Gemeint ist hiermit selbstverständlich der Ukraine-Konflikt, in dem sich der Westen und die Russische Föderation nach wie vor ein Tauziehen um die Vorherrschaft in dem strategisch und geografisch wichtigen Land liefern, das jederzeit wieder eskalieren könnte.

Nachdem bereits die Trump-Administration grünes Licht für den Beginn von amerikanischen Waffenlieferungen gegeben hatte, setzt sich diese Entwicklung unter der Administration von Joe Biden nahtlos fort.

In der Russischen Föderation hat dies zu der Erkenntnis geführt, dass sich die durch die USA und den Westen gestützte Regierung in Kiew auf eine militärische Eskalation der aktuellen Lage vorbereiten könnte.

Russlands stellvertretender Außenminister Andrei Rudenko teilte jüngst gegenüber der Presse mit, darauf zu hoffen, dass die Vernunft obsiegen und es nicht zu feindlichen Auseinandersetzungen zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation kommen wird.

Vor wenigen Tagen war es zur Abhaltung einer Konferenz des Valdai Clubs mit dem Schwerpunktthema einer sich intensivierenden Zusammenarbeit zwischen der Russischen Föderation und Usbekistan in Taschkent gekommen, in deren Zuge nicht nur der überstürzte Rückzug der Amerikaner und des Westens aus Afghanistan, sondern auch die Entwicklung der Lage in der Ukraine thematisiert wurde.

Laut Andrei Rudenko sei sich sein Land über die militärischen Vorbereitungen der Kiewer Regierung vollauf bewusst. Diese Vorbereitungen vollzögen sich zudem mit Unterstützung der Vereinigten Staaten und einer Reihe von anderen Ländern.

Erschwerend geselle sich aus russischer Sicht die Tatsache hinzu, dass es nahezu unmöglich sei, irgendwelche Vorhersagen in Bezug auf die Handlungsweisen der politischen Führung in Kiew anzustellen, da deren Vertreter unberechenbar seien, weshalb jedwede Entwicklung im Bereich des Möglichen läge. Es ließe sich schlichtweg nichts mehr ausschließen, so Rudenko.

Aus diesem Grund hätten sich die militärischen Planungen des Moskauer Kremls an diese Situation angepasst, um selbst auf alle denkbaren Eventualitäten vorbereitet zu sein. Trotz allem herrsche im Moskauer Kreml noch immer die Hoffnung vor, dass sich ein militärisches Szenario unter Einbezug der ostukrainischen Donbass-Region zukünftig vermeiden lassen werde.

Es stellt sich nach dem Abzugs-Debakel aus Afghanistan vielerorts die Frage, ob die sich die Kiewer Regierung im Ernstfall tatsächlich auch auf eine Rückendeckung der Washingtoner Regierung würde verlassen können. Ähnliche Fragen stellen sich momentan auch aus Sicht der Regierung im taiwanesischen Taipeh.

Dass die Amerikaner ihren angelsächsischen Verbündeten traditionell den Vorzug vor anderen Nationen einräumen, versteht sich aus dem Blickwinkel der jüngeren Historie von selbst.

Doch auf welche Weise nicht nur der katastrophale Abzug vom Hindukusch unter den kontinentaleuropäischen Verbündeten der USA für Verstimmung und einem Verlust an Vertrauen gesorgt hat, zeigt sich zurzeit anhand des in der vergangenen Woche verkündeten U-Boot-Geschäfts zwischen den USA, U.K. und Australien.

Aus Perspektive der Kontinentaleuropäer scheint diese Entwicklung wie eine Art Sahnehäubchen auf einen sich inhaltlich und perspektivisch ohnehin bereits auftuenden Graben gewirkt zu haben, der die sich um das U-Boot-Geschäft betrogen fühlenden Franzosen nun zu einer Blockade eines mit Australien in Aussicht gestellten Handelsabkommens zu bewegen scheinen.

Down Under, das sich nun schon seit einiger Zeit in einem sich intensivierenden Handelskrieg mit der Volksrepublik China befindet, ist dringend daran gelegen, sich neue Absatzmärkte in Übersee zu erschließen, weil sich mit Blick auf die bilateralen Beziehungen zwischen Peking und Canberra keine Verbesserung, sondern viel eher eine stetige Verschlechterung der Lage ankündigt.

Zurück zur Ukraine. Es ist der ehemalige US-Botschafter in Kiew, John Herbst, der jüngst mit den Worten zitiert wurde, dass die Kiewer Regierung sich im Falle eines Kriegsausbruchs mit der Russischen Föderation nicht auf Unterstützung durch Washington zählen sollte.

