Die „Revolution“ an den Märkten für Elektrofahrzeuge lässt weiterhin auf sich warten. Die Probleme, mit denen sich alle führenden Autobauer unserer Welt konfrontiert sehen, sind hinlänglich bekannt.

Vor Weihnachten setzten unter anderem Tausende Fahrzeughändler in den Vereinigten Staaten Joe Biden und das Weiße Haus mittels eines übersandten Brandbriefs darüber ins Bild, wie Elektrofahrzeuge auf ihren Höfen wie Sauerbier auf Käufer warteten.

Erst Hü, dann Hott

Nach Deutschland blickend, erweist es sich einerseits nicht als vorteilhaft, dass die Berliner Bundesregierung die staatliche Förderung für Elektrofahrzeuge angesichts von Sparzwängen und Haushaltsprobleme inzwischen gekippt hat.

Ferdinand Duddenhöfer vom Institute for Automotive Research hatte bereits vor einigen Wochen davor gewarnt, dass deutsche Autobauer wie Volkswagen aufgrund eines solchen Hü und Hotts in den politischen Entscheidungen einfach nicht die notwendigen Volumen an E-Autos produzieren könnten, um von zukünftigen Skaleneffekten zu profitieren.

Es drohe vielmehr die Gefahr, von Produzenten in der Volksrepublik China links und rechts überholt zu werden, wodurch die Stabilität der deutschen Automobilindustrie in Gefahr zu geraten drohe.

Andererseits klafft weiterhin ein enormes Gefälle, wenn sich die Dinge um den Ausbau der Ladeinfrastruktur drehen. So hieß es in verschiedenen Berichten in den vergangenen Tagen beispielsweise, dass das Stromnetz in Deutschland für einen weitläufigen Ausbau der E-Ladesäulen der Firma Aral in vielen Fällen zu schwach sei.

Hertz wendet sich ab

Ein gehöriger Gegenwind kommt nun auch aus der Autovermietungsbranche. So warnt beispielsweise der internationale Autovermietungskonzern Hertz unter anderem vor den zu hohen Reparaturkosten, die mit einer Unterhaltung von Elektrofahrzeugen verbunden sind.

Und so kündigte Hertz an, seine Fahrzeugflotte durch einen Verkauf von 20.000 E-Autos entsprechend bereinigen zu wollen. Hierbei handelt es sich anteilig um gut ein Drittel an der gesamten Elektrofahrzeugflotte des Unternehmens.

Von der getroffenen Entscheidung sind alle führenden Marken betroffen, darunter Tesla, Volvo oder auch Chevrolet Bolt. Die meisten dieser Fahrzeuge werden bereits zum Kauf angeboten. Nicht selten mit hohen Rabatten und Preisnachlässen.

Experten sehen in dieser Entwicklung alles andere als ein gutes Zeichen. Denn wenn Autovermietungsfirmen sich zu einem Verkauf von eigenen Flottenfahrzeugen unter Hinnahme von derart hohen Preisnachlässen entscheiden, so handele es sich um einen Hinweis, der auf den Wunsch von beschleunigten Abverkäufen hindeute.

Ein sich fortsetzendes Vorhalten von Elektrofahrzeugen scheint bei Hertz nicht allzu weit oben auf der eigenen Prioritätenliste zu rangieren. Mancherorts wird darüber spekuliert, ob dem nun erfolgenden Abverkauf von Elektrofahrzeugen die Erkenntnis bei Hertz zugrunde liegen könnte, die Funktionsfähigkeit und die Profitabilität des eigenen Unternehmens zu schützen.

Das Unternehmen Hertz weist selbst darauf hin, dass die sich aus Unfällen und sonstigen Schäden im Elektrofahrzeugsegment ableitenden Kosten auch im laufenden Quartal als zu hoch erwiesen.

Aus diesem Grund habe man sich bei Hertz dazu entschieden, die eigene Elektroautoflotte deutlich zu reduzieren. Zwar wird damit gerechnet, dass die getroffene Entscheidung die Gewinne des Unternehmens im laufenden Jahr beflügeln wird.

Nichtsdestotrotz reagierten Investoren an den Börsen auf die Meldung mit einem Abverkauf des Hertz-Papiers. So büßte die Aktie des Unternehmens am Tag der Meldung in der Spitze bereits vorbörslich um bis zu sieben Prozent ein.

Die durch Hertz getroffene Entscheidung droht einmal mehr für ein hohes Maß an Verwirrung an den Elektrofahrzeugmärkten zu sorgen. Der entscheidende Aspekt der Verlässlichkeit lässt nach wie vor auf sich warten.

Die Erwartungen haben sich bislang nicht erfüllt

Im Jahr 2021 hatte das Unternehmen Hertz inmitten der Covid-Krise ein Insolvenzverfahren durchlaufen. Um zukünftig gestärkt aus diesem Verfahren hervorzugehen, hatte Hertz damals stolz den eigenen Plan angekündigt, den Anteil von Elektrofahrzeugen an der betriebseigenen Fahrzeugflotte deutlich zu steigern.

Der Vorstandsvorsitzende Mark Fields sprach damals zudem darüber, dass eine solche Entscheidung auf harten Fundamentaldaten wie auch „gesundem Menschenverstand“ beruhe. An dieser Sichtweise scheint aus heutiger Perspektive nicht allzu viel dran zu sein. Vielmehr überwog die pure Ideologie.

