Hälfte aller Ford-Händler wird keine Elektroautos anbieten oder verkaufen

Und so überrascht es nicht, dass der amerikanische Automobilbauer Ford kürzlich mit der folgenden Mitteilung aufwartete: Nur etwa die Hälfte der 1.550 Ford-Händler im gesamten Land habe sich dazu entschlossen, im laufenden Jahr Elektroautos zu verkaufen.

Wer diese Zahlen einmal in direkten Vergleich mit dem Jahr 2022 setzt, nimmt wahr, dass es damals noch mehr als zwei Drittel aller Ford-Händler waren, die sich im darauf folgenden Jahr zum Angebot und Verkauf von Elektroautos entschlossen hatten.

Anders als im Jahr 2023 werden Ford-Händler in den Vereinigten Staaten im laufenden Jahr verstärkt auf einen Verkauf von Verbrenner- und Hybridfahrzeugmodellen setzen. Seitens des Autobauers hieß es hierzu, dass die Händler des Unternehmens am besten wüssten, welche Stimmung und Nachfrage dort draußen herrsche.

Und weil die Händler beständig ihr Ohr am Markt haben, werde man als Unternehmen auf die sich verändernde Situation reagieren. Zuvor hatte der Autobauer seinen Händlern noch teils sündhaft teure Auflagen gemacht, um die eigenen Geschäfts- und Showräume in das Zeitalter der sogenannten E-Zukunft zu transformieren.

Eine ähnliche Situation bei Buick

Auf ähnliche Entwicklungen wird auch bei Buick geblickt. Im vergangenen Jahr hatte gut die Hälfte aller Buick-Händler im Land optiert, sich im Zuge eines Buyout-Verfahrens aus dem eigenen Geschäft zurück zu ziehen.

Elektroautos wollten die hiervon betroffenen Buick-Händler aufgrund einer zu geringen Nachfrage nicht anbieten. Ende vom Lied war, dass der amerikanische Autohersteller General Motors am Ende des Jahres 2023 über 47 Prozent weniger Buick-Händler verfügte als noch zu Beginn des Jahres.

Anspruch und Realität klaffen weit auseinander

Nichtsdestotrotz wird bei General Motors und Buick an dem ambitionierten Plan festgehalten, die Fahrzeugmarke bis zum Jahr 2030 komplett auf E-Autos umzustellen. Doch mehr und mehr zeigt sich, dass diese Pläne nicht mit der Realität in Einklang stehen.

So teilte der Autobauer Ford im Dezember letzten Jahres mit, die Anzahl seiner gefertigten Lightning Elektro-LKWs im Jahr 2024 zu halbieren. Ab Januar dieses Jahres sollen also nur noch 1.600 anstelle der einst geplanten 3.200 Fahrzeuge pro Woche vom Band laufen.

Dass sich dieses Zurückrudern sowohl negativ auf die Beschäftigung wie auch auf die Stimmungslage im Unternehmen auswirkt, ist selbstredend. Doch eine höhere Produktion lässt die aktuelle Nachfrage in den Vereinigten Staaten augenscheinlich nicht zu.

Unter den Fahrzeughändlern der drei großen amerikanischen Autohersteller (General Motors, Ford und Stellantis) rumort es. Insbesondere Ford hat seine Händler zu enormen Investitionen gezwungen, wenn die Erteilung einer Lizenz zum stationären Verkauf von Elektrofahrzeugen erfolgen soll.

Hierzu gehören beispielsweise auch Investitionen in sogenannte DC-Schnellladesysteme. Die hiermit verbundenen Zertifizierungsprogramme können Händler bis zu einer Million US-Dollar oder gar mehr kosten.

Jetzt geht es vor die Gerichte

Wen wundert es noch, wenn Händler gegen den Autobauer mittlerweile eine Reihe von gerichtlichen Klagen eingereicht haben?! Im Bundesstaat Illinois ist es bereits zu einer Entscheidung gekommen, die aus Sicht von Ford ungünstig ausging.

