Vor Ort auf Rhodos kann das so nicht verifiziert werden. Trotz Hitzewelle mit Temperaturen über vierzig Grad und obwohl verheerende Brände im Südteil der Insel toben, kommen weiterhin Touristen auf die Insel. Hotels klagen zwar über Stornierungen, die bis in den August und September reichen, wenn die Gäste aber erst einmal im Hotel sind, genießen sie den Urlaub. Im Hafen von Rhodos legen die Kreuzfahrtschiffe und Fähren an und bringen Touristen, die ihr Geld auf der Insel lassen. Die Situation am Flughafen hat sich normalisiert, obwohl die seit zehn Tagen wütenden Brände immer noch nicht gelöscht sind.

Die Psychologie von Urlaubern, die für eine Reise gespart haben, blendet lokale Krisen aus. Es geht um die eigene Erholung und Regeneration. Entspannen bei 41 Grad ist erheblich einfacher, als bei solchen Temperaturen zu arbeiten. Wenn auch noch der Spaßfaktor bedient wird, fühlen sich Touristen wohl.

Das bieten die Hotels und Herbergen, die auf Rhodos aktuell nicht vom Feuer betroffen sind. Viele der größeren Anlagen können auf staatliche Hilfen setzen. Die Erfahrung des Feuers, das 2021 ein Drittel des Nordens von Euböa verwüstete, zeigt, dass Premier Kyriakos Mitsotakis mit Vouchern, damals Euböa-Pass genannt, künftig wahrscheinlich als Rhodos-Pass firmierend, sozialen Tourismus in verbrannte Gebiete lenken wird. Die meisten größeren Hotelanlagen können zudem auf Förderprogramme aus dem Regionalentwicklungsfonds der EU hoffen. Sie werden dann „energetisch saniert“, „dem Klimawandel angepasst“ oder was sonst den Projektplanern alles einfallen wird. Die meisten der großen Hotels überstanden die Brände relativ unbeschädigt.

Verbrannt sind kleinere Geschäfte und ärmlichere Häuser. Letztere sind oft die Wohnungen der Betreiber kleinerer unabhängiger Geschäfte oder Herbergen. Für diesen Personenkreis ist der Tourismusboom tatsächlich erst einmal vorbei. Es sind Menschen, die mit den Bürgern von Rhodos bei der Rettung der Touristen eine wichtige Rolle spielten, während der Staat alles unternahm, um die großen Hotelanlagen zu schützen. Sie verfügen meist nicht über die notwendige Kapitaldecke, um eine Krise wie jetzt zu überstehen. Die aktuell wegen der EZB-Entscheidung weiter ansteigenden Zinsen erschweren das wirtschaftliche Überleben zusammen mit den gestiegenen Baupreisen noch mehr.

Vor Jahrzehnten, 1987, brannte es einen ganzen Monat auf Rhodos. Auch damals wurde der Wald im Südosten von Griechenlands viertgrößter Insel Opfer der Flammen. Alles wurde wieder aufgebaut. Damals gab es in Griechenland aber weder den Euro, noch den Pauschaltourismus im aktuellen Ausmaß. Die damalige Regierung in Athen schuf auch für mittelständische und kleine Betriebe die Gelegenheit, touristische Unternehmen aufzubauen. Die Förderung des Mittelstands stand auf dem Programm.

Die aktuelle Politik setzt dagegen auf große Unternehmen. So ist der Blick in die Zukunft für Rhodos einfach. Statt eines Endes des Booms wird es, wenn die Feuer vergessen sind, eine weitere Konzentrierung des Markts auf große, international operierende Unternehmen geben. Mittelfristig wird dies dem griechischen Staat Steuereinnahmen entziehen, weil international operierende Unternehmen ihre Steuerlast am günstigsten Ort ihres Wirkens konzentrieren können. Sie bieten Touristen knapp kalkulierte Pauschalangebote und können über die Masse der Touristen Gewinne generieren. All dies bleibt kleineren Unternehmen verwehrt.

Größter Verlierer der Feuer auf Rhodos ist nicht der Tourismus, es sind die einfachen Bürger und kleineren Unternehmen. Für den Urlaub auf Rhodos bedeutet dies, dass er dann noch „gesichtsloser“ wird und den ohnehin vom Verschwinden bedrohten lokalen Flair der Insel auslöschen könnte.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Im Text erfahren die Leser warum die Brände auf Rhodos nicht den Pauschaltourismus am Mittelmeer beenden, sondern vielmehr die kleineren Unternehmen vom Markt drängen werden.

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