingtoner Bundesregierung gibt in der Manier eines betrunkenen Seemanns so viel Geld aus als gäbe es kein morgen mehr. Um einen deflationären Kollaps zu verhindern, steuert die Biden-Administration durch ihr rücksichtsloses Ausgabeverhalten dem Zinskurs der Federal Reserve Bank entgegen.

Folge ist, dass die amerikanische Staatsverschuldung in einem immer höheren Tempo durch die Decke schießt. Es würde keineswegs verwundern, wenn sich das Haushaltsdefizit der US-Regierung im jetzt zu Ende gehenden Fiskaljahr auf bis zu zwei Billionen US-Dollar belaufen wird.

Hieran dürfte sich auch im kommenden Fiskaljahr nichts ändern, obwohl die Zinsausgaben des amerikanischen Staates mittlerweile fast gleich hoch wie die Verteidigungsausgaben sind. Heißt, dass sich die staatlichen Zinsverpflichtungen mittlerweile in einer Größenordnung von gut neunhundert Milliarden US-Dollar bewegen.

Hypothekenzinsen: Auf dem Weg in Richtung 8 Prozent?

Um auf die Entwicklung der amerikanischen Hypothekenzinsen zurückzukommen, so gab die Mortgage Bankers Association (MBA) in der vergangenen Woche bekannt, dass laut eigenen Schätzungen bereits ein durchschnittlicher Hypothekenzins von 7,31 Prozent im 30-jährigen Laufzeitbereich erreicht worden sei.

Seitens Mortgage News Daily wurde der 30-jährige Hypothekenzins zu Beginn der letzten Woche sogar schon bei 7,49 Prozent verortet, um hernach moderat auf durchschnittlich 7,37 Prozent zu sinken.

Es geschieht, womit schon seit längerer Zeit zu rechnen war. So sind die Hypothekenanträge in den Vereinigten Staaten inzwischen auf Multidekadentiefs gesunken. Manche Experten an Amerikas Häusermärkten weisen indes darauf hin, dass die deutlich in die Höhe geschossenen Hypothekenzinsen gar nicht einmal so sehr das eigentliche Problem seien.

Denn zwischen den 1970er und 1990er Jahren bewegten sich die Hypothekenzinsen in den USA auf ähnlich hohen oder gar noch höheren Niveaus, ohne Transaktionen und Verkäufe auf eine signifikante Weise auszubremsen.

Heute sieht die Situation hingegen ganz anders aus. Hauptproblem seien die aus heutiger Sicht immens gestiegenen Immobilienpreise. Zu jenen Zeiten der durch die Federal Reserve Bank betriebenen Finanzrepression habe nun einmal enorm viel Geld seinen Weg in die Häusermärkte des Landes gefunden.

Gewarnt wird gleichzeitig davor, dass die erreichten Preisniveaus an vielen regionalen Märkten des Landes in keiner Weise nachhaltig seien. Dies zeige sich beispielsweise an den inzwischen erfolgten Preiseinbrüchen in San Francisco und der kalifornischen Bay Area.

US-Staatsanleihezinsen mit Aufholbedarf

Ein Vergleich zwischen den 30-jährigen Hypothekenzinsen und dem Zins im 10-jährigen Staatsanleihelaufzeitbereich ist recht aufschlussreich. Wie sich zeigt, laufen die 30-jährigen Hypothekenzinsen dem Zins im 10-jährigen Laufzeitbereich an den Staatsanleihemärkten zurzeit deutlich voraus.

Die Zinsdifferenz zwischen 10-jährigen Staatsanleihen und 30-jährigen Hypothekenverträgen liegt momentan bei rund drei Prozent. Allein hieran lässt sich ablesen, dass die Zinsen an Amerikas Staatsanleihemärkten noch einiges aufzuholen haben, um zu den Hypothekenzinsen aufzuschließen.

Aus aktueller Sicht lässt sich darauf schließen, dass der mehr als vierzig Jahre lang anhaltende Superbullenmarkt an den Bondmärkten sein Hoch im August 2020 ausgebildet und unter aller Voraussicht gesehen zu haben scheint.

Zum damaligen Zeitpunkt war der Zins im 10-jährigen Staatsanleihelaufzeitbereich auf ein Rekordtief von gerade noch 0,5 Prozent gesunken. Vielerorts war damals zudem davon die Rede gewesen, dass die Federal Reserve Bank sich ähnlich wie die EZB in Europa einer Minuszinspolitik bedienen könnte.

