Zu Beginn der neuen Woche stehen einmal mehr geopolitische Entwicklungen im Zentrum der Betrachtungen. Es beginnt sich mittlerweile glasklar abzuzeichnen, dass es Europa an wichtigen Rohstoffen und Ressourcen mangelt, um die internationalen Finanzmärkte auch in der Zukunft zu dominieren.

Wenn über den Westen, einschließlich Japans, gesprochen wird, empfiehlt es sich, die Vereinigten Staaten von Amerika in einer Sonderrolle zu sehen.

Rohstoffe und strategisch wichtige Ressourcen sind in der sich jetzt entwickelnden Welt alles – Europa hat lediglich Kohle

Denn anders als Europa verfügen die USA über zahlreiche strategische Rohstoffe, auch wenn die amtierende Administration von Joe Biden angesichts der politisch forcierten Energiewende kein großes Interesse mehr daran zu hegen scheint, im eigenen Land zur Verfügung stehende fossile Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Kohle zu heben.

Auch wenn die Länder der Europäischen Union mit den USA alliiert sind, so befindet sich der alte Kontinent spätestens seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine in einer Vielzahl von schwerwiegenden Problemen.

Denn all jene Nationen, die über strategische Rohstoffe verfügen – einschließlich den Vereinigten Staaten – sind nicht mehr dazu bereit, diese Ressourcen zu Niedrigpreisen an ein nach wie vor im Denkstil des Kolonialismus verhaftetes Europa zu exportieren.

Anders sah es bis vor Kurzem noch unter Bezugnahme auf die Russische Föderation aus. In der Ära von Wladimir Putin war die Kreml-Regierung stets darauf bedacht, fossile Brennstoffe zu günstigen Preisen an die Mitgliedsländer der Europäischen Union auszuführen, um einem potenziellen Krieg auf dem Kontinent vorzubeugen.

Es war insbesondere billiges Erdgas, das die Russische Föderation zur Maximierung der eigenen Profite an die Europäische Union, allen voran Deutschland, lieferte. Wie die Zeiten sich innerhalb von nur eineinhalb Jahren verändern können!

Letzten Endes basierte ein Großteil des Bruttoinlandsproduktes Deutschlands und der Europäischen Union auf diesen günstigen Erdgaslieferungen, die jetzt zu deutlich höheren Preisen mittels Flüssiggastankern aus den USA oder Australien eingeführt werden müssen.

Russisches Flüssiggas strömt trotz der verhängten Finanz- und Wirtschaftssanktionen nach wie vor in Rekordhöhen – häufig über Umwege – zu deutlich gestiegen Preisen an die Europäische Union.

Deutschland am Abgrund

Es verwundert aus diesem Blickwinkel kaum, dass die Diskussionen über eine De-Industrialisierung Deutschlands in den letzten Wochen und Monaten signifikant an Fahrt aufgenommen haben.

Die politisch hausgemachten Probleme, welche die deutsche Ampel-Koalition den in Deutschland produzierenden Unternehmen wie auch dem Mittelstand angesichts der zusätzlich forcierten Energiewende bereitet, lassen inzwischen immer mehr Firmen über eine Abwanderung ins Ausland nachdenken.

Deutschland war seit dem Beginn der industriellen Revolution ein bedeutendes Industrieland, sodass sich automatisch die Frage stellt, wovon das Land zukünftig leben möchte, wenn weltweit führende Wirtschaftsbereiche wie die Automobil- oder Chemieindustrie sich aufgrund der zu hohen Energiekosten in einem zunehmenden Ausmaß verabschieden.

Sehr wahrscheinlich wird Wladimir Putin den einstigen Appellen zu einem Bau der Pipeline Nord Stream 2 durch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel aufgrund der oben erwähnten Gründe nachgegeben haben, auch wenn der russische Staatschef von Anfang an darum wusste, auf welche Weise eine solche Entwicklung Neokonservative in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien erzürnen würde.

