Das Virus greift immer mehr um sich und in den ersten Ländern auch außerhalb Chinas stockt die Produktion. Die Prognosen der Wachstumserwartungen gehen reihenweise zurück. Wir blicken auf den Berichtszeitraum vom 31.01.20 bis zum 14.02.20.

Die Zahlen für China führen wir hier nicht auf, diese stehen ohnehin schon Wochen vor dem Ende des Quartals fest. Wirtschaftsdaten –wie auch Infektionsraten – aus China hatten meist mehr mit den Wunschvorstellungen der Partei gemeinsam als mit der Realität im Lande. Aber auch in Ländern wie Thailand oder Singapur, die u.a. vom Tourismus der Chinesen leben, halbieren sich die Zahlen gerade. Selbst die USA erwarten, dass ihr Bruttoinlandsprodukt in Q1 2020 geringer ausfällt. Die deutsche Wirtschaft schrumpft - und von Wachstum ist weit und breit nichts zu sehen.

Was man aber sieht, sind eine ganze Reihe an geldpolitischen Stimulationen für die globale Wirtschaft. Die chinesische Zentralbank hat den Zinssatz für mittelfristige Darlehen an Finanzinstitutionen (MLP) von 3,25 auf 3,15 Prozent gesenkt. Auch der Referenz-Zinssatzes (LPR) wird wohl folgen.

Wer aber jetzt glaubt, es würde eine massive fiskalpolitische Stimulation von Seiten der chinesischen Regierungen kommen, der irrt! Chinas Finanzminister Liu Kin drängt sogar die Lokalregierungen seines Landes dazu, sich auf Ausgabenkürzungen vorzubereiten. Durch die Coronoakrise ist aufgrund von Steuererleichterungen für Unternehmen mit sinkenden Fiskaleinnahmen zu rechnen. Gleichzeitig sieht man aber den Spielraum für höhere Staatsausgaben limitiert. Liu´s Aussage kann als klares Signal an die Märkte gedeutet werden. Es wird kein massives Stimulationsprogramm geben, eher eine Abwägung von zielführenden Maßnahmen.

Die FED pumpt seit Jahren Liquidität in die Aktienmärkte und eine Inflationierung der Assetpreise wird billigend in Kauf genommen. Diese „Repo“-Operation am offenen Herzen ist mittlerweile größer als noch im Jahr 2008. Die Frage ist, warum flutet die Zentralbank der USA die Märkte mit Geld, wenn doch die Wirtschaft läuft und die Banken kein Problem haben? Warren Buffet gab jüngst bekannt, dass er sich von Anteilen zweier Banken (Wells Fargo & Goldman Sachs) getrennt hat.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Staatengemeinschaft aufgefordert, Vorsorge gegen eine weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu treffen. "Es ist unmöglich zu sagen, in welche Richtung die Entwicklung geht", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

Die Präsidentin des IWF, Kristalina Georgiewa, sieht das Coronavirus als potenzielle Gefahren für die Weltwirtschaft - und was machen die Aktienmärkte? Steigen… man bezeichnet sowas auch als Teflonmarkt. Egal, was passiert und wie schlimm die Nachrichten sind: es prallt alles ab. Verkehrte Welt eines in sich geschlossenen Casinos, indem die Spieler alles auf Rot setzen, weil schon 13 Mal hintereinander Rot gefallen ist und es gar nicht anders sein kann, als das diese Entwicklung anhält in der Hoffnung, dass der Croupier (FED) im Zweifel die Kugel aufs richtige Feld legen wird.

Der S&P 500 stieg im Vergleichszeitraum vom 31.01.20 - 14.02.20 um 4,79 %. Unten den größten Gewinnern waren Biogen, Nvidia und T-Mobil mit über 20 %. Im Nasdaq Index (7,03 %) legten ebenso Biogen, Tesla, Nvidia und T-Mobil deutlich zu. Die Schwergewichte im Technologiebereich wie Apple (4,99 %), Microsoft (8,88 %) Amazon (6,28 %) und Facebook (6,08 %) zogen den Index auf neue Höchstkurse. Unser Vergleichsindex, der MSCI World Value, stieg im Berichtszeitraum um 5,09 % auf 130,02 an und der Dirk Müller Premium Aktien Fond blieb stabil mit einem Minus von 0,67 % bei 99,13. 

Unser reines Aktien-Portfolio entwickelte sich entsprechend der Gesamtmarktlage.

Altas Copco konnte - trotz erheblicher Risiken im Ordereingang und möglicher Auswirkungen von globalen Lieferengpässen - um gut zehn Prozent gewinnen. Wir berichteten hier über die jüngsten Quartalszahlen.

Unser Depotwert Cognizant, ein Beratungs- und Technologiedienstleister für die IT-Branche, konnte nach guten Zahlen im abgelaufenen Quartal um 11,5 % zulegen. Auch iRobot (15,6 %) berichtete gute Zahlen zum Weihnachtsgeschäft, auch wenn der Ausblick eher verhalten war Den ausführlichen Bericht können Sie hier lesen.

Unser Depotliebling MSCI (plus 12,9 %) profitierte von der Ankündigung, weitere ESG Indizes zu etablieren. ESG steht für Enviroment, Social und Governance und soll das neue Kriterium für die nachhaltige Aktienselektion werden. Unser Portfolio ist bereits jetzt schon auf den neuen Standard vorbereitet.

Der Spitzenreiter mit 22,6 % ist jedoch Nvidia. Nach den Quartalszahlen kannte unser Chipliebling nur noch eine Richtung. Vor allem das Geschäft im Bereich Gambling und Data Center übertraf die Erwartungen deutlich. Positiv kam die Aussage hinzu, dass der Viruseffekt den Umsatz nur marginal belastet dürfte. Nicht vergessen darf man aber, dass große Events im Gaming Bereich im Februar, wie z.B. die Overwatch League, verschoben oder abgesagt worden sind.

Die Aktienmärkte haben sich aktuell von den realen Entwicklungen abgekoppelt. Das erleben wir immer wieder einmal, in dieser Ausprägung hatten wir das zuletzt im Jahr 1999/2000. Als Investor muss man sich stets die grundsätzliche Frage stellen „Will ich nachhaltig und auf wirtschaftlicher Grundlage investieren, oder will ich im Casino nach den jeweils gültigen Casinoregeln mein Glück versuchen!?“ Das gilt es streng zu unterscheiden, eine Mischung führt in die Pleite. Wir bleiben dabei, unsere Entscheidungen an den Entwicklungen der Realwirtschaft festzumachen und uns nicht am Casino-Spiel zu beteiligen - auch wenn der Spieltrieb und die Gier bei vielen derzeit in den Fingern juckt.

Herzliche Grüße und eine gute Börsenwoche

Ihr

Dirk Müller & Fonds Team

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