Zum Glück bin ich seit drei Jahren nur „Mieter“, aber das war kein Fehler.

Kürzlich hatte ich einen Concorde Charisma geliehen. Leider gab es schon beim Abholen des fast neuen Fahrzeugs einen Totalausfall des Navi-Tablets. Es wurden nur Zentralasiatische und Arabische Länder angezeigt, ich wollte aber lieber in den Bayrischen Wald. Eine Stunde Techniker und Hotline-Einsatz brachten keine Möglichkeit das Problem zu beheben. Ergebnis: ich war mit einem 400K-WoMo unterwegs und musste über mein Handy navigieren, was aufgrund der Größenbeschränkungen oft zu lustigen Ergebnissen führte.:-) Dass der Scheibenwischer über die Scheibe rausschlug und die A-Säule malträtierte war jetzt wohl keine Besonderheit.

Im März hatte ich einen fast neuen Carthago E-Liner. Auf der ersten Autobahnfahrt in Frankreich macht es derart heftige Schläge an der A-Säule, dass ich den Notstreifen nutzen musste. Ergebnis: Die Clips der A-Säulen-Verkleidung waren gebrochen. Ich hab´ zum Glück immer 30 kg Werkzeug dabei. Die A-Säule mit Panzertape hochgezogen hat immer für ein paar hundert Kilometer gehalten, dann musste das neu gemacht werden. Habe auf hundert Kilometer 13 Liter Diesel und 2 Meter Panzertape gebraucht. :-)

Dass ich nach wenigen Tagen den Kühlschrankgriff in der Hand, aber nicht mehr am Kühlschrank hatte und sich mehrere Klappenverschlüsse verabschiedet hatten, war da nebensächlich. Meine Frau fragte am ersten Tag auf dem Campingplatz: „Du, sag mal, ist das normal, dass das Wasser aus dem Waschbecken unter dem Schrank rausläuft“… ich antworte „serienmäßig isses nicht, vielleicht Sonderausstattung!? :-)“…Werkzeugkoffer raus, Waschtisch zerlegt…der Siphon war mit einer Uhrenschraube befestigt, die zwischenzeitlich den Geist aufgegeben hatte... Geklemmte Spanngurte haben das Problem provisorisch gelöst.

Im Juli war ich mit einem Liner-for-two (Carthago) in Schweden. Dass wir an jedem zweiten Campingplatz nicht nur unseren FI, sondern auch den des Campingplatzes mehrmals am Tag ausgelöst haben könnte an irgendeiner mangelhaften Isolierung einer Truma oder so liegen, meinte einer der Platzwarte. „Haben wir derzeit häufig“

Gut, blöd war auch, dass sich die Kappe vom Scheibenwischer auf der Autobahn verabschiedet hat und das Scheibenwischergummi sich davonmachen wollte. Not-Stopp auf dem Seitenstreifen, zwei Kabelbinder...weiter geht´s. Was soll man bei einem 250.000,- € Auto auch erwarten… Aber Camping soll ja Abenteuerurlaub sein. :-)

Ein neues Mobil ist kein Garant für gute Qualität - im Gegenteil! (Frank Pohl)

Als Thor Industries 2018 die Hymer Gruppe für ca. zwei Milliarden Euro schluckte, schafften die Amerikaner die Qualitätskontrolle ab, denn die kostet ja nur unnötiges Geld - und Gewinnmaximierung ist bekanntlich vor allem bei Akquisitionen für die Shareholder wichtig.

Durch die Coronakrise brachen zudem die Lieferketten zusammen, sodass bei den Fabrikationen der Reisemobilhersteller letztlich improvisiert wurde, um die bestellten Reisemobile auch fristgerecht liefern zu können.

Dort, wo früher Nirosta-Schrauben oder Metallverbindungen verbaut wurden, kamen nun billige Plastikelemente oder Aluteile zum Einsatz, die nach kurzer Zeit brachen. Es wurde zudem falscher Industriekleber verwendet - teils aus dem Hausbau, aber eben nicht witterungsbeständig - und vieles mehr.

Baupfusch ist vielen bekannt, aber Baupfusch am Reisemobil ist ein Thema, das nicht weniger dramatisch werden kann, wenn die Technik des Traummobils defekt ist.

Machen Sie eine technische Untersuchung bei der Übergabe

Die wenigsten Neukunden kamen auf die Idee, bei der Übergabe auf den beseelenden Champagner des Verkäufers zu verzichten und stattdessen eine genaue „technische Untersuchung“ des Mobils zu starten.

Mängel werden übrigens in zwei Gruppen aufgeteilt: Als „Optische Fehler“ werden kosmetische Mängel bezeichnet, hiermit sind also kleine Kratzer, Lackschäden, ein loser Griff am Schrank oder der Teppich, der nicht richtig verlegt ist, gemeint.