Dazu ist es aus dem Rückspiegel der Ereignisse heraus betrachtet bis heute nicht gekommen. Der durchschnittliche Hypothekenzins erreichte zum damaligen Zeitpunkt ein historisches Tief von 2,65 Prozent. Vielen Hypothekennehmern wurden noch bessere Zinsverträge zuteil.

Ab dem Jahr 2021 setzte dann jedoch die für jedermann sicht- und spürbar werdend Inflation ein, worauf die Federal Reserve und andere große Notenbanken erst mit zeitlicher Verzögerung mittels Zinsanhebungen reagierten.

Hypothekenmärkte haben voraussichtliche Entwicklung deutlich besser eingeschätzt

Seitdem klettern weltweit die Zinsen. Höhere Zinsen übersetzen sich an den Bondmärkten in fallende Anleihekurse. Höhere Bondzinsen wirken sich dann wiederum auf andere wichtige Segmente wie die Immobilienmärkte aus, an denen die Refinanzierungen weitaus teurer und die Schuldenausfälle zunehmend größer werden.

Die Hypothekenmärkte haben die amerikanische Zinsentwicklung weitaus besser eingeschätzt als die Staatsanleihemärkte. Dass aus „höher über einen längeren Zeitraum“ nun vielleicht auch „höher über einen bedeutend längeren Zeitraum“ werden könnte, lässt erahnen, welchen Spielraum die Staatsanleihezinsen noch nach oben haben.

Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass die Bondkurse noch deutlich stärker einbrechen würden. Wenn man angesichts dieser potenziellen Entwicklung nun die dramatisch weiter kletternde Staatsverschuldung sowie die enormen Handels- und Haushaltsdefizite des Landes mit einkalkuliert, könnte es durchaus sein, dass eine Währungs- und Schuldenkrise nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird.

Die Hypothekenzinsen erweisen sich momentan als Gradmesser an Amerikas Anleihe- und Zinsmärkten. Denn die aktuellen Hypothekenzinsen liegen weit oberhalb der offiziellen Inflationsrate wie auch deutlich oberhalb der Zinsen auf kurzfristige US-Staatsanleihen.

An den Staatsanleihemärkten rückt der Tag der Erkenntnis indes immer näher, da Anleger in diesem Segment im Verlauf der vergangenen achtzehn Monate daran geglaubt haben, dass die Fed sich aufgrund einer einsetzenden Rezession zu einem Pivot beziehungsweise zu einer Kurswende – und den damit verbundenen Zinssenkungen – gezwungen sehen würde.

Wenn es nach diesen Ansichten gegangen wäre, so würde die Fed bereits zum aktuellen Zeitpunkt die Auflage eines neuen QE-Programms verkündet haben. Nichts hiervon lässt sich hingegen in der Realität beobachten.

Obwohl die Fed ihren Leitzins weiter anhebt und den Abbau ihres Bondportfolios fortsetzt, deutet sich in Bezug auf die Inflation ein erneuter Wiederanstieg an. Insbesondere im weiteren Verlauf des zweiten Halbjahres könnte es in diesem Bereich noch zu der einen oder anderen Überraschung kommen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite investing.com.

Was heißt das für mich konkret? (Roman Baudzus)

Bereits vor einigen Wochen hatte ich Sie darauf eingestimmt, dass die charttechnische Verfassung an Amerikas Staatsanleihemärkten auf weitere Bondabgaben und weiter steigende Zinsen schließen ließ.

 

Aus heutiger Sicht hat sich diese Annahme als korrekt erwiesen. Ich wäre vorsichtig, was es für die allgemeine Stabilität an den Aktienmärkten bedeuten würde, wenn der 10-jährige Zins es vom aktuell erreichten Niveau aus schaffen sollte, in Richtung von fünf oder gar sechs Prozent auszubrechen.

Die Hypothekenzinsen lassen darauf schließen, dass eine Aufholjagd der langfristigen Zinsen an den amerikanischen Staatsanleihemärkten durchaus bevorstehen könnte. Die Bondkurse würden dann nicht nur weiter nachgeben. Vielmehr droht es in einem solchen Fall auch zu bedeutenden Abgaben in anderen Segmenten wie unter Aktien und Rohstoffen zu kommen.

Vorsicht heißt also die Mutter der Porzellankiste, wenn man ins Kalkül zieht, dass es unter einer zunehmenden Anzahl von Einzeltiteln an den Aktienmärkten nun schon seit Wochen zu Crash-Entwicklungen – aus welchen Gründen auch immer – kommt, die manche Titel an nur einem Handelstag um bis zu zwanzig Prozent in den Keller senden.

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