Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0665 (05:32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0656 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 132,15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140,96. EUR-CHF oszilliert bei 0,9872.
Finanzmärkte: Aktienmärkte wackelig
In der letzten Woche zeigte sich der Finanzmarkt erst mutig (DAX mit 52 Wochenhoch), um dann wackelig zu werden. Die Inflations- und Zinsdiskussion spielte dabei eine hervorgehobene Rolle.
Aktienmärkte: Der DAX hat aus Wochensicht nahezu unverändert geschlossen. Der S&P 500 verlor knapp ein Prozent. An den Kapitalmärkten kam es zu leichten Zinsversteifungen. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,36 % (Vortag 2,31 % ) und 10-jährige Staatsanleihen mit 3,74 % Vortag 3,67 %). Der USD war gefragt gegenüber dem EUR. Gold und Silber hielten das Terrain.
Fed Gouverneur Harker (Gouverneur Philadelphia): Zinssenkungen sind 2024 denkbar
Gouverneur Harker sieht bei weiter zurückgehender Inflation Raum für US-Zinssenkungen im kommenden Jahr. Kurzfristig votiere er für weitere Zinsschritte um jeweils 0,25 %.
Kommentar: Die Fed nähert sich den Schmerzgrenzen in ihrer Zinspolitik (US-Verbraucher, Immobilienmarkt). Die Fed hat mehr Spielraum für potentielle Lockerheit als die EZB, da das Energieproblem in vergleichbarer Form zur Eurozone nicht existent ist (geringere CPI und PPI).
EZB: Klare Ansage von Schnabel
Die EZB muss aus Sicht der EZB-Direktorin Schnabel im Kampf gegen die Inflation die Zinsen so weit anheben, dass die Wirtschaftsaktivitäten genügend gebremst würden, sodass es robuste Beweise gebe, dass die Inflation dauerhaft zu dem Zwei-Prozent-Ziel zurückkehre. Schnabel zum geplanten Abschmelzen der Anleihebestände der EZB: Sie erwarte, dass die Verringerung in etwa gleich große Effekte haben würde wie die Lockerung zuvor durch die Käufe (ergo jetzt Renditeanstiege).
Kommentar: Schnabel sagt offen, dass die Wirtschaft geschwächt werden soll, um die Inflationsziele zu erreichen. Sollte die Weltökonomie besser laufen, was sich auch in der Eurozone niederschlagen müsste, hat das Zinserhöhungsthema möglicherweise schärfere Zähne als derzeit unterstellt. Die aktuelle Divergenz der Verbalakrobatik der Fed und der EZB impliziert begrenztes Rückschlagpotential des Euros gegenüber dem USD bezüglich des Themas Zinsdifferenz.
Bundesfinanzministerium offen für EU-Subventionspaket
Hintergrund: Die EU-Kommission plant, Regeln für Staatshilfen zeitlich befristet zu lockern, ungenutzte Mittel aus dem Corona-Hilfstopf umzuwidmen, Öko-Projekte schneller zu genehmigen und Handelsabkommen zur Sicherung knapper Rohstoffe zu forcieren.
Die europäischen Finanzminister werden diese Woche über das Subventionspaket der EU-Kommission beraten. Aus Regierungskreisen verlautete, offen zu sein für Änderungen zu den Regeln für Staatshilfen. Die Verfahren müssten schneller werden, es dürfe keine dauerhaften und ungedeckelten Subventionen geben. Der Fokus sollte auf privaten Investitionen liegen.
Bei der Reform der europäischen Schuldenregeln zeichnete sich keine Annäherung ab. Es müsse laut Finanzministerium einen Abbau der Haushaltsdefizite geben und ein Regelwerk. Die Brüsseler Behörde erwägt individuelle Abbauziele für EU-Staaten.
Kommentar: Die veränderte globale Wettbewerbssituation zulasten der EU bedingt durch die Ukraine-Krise zwingt die EU zu erhöhter Flexibilität als auch Subventionen. Der deutsche Ruf, dass Subventionen nicht dauerhaft und nicht ungedeckelt sein dürften, setzte voraus, dass das Wettbewerbsproblem temporärer Natur sein müsste. Das ist nicht der Fall, es ist ein massives strukturelles Problem. Das Problem der Defizitpolitik wird deswegen nicht kleiner, eher größer.
Lindner warnt vor gefährlicher Entwicklung in Handelsbeziehungen mit China
Bundesfinanzminister Lindner warnt vor einem Ungleichgewicht in den Handelsbeziehungen zwischen China und Deutschland. Er will eine gefährliche Entwicklung erkennen, da sich das deutsche Handelsdefizit mit China per 2022 mehr als verdoppelte. Er sagte, statt in zu große Abhängigkeiten zu geraten, müssten wir umdenken und auf mehr Freihandel mit Wertepartnern setzen. Derzeit entwickele die Bundesregierung neue Grundsätze in der China-Politik.