Aus russischer Perspektive erwies sich der Ausblick auf den Erhalt eines langfristigen Friedens auf dem europäischen Kontinent samt einem Marktzugang zur Europäischen Union einfach als zu verlockend.

Die erhoffte Friedensdividende ist ausgeblieben. Der politische Verrat, den Angela Merkel angesichts ihrer eigens getätigten Aussagen über die Minsker Abkommen und die Pipeline Nord Stream 2 gegenüber der Russischen Föderation beging, sind mit ein Grund dafür, weswegen sich der europäische Kontinent heute in diesem gefährlichen Zustand befindet.

Sich den unmittelbar auf die Sprengung der Pipeline Nord Stream 2 folgenden Worten Radek Sikorskis, den ehemaligen Verteidigungsminister Polens, bedienend, in denen es auf Twitter (heute X) lapidar „Thank you, USA“hieß, lässt sich durchaus davon ausgehen, dass die Neokonservativen geopolitisches Gold aus dieser Entwicklung zu ziehen wussten.

In Deutschland sind die Energieprobleme ein Jahr später inzwischen so schlimm, dass heimlich, still und leise mit einem Rückbau von Windfarmen zugunsten einer Wiederinstandsetzung von Kohlekraftwerken begonnen wurde. Die Gründe liegen auf der Hand.

Es scheint einerseits die Erkenntnis in die ideologisch verbohrten Köpfe einzuziehen, dass der erhoffte Ausbau von Wind- und Solarenergie einen Industriestandort wie Deutschland allein nicht gerecht und aufrechterhalten wird.

Andererseits stellt sich die Frage, was es aus klimapolitischer Sicht überhaupt bringt, wenn Deutschland das Ziel verfolgt, Dutzende Millionen von Tonnen CO2 über viele Jahre einzusparen, die allein in der Volksrepublik China in nur kürzester Zeit in den Himmel verfeuert werden?!

Hierfür den in Jahrzehnten erarbeiteten Wohlstand eines Landes aufs Spiel zu setzen, halten die immer zahlreicher werdenden Kritiker inzwischen vollkommen zu Recht für ein Vabanquespiel und wirtschaftlichen Selbstmord.

Was bleibt aus europäischer Sicht angesichts der aktuellen Umstände anderes übrig, als zum einzigen Energieträger namens Kohle, der massenhaft zur Verfügung steht, zurückzukehren? Dass die eigens durch die Politik ausgegebenen CO2-Reduktionsziele so nicht erreicht werden können, steht auf einem anderen Blatt.

Blick in die Sahel-Region

Dass sich die afrikanische Sahel-Region nun von den (kolonialen) Ketten Frankreichs löst, lässt ebenfalls auf aufziehende Energieprobleme in Europa schließen. Im letzten Monat war es der uranreiche Niger. In diesem Monat ist es das erdölreiche Gabun.

Auch in Burkina Faso und in Mali sehen die Dinge ähnlich aus. Es erweckt momentan nicht den Eindruck, als ob Frankreich allein die Kraft haben würde, um auf all diese Herausforderungen allein zu reagieren.

Zu hoffen bleibt, dass sich afrikanische Organisationen wie ECOWAS nicht mit vor den Karren spannen lassen werden, um die westlichen Interessen in Westafrika und der Sahel-Region zu wahren.

Aktuell lässt sich nicht darauf schließen, als würde Frankreich Unterstützung „von außen“ zuteilwerden. Der Königsfalke in Gestalt von Victoria Nuland war kürzlich nach Niger gereist, um dort die Tür gewiesen zu bekommen.

Unterdessen kursieren Berichte, wonach Victoria Nuland und deren Mitarbeiter durch die politischen Ereignisse im Niger völlig auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Augenscheinlich war Mrs. „F**k the EU“ nicht dazu in der Lage, Lösungen für die in diesem Teil Afrikas offensichtlich werdenden Probleme zu präsentieren.