Laut Herbst sähe sich die Washingtoner Regierung dazu in der Lage, die Ukraine mit Waffen, nicht jedoch mit einer Stationierung von amerikanischen Truppen, zu versorgen. Noch seien solche Überlegungen zum Ausbruch eines potenziellen Krieges in Osteuropa laut John Herbst verfrüht und unbegründet, was sich allerdings ändern könnte, falls sich die Situation plötzlich radikal verschlechtern sollte.

Was sich jedoch am Horizont abzuzeichnen beginne, sei neben einer Intensivierung von schwerwiegenden Cyber Attacken durch die Russische Föderation (was an dieser Stelle unkommentiert stehenbleiben soll) auch ein Austritt des Landes aus dem internationalen SWIFT-System.

Diese Aussage des ehemaligen US-Diplomaten lässt sich nachvollziehen. Ich hatte Ihnen über den Verlauf der vergangenen Jahre berichtet, auf welche Weise sich die Russische Föderation mittels des Aufbaus eines eigenen Zahlungs-, Informations- und Abwicklungssystems auf die Möglichkeit eines Ausschlusses aus dem SWIFT-System vorbereitet hatte.

Darüber hinaus intensivieren sich die Bemühungen zwischen der Russischen Föderation und der Volksrepublik China, deren Finanzmärkte im Zeitablauf in einem wachsenden Ausmaß miteinander zu verknüpfen und zu integrieren.

Auf eine mögliche NATO-Partnerschaft der Ukraine angesprochen, erklärte John Herbst, dass sich unter den Mitgliedern der Militärallianz keine Bereitschaft zu einer baldigen Aufnahme der Kiewer Regierung abzeichne. Hierbei handele es sich, wenn überhaupt, um einen sehr langfristigen Prozess, weshalb es im Verlauf der nächsten fünf, und wahrscheinlich auch nicht der nächsten zehn Jahre, zu einer solchen Entwicklung kommen werde.

Allerdings machte John Herbst in diesem Punkt auf eine Einschränkung aufmerksam, und zwar für den Umstand, dass es zu einer radikalen Verschlechterung der Situation in der Region kommen sollte.

Angemerkt sei an dieser Stelle, dass momentan Berichte kursieren, laut denen die Vereinigten Staaten die Ukraine mit einem speziellen Raketenabwehrsystem (Iron Dome) beliefern könnten. Selbstverständlich würde sich die Abwehrbereitschaft der Ukraine - nebst anderen militärischen Fähigkeiten - auf diese Weise schlagartig verbessern.

Ob die politische und militärische Führung der Russischen Föderation die Stationierung und Inbetriebnahme eines solchen Waffensystems an den eigenen Grenzen stillschweigend in Kauf nehmen würde, steht zu bezweifeln. Vielmehr könnte es sich hierbei um eben jene Entwicklung handeln, die das Fass zum Überlaufen zu bringen droht, und woraufhin die Russische Föderation Kiew den Krieg erklären könnte, um sich einem solchen Szenario mit aller Macht entgegenzustellen.

In einem Bericht von Politico hieß es hierzu vor Kurzem, dass die Vereinigten Staaten nicht über eine ausreichende Anzahl von Luft- und Raketenabwehrsystemen verfügten, weshalb eine Ausfuhr von solchen Systemen an Drittländer unter den aktuell gegebenen Bedingungen nahezu ausgeschlossen sei.

Der Bericht nahm unter anderem auch Bezug auf einen Kongressmitarbeiter, ausführend, dass, wenn überhaupt, höchstens zwei von Israel gekaufte Iron-Dome-Systeme als Hauptkandidaten für einen Weiterverkauf an die Ukraine zur Verfügung stünden.

Um nochmals auf den in der vergangenen Woche verkündeten U-Boot-Deal zwischen den USA, Großbritannien und Australien zu sprechen zu kommen, so teilte Nikolay Patrushev, hochrangiges Mitglied des Sicherheitsrats der Russischen Föderation mit, dass sich dieser Pakt nicht nur gegen Peking, sondern auch gegen die Moskauer Regierung richte.

Patrushev verglich diesen neuen Dreier-Pakt mit dem sogenannten Quad-Bündnis zwischen den USA, Japan, Indien und Australien. Quad verfolge das hauptsächliche Ziel, die Position der Vereinigten Staaten in der Asien-Pazifik-Region zu stärken.