„Elementare Mängel“ können eine mangelhafte Installation von einer Duschwand sein, ein Kühlschrank, der nicht angeschlossen ist, eine undichte Gasanlage (fehlende Druckprüfung) oder Elektro-Probleme, weil die verschiedenen Steckdosen nicht getestet wurden.

Wurden die sicherheitsrelevanten Geräte „vor der Übergabe an den Händler vom Hersteller geprüft“? Das kann man nicht sagen, aber zumindest auf dem Papier wird das bestätigt.

Der Verkäufer hat am Übergabetag nur ein Ziel: Dem Kunden die Unterschrift „zu verkaufen“ mit welcher der Kunde bestätigt, dass „alles in Ordnung“ ist und das Fahrzeug übergeben wurde!

Wer eine Übergabe gut macht, kann noch vor der Unterschrift einen Preisnachlass verhandeln. Wer will wegen solcher Sachen noch einmal hunderte Kilometer zum Händler fahren und wieder vier Wochen warten bis die Mängel behoben sind? Daher heißt es: Kontrolle, ein Blick auf die Liste und die Preissenkung vereinbaren. Der Händler wird sich freuen - der Stellplatz wird gebraucht und hinterher hängt keine Mängelbeseitigung in der Warteschleife.

Fachkräftemangel: Wenn der Pastor zur Klempnerzange greift

Jahr für Jahr gab es ca. 20 % Umsatzzuwachs in der Branche. Hersteller, die in Deutschland produzierten, konnten auf eine gewisse solide Handwerkerausbildung ihrer Mitarbeiter vertrauen und dem Kunden Qualität verkaufen. Einige Hersteller ließen ihre Elemente in der Ukraine herstellen, um sie dann in Deutschland zusammenzukleben.

Doch es gab zu Beginn der Reisemobil-Boomzeit der Corona-Krise nicht mehr genug Fachkräfte für den fachgerechten Auf- und Ausbau der Mobile. Vielerorts wurden so Lehrer, Sozialpädagogen, Gärtner, Rentner, Bauern, Bäcker oder Pastoren eingearbeitet, die teilweise sogar Klempnerarbeiten und Elektroarbeiten durchführten. Hauptsache das Ziel, die bestellten Kundenfahrzeuge auszuliefern, wurde erreicht.

Nachträgliche Mängelbeseitigung – beinahe ein Ding der Unmöglichkeit

Der Markt läuft so: Die Hersteller haben eine enge Händleranbindung und kommunizieren bei Reklamationsmeldungen nie mit dem Kunden direkt. Der Kunde meldet die Mängel also dem Händler und fordert Abhilfe. Dann beginnt das große Hin und Her, das zunächst mit einer langen Phase der „Terminierung“ beim Händler beginnt. Die meisten Händler haben ein großes Verkaufs-, aber ein kleines Werkstatt-Team.

Die sozialen Netze sind voll von hunderten Frust-Berichten von Neukunden, die sich nicht die Mühe machen wollten, vor dem Kauf die Hersteller-Qualität zu analysieren. So als würden sie nicht wahrhaben wollen, dass die Lieferketten-Situation eventuell Mängel an den Reisemobilen zur Folge hatte. Im PKW-Bereich war das vielen bekannt. „Der fehlende Chip“ ließ tausende auf ihren Neuwagen warten - aber fehlende Chips in Hightech Reisemobilen?
Kein Thema! Die Kunden träumten augenscheinlich nur von der schönen Reise…

In den letzten Wochen lernte ich eine 75-Jährige kennen, die sehr traurig war. Sie hatte vor einem Jahr einen High-End Bus bestellt, einen 3,5-Tonner, der ihr vom Händler im Süden sogar nach Hamburg gebracht wurde. Davon was sie sehr beeindruckt. Eine richtige kritische Übergabe hatte sie nie im Sinn, denn der Hersteller war einer der Top 10 Deutschlands. Das Mobil kostete mit Extras 70.000 Euro. Sie wollte noch eine letzte Reise machen und war dementsprechend aufgeregt.

Bei der ersten Wochenendtour stellte sie entsetzt fest, dass die Toilette und die Heizung nicht funktionierten und sich die Duschwandverkleidung sogar vollends ablöste. Die Nieten waren gebrochen.

Der Händler aus dem Süden war nicht Willens den Wagen abzuholen. Der Hersteller bat sie, das Mobil bei einem Händler in der Nähe von Hamburg abzugeben, um die Arbeiten machen zu lassen. Der genannte Händler bei Hamburg hat im Netz schon seit fünf Jahren den schlechtesten Ruf überhaupt. Die Kunden schreiben mehrheitlich: „Der verkauft gern, aber bei Mängeln gibt es keinen Termin“ - und so erging es auch der alten Dame.

