Als ich im vergangenem Jahr die neuseeländische Stadt Christchurch besuchte, die Hauptstadt der Südinsel, hatte sich die Metropole gerade mühsam von der Erdbebenkatastrophe erholt, die dort einige Jahre zuvor stattgefunden hatte.

Diese eher langweilige Stadt - allerdings flankiert von einer hohen Lebensqualität -, eingebettet in einer atemberaubenden Landschaft, ist Zielort vieler Menschen aus allen Teilen der Welt - ja, wie Neuseeland überhaupt.

Fanatiker suchen der eigenen Existenz ein höheres Ziel voran zu stellen

Heute wurde Christchurch von einem Terroranschlag heimgesucht, der nicht nur für die Verhältnisse Neuseelands einen erschreckend hohen Blutzoll gefordert hat - bisher 49 Menschen, Männer, Frauen und Kinder.

Opfer ist die Islamische Gemeinde der Stadt, Täter waren Menschen - drei Männer und eine Frau - die zuvor das taten, was heute viele Menschen in der Welt machen: sich islamkritisch bis islamfeindlich äußern, Halb- und Unwissen aufsaugen, Ressentiments freien Lauf lassen, auf Terror und Integrationsschwierigkeiten verweisen. Damit ähneln die Fanatiker unter diesen Menschen jenen Fanatikern, die sich mit islamistischer Ideologie zudröhnen, im Schnelldurchlauf radikalisieren, auf westliche Kriege und Konflikte verweisen und sich dann dem IS anschließen.

Es geht immer darum, seiner Mordlust, seiner eigenen kläglichen Existenz, ein höheres Ziel voranzustellen, der diese Taten rechtfertigen soll. Davon konnte ich mich neulich im Nordirak überzeugen, durch die Begegnung mit den Opfern dieses Terrors.

Gemeinsame Feindbilder: "Die extreme Rechte und die Islamisten sind irgendwie aus dem selben Holz geschnitzt."

Es macht aber wenig Sinn, sich auf die Chronologie oder die geographische Verbreitung dieses Terrors, zu konzentrieren. Eher sollte man sich mit den spezifischen Strömungen beschäftigen, also den gemeinsamen Feindbildern dieses Phänomens.

Dieser Terror ist mit allen Kulturkreisen kompatibel und tritt zu verschiedenen Zeiten auf. Er ist immer gekennzeichnet von Feindschaft gegen die Stadt, gegen Kosmopolitismus, den Geist des Westens, wie er in Wissenschaft und Vernunft zum Ausdruck kommt, gegen Freihandel und Bürgertum - und schließlich gegen den Agnostiker, den Zweifler und Freidenker, der vernichtet werden muss, um den Weg freizumachen für eine Welt des reinen Glaubens.

Diese mörderische Energie konnte sich unter den Nazis, unter Mao in China und auch unter den Taliban in Afghanistan entfalten. Staaten, die gestern Ausgangspunkt des Terrors waren, können heute seine Angriffsziele sein.

Dieses Mal traf es Neuseeland. Wenn auch nicht frei von Problemen, ein glückliches Land, weit weg von den Krisenzonen unserer Welt. Wie sagte mir doch Daniel Gerlach - der Herausgeber des Magazins Zenith - neulich im Interview auf Impuls-TV: "Die extreme Rechte und die Islamisten sind irgendwie aus dem selben Holz geschnitzt."

Gefangen in der Terrorspirale – Frieden ist tägliche Arbeit!

Australische und neuseeländische Medien berichten inzwischen über die Täter. Diese Menschen stammen aus der wirren und wahnhaften Gedankenwelt, welche sich virtuell seit Jahren verbreitet - einer gefährlichen Mischung, einem explosiven Gebräu aus alter Fremdenfeindlichkeit, altem Rassismus, gepaart mit neuem Islamhass, welche völlig außer Acht lässt, wer diesen Terror beflügelt und verbreitet, nämlich der Westen selbst, durch seine engen Beziehungen zu Saudi-Arabien, flankiert von der dadurch erfolgten Penetration salafistischer und wahhabitischer Dogmen.

Wer aber den IS bekämpfen möchte, indem er in einer Moschee der westlichen Welt ein Massaker anrichtet, unterstützt den radikalen Islam, macht sich zu seinem Verbündeten, seinem Komplizen - denn weder islamfeindliche Rechte, noch Islamisten glauben an ein Zusammenleben, bzw. an ein friedliches Nebeneinander.

Sie benötigen den Terror, das Blutbad, um wiederum zu Terror und Blutbädern aufzurufen. Eigentlich eine alte Geschichte, so alt wie die Menschheit selbst. Leider wird zu wenig daraus gelernt.

Die überwiegende Mehrheit unter uns aber möchte weder im Zeitalter eines islamistischen Terrors, noch eines islamfeindlichen Terrors leben. Frieden ist aber kein Naturgesetz, er ist eine Ausnahmeerscheinung, entspricht nur sehr bedingt unserer Natur. Wir müssen täglich dafür arbeiten.

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