Tatsache ist, dass sich der Fahrzeugmarkt nach den Ereignissen in den letzten Jahren erneut in einem Zustand der drastischen Veränderung befindet. Die Frühkäufer von Elektrofahrzeugen werden aufgrund des Hü und Hotts in den politischen Entscheidungen mittlerweile von ihren eigenen Kaufentscheidungen abgehalten.

Gleichzeitig haben die stark gestiegenen Zinsen an den Finanz- und Kreditmärkten weltweit zu einer verstärkten Kaufzurückhaltung beigetragen. Drittens sind Elektrofahrzeuge im direkten Vergleich mit herkömmlichen Verbrennerfahrzeugen nach wie vor viel zu teuer.

Viertens bilden sich an den Elektrofahrzeugmärkten bislang noch kaum als solche zu bezeichnende Gebrauchtwagenmärkte heraus. Und fünftens reißen die Diskussionen über unzuverlässige Elektrobatterien und Reichweiten einfach nicht ab.

Auch diese anhaltenden Diskussionen, so berechtigt diese auch sein mögen, leisten keinen Beitrag dazu, eine breite Masse vom Kauf eines Elektrofahrzeugs zu überzeugen. Selbst Autovermietungskonzerne wie Hertz bekommen dies, wenn auch aus anderen Gründen, mittlerweile ganz offensichtlich in der eigenen Geldbörse zu spüren.

Hinzu gesellt sich Kritik, wonach sich Ersatzteile im Elektrofahrzeugbereich in manchen Fällen nur schwer oder nur unter Hinnahme von langen Warte- und Lieferzeiten beschaffen lassen. Ferner seien diese Ersatzteile im Vergleich mit herkömmlichen Verbrennerautos zu teuer.

Allgemeine Nachfrage schwächelt

Inzwischen berichten Medien wie businessinsider.com darüber, dass Autovermietungsfirmen wie Hertz es nun auf die harte Weise lernten, dass auch die Nachfrage unter den eigenen Kunden nach Elektrofahrzeugen zu wünschen übriglassen.

So heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, dass Hertz die 20.000 zum Verkauf stehenden Elektrofahrzeuge durch herkömmliche Verbrennerfahrzeuge ersetzen möchte.

Wie soll eine politisch angedachte „Transformation“, die unter Teilen der Gesellschaft aus verschiedensten Gründen ohnehin in Zweifel gezogen oder gar rundheraus abgelehnt wird, auf eine solch holprig-dilletantische Weise gelingen?!

Vertrauen in eine neue Technologie wird auf eine solche Weise nicht geschaffen. Wenn es dann seitens Autovermietungsfirmen wie Hertz dann auch noch heißt, dass herkömmliche Verbrennerfahrzeuge im Bedarfsfall nicht nur günstiger, sondern auch einfacher zu reparieren seien, so bildet sich hier aus Sicht der Automobilindustrie ein höchst toxisches Gemisch.

Gewiss sind mit der Nutzung von Elektrofahrzeugen auch Vorteile verbunden. Nicht selten wird unter Nutzern auf ein tolles Fahrgefühl und das Potenzial von Einsparungen im Energieantriebsbereich pro Kilometer hingewiesen.

Ob eine solche Sichtweise auch auf die Bedingungen in der „Stromteuernation“ Deutschland zutrifft, mag jedermann für sich selbst beantworten. Die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley scheint die Dinge mittlerweile ein wenig differenziert und aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Denn Morgan Stanley hat eine Warnung herausgegeben, wonach die durch Hertz getroffene Entscheidung im übergeordneten Zusammenhang negativ eingeschätzt wird. Es handele sich hierbei um ein Warnzeichen, dass die Erwartungen an Absätze und Gewinne unter den großen Autoherstellern gesenkt werden müssen.

Noch Ende des Jahres 2022 hatte Hertz den Plan verfolgt, der eigenen Fahrzeugflotte 100.000 Teslas hinzuzufügen. Daraus wird jetzt ebenfalls nichts, nachdem sich Hertz anstelle von einem Kauf von Tesla-Fahrzeugen wahrscheinlich aus Kostengründen zu einem Erwerb von 65.000 Polestar-Fahrzeugen entschlossen hatte, der nun über einen Zeitraum von fünf Jahren gestreckt werden soll.

 

Ob es angesichts der aktuellen Entwicklungen bei diesen Plänen bleiben wird, ist bislang noch nicht raus. Dass die Strompreise in Deutschland aufgrund des verfassungswidrigen Haushalts der Bundesregierung und damit verbundenen Anpassungen laut Verbraucherschutzzentrale deutlich steigen wird, nährt die ohnehin bestehende Skepsis.

Link zum Bericht: https://www.focus.de/auto/elektroauto/news/neuer-anlauf-fuer-e-auto-foerderung-so-kann-sie-finanziert-werden_id_259547706.html

Für weiteres Aufsehen sorgte in Deutschland ferner zuletzt eine Meldung, wonach Benzin- und Dieselfahrer aufgrund der wegbrechenden staatlichen E-Auto-Förderung vermeintlich in die Bresche springen und zur Kasse gebeten werden sollen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite von citizen.co.za.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

So manche Vorstellungen sowie rosarote Gedanken- und Erwartungsblasen scheinen gerade zu platzen. Hierauf hatte zuletzt auch Akio Toyoda, der Vorsitzende des japanischen Automobilverbandes hingewiesen, als er sagte, dass langsam aber sicher „Realität in die Köpfe an den internationalen Fahrzeugmärkten Einzug“ halte.

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