Ich schaltete mich in diesem Fall ein, rief die PR-Abteilung des Herstellers an und machte mich für die alte Frau stark - ich erfuhr, dass dieser große Hersteller „erschöpft“ ist, weil er von Neukunden überlaufen wurde, die ihre vielen Mängel behoben haben wollten. Das Händlernetz ist offenbar dazu nicht in der Lage. Wie auch? Man kann von Händlern nicht erwarten, dass sie die massenhaft gebauten Krisenmobile bearbeiten. Das ist personell und wirtschaftlich nicht möglich.

Der Bus der alten Dame steht seitdem auf dem Parkplatz. Der beauftragte Händler hat sich nicht gemeldet. Geld weg, Mobil nicht zu gebrauchen, Mängelbeseitigung in unerreichbarer Ferne.

Ich würde niemandem empfehlen, ein Mobil zu erwerben, das nach 2018 gebaut wurde

Es gibt sie, die legendären Reisemobil-Typen von „sagenhafte Qualität“, die in den Mängelreporten vom ADAC, ACE und Co. - fahrzeugtypisch - die besten Empfehlungen haben. Hier heißt es: Mehr fürs Geld bekommt man beim Kauf eines Gebrauchten. Das einzige Zusatz-Invest sind einige Stunden, eventuell auch Tage, für die Suche im Internet. Hat man ein Fahrzeug im Blick, sollte man die einschlägigen Foren durchforsten und prüfen, ob dieser Fahrzeugtyp eine „schlechte Serie“ war. Darüber gibt es ebenfalls viele Berichte.

Hat man so ein passendes Mobil gefunden, sollte man immer einen sachkundigen Freund zur Besichtigung mitnehmen, oder - wenn ein solcher nicht vorhanden ist – eben einen Gutachter buchen.

Gutachter haben viel zu tun in diesen Zeiten. Und ein Einsatz kann je nach Entfernung zwischen 300 und 800 Euro kosten – dies ist aber wohl die einzige Versicherung gegen „Pfusch am Mobil“. Ein vertrauenswürdiger Händler hat nichts dagegen, wenn dieser Gutachter die Hebebühne der Werkstatt nutzt, denn das schafft Vertrauen.

Auch Privatverkäufer unterstützen meist eine Probefahrt durch den Gutachter. Versteckte Mängel kann solch ein Fachmann gut erkennen. Zum Einsatz kommen zum Beispiel mobile „Röntgengeräte“, um Rost und Rahmenbrüche aufzuspüren. Sogar feuchte Stellen in den Wänden sind mittels Infrarot-Pistole zu finden! Und eine gute Nase erkennt Schimmelsporen im Fahrzeug sofort! Insbesondere die Dichtigkeit der Kabine sollte unbedingt überprüft werden!

Der minimalistische Kleinbus als „sichere Alternative“

Ein anderer Weg, um zu einem guten Reisemobil zu kommen: Der Kauf eines gut erhaltenen - oder in diesem Fall gar neuen - 3,5 Tonnen Kleinbusses oder eines 7,5-Tonners, der von einem Individualausbauer ausgebaut wird. Der Vorteil hierbei: Die guten Ausbauer arbeiten so transparent, dass sie ein Videotagebuch von den verschiedenen Bauabschnitten machen und dem Kunden zur Verfügung stellen.

Diese Mobile sind nicht so „verbaut“ wie die „von der Stange“, wo alles so verklebt und verschraubt ist, dass man nicht einmal mitbekommt, wenn eine Wasserleitung undicht ist.

Es sind hier jedoch allesamt minimalistische Fahrzeuge ohne Minibar und ohne Großgarage. Und in Sachen „Winterfestigkeit“ kann der Ausbau eines Sprinters mit einem XPS Iso-Wandaufbau für den extremen Winter mit Temperaturen von -40 Grad sicher nicht mithalten. Ausbaufahrzeuge nach Kundenwunsch orientieren sich also mehr an den hiesigen meteorologischen Verhältnissen - Reisen an kalten Tagen ist somit möglich, aber nicht im Dauerfrost.

Dafür erhält man ein Plus an Sicherheit: Der Bushersteller ist für das Fahrzeug verantwortlich und der Ausbauer eben für den Ausbau.

In puncto Sicherheit sind „Tarnreisemobile“, auch Stealth-Mobile genannt, groß im Trend. Von außen kann man hier nicht erkennen, dass es sich um ein Reisemobil handelt. Der klare Vorteil: Man kann unerkannt und ohne aufzufallen in den Städten parken und reisen, schließlich steigt die Anzahl an Raubüberfällen.

Hier noch das wohl außergewöhnlichste Tarnreisemobil auf German TV: https://www.youtube.com/watch?v=AfNaaIWzCP8
https://www.mulevans.com/

Und während momentan in den Medienberichten die enormen Besucherzahlen der Messe in Düsseldorf in den Vordergrund gerückt werden, zeichnen die nackten Verkaufszahlen ein ganz anderes Bild: Bei Händlern stauen sich die Vans: aktuelle Zahlen – Caravan Salon 2023

 

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