Kommentar: Ja, es gibt dieses Ungleichgewicht. Der Grund für dieses Ungleichgewicht liegt auch in unterschiedlichen Investitionsbedingungen. Die haben sich in den letzten zwölf Monaten für Europa im internationalen Vergleich massiv verschlechtert. Unter diesen Gesichtspunkten notwendige private Investitionen zu mobilisieren, um autarkere Bedingungen zu schaffen, erscheint ambitioniert. Die Umfragen des DIHK als auch diverser Ankündigungen von Unternehmen (u.a. BASF, Bayer, BMW, Bosch) weisen in genau die entgegengesetzte Richtung. Es ist positiv, den Freihandel in unserer Wertegemeinschaft zu forcieren. Zu bedenken ist, dass dieser Teil der Weltwirtschaft aber nur bei circa 35 % liegt (Basis KKP) und weiter sinkt. Ist das das europäische neue Geschäftsmodell zur Sicherung von Wohlstand und Stabilität?
Meloni warnt vor Bruch von EU-Zusammenhalt
Italiens Ministerpräsidentin Meloni warnte vor Rissen in der Einheit Europas bei der Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland (Hintergrund Abendessen Scholz, Macron, Selenskyj). Sie sagte, diejenigen, die glaubten, dass es in der EU eine erste und eine zweite Liga gebe, diejenigen, die glaubten, dass Europa ein Club sein sollte, in dem es diejenigen gibt, die mehr zählen und diejenigen, die weniger zählen, lägen falsch. Es sei für keinen einfach, mit der öffentlichen Meinung zur Ukraine-Frage umzugehen. Laut einer Ipsos-Umfrage befürworteten zuletzt 30 % der Italiener die Lieferung von Waffen an die Ukraine. Die Quote beträgt 48 % in Deutschland und 52 % in Frankreich.
Kommentar: Meloni spricht ein virulentes Problem an. Die EU zu führen, wird immer schwieriger, da Länder aufgenommen wurden, die die Bedingungen nicht erfüllten (Interessen- und Wertedivergenzen). Dann Führung zu leben, eröffnet die von Meloni adressierten Probleme. An dem Erweiterungsprozess kann die EU scheitern. Wem nützte das, unseren Bürgern?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Italien setzt positiven Akzent
Italien: Die Industrieproduktion nahm per Dezember im Monatsvergleich um 1,6 % zu (Prognose -0,1 %). Der Vormonatswert wurde von -0,3 % auf -0,1 % revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 0,1 % nach zuvor -3,4 % (revidiert von -3,7 %) ein.
UK: BIP mit Dynamikverlust, Handelsdefizit höher
Das BIP sank per Dezember im Monatsvergleich um 0,5 % (Prognose -0,3 %) nach zuvor +0,1 %. Im Jahresvergleich übersetzte sich das in ein Minus in Höhe von 0,1 % (Prognose -0,2 %) nach zuvor +0,6 % (revidiert von 0,2 %).
Das BIP war per viertem Quartal 2022 im Quartalsvergleich unverändert (Prognose 0,0 %) nach zuvor -0,2 % (revidiert von -0,3 %). Im Jahresvergleich lag das Ergebnis bei +0,4 % (Prognose +0,4 %) nach zuvor 1,9 %.
Die Handelsbilanz wies per Dezember ein Defizit in Höhe von 19,27 Mrd. GBP (Prognose -16,40 Mrd. GBP) nach zuvor -14,65 Mrd. GBP (revidiert von -15,62 Mrd. GBP) aus.
USA: Verbraucher fassen Vertrauen
Gemäß vorläufiger Schätzung legte der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan per Februar von zuvor 64,9 auf 66,4 Punkte zu (Prognose 65,0). Das war der höchste Wert seit Januar 2022.
Das Federal Budget wies per Januar ein Defizit in Höhe von 39,0 Mrd. EUR aus (Prognose -63,0 Mrd. EUR, Vormonat -85,0 Mrd. EUR, Vorjahr +119,0 Mrd. EUR).
Russland: Bandbreite für Leitzinsen per 2023 um 0,50 % erhöht
Die russische Zentralbank hat den Leitzins auf der Sitzung am Freitag erwartungsgemäß bei 7,50 % belassen. Die Bandbreite für den voraussichtlichen Leitzins für 2023 wurde von 6,50 % - 8,50 % auf 7,00 % - 9,00 % angehoben.
Die Verbraucherpreise nahmen per Januar im Monatsvergleich um 0,8 % (Prognose 0,7 %, Vormonat 0,8 %) und im Jahresvergleich um 11,77 % (Prognose 11,5 %) nach zuvor 11,9 % zu. Es war der niedrigste Stand seit Februar letzten Jahres (9,20 %).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.
Viel Erfolg!