Laut Patrushev sähe der neue Pakt in der Region vor, dass die USA und Großbritannien die Regierung in Canberra mit wichtigem Know-how im technischen Bereich zur Entwicklung von atombetriebenen U-Booten versorgen werden. Hieraus leite sich eine Bedrohung aus Sicht der gesamten Sicherheitsarchitektur auf dem asiatischen Kontinent ab.

Dass sich Australiens Regierung nicht nur auf Konfrontationskurs gegenüber seiner eigenen Bevölkerung, sondern auch auf dem internationalen Parkett zu befinden scheint, kommt in diesen Tagen vielleicht auch anhand eines Berichts in dem Blatt The Australian, das zum Medienuniversum von Rupert Murdoch gehört, zum Ausdruck.

In diesem als provokant zu bezeichnenden Bericht wird die Forderung aufgestellt, Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping mittels eines durch die Quad-Nationen auszuführenden Putsches von der politischen Macht zu entfernen. Nur auf eine solche Weise ließe sich ein dramatischer Showdown zwischen westlichen Nationen und der Volksrepublik China noch verhindern, wie es in diesem Bericht weiter heißt.

Nach einer Entfernung Xis von der politischen Macht müsse es im Anschluss zu einer demokratischen Reformierung aller Strukturen in der Volksrepublik China kommen. Ähnlich wie einst Südkorea oder Taiwan seit dem Ende der 1980er Jahre, müsse auch China endlich auf einen solchen Weg gebracht werden.

Mit welcher Hybris in diesem Bericht Forderungen aufgestellt werden, ohne dabei auch nur annähernd zu berücksichtigen, dass die Inselrepublik Taiwan durch die Pekinger Führung als integraler Bestandteil des eigenen Territoriums betrachtet wird, und welche Konsequenzen und Auswirkungen die Umsetzung von solchen Forderungen nach der Wende in Russland zur Folge gehabt hatten, wird einfach unter den Tisch gekehrt.

Wladimir Putin ist mittlerweile nicht von ungefähr seit zwei Jahrzehnten in den höchsten politischen Ämtern seines Landes, da er – entgegen seinen „demokratischen“ Vorgängern wie Boris Jelzin – dem eigenen, der damaligen Superkorruption und Verwahrlosung preisgegebenen Land wieder eine innere Ordnung, eine tragfähige Struktur und einen wirtschaftlichen Aufschwung zu bescheren wusste.

Ganz so, als ob der Fall von Afghanistan nicht klar und deutlich aufgezeigt haben würde, dass Versuche eines „Nation Building“ samt einem Überstülpen der eigenen westlichen Werte – insofern sich von Werten überhaupt noch sprechen lässt – über die Köpfe von anderen Kulturen von Vornherein zum Scheitern verurteilt sind, soll nun also laut Forderung der Murdoch-Presse die Volksrepublik China hinsichtlich eines Regimewechsels ins Visier genommen werden.

Mit welcher Arroganz und Hybris die Dinge in Australien, einem Land mit gerade einmal 25 Millionen Einwohnern, schon seit geraumer Zeit betrachtet werden, zeigte sich unter anderem auch anhand eines Berichts des ehemaligen australischen Premierministers Kevin Rudd, der inhaltlich den Vorschlag unterbreitete, dass die Quad-Nationen Xi Jinping seine Arroganz und dessen Jingoismus austreiben sollten.

Dass sich die australische Polit-Führung gegenüber der eigenen Bevölkerung schon seit Monaten selbst wie ein Superdiktator gebärdet, fällt in solcherlei Betrachtungen unter den Tisch. Wer hätte geglaubt, dass ein Land wie Australien so schnell in einen Diktatur-, Zensur- und Unrechtsstaat abgleiten würden, wenn bedacht wird, wie vielen Menschen Down Under noch vor nicht allzu langer Zeit als exquisites Auswanderungsziel mit einer hohen Lebensqualität in den Köpfen geisterte?!

„Was heißt das für mich konkret!?“

Außenpolitisch scheint die Welt auf einen Showdown hinauszulaufen, der sich bereits seit geraumer Zeit abzeichnet. Allein für sich sind nicht wenige Menschen schon wahnsinnig, doch im Kollektiv wird dieser Wahnsinn, wie die Geschichte und die in unserer modernen Zeit anhaltende Corona-Hysterie zeigen, noch viel gefährlicher.

Es bleibt, wie Andrei Rudenko ausführte, zu hoffen, dass allseits die Vernunft die Oberhand vor emotional bedingten Fehltritten behalten wird. Damit unsere Menschheit auch morgen noch Perspektiven (des Miteinander- und Überlebens) sowie eine Zukunft haben wird.

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