Überhaupt war dieses Jahr ein Reinfall. Man hätte statt der Atomkraftwerke besser das ganze Jahr abschalten und mit 2023 weitermachen sollen. Was die Wirtschaft überrollt, ist eine Kostenlawine bei extrem hohen Energiepreisen und Problemen in der Lieferkette. Dazu halten die Konsumenten auch noch ihr Geld zusammen, wohl ahnend, dass sie es noch brauchen werden. Ideologisierte Wirtschaft ist eben teuer.

Im August stiegen die Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahr um 45,8 Prozent. Das war der höchste Anstieg seit Kriegsende. Über den Daumen gepeilt und statistisch nachgewiesen, frisst sich davon ein Drittel in den nächsten Monaten in den Alltag. Sind die Unternehmen überhaupt in der Lage, ihren Kunden noch höhere Preise abzupressen? Wenn nicht, kommt es zu einer Pleitewelle. Hans Werner Sinn bezeichnet die deutsche Wirtschaft als herzkrank. Leute mit kleinem Einkommen eher als herzlos.

Eine weitere Eurokrise?

Wie man es dreht und wendet… jeder nicht ausgegebene Euro ist derzeit ein guter Euro, auch wenn es dem alles andere als gut geht. Binnen eines Jahres hat er gegenüber dem US-Dollar 17,4 Prozent verloren.

Führende Meinungsexperten haben früher immer behauptet, das würde dem Export helfen. Momentan hilft der Weicheuro eher der importierten Inflation, wenn wir teure Dinge mit weicher Währung aus dem Ausland einkaufen müssen. Und vielleicht brauen sich da im Hintergrund mit den steigenden Zinsen noch ganz andere Überraschungen zusammen, die dann zwar nicht unter dem Weihnachtsbaum liegen, aber ihn anzünden. Die „Eurokrise“ war nicht tot. Sie hat nur vor sich hingeschlummert.

Dazu heben die Zentralbanken weltweit die Zinsen an. Das hilft zwar den Banken, Geld teurer zu verleihen. Aber wer will heute noch mehr Schulden machen, außer die Staaten? Nicht, dass sie das wollen. Sie müssen, damit es ruhig bleibt.

Staatseingriffe mit dem Geld der anderen

Die Verstaatlichungen von Uniper ist wahrscheinlich wieder mal nur der Anfang milliardenschwerer „Investitionen“ mit Steuergeld. Dafür sind wir jetzt auch Besitzer von zwei schwedischen Atomkraftwerken und vier russischen Kohlekraftwerken. Die Götter haben wieder mal gescherzt und ihren Spaß mit der Berliner Politik.

Dazu kommt auch, dass der deutsche Staat der finnischen Fortum ihre Uniper-Anteile abkauft, obwohl das Unternehmen offenbar pleite ist. Fippsi Rösler im Aufsichtsrat von Fortum dürfte zufrieden sein, für Fortum doch noch das Beste herausgeholt zu haben… viel Geld.

Ohne die Sanktionen wäre Uniper gesund, aber abhängig. Aber das sind wir bald auch – nur von den USA und ihrem sündhaft teuren und dreckigen Frackinggas. Die trotz der Verstaatlichung von Uniper zunächst geplante Gasumlage bleibt uns als zusätzliche Abgabe vorerst wohl doch erspart. Aber wer weiß, welche „Alternativlosigkeiten“ demnächst noch auf uns warten. Doch erst muss noch die Wahl in Niedersachsen über die Bühne gehen, dann wissen wir mehr, wobei wir eines wissen: Vor einer Wahl und nach einer Jagd wird am meisten gelogen.

Ob Finanzkrise, Eurokrise oder Corona-Krise, meistens sind die Krisen der Neuzeit recht glimpflich ausgegangen, wobei viel Substanz auf der Strecke geblieben ist. An Geld hat es aber nie gemangelt. Notfalls wurde es gedruckt. Ob aber diese „Sanktionskrise“ auch so glimpflich enden wird?

Über der Kloschüssel. Oder schon drin?

Erschwerend hinzu kommt die Zinswende der Zentralbanken. In den USA wurde der „Leid“-Zins auf 3,25 Prozent hochgeschraubt. Die FED meint es offenbar erst einmal ernst, die verschlafene Inflation mit jetzt höheren Zinsen totzuschlagen. Sollte das gelingen, ist die Wirtschaft im Eimer und die Schuldner hängen über selbigem.

Unter Umständen kommt es dann bei allem Ungemach womöglich noch zu Erschütterungen im gigantisch hohen Schuldenturm. US-amerikanische Hypothekenzinsen sind inzwischen auf 6,4 Prozent gestiegen. So hoch standen sie nur 2007 - vor der Lehman-Krise. Alle anderen Schulden haben sich auch um rund drei Prozent verteuert.

Auch hierzulande wird es teurer, sich Geld zu borgen. So wuchsen Bauzinsen von rund einem auf inzwischen 3,5 Prozent. Staaten müssen für neue Schulden auch tiefer in die Taschen der Bürger greifen. Die Rendite 10-jähriger deutscher Anleihen hatte sich auf 2,02 Prozent hochgeschraubt. Italien muss 4,32 Prozent zahlen und Griechenland 4,60 Prozent.

Dazu liegt der reale Zins in der Eurozone aktuell bei -7,85 Prozent, in den USA bei minus fünf Prozent. Allein diese Zinsdifferenz lässt das Geld aus der Eurozone in die USA flüchten, wo der extrem gestiegene US-Dollar über die Importpreise gleichzeitig die Inflation dämpft.

Der Goldpreis in Euro hat dieses Jahr übrigens „nur“ 5,4 Prozent zugelegt. Der DAX hingegen ist um 22,7 Prozent gefallen. Ja, Aktien sind schon deutlich billiger geworden. Das heißt aber nicht, dass die Kurse nicht noch tiefer fallen können. Sollte es dazu kommen, sollte man etwas Pulver trocken gehalten haben, wenn man es nicht zuvor schon für andere Dinge hat ausgeben müssen.

„Was bedeutet das für mich ganz konkret?!“

Wie man es dreht und wendet, jeder Einzelne führt gerade einen Kampf gegen steigende Kosten, Inflation und diese negative reale Verzinsung. Wie gewinnt man diesen Kampf? Drei Möglichkeiten: 1.) Man erhöht sein Einkommen um netto acht Prozent. 2.) Man streicht seine Ausgaben um acht Prozent zusammen. 3.) Man findet eine „Anlage“ die acht Prozent im Jahr abwirft. Wahrscheinlich werden die Kämpfe an allen drei Fronten gleichzeitig geführt. Und verloren...

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