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Kommentare
Hoffentlich denken Sie dabei auch an Saudi Arabien °!°
Unseren Wohlstand verdanken wir sicher nicht sinnlosen Sanktionen, sondern zuverlässigen Öl- und Gaslieferungen aus Russland sowie billigen Werkbänken in China. Leider kann ich noch immer keinen vernünftigen Plan unserer Regierungs-Darsteller erkennen, außer Deutschland runter zu wirtschaften.
Ich frage mich nur: Wie lange werden sich unsere Wirtschaftsbosse das noch gefallen lassen, bevor sie die Koffer packen.
Danke Herr Hellmeyer!
Ist der globale Handel etwa ein Discounter, wo man sich Produkte mit Gütesiegel und Nachhaltigkeit aus dem Regal holen kann? Und fährt Herr Lindner mit seinem Einkaufswagen hier durch? Er sollte aber auch daran denken, dass andere Länder hier auch "shoppen" gehen und Ausschau nach "Wertepartnern" halten.
Das ganze läuft nunmal bidirektional. Käufer sind gleichzeitig Verkäufer hier!
Ich sehe ihn schon vor dem Tofuregal stehen... der Grüngürtel hinter der Sahelzone könnte doch ein "Schnäppchen" werden...? EU-Subventionierungskommissare machen sicher so lockende Versprechungen, dass man auch schon mal die begleitenden Genderbeauftragten in Kauf nimmt.
Hier erkennen Wertepartner sicher das klare Ziel einer EU (was im Grunde gar nicht so schlecht erscheint):
Hilfe zur Selbsthilfe... egal, ob es ein Krieg in der Ukraine ist oder ein fairer Wirtschaftspakt in der 3. Welt.
Ich denke, Handelsbeziehungen mit Europa waren nie besser zu knüpfen, Verträge nie besser auszuhandeln, als jetzt...
Und falls unser eitles Söderlein tatsächlich auf einer obigen Werbetour ist, dann lieber noch er, als eine grüne Delegation, die im Grunde nur arme erwachsene Kinder suchen, welche sie mit sozialen Geschenken als spätere Wählerschaft gewinnen wollen, welche nicht so "kritiksüchtig" wie ein deutsches "Kernvolk" ist und sich gerne umerziehen lässt, wenn sie von einer Vermögensumverteilung profitieren.
Achtung Ironie, weil tatsächlich sind mir viele "Zugereisten" sympatischer, als manche Ureinwohner, die eher dem Selbsthass verfallen vor lauter Angst, im eignen Land etwas differenziertere Ansichten zu vertreten. Aber gut... auch ich fange irgendwie an, mich zu hassen, wenn ich von Ironie so schnell in Zynismus verfalle...:)
Vlt schaffen wir ja den Spagat hin zu einem Billiglohnland mit menschengerechtem Bürgergeld zu werden... und jetzt finde ich das schon wieder unglaublich komisch und muss lachen...
Das Wording ist einfach urkomisch... Sondervermögen zur Aufrüstung... gelockerte Regeln für Staatshilfen... ungenutzte Mittel aus dem Corona-Hilfstopf... herrje!! wir können es uns sogar anscheinend erlauben, das bisschen Staatsschulden wieder höher zu verzinsen nach vergangener fast schwindelerregender Entschuldungsspirale. Und wir haben ja noch die Inflation... und der deutsche Aktienmuffel wird wieder beruhigt, kriegt er doch bereits wieder an die 3% Zinsen auf Sparguthaben.
Groteskerweise verliert man gerade trotz Inflation wohl weniger, als beim Halten von Aktien. In der Tat halte auch ich gerade die Füße still und stehe am Seitenrand. Seit Jahren heißt es, dieses Jahr wird spannender, als vergangenes. Und es stimmt sogar. Für so viele Crashs und Bullenralleys der letzten paar Jährchen brauchte man früher schon 2 Jahrzehnte. Es war noch nie so einfach, über "Minusgeld" (Schulden) anständigen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen und je mehr Schulden, desto mehr werden "ausgeraubt". Ich datiere das Übel salopp auf das Jahr 1914 mit nicht zufälligen Schlüsselelementen eines 1.WK und vorangegangener Gründung der FED. Davor ist man einfach nach Hause gegangen, wenn das Geld für den Krieg alle war. Seitdem sind alle Kriegskassen immer gefüllt... mit dem Geld derjenigen, die ihn gar nicht wollen. Dachte man vor 15 Jahren vlt, jetzt werden eben Finanzkriege geführt, die wenigstens weniger blutig verlaufen und nur Armut hinterlassen, muss man heute entsetzt feststellen, dass Schulden eben doch wieder aufs Schlachtfeld führen.
Der unangefochtene "Wertepartner" ist doch aktuell unbestritten die Ukraine oder?
Aber bis dahin muss auch der Einsatz von Gentechnik in der EU verifiziert werden. Falls man die Ukraine drin haben will...