Auch die Andeutung von diversen Drohungen erwies sich nicht als fruchtbar. Eine sich anschließende Reise ins südafrikanische Pretoria ließ Victoria Nuland laut Berichten so richtig spüren, auf welche Weise sich der politische Wind auf dem afrikanischen Kontinent verändert hat.

Egal, wo man zurzeit hinblickt, so lässt sich erkennen, dass die in Afrika erfolgten Militärputsche (Niger, Gabun, Burkina Faso oder Mali) ein ähnliches Grundrauschen aufweisen und durch eine anti-koloniale Stimmung begleitet werden.

Weite Teile der Bevölkerungen in diesen Ländern unterstützen die Bestrebungen der örtlichen Militärführungen. Wenn Victoria Nuland die südafrikanische Regierung von Staatspräsident Cyril Ramaphosa laut Berichten wohl um Unterstützung in Sachen einer Adressierung der Situation im Niger gebeten hat, so scheint sie dort bislang nicht auf offene Ohren mit ihren Anliegen gestoßen zu sein.

Noch nimmt die Washingtoner Regierung davon Abstand, die Entwicklungen im Niger offiziell als einen Putsch zu bezeichnen. Jedoch wurde im Rahmen dieser Gespräche deutlich, dass die US-Regierung nicht nur signifikante Finanzinteressen im Niger zu haben scheint, sondern dort auch rund eintausend Soldaten stationiert hat.

Aus einer Position der Schwäche heraus verhandeln

Nichtsdestotrotz dürfte Victoria Nuland nicht entgangen sein, aus einer Position der Schwäche heraus zu verhandeln. Weder amerikanische und britische Neokonservative noch das Davoser Weltwirtschaftsforum sahen sich bislang dazu in der Lage, in das in Afrika nach den dort erfolgten Militärputschen entstandene Vakuum hinein zu stoßen.

Vielmehr beginnt sich abzuzeichnen, dass Europas ehemalige Kolonialmächte, allen voran Frankreich, sich aus eigener Kraft anscheinend nicht mehr dazu in der Lage sehen, mit den rapiden Veränderungen auf dem afrikanischen Kontinent zurecht zu kommen.

Was einst in Mali seinen Ausgang nahm, verbreitet sich jetzt erwartungsgemäß wie ein Lauffeuer im nordwestlichen Teil des afrikanischen Kontinents, während Amerikas Außenministerium unerwartet abwartend und ruhig ob der aktuellen Ereignisse bleibt.

Zum selben Zeitpunkt machen neu aufflammende Auseinandersetzungen zwischen amerikanischen Besatzungstruppen im Osten des Euphrats und der Arabisch-Syrischen Armee Schlagzeilen in den Medien.

Wer einen Schritt zurücktritt, um sich anstelle dieser Einzelteile das große Gesamtbild anzuschauen, wird erkennen, dass es in all diesen Konflikten um eine Ausübung von Kontrolle über zukünftig wichtige Handelsrouten geht.

Womit wir beim nächsten Hotspot namens Ukraine angekommen sind. Hier geben sich die Neokonservativen jede erdenkliche Mühe, den bisher auf ukrainischem Territorium ausgefochtenen Krieg nun auch nach Russland zu bringen.

Unter den BRICS-Nationen scheint die Dringlichkeit erkannt worden zu sein, dass es gilt, auf diese Ereignisse adäquat zu reagieren. Dies geschieht durch eine Ausweitung der bilateralen Beziehungen, enger geflochtenen Netzwerken nebst einer Ausübung von Druck auf jahrhundertealte koloniale Netzwerke.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderen Bezug auf einen Bericht auf der Seite zerohedge.com.
Dieser Bericht wird fortgeführt. Eine Abschließende Einschätzung erfolgt zu diesem Zeitpunkt.

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