Danach wurde einer Händlergruppe Recht gegeben, die Ford den Vorwurf einer Verletzung von bundesstaatlichen Gesetzen machte. Nichtsdestotrotz hat Ford mitgeteilt, Berufung in nächst höherer Instanz einlegen zu wollen.

Viele unter den Ford-Händlern waren die ersten im ganzen Land, welche die Alarmglocken aufgrund einer beständig rückläufigen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen im Jahr 2023 läuteten. Im Verlauf des vergangenen Jahres gingen die Dinge so weit, dass Modelle des Fahrzeugs Mustang Mach-E durch die Händler für einen Verkauf abgelehnt und boykottiert wurden.

Eine ähnliche Entwicklung zeichnete sich in der zweiten Hälfte des Jahres dann auch mit Blick auf die bereits zuvor erwähnten Elektro-LKWs des Modells F-150 Lightning ab. Seitens vieler Händler kam es bei den Bestellungen zu einer enormen Zurückhaltung, was schließlich in der Meldung Fords zu einer Produktionshalbierung im Jahr 2024 gipfelte.

Die nachfolgenden Zahlen muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 verkaufte Ford gerade einmal 16.000 Elektro-LKWs im ganzen Land. Die Pläne Fords sahen für den erwähnten Zeitraum hingegen einen geschätzten Absatz von 570.000 Fahrzeugen der F-150-Serie vor.

Wie in vorherigen Ausführungen zu diesem Thema bereits berichtet, hat der Fahrzeughersteller Ford angesichts der desaströsen Absatzentwicklung angekündigt, geplante Investitionen in Höhe von zwölf Milliarden US-Dollar zeitlich in die Zukunft verschieben oder teils komplett aufgeben zu wollen.

Schwindendes Vertrauen

Auch anhand dieses Beispiels zeigt sich, dass sich Anspruch und Realität beziehungsweise Angebot und Nachfrage nicht im jeweiligen Einklang befinden. In Händler-Umfragen schneidet Ford unter den großen amerikanischen Autobauern nun schon seit einiger Zeit am unteren Ende des Spektrums oder auf dem letzten Platz ab.

Beispielsweise gab ein Anteil von 46 Prozent der an landesweiten Umfragen teilnehmenden Händler an, kein Vertrauen mehr in das bestehende Franchise-Modell oder den Autobauer selbst zu hegen. Weder die Fahrzeughersteller noch die Washingtoner Biden-Administration scheinen Verständnis dafür aufzubringen, dass Elektrofahrzeuge aus Sicht von Ottonormalverbrauchern unerschwinglich sind.

Gleichzeitig drohen hohe Investitionen der Autobauer ins Leere zu laufen, weil die Nachfrage trotz einer Gewährung von staatlichen Kaufanreizen nur sehr schleppend verläuft. Zuletzt hieß es in den Medien, dass die Biden-Administration ihre staatlich gewährten Anreize nur noch auf 13 angebotene Fahrzeugmodelle beschränkt habe.

Am Markt vorbei produziert

Die Auswahl eines Fahrzeugmodells wird den potenziellen Kunden auf eine solche Weise praktisch abgenommen. Vielleicht wird man sich in den USA ganz wie zu Zeiten des Kommunismus in der ehemaligen Sowjetunion auf ein führendes Modell wie beispielsweise den Lada einigen, der zukünftig die „Volksgenossen“ im eigenen Land mit seiner Fahrtüchtigkeit wird beglücken dürfen.

Ganz so weit sind wir noch nicht, doch die Dinge entwickeln sich in diese Richtung. Deutlich wird mittlerweile allerorten, dass die Fahrzeughersteller am Markt wie auch den Wünschen ihrer meisten Kunden vorbei produziert haben.

Beispielsweise hatte Jim Farley, der Vorstandsvorsitzende des Autobauers Ford, noch im Frühjahr 2021 erklärt, dass die auf Elektroantriebe umgestellte F-150-Serie als Testlauf im Hinblick auf die Batterieakzeptanz unter Ottonormalverbrauchern betrachtet werden könne.

Wenn es nach den heutigen Daten und Zahlen geht, so ist dieser Testlauf völlig anders ausgegangen als es sich der Ford-Vorsitzende vorgestellt oder gewünscht haben mag. Ergebnis ist, dass nun bereits hektisch zurück gerudert wird, geplante Investitionen verschoben oder abgesagt werden und die Pläne zu einem Neubau von Werken an die vorherrschenden Bedingungen angepasst werden.

Oder anders ausgedrückt: Realität hält Einzug in die Köpfe. So hatte es vor Weihnachten auch Akio Toyoda, der Vorsitzende des japanischen Automobilverbandes, auf den Punkt gebracht.

Bei dem amerikanischen Autohersteller Ford wird indes weiterhin darauf gehofft, dass es sich angesichts der enormen Absatzprobleme im F-150-Serienbereich um rein modellbehaftete Schwierigkeiten handeln wird, von der andere Fahrzeugmodelle nicht auf eine ähnliche Weise betroffen sein werden.

Kein guter Schatten

Andernorts laufen die Alarmsirenen schon längst auf Hochtouren. So zum Beispiel unter den Analysten an den Finanzmärkten, die sich durchaus einige Sorgen in Bezug auf die zukünftige Absatz- und Gewinnentwicklung unter Amerikas Autobauern zu machen beginnen.

Danach werfe die Entwicklung in Fords Serienbereich F-150 keinen guten Schatten auf die weiteren Absatzprognosen im Elektrofahrzeugsektor. Ganz im Gegenteil müsse Jim Farley sich bescheinigen lassen, dass sein im Jahr 2021 angekündigter Feldtest gescheitert sei, wie es vielerorts heißt.

Auch der FreedomWorks-Ökonom und ehemalige Trump-Berater Stephen Moore teilte im Oktober vergangenen Jahres in einem Interview gegenüber dem Sender Fox News mit, dass Elektrofahrzeuge zum nächsten großen Flop der amerikanischen Autoindustrie avancieren werden, falls sich diese Entwicklungen in nächster Zeit fortsetzten.

Die Käufer stimmten mit den Füßen ab, um zu signalisieren, diese Art von Fahrzeugen nicht erwerben zu wollen. Eine Mehrheit unter den potenziellen Autokäufern scheine diese Fahrzeuge laut Stephen Moore nicht zu wollen.

Eine sich aus diesem Umstand ableitende Lektion laute wie folgt: Amerikanische Verbraucher lassen sich nicht finanziell bestechen, um Fahrzeuge zu kaufen, die sie nicht wollen. Stephen Moore kritisierte weiter, dass sowohl General Motors als auch Ford es vorgezogen hätten, in ihren Blasen weiter zu leben.

Denn viel zu spät bis überhaupt nicht sei bis zum damaligen Zeitpunkt auf desaströse Absatz- und Verkaufszahlen seitens der Autobauer reagiert worden. Vielmehr habe es geheißen, trotz der miesen Verkaufszahlen an den eigenen Plänen festzuhalten, um einer vollumfänglichen Elektrifizierung der amerikanischen Fahrzeugindustrie nach wie vor das Wort zu reden – Koste es, was es wolle.

Auch die Biden-Administration und das Weiße Haus scheinen die Zeichen der Zeit weiterhin ignorieren zu wollen. Denn nach wie vor gilt das durch Joe Biden ausgegebene Ziel, dass die Hälfte aller Fahrzeuge in den USA bis zum Jahr 2030 entweder elektrisch oder in Form von Plug-in-Hybridsystemen angetrieben werden sollen. Ein Traum der alsbald ausgeträumt sein dürfte, wenn die Dinge so weitergehen werden.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite oilprice.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Die Fahrzeugmärkte blicken interessanten Zeiten entgegen. Irgendetwas wird sich angesichts der aktuellen Gegebenheiten wohl ändern